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Allerthal -Mang. Lokalblatt für Nur, Auerhammer, Zelle-«öfter»ein, Rieder-«. Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, B-rn-bach u»d Vie «Miege»d«r Ortschaft«». «scheint MMwoch«. Urettag«, «onnta«». «»»»«eMentSpreiS tnel. der 3 wer.Mllen Bei!« «en vierteljLhrlich mü Bringerlohn 1 Mr, LV Pf. durch du Poft IM.« Pf. Mit S rrxßrirtei» N-UtLtt-r»»: Deutsche- AamMen^tatt, KAte Krister, Aeitspiegel. Verantwortlicher Redakteur: P»U Heg«N0tf»«k tu Rue («r^ebnge). Nedaktlon u. Erftedition: Av», Markt strafte. - Inserat« di« «inspa'tig« E»rpu«jeile tv Pf., di» »öl'« Seit« 30, >/, S. 20, >/. St.« «k. bei Wiederholungen hoher Rabatt. All« Postanstalten und Landbriestrbger nehmen Bestellungen an. 6. Jahrgang. Freitag, den 18. August 1893. No. 97. Neue Steuerprojette. — Labak, Quittungen, Börse und Wein — diese stad da» Viergespann, mit dem man die verfahrenen ReichS- finanjen au« dem Sumpfe ziehen will. Wa» die Labak» sabrikatstrurr betrifft, so wird dir Stempelung an der Ver packung vorgenommen «erden. Die verpackte und mit de« Stempel versehen« Ware wird von dem Händler ohne jede Beschränkung »der Kontrollierung dem Klein» »erkeuif «uSgesetzt: derselbe vollzieht sich völlig in der bi«» heregen we,,e. Der geplante Zuschlag zur ReichSftempel- steuer Wird «inerseit» in einer «eiteren Ausbildung der Vörsensteuer, andererseit» in der Einführung der Quit- tungSsteuer bestehen, die Abstempelung der Quittungen dürste, um die Belästigung de« Verkehr» möglichst einzu schränken, durch Aufkleben von Stempelmarken auf die Quittungen durch da» Publikum selbst erfolgen. Die Weinsteuer soll eine LuxuSstruer sein und weder die Ein» nahmen der Einzelstaaten au» den bisherigen Weinsteuern schmälern, noch den Konsum billiger Weine verteuern. Sie soll lediglich die teuren Weine in Betracht ziehen, ua- § ter denen auch die Schaumweine inbegriffen stad. Vom Schaumwein, au» de« man einer früheren Schätzung zu folge S Millionen Mark hrrausschlagen wollte, hofft man einen bedeutend höheren Ertrag zu erzielen. — Da» ist da« Rezept, welche» die Finanzheilkünstter in Frankfurt de« deutschen Volk verschrieben haben. Er» ttigliche» und Bittere« ist in ihm zusammengemisch». Er» träglich ist vor allem dir Börsensteuer. Ja, nicht bloß er träglich, nein sie ist seit dem Millionen-Raubzug der Herren Ritter und Blumenseld populär, wir keine. Auch im Reich»tage wird sie kau« große Anfechtung erleben, und e< «erden Vielleicht mehr Wünsche nach einer «eiteren Verschärfung laut «erden, al» solche, welche eine Herab setzung der Steuersätze fordern. Die Stimmung im Reichs tage, wie i» Volk« geht dahin, daß die Börse viel, viel «ehr bluten muß, al« sie bisher geblutet hat. Die La» bakfabrikatsteuer wird schon unangenehmer empfunden. Hoffentlich kann sie so eingerichtet werden, daß die teuren Sorten getroffen und Pfeife und Cigarre de« kleinen Manne» thunlichst geschont werden. Es wird aber auch wünschenswert sein, zu verhüten, daß die auch in der Labakindustrie sehr stark vorhandene Spekulation sich die Gelegenheit zu Nutze macht und »eben der FabrikationS- steurr zu Gunsten de» Reiche», noch eine Spekulations abgabe zu Gunsten der eigene« Lasche erhebt. Am mei- sten »erde« bei dieser Gteuer die unvermeidlichrn Kon- trollbestimmungen in» Gewicht fallen. W» erwachsen au« ihnen allerlei Belästigungen, auch wenn di« Aussicht noch so rücksichtsvoll gehandhabt «erde» sollte. Ebenso zwei- drutig« Gefühle al» die Tabaksteuer erweckt die weinsteuer, doch vermag hier der Gedanke triftend zu wirken, daß sie einer LuxuSstruer nahekommt, da nur di« teuren Sorten und hauptsächlich die Schaumweine betroffen werdrn sol len. Rasch verhaßt würde im Volke dir QuittungSsteuer «erden, und zwar desto gründlicher, je tiefer sie herab» gehen würde. Quittungssteuern pflegen die uitim» rulio, da« Verzweiflung-mittel von Staaten zu sein, dir am Rande stehen. Go «eit ist Deutschland denn doch nicht. Die interessanten Staaten Halbasten« kennen sie, Frank reich führte sie nach 