Volltext Seite (XML)
Aukchal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle-»löfterlein, Riebe», u. Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, Bernsbach und die umliegenden Ortschaften. Erschein» Mittwoch», Freitag» u Sonntag». Adonnementsprei» inel. der 3 iveribvollen Beilagen vierleljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. 20 Pf. durch di« Post 1 M. »S Pf. Wit 3 issustrtrten ZSeiölättern: Deutsches Aamitienölatt, Hute Heister, Zeitfpiegel. bera»,wörtlicher Redakleur: «Mil Hegemeister in Au« (Erzgebirge). Redaktion u. Erpedition: A«e, Marktstraß«. Inserat« die einspaltige Cvrpuszeile 1V Pf«, di« volle Seite 30, >/- S. 20, >/« St.« Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellungen an. No. 96. Mittwoch, den 16. August 1893. 6. Jahrgang. Die Finanzminister-Konferenz in Frankfurt a. M. ist am Donnerstag Nachmittag um 4 Uhr geschlossen wor den, nachdem e» in einer 6stü»digen Sitzung gelungen war, sämtliche Fragen zu erörtern und soweit zu erledi gen, daß eine vorläufige und grundsätzliche Einigung in allen Punkten erzielt wurde. Es bleibt, nachdem man zu diesem Abschlüsse gekommen ist, noch übrig die verschiede nen Steuerprojekte, hinsichtlich deren natürlich noch einzelne Meinungsverschiedenheiten bestehen, in eingehenden Ver handlungen durch einen besonderen Ausschuß beraten zu lassen. Der Ausschuß soll in Berlin zusammentreten und au» den Vertretern der Regierungen und den Kommissa ren der Reichsverwaltung bestehen; eine beschleunigte Be handlung der Einzelfragen ist vorgesehen und es sollen die Entwürfe dem Reichstag bei seinem nächsten Ausam- mentreten zugehen. Diese kommissarische Beratung dürfte da gerade von besonderer Wichtigkeit sein, wo, wie da bezüglich der Börsensteuer und der QuittungSsteuer der Fall ist, dir ganze Frage sich noch im Flusse befindet; eS steht zu hosten, daß die aus den Interessentenkreisen kommenden Einwände, deren Bedeutung man nicht ver kannt zu haben scheint, einigermaßen entsprechend« Be rücksichtigung erfahren. Die für den Süden ganz beson ders wichtige Weinsteuerangelegenheit soll ebenfalls eine befriedigende Erledigung finden. Ferner hat sich die Don- nerStagSfitzung namentlich eingehend mit der Wehrsteuer und der Besteuerung der Zeitungsannoncen beschäftigt. Dem Vernehmen »ach wären die Bedenken gegen die Wehrsteuer sehr überwiegend gewesen insbesondere auch, weil sie eine unverhältniSmäßige Belastung der minder besitzenden Volksklassen mit sich brächte und als eine Kopfsteuer der schlimmsten Art angesehen würde, als welche sie sich auch in Frankreich und in der Schweiz darstelle. Außerdem sei die Veranlagung nach den verschiedenen Steuersystemen der Emzelstaaten ungemein schwierig, von denen ein« erhebliche Anzahl ja überhaupt keine Einkom mensteuer habe. Endlich wurden auch die Schwierigkeiten einer gerechten Durchführung für diese Steuer betont, in sofern als es kaum möglich sein werde, die richtige Grenze zwischen Felddienstuntauglichkeit und Erwero-unfähigkeit festzustellen. Ein definitiver Beschluß wurde noch nicht gefaßt. Aehnlich wurde die sog. Jnseratensteuer behandelt, weitere Erörterungen in dieser Beziehung bleiben Vorbe halten. Ueber den allgemeinen Eindruck unter den Be teiligten hört die „Franks. Zig? noch, daß er ein „höchst befriedigender" sein soll. Es habe sich gezeigt, daß ver schiedene Interessen von Staaten und Landesteilen sehr wohl auszugleichen seien, wenn gegenseitige- Entgegen kommen, allseitige Würdigung der Interessen de» Reiche» und die Erkennt»!