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Auktthal -Zeitung. Snkalblatt für Aue, Auerhammer, Jelle-MSfterlei«, Mieder, u. Oberpsanneieftiel, Lauter, Bockau, BernSbach «»nd die umliegenden Ortschaften. - Erschein« »M»»ch«, Krettag« u. »»««tag». Mdonnementsprei» incl. der 3 werlbvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 VN. LV Pf. durch di« Post 1 M. 2K Pf. Mit 3 issußrirten Aeiötätteru: Deutsches Aamikienötatt, Hute Heister, Zeitspieget. Beraniwortlicher Redakteur: «Mil Hegemeister in Aue (Erzgebuge). Redatiton u. Expedition: Mu«, Marktstratz«. Inserat« die einspaltige EorpuSzeile IV Pf., di« volle Seil- 30, S. 20, >/« Sr. S Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstallen und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. No. 87. Mittwoch, den 26. Zuli 1893. 6. Jahrgang. Bestellungen auf die HM" Auer-LHcrL-Iertung "MW (No. 66S der Leitu»g«prei«liste) für August und September werd«, in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern der Blatter, sowie den Landbriefträgern jederzeit gern angenommen. Spedition der „Auertyal-Aettung," Laut! Ein griechisches Riesenbamverk. Mitten in eine trübe Zeit wirtschaftlicher und finan zieller Sorge fällt für Griechenland ein Freudentag, die Vollendung eines Werkes, das vergeblich vor saft zwei Jahrtausenden versucht, der Neuzeit zu Ende zu führen vergönnt «ar. Letzten Donnerstag durchfuhr das erste Schiff den Kanal von Korinth. Mit der Durchstechung der Landenge von Suez wandte der Unternehmungsgeist seine Aufmerksamkeit auf alle Hindernisse für beschleunigte Schiffahrt. Der Panamakanal wurde in Angriff genom men, obwohl er vielleicht nie vollendet wird; auch auf den Zsthmu» von Korinth richtet« sich der Blick, wenngleich dieser Kanalbau nicht entfernt die Nichtigkeit hat, wie die» jenigen die den Umweg um ganze Weltteile ersparen. Für Griechenland und für den Verkehr im Mittelländi schen Meere ist er jedoch vv» großer Bedeutung und der 20. Juli, an welchem Tage die Eiöffnung des Kanals sstatliant, wird «in Ehrentag nicht nur für die Erbauer de« Werkes, sondern auch für das griechische Volk und dir Männer, die s. Zt. dem Plane ihre Unterstützung liehen. Die Nützlichkeit eines Kanals durch die Landenge von Korinth war schon im grauen Altertum anerkannt worden, aber die Griechen glaubten, daß die Götter solche Aendeutuge» der Schöpfung nicht gerne sähen. Als die Jnidier eine Landenge durchgraben wollten, die ihre Stadt mit «inrr Halbinsel verband, verwehrte eS ihnen da« Orakel von Delphi mit den Worten: „Den ZsthmuS lass« Unberührt und undurchgraben, denn ihn hat Zeu» gemacht, wie es ihm beliebte." Und Pausanias erzählt: „Wer «S je unternahm, den Pelopoi .esu« zur Insel zu mache», der str >, ehe er den ZsthmuS ourchstechea konnte * Aber alle diese Orakelsprüchr haben hellte kein« Wir.ui mehr und die Abiürzui'g des HandelSwegeS nach Ko - stantinopel um achtzehn Stunden ist unserer schnelllebr. - den Zeit auch eines Opfer« -wert. „Vergiß die Heimat, wenn du Males umschiffst/ hieß «S im Altertum, u o diese« Vorgebirge an der südöstlichen Spitz« Griech-nlar (heute St. Angelo) war den Schiffen der Griechen eoen o gefährlich, »ie Kap Horn der modernen Schiffahrt. Der Verkehr wendet« sich dah »em Zsthmu« zu, und Korinth wurde die reichste Handelsstadt Griechenlands. Um den Verkehr zu erleichtern, wurde aus dem ungefähr «ine Meile breiten ZsthmuS zwischen den Hafenplätzen Lechäum und Kenkrra ein Weg zwischen zwei Mauern (der Diolko«) gebaut, auf dem kleinere Schiffe und die Ladungen der großen gezogen wurden. Periander, der Tyrann von Ko rinth «in Zeitgenosse des Königs Nedpkadnezar von Ba bylon, war der Erste, der den Bau eines Kanals plante, aber nicht in Angriff nahm. Drei Zahrhunderte später nahm König Demetrius, genannt PvliorketeS, den Plan >lieber aut, doch ließ er sich von ssg. Fachmännern durch die Einwendung da« westliche Gewässer sei