1871 in der ungeheuren Höhe von 10 Proz. ein. Kein« andere Steuer reizt so zu Hinter gehungen al» diese, keine andere erschwert den Geschäfts gang stärker. Auch Bismarck wollt« 1881 sein Heil mit ihr »ersuchen und nah« Beträge von über 20 Mk. für de« Aderlaß in AuSstcht. Doch verhinderte der Wider stand de» Reichstag» fein Vorhaben. Auch der jetzige Reichstag wird schwerlich um die Bedenke« herumkommen. V-tttifche Nachrichten. Deutschlnutz. Berlin, den IS. August, Der Reichsanzeiger meldet: Der Kaiser erteilte dem Gchatzsekretär v. Maltzahn di« nachgesuchte Dienstentlas sung zum 1. September, verlieh ihm den Kronenorden 1. Kl. und ernannte den Landeshauptmann der Provinz Posen, Grafen PosadvwSkY-Wehnrr, zu« Schatzsrkretär. — Um die preußischen Staatskassen steht es so schlimm, daß Professor Schmarsow in BreSlau, Direktor de- kunst historischen Institut» der dortigen Universität, sein Lehr amt niederlegte, «eil der Unterrichtsminister fortgesetzt au ßer Stande ist, da» Institut mit dem erforderlichen Lehr material au»zustatten. — Graf Herbert Bismarck wird im nächsten Winter! Vaterfreuden erleben. Hoffentlich kommt ein Stammhal ter, damit der Name Bismarck nicht auSslirbt. Graf Wil helm BlSmarck hat nur drei Töchter. Dagegen hat der Schwiegersohn de» Fürsten, Graf Rantzau, lauter Jun gen. — Au- München kommt die unverbürgt« Nachricht, daß Prinz Alexander von Preußen eine Schauspielerin ge heiratet habe. D-r Prinz ist 73, die Braut 20 Jahre alt. — Der Zollkrieg schlägt Wunde», die sobald nicht wie der verheilen «erden. In Ruhla in Thüringen mußten mehrere Metallwaren-Fabriken den Betrieb einstrllen, da Rußland nicht» mehr kauft. Inzwischen nimmt da» freundnachbarliche Oestreich da- Absatzfeld für sich in Be schlag. — Gegen einen bayrischen Offizier, Leutnant Hofmei ster, wird da« Würzburger Militärgericht verhandeln, weil er beschuldigt wird, sozialdemokratische Agitationen durch Aeußerungen und Verteilung von Schriften an die Un tergebenen getrieben zu haben. Hosmeister ist der Sohn eine» bayr. Major- und seit b Jahren Offizier. Nach einer Darstellung der N. Bayr. LandeSz. ist dir Sach« darauf zurückzusühren, daß ein Soldat, der bei Hofmeister Bedienter gewesen war, sich im Urlaub seinem Vater ge genüber in vielleicht mißverständlich gebrauchte» Redens arten bewegte, die diesem bedenklich vorkamen und ihn be stimmten, an da» Regimentskommando über die Vater schaft dieser Aeußerungen und .Anschauungen zn berichte«. Dies« Aeußerungen wurden nun zurückgrsührt auf Hof meister, der sich bisweilen mit einzelnen Soldaten einge hend zu unterhalten pflegte. ES hat sich anscheinend nur um Erörterungen allgemeiner Natur über wirtschaftliche Einrichtungen und humanitäre Fragen überhaupt ohne bestimmten Parteigeschmack gehandelt; wenigsten» erklärt der .Vorwärts", daß Hosmeister nie Beziehungen zur sozialdemokratische» Parte» gehabt habe. Am Sonnabend versuchte Leutnant Hofmeister au» dem Untersuchungsge fängnis zu emfliehen. Doch wurde er aus dem Bahn hofe sestgenommen. — Der Typhus ist unter der Mannschaft de» in Schlettstadt garnisonierenden Jägerbataillon» ausgedrochen. Zwei Soldaten sind bereit- gestorben, 22 befinden sich schwer erkrankt im Lazarett. — Ja Creußen bei Bamberg wurden in der Nach, sNachdruck verboten;. Jeuilleton. Erik Torstenskiöld. Eine Erzählung au- dem Badeleben von Catharine Meyer. (Fortsetzung.) I E» lag auch «in bedeutender Grad von Befriedigung in ihm, al« er mich Erik, von dem er ahnte, daß er mich mächtig angezogen habe, verstellen konnte. Und ich gönn te ihm diesen Triumph au» ganzem Herzen, war ihm zu große» Danke dafür verpflichtet, und würde ihm diesen Dank auch gewiß in irgend einer Form bethätigt habe«, wenn ex so keck und so offenherzig gewtsen wäre, darum zu bitten. Ich stellte noch vor Lisch Erik meinen Verwandten vor und alle waren i« Lobe darüber einig, daß er ein Pracht mensch sei, «in Mann, zu dessen Eroberung ich mir alle» Glück wünschen könne. Wir kamen un» »en ganzen Lag über nicht au« den Augen, obgleich ich keine Gelegenheit