- obwalteten, daß diese im Wesent lichen gleichbedeutend seien mit den Interessen der Einzel staaten." Politische Nachrichten. Drutschl»»d. Berlin, den 14. August. Auch aus den badischen Bahnen gelten vom 1. Okto ber an die Rückfahrkarten 10 Tage. — Vom schlesischen Weberetend erzählt der „Habel- schwerdter Gebirgsbote", daß die männlichen Weber wö chentlich bi» 3 Mk., die weiblichen bis 2>/, Mk. die ju gendlichen bis I Mk. verdienen. — Die Erwartung, die Erzeugung von Kakao werde sich in Kamerun ausdehnen, hat sich bestätigt. In Ham burg sind un Vorjahre etwa 1000 Ztr. Kakao von den deutschen Pflanzungen eingetroffen. Die Ware erfreute sich solcher Beliebtheit, daß sie einen wesentlich höheren Preis als der Kakao aus anderen Ländern erzielte. — Wie das Anti>klavere-Komitee gewirtschaftet hat, wird in einem zweiten Artikel des „Hamb. Kvrresp." wei ter geschildert. Das Blatt erwähnt bei dieser Gelegenheit daß man die verschwendeten Gelber gern durch eine zweite Kolvniallottrrir ergänzt hätte, doch haben alle Wünsche und Klagen nichts genutzt. Weiter wird ausgeführt, daß Herr Bergrat Busse seine Stellung als Vorsitzender der AuSführungSkommtssion des AntijklavereikomiteeS nicht als Ehrenamt im Dienste der kolonialen Sache betrachtete, sondern für seine Thätigkcit jährlich 15000 Mk, bezog. Die gleiche Summe erhielt Herr Oskar Borchert, während Dr. Baumann mit 10000 Mk. abgelohnt wurde. Berg rat Busse hätte Karren konstruiert, auf welche die Dampf erlasten für den Transport zum See geladen werden soll ten. Diese Karren kosteten bi» Bagamoyo 63000 Mark! Um nun zu erproben, ob die Karren auch verwendbar, wurden sie von einer Vorexpedition probeweise mitzeführt. Zwei Drittel seien unterwegs zusammengebrochen und blie ben liegen, ein Drittel faule jetzt am Viktoriasee. — Außer der Tabaksteuer soll eine Quittung»- und Stempelsteuer eingeführt werden Ueber diese drei Punkte haben sich die Finanzminister dis jetzt geeinigt. Doch hat Miquel noch mehr in fernem Füllhorn. — Im September wird die Regierung eine Anzahl Arbeitgeber und Arbeiter nach Berlin berufen. Es gilt die Bestimmungen über Einführung der Sonntagsruhe für den Gewerbebetrieb festzustellen. — Der FestungSbau auf Helgoland hat für die Insel die schlimme Wirkung gehabt, baß die Zahl der Badegäste Jahr für Jahr sich vermindert hat. Heuer beträgt sie nur die Hälfte der früheren. Die Stimmung unter den Helgoländern ist infolgedessen recht bitter. — Die lothringischen Kaisermanöoer werden dadurch noch an Bedeutung gewinnen, als an ihnen auch ein Teil der Luftschifferadteilung aus Berlin in Stärke von 118 Mann einschließlich der Offiziere teilnehmen wird. Dieselbe bringt ihre Ballons und Fahrzeuge in einem Ex trazug mit. — Hart an der belgischen Grenze, 1« den Fluren von Kalterherberg und Bültgenbach, hat die deutsche Militär Verwaltung 600 Hektar Land aufgekanst, auf denen sie noch in diesem Herbste ein Lager errichten wird. Die preußische Militärverwaltung ist mit dieser Maßnahme dem Vorgehen der Franzosen gefolgt. Die französische Mili tärverwaltung hat bei Maubeuge an der nordsranzöfisch- belgischen Grenze längst ein Heerlager errichtet. — Fer ner wird der Wahner Schießplatz unter Verwendung von 3 Millionen Mk. bis auf 12000 Morgen ausgedehnt; er wird daher den gewaltigen Kruppschen Schießplatz bei Meppen an Größe weit übertreffen. Einen Begriff von der riesigen Ausdehnung des zukünftigen Schießplatzes kann mau sich machen, wenn man bedenkt, daß ein gan zes Armeekorps aus ihm wird manövericren können. Der Platz wird seinesgleichen in Deutschland nicht haben. -- Die bayrischen Truppen werden ihre schwarzen (Nachdruck verboten). JeuMeton. Erik Torstenskiöld. Ein« Erzählung aus dem Badeleben von Catharine Meyer. (Fortsetzung.) „O, ich hoffe ihn rechtzeitig zu beenden, e» ist nicht nityig» daß Sie sich deswegen noch weiter bemühen; Ihre Buchstaben sind sehr deutlich geschrieben." — „Soll ich mich entfernen?" Nein, mein lieber Freund, bleiben Sie hier ick, sehe schon, ich werde ohne einige Fragen meine Arbeit nicht liefern können " — Der Aermstel Ich hätte ihm diese qualvollen Stunden ersparen sollen. Er wird sie mir wohl sein Leben lang nicbt verzeihen — und doch, wußte ich in diesem Augen blicke, wa» ich von ihm forderte- — Und nun schrieb ich den vier Seiten langen, in großem Folivformat gesaszten Bries ab oder malte vielmehr Buch stabe für Buchstabe ihm nach, ohne etwa« Weiteres ver stehen zu Ivnnen, al» seine Adresse Jngeborg Torsten- skiöld, Götaborg, Schweden. — Eo war S Minuten nach 2 Uhr, al» ich meine Herkule-arbeit, eine echte weibliche Herkulesarbei», beendet hatte. 