höher, al« das östlich vom JsthmueS befindliche, von der Ausführung ab dringen. Anoernhaib Zahrhunderte pätcr (14- v. Ehr.) «ar Korinth von den Römern erobert und zerstört und erst Zultuü Cäsar dacht« da«»/ »ie-tiesgesnnkrne Stttttt durch Erbauung eine« Kanals zu heben. - Sein Tod machte dem P an «in Ende, der von Caligula wieder auf genommen wi de. Er hatte schon einen Offizier zur Vor nahme der Messungen geschickt, als er unter den Dolchen der Meuchelmörder fiel. 2b Zahre später ließ Kaiser Nero die Arbeiten wirklich beginnen. Unter Trompetenstößen that er den ersten Spatenstich mit einem goldenen Spa ten und trug elgenthändig eine Hand voll Erde in einem Körbchen davon. Die Arbeiten schritten nicht vorwärts obwohl schließlich 60vl) jüdische Sklaven beim Kanalbau verwendet wurden, sie wurden bald eingestellt. Die Ur sache ist unbekannt; ,,«S war ein unheilvolles Unterneh men," sagt Ptinius in seiner Naturgeschichte, „und man sieh«, wie all«, die e« -versuchten, es zu keinem glücklichen Ende brachten." Deshalb .gingen a>ich die Arbeiter nur ungern an« W rk und als sie begonnen hatten, da quoll, wie Dio CassiuS erzählt, Blut aus dem Boden, Lärm und Zammergeheul crlönte und Gespenster erschienen, weqhalb Nero, um den Leuten Mut einzuflößen, selbst Hand an» Werk legte. Noch einmal tauchte der Kanalbau auf. Mehr als ein halbes Zahrhundert nach Nero, wollte her reiche Athener HerodeS AtticuS, dem Griechenland viele Sffeu.lich« Gebäude verdankte, den Kanal auf seine Kosten gca e t lassen. Er fand aber, daß dies für einen Privat mr. doch ein zu kostspieliges Werk sei und gab df» Plan wie»., auf. Erst unserer Zeit blieb es überlassen, den ZsthmuS zu durchstechein Am 18. April 1882 erfolgte der erste Spatenstich und am 20. Zuli, nach 11 Zähren, passierte das erste Seeschiff den Kanal, nachdem da« Ein lasse». der Gewässer vor Kurzem erfolgt ist. Seine Länge beträgt nur 6,242 Kilvm., während die Länge de- Suez kanals 160, jene de« Nord-OstseekanalS 8S, de- Pana- makanals 73 Kilom. betragen werden. Durch den Kanal ersparen die Schiffe, die bisher, von der Znsrl Kephalo- nia an gerechnet, nach Athen wollten, einen Weg von S2S Kilqm., wie die ziemlich gefährliche Passage um die Südspitze Griechenlands und es unterliegt keinem Zweifel daß er dem Handel die werthvollstrn Dienste leisten wird. Politische Nachrichten. DeiUlschl«»». Berlin, den 21. Zuli. — Nachdem der mit allen Mitteln gehetzte Renngaul „die Militälvorlage" unter Adwersung seine« Reiters Herrn von Hüene zur Freude aller rcchtestcheoben Parteien glücklich durchs Ziel gegangen, denkt man nun daran, demnächst in der deutschen Fmauzmlnisterkonserenz zu berothen, woher-man fürderhin die Futlerkosteu für das tyeuei« LuxuSshier nehmen soll. Wie das Organ des Finanzmiuisters I)r. Miquels die Ratio alzritung „Halbamtlich" schreib«, werben sich die Be sprechungen der FinanMinister in Frankfurt am Main vor- auSsichllich nicht allein aus die Beantwortung der grage be ziehen, wie die Deckung der durch die neue H«r«Sresorm verursachten Kosten zu bewerkstelligen sei, sondern sie werden auch darüber hinausgchen müssen. Die Fiuanzmiaifter der Einzelstuaten sollen mit dem ReichSschatzsefretär eine Ver ständigung darüber anstreden, welche Mittel und Wege sich fNachdruck verdatens. IssuMeton. Die Erbschaft der Tante. Novelle von Max Ning. (Fortsetzung.) Wie vom Schlage getroffen, starrte die Stadträthin die Schwester an, al- ob sie ihren Ohren nicht traute unv an dsm Verstand derselben zweifeln müßte. Keine» Wortes, keines Laute» mächtig, stand sie «ie versteinert da, erdrückt von der furchtbaren Endeckung, welche mit einem Mal ihr jede Hoffnung raubte und ihr geträumte» Glück unbarm herzig zerstört,. Da» «ar der Lohn für all ihre Liehe, für die Opfer, die fi« ihr gebracht, für die Rücksichten, die sie ihr erwiesen, für die Demüthigungen, die sie ruhig ertragen, für di« Tyrannei, die sie geduldet. Darum hott« sie auf jede Willen«meinung verzichtet^ ihren ganzen Hausstand umgewandelt, ihren Verkehr auf gegeben, mit ihren liebsten F runden gebrochen, da» Glück ihrer Kinder nicht geachtet, den Geliebten ihrer Tochter be leidigt und ohne allen Grund ihre alte treue Köchin ent lassen, kurz sich jeder Laune gefügt und jeden Wunsch der Schwester wie einen Befehl erfüll». Tine solche Täuschung hatte sie nicht für möglich gehal ten, einen solchen Verrath nicht erwartet. Nein! Da« «ar noch nicht dagewesen, rin derartige» Betragen uner hört, empörend, abscheulich; «in unverzeiliger Betrug, ärger -l« Diebstähl und Mord. «Dein Verlobter I" fuhr sie «ie au« einem bösen Traum erwachend auf. „Zch glaube wirklich, daß Du toll,gewor den bist." „Beruhige Dich! Zch brn vollkommen bei Sinnen und weiß, wo» ich sage/ „Um so schlimmer I Du solltest Dich schämen. Ei e Frau in Deinem Alter — " „Zch bin eben erst sünsundvi-rzig geworden." „Mit Agio l" höhnte di« erbitterte Stadträthin. „Fünf zig gut gemessen." „Da- ist nicht wahr; Du irrst Dich." „Mir kannst Du nichts weiß machen. Zch will'S Dir in der Bibel zeigen, von de» fertigen Vater» Hand ge schrieben." „Du brauchst Dich nicht darum zu inkommodiren. Es ist mir auch gleichgiltig: wenn ich im nur gefalle und er mich liebt, kommt es auf ein Zahr mehr oder weniger nicht an/ »Lächerlich I Herr von Schmielin-ki liebt nur Dein Geld, und Dein Vermögen gefällt ihm besser al« Du/ „Und au» Dir spricht nur der pure Neid. Du ärgerst Dich, weil Dir die Erbschaft entgeht und Dich wieder ein schränken mußt, wenn ich mich verheirathe/ Da- «ar zu viel, mehr al» die aus da» Tiefste verletzte Stadträthin zu ertragen vermochte. Hingerissen und über- wältigt von Zorn, Schmerz und Wuth kannte sie keine Rücksicht, kein. Schonung mehr. Zctzt, wo sie nicht» mehr zu hoffen und zu fürchten, nicht» zu verlieren hatte, ließ sie ihrem lan„ zur-ckgehaltenen Groll freien Lauf, wie ein angeschwollener Bach, der alle Dämm« zrrreißt und alle Bande sprengt. Zn ihrer maßlosen Heftigkeit überhäuften die Schwe stern sich gegenseitig mit den bittersten Vorwürfen, mit den lchwerste» Besä aldigungeu und Schmäh«..igen; ärger al« die grimmigsten Todfeind« sprachen sie Dinge, die man nie verzeiht, stießen sie Worte aüS, die man nie vergißt. Alle Schwächen und Fehler wurden von Beiden hervor gesucht, alte Sünden wieder aufgewärmt, heimliche Ver gehen an da» Licht gezerrt, jugendliche Thorheiten und Kirn rstreiche boshafte angerechnet und in dem Schlamm und Schmutz der Vergangen he«umgc»ühlt. W.e ein Wassertrvpsen unter dem Mikroskop ein Ge wimmel von ekelhaften Würmer«» und sich gegenseitig ver folge» den Schlangen zeigt, so entdeckten und vergrößerten ihre vom Haß geschärften Augen die verborgenen Flecken ihre« ganzen Leben«. „Du warst immer eine schändliche Egoistin," eiferte di« Stadträthin, „eine lieblose Kreatur." „Und Du eine ordinäre Zntriguantin, die nur immer auf ihren Bortheil sah, eine falsche Katze." „Deinen Mann hast Du betrogen und ihn so unglück lich gemacht, daß er sich au» Verzweiflung dem Trunk« ergeben hat und am Delirium gestorben ist. Wenn er wüßte, wie Du Dich aufführst, würde er sich noch in sei nem Grabe umbrehen." „Wenigsten« kann er mir nicht vorwersen, daß ich ihn durch schlechte Wirthschaft und Verschwendung ruinirt und an den Bettelstab gebracht habe, wie Du den Deinigen. Wenn ich nicht gewesen wäre, hättet Ihr verkommen müssen." „Die lumpigen paar Thaler sind nicht der Rede «erth/ „Ralürlich hast Du mehr erwartet u,d aus mein ganze« Vermögen gerechnet. So lang« Du n«-h hoffen konntest, mich zu beerben, war ich De>n« liebe. Deine gute, Dein« goldene Schwester, heucheltest Du mir Lieb« und Freund schaft. Aber ich bin nicht so dumm, wie Lu glaubst,.und lass« m ch nicht von Deinen schönen Redensart«.» betrun ken m^cy»n. Von mir bekommt Zhr keinen Pfennig mehr; meineiwegen könnt Zhr verhungern."