fand, mit ihm allein zu sein, na« ich so dringend herbrisehnte. Hatte ich ihn doch gewiß nach tausend Dingen zu kragen, auf die er mir jetzt wohl au»sührlich und einaehend geantwortet haben würde. Er aver schien die« Lüte-ü-Löt« zu meiden, was «ich nicht wenig betrübte, denn ich schloß darau», daß ich ihm nur zu weni- »erth sei.» müsse. Jndeß tröstete ich mich so lang«, ,l« r» Lag war, mit meiner Abendprome nade. Di« Stund« derselben erschien, aber mit ihr auch ein strömender Regen, der mich in mein Zimmer bannte und mit meinen stürmischen Empfindungen allein ließ. — Lebhaft quälte mich den ganzen Abend der Gedanke, daß diese Jngeborg nicht seine Schwester, sonder« seine Braut sein möge. Go zärtlich liebt man keine Schwester und so wie mich kein fremde» Weib, ich bin ihm die Schwester und jene ist die Geliebte. Daß sie zufällig auch LorstenSkiild heißt, thutja nicht» zur Sache, wahrscheinlich ist fie seine Cousin«, denn wie kommt sie nach Gothenburg, wenn er Drontheim al» sein« Heimath bezeichnet. Ich suchte alle nur erfindlichen Argumente hervor, um mich dir» glauben zu machen; nach gründlicher Ueberlrgung und ein gehendster Prüfung gelangte ich aber zur Ueberzeugung, daß es da» vernünftigste sei, an Erik'» Ehrlichkeit zu glauben. — Ich sucht« mir dann klar zu machen, was mich denn an diesen Menschen so fessle — ich kam auf den unglück lichen Einfall, ihn mit Theodor zu vergleichen, wa« mich in namenlosen Schmerz versetzte. Ich bildete mir ein, rin Weib voll Undankbarkeit und Eigenliebe, da« treuloseste, herzloseste Geschöpf der Welt zu sein, wie konnte ich denn überhaupt noch lieben, ich, deren Herz »och allein ihm gehörte, ihm, dem ich mehr verdankte, als meiner Mutter? warum starb die« Herz nicht mit ihm? — wa rum duldet unser« Religion, di« sich di« Religion der Liebe nennt, solche Profanining der höchsten, der Gattenliebe? warum verbrennt man un» nicht mit den dahingeschiedenen Gatten, wie e» di« Indier gethan, in deren Kultur mehr Religion liegt, al« im ganzen Chrsstenthum, und in dem «an allein eine Spur wahren un» tiefen Glauben« an etwa» UeberstnnlicheS, Uebermenschliche«, Ueberirdische« mit der ganzen, vollen Wucht aufopserung«fähiger Urberzeugung vorfindet? Ö, wie »inzigklein find wir geworden! Besitzen wir noch »in« Spur von der Größe unserer Ahnen? Und un sere Religion? Nun, sie ist unseren Schwachheiten und Lhorheiten ganz ähnlich und würdig, diese Religion der Humanität, die heul' die Weit regiert. Und uns'rr Frauen? O, daß sind di« Säulen, aus denen die HumanitätSreli- gion ruht, sie lieben alle- was menschlich ist — und has sen nur die Demimondr. Woran sollen die Aermstrn auch glauben, wenn die Herren der Schöpfung gegenwärtig wieder einmal «in Vergnügen daran finden, sich an der Roma, .die nicht an einem Tage erbaut worden ist", den Kopf rinzmennen? Von Hannibal di- Bi«mark ist ein «eiter Weg — und mich will bedünken, daß unsere Frauen alle Ursache hätten, die sixtinisch« Madonna zu bewnndern, di« im Begriss ist, au» dem tausendsten Kampfe al« Sie gerin hervorzugehen. Ja, dir Himmelskönigin, Madame, ist auch die Königin der Erde; es ist di« Phantast«, der glühende Enthusiasmus für rin Uebrrsinnltche», der .die Welt regiert. Wenn Schönheit und Wahrheit im Kampfe liegen, kann der Sieg nicht zweifelhaft sein. Mit Vernunft und Verstand kann mar. wohl «ine Dampf maschine erfinden und einen Feldzug siegreich beenden, aber keinen Menschen, vor allem kein Weib heranbilden. Der IS. Juli 1879 steht in «einem Taschrnkalender und Badejournal dick unterstrichen. E» »ar rin «erk- würdiger Lag — Die Sonne versuchte, mich mit einem mattlichelndrn Blick zu grüßen, mir, eh« st« in den düste ren Regenwolken für heute auf immer verschwand, noch ein bessere» Wiedersehen unter einem heiteren Himmel (denn auch der meine war ja recht wolkenverhangrn) zn nickend. Die adieusagende Sonne und ein seine» Brief chen trafen meine ersten Blicke heute. Ich öffnet« da« Billet und la» folgende» r .Meine theurrstr Freundin! Au» Spaß wird ost bitterer Ernst. Ich habe mit dem