3 Uhr 8 Minuten verließ der Expreßzug den Bahnhof L, ich hatte also meine Schuldigkeit gethan. Erik la« rasch den Brief, jauchzte aus wie ein Kind, küßte mich, ohne daß ich ihm wehren konnte oder mochte — was weiß ich?! — stürmisch aus Stirn, Wangen und Hände, und bat mich, nur noch meinen Namen unter das Meisterwerk zu setzen, was ich denn auch lhat und mit großen, starken Zügen ein Adelheid von Loewenfeld darun- terschrieb, das, wie mir schien, erst dem Briefe seinen wahren Abschluß und Weihe gab. Es «ar 2 Uhr 10 Minuten, al- sich mein Brief in Olas'S Händen befand und die Reise nach Schweden an trat. — Ich bin so eitel, zu glauben, daß die Liebe wenig Mei sterwerke geschaffen hat, die diesem Briefe an die Seite gestellt werden können. Es ist mir heute noch rin Räth- sel, heute wo ich den Brief im Urtexte und in der Uebcr- setzung vor mir habe, wie r» mir möglich gewesen ist, in meinem Zustande eine solche Aufgabe zu lösen. Da- konnte nur die Macht der Liebe sein, und der hat nie geliebt, der nicht ihre Kraft erprobt hat. — Ich erhob mich vom Sopha, um den Heimweg anzutre ten, aber bis zum To-e ermattet sank ich zurück. Die Natur verlangt« ihre Rechte. Da- monotone, mechanische Adschretben hatte mich unsäglich schläfrig gemacht, so viel Mühe ich mir auch gab, mein Bett aussuchen zu wollen. Ich siel aus die Kissen de» Sophas und lag in wenigen Sekunden im süßesten Schlummer. Wer kann mir sagen, was währenddem in Erik vor gegangen sein mag? — Die furchtbare Verantwortung, die auf ihm lastete, hatten die schönen Züge seine» Gesicht» bereit- so entstellt, daß man ihn kaum «iederrrkanntr und — nun, da mich die Schwäche übermannte und ich dem Schlaf in die Arme sank — wa- muhte er erst in diesem Augenblicke fühlen? Er bändigte, wie da» auch natürlich «ar und er mir spä ter gestanden, mit leichter Mühe Gott Morphe»-, ging leise auf den Teppichen de» Zimmer» auf und ab, erwar tete Olaf, der di« glückliche Nachricht brachte, daß der Brief rechtzeitig abgegangen und daß nach ihrer Berechnung nun Aussicht vorhanden sei, daß er noch rechtzeitig ankommen und den gehofften Erfolg herbeiführen werde. Inzwischen tagte es bereit» und die Frage, was mit mir anzufangen sei, fing an, sich brennend geltend zu machen. Sollten sie der Natur mein Erwachen überlassen? Nein, sie beschlossen, mich um fünf Uhr zu wecken. Wie Erik da» gemacht, weiß ich nicht, gefragt habe ich nicht danach, ich überlasse daher meinen schönen Leserinnen sehr gern, glauben zu wollen, daß es mit einem Kusse geschehen. Zum Tode ermattet an Leib und Seele, wozu da» unbe queme und ungewohnte Lager da- Seinige beitragen haben mochte, stürzte ich in Erik's Arme und flehte ihn an, mich auf irgend eine Weise, koste es, was es wolle, nach Hause zu schaffen. Ich wußte, daß es im Bade längst lebendig war, aber ich befand mich in einer Stimmung und einem Zustande, daß ich am Arme meines Freunde» und in meinen zerknitterten Kleidern mitten durch die Frühpro- menirenden hindurch zu gehen ohne Wettere» entschlossen gewesen wäre. Der brave Olas aber wußte besseren Rath. Er führte mich durch een Garten der Villa auf den Fahr weg, hob mich in eine bereitgehaltene Droschke und fuhr mich auf einenlgrvßen Umwege in meine Wohnung. Dort befand man sich, seit wenigen Minuten glücklicherweise erst, (n großer Aufregung. Klara uud Mathilde waren erschie nen, mich zu unserem gewöhnlichen Morgenspaziergang ab zuholen, und fanden mein Beit unberührt. Daß ich am Abend nicht nach Hause gekommen, wurde erst jetzi festge- stellt, und nun brach ver Tumuit lo», der da» gange Bad auf den Kopf stellen nnd mich in die ärgste Verlegenheit hätte setzen können, wenn ich nicht noch glücklicherweise rechtzeitig eingeiroffen wäre. Aus tausend stürmisch« Fra gen — di« bei meiner übernächtlichen, schreckenerregenden Erscheinung gewiß nicht unberechtigt erschienen — gab ich