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AllkktW-Zkiümg. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle« Klösterlein, Nieder« u. Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, Bernsbach und die umliegenden Ortschaften. Erscheint Pltttwoch», Freitags u. »«««tag». Abonnement-Preis incl. der 3 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 lvlk. SV Pf. durch die Post 1 Ui. LS Pf. Mt 3 issukrirten ZSeiötältern: Deutsches Aamittenötatt, Hute Heister, Aeitspieget. Derantwortlicher Redakteur: «Mil Hegemeister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: An«, Marktstraß«. Inserat« die einspaltige Eorpulzeile IO Pf., die »oll« Seite 30, '/, S. 20, >/« St. » Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. No. 80. Sonntag, den 9. Juli 1893. 6. Jahrgang. Bekanntmachung. DaS Einsammeln von Beeren aller Art, sowie das Erholen von Leseholz in dem städtischen Forstreviere Burkhardtswalv ist nur Wochentag» ifud zwpr inder Zeit von früh k Uhr bi» Abend» 6 Uhr gestattet. Personen, wxlche außer dieser Zeit betrof fen, werden, haben eine Strafe von 1 dis 10 Mark zu gewärtigen und im Nichteiubrin- gungsfalle wird dir Verwandlung dieser Strafe in Haft bei dem zuständigen Königlichen Amtsgerichte beantragt werden. Forstrevier-Verwaltung Burkhardt-Wald, den 7. Juli 18SS. Pohl. Wassergeld Aue. DaS Wassergeld für das I. Halbjahr 1893 ist bei Vermeidung zwangSweiier Bei treibung bis 1v. dieses Monats an unsere Stadlkasse abzuführen. Aue, am 4. Juli 1893. Der WclLH der KtcrdL. vr. Kretzschmar. Bestellungen aus die DW-AuerLtzal'-Kerkrng "MW (No. 665 der Zeitungspreisliste) für das 3. Quartal 1393 werdeu in der Expedition (Aue, Marklstraße), vo» den Aus trägern des Blattes, sowie den Landbriesträgern jederzeit gern angenommen. Hrpedition der „Auertl-al-Zeitimg," Zuul Silbersturz. Wa» ist'« mit dem „Gilbersturz", von dem die Schre ckensbotschaft mit Aechzen durch all« Zeitungen der Welt gin, und mittelst des elektrischen Funken- von Neuyork dis Hongkong rund um die Erde flog; was bedeute» die ser „Sitbersturz", durch den Deutschland z. B. mit einem Schlage an einem Tage 35 Millionen Thaler und noch viel mal mehr an nichtgcmünzlem Silberwert verloren hat Griechenland, Italien, ter lateinische Münzbund aber in die Lage des von einem Schliprfabrikanten der 12 Stäm me umschlungenen Unglücklichen geraten sind? Die Halste soll ta» weiße Metall nur noch wert sein, sodaß man sich nunmehr seine Kehrichtschausei au» Silber statt au- Blech machen lassen könnte? U'mS kurz zu machen, steht die ganze Angelegenheit ungefähr so: Wir haben Staaten mit Goldwährung (Deutschland ist bekanntlich «in solcher) und Staaten mit Doppelwährung z. B. Italien, Holland Belgien us«. usw. Wir haben ferner hauptsächlich gold- sNachdruck verboten). AeuMeLon. Die Erbschaft der Tante. ^Novelle von Max Ning. (Fortsetzung.) „Und ich Dir Deinen Doktor," erwiderte diese ein wenig piquirt. „Den Doktor?" fragte die AmlSräthin verwundert, „welchen Doktor?" „Nun, den Doktor Wiese, den Du heute bei un» gesehen hast." „WaS, den groben unverschämten Menschen, der sich den ganzen Abend nicht um mich gekümmert und kaum «in Wort mit mir gesprochen hat! Da« gebe ich unter keiner Bedingung zu." „Du verzeihst, liebe Tante, aber Wieie hat mein Wort; ich bin mit Wissen der Mutter schon seit längerer Zeit mit ihm versprochen und werbe nie einem anderen Manne meine Hand reichen, wenn er auch in Gold stünde." „Daraus kann nicht» werten, da der Doktor, wir ich höre, keine Praxi» hat und nicht einen Groschen besitzen soll." „Er genießt den besten Ruf al- ein geschickter Arzt, und mit der Zeit wird er auch so viel verdienen, al» wir brauchen, da er e» an Fleiß und Mühe nicht fehlen läßt, und ich mit Wenigem zusrieden bin." ' „Darüber kannst Du alt und grau werden." „Da« kümmert mich nicht; ich werd« warten, bi- Wiese im Stande ist, eine Frau zu ernähren." produzierende Staaten und stldererzeugende. England in Indien, Afrika und Australien, Rußland im Ural und die Vereinigten Staaten gehören zu ersteren, Mexiko Oest- reich Sachsen usw. zu letzteren. Durch Erschließung rei cher Sildergruden in Nevada, Colorado und Mexiko, vor ollem aber durch die geringe Ausnahme von Silber in den Goldwährungsstaaten, war dieses Metall so häufig gewor den daß sein seither anerkanntes WertverhältniS zum Golde, nämlich 15: 1, nicht mehr erhalten ließ. Als nun vollends England, das an hohem Goldpreise Interesse hat, die sreie Prägung von Sltbermüuzen in Jublest einstellte ließ sich der Sturz nicht mehr aufrecht erhalten. Silber ist heute nicht mehr den 1b. Test de« Golde«, sondern nur noch den S8. Wert. Die Goldwährung in Deutsch land, die nur den Thaler al» gesetzliches Zahlungsmittel jugrlassen hat und alles andere Silbttgel» nur als Scheidemünze behandelt, schützt uns davor, den Schlag im Geldschranke zu spüren. Dem Studio aber, der eine silberne Uhr >n» Leihhaus trägi, oder der HauSsrau, die aus ihr Silberzeug stolz ist, oder dem Händler, der große Vorräte iu Stlberwaren hat, wird er mit ganzer Wucht fühlbar «erben. Kann die Welt nicht vor derartigen „Stützen des Wertmessers, Geld genannt," geschützt werden? Gewiß I Sobald eine internationale Müuz-Konferrenz feftsetzen würde: „Mr erklären, daß das Silber ein für alle mal so und so viel Wert haben soll uns hat, z. B. der Tha- ler — 3 Mk. Gold. Solche internationale Abmachung wird aber nie zustande kommen, da sie den Interessen der : Goldproduzenten Großbritannien, Rußland usw. zuwie- derlausen würde. Dir Doppelwährungsstaaten stehen also machtlos einer derartige» Erscheinung, wie der Sitbersturz Eine solche Verrückiheit ist mir noch nicht vorgekommen, sich mit Gewalt unglücklich machen." „Man ist nie unglücklich, wenn man liebt." „Thu' mir den einzigen Gefallen und verschone mich mit sotchen sentimentalen Reden, mit denen man sich heut zutage nur lächerlich macht. Liebe ohne Geld ijt der pure Wahnsinn. Wenn man nicht« zu beißen und zu brechen hat und am Hungertuch« nagt, nimmt die Liebe bald ein Ende, da Du von mir leinen Groschen zu erwarten hast, wenn Du den Doktor heirathest." „Darauf hab' ich auch nicht gerechnet und verzichte gern unter solchen Bedingungen auf jede Mitgist." „Aber Sophie l" mahnte die Stadträthin entsetzt. „Wie kannst Du nur so reden? Du vergißt ganz den Respekt, den Du der Tante schuldig bist." „DaS kommt davon," versetzte die AmlSräthin, roth vor Anger, wie rin zorniger Puter, „da- Du Deine Kinder schlecht erzogen haft und eine viel zu schwache Mutter bist. An Deiner Stelle würde ich kurzen Prozeß machen, dem Doktor die Thür «eisen und meiner Tochter jeoen Verkehr m>t einem solchen Menschen verbieten." „Da hast Du Recht," erwidert« die Stadträthin unter würfig. „Ich weroe morgen dem Doktor schreiben, daß er un» Mit seine» ferneren Besuchen verschonen soll." m. Am anderen Morgen herrscht« in der sonst so glückli chen und trotz der dischränkien Verhältnisse bisher so zu friedenen Flzmili« Sorg-, Kummer und Herzeleid. Sophie ivar tlejbetrüdt wegen der Zerwürfnisse nut ihrer Mutier, bi« Stadträthin aufgebracht üver ihr« ungerathene Tochter und die Tante krank in Folge eine« verdorbenen Magen oder, wie sie behauptet, au« Aerger über ihre ungehorsame Nichte. „Um de» Himmel» willen l" stöhnte sie. „Ich sterbe; war und ist, gegenüber. Doch wird man trotz allem pon dem handlichen Silbergelde nicht absehrn können oder aber man kommt so weit, daß man da« Privatgeld dessen Wert die Staaten ja in Gold verbürgen, noch weit mehr al« bisher in Umlauf setzt. Deutschland mit seiner Goldwäh rung kann'» aushalten, trotz der 70 Millionen entwerte ter Thaler. „Man muß b»S Gute nehmen, wo man es findet", sprach einst Herr von Caprivi und suchte eS und fand es politisch nicht be>'m Freisinn. Etwa» Gute» dankt Deutschland vielleicht aber doch den Freisinnigen, inson derheit dem in der Versenkung verschwundenen Herrn Bamberger, dies, daß es dank seiner Goldwährung durch den Silbersturz jetzt nicht allzuhart betroffen wird. Im merhin bedeutet die Silbersrage eine große nationale Sorge da die Notlage der Doppelwährungesiaaten auch uns im Welthandel fühlbar werben wird. — Der Preis des Silber- der in Neu-Jork innerhalb weniger Tage von 81'/« CiS. auf 63 EtS. gesunken war, hat sich in den letzten Tagen erholt u»v wurde vorgestern aus Neu-Jork mit 74'/^ ClS gemeld-t. Die voraussicht liche Eindämmung der Ueberprvduktion durch Schließen vieler Bergwerke hat die Preissteigerung hecbeigejührt. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 5. Juli. — Die Bundesratsmitglieder und Graf Herbert Bis marck ignorierten sich in dec ersten Rcich»tagssitzung völ lig. Nur einer von Bi-marckS früheren Kollegen, der bayrische Gesandte Graf Lerchenfcld begab sich zum Gra- laßt mir nur schnell einen Arzt rufen!" „Unser Arzt," entgegnete die Stadträthin, „war bisher der Doktor Wiese." „Lieber den Tod al- den Menschen, dem ich keine Katze zum Kurilen anvertrauen möchte." „Dann wollen wir nach dem Doktor Gabler schicken, der ganz in der Nähe wohnt und bald kommen wird." „Ich mag nicht de» ersten besten Doktor," erwiderte die um ihr Leben besorgte Kranke, „sondern einen SanitätS- rath, womöglich einen Geheimen Medizinalrath. Aufs Geld kommt es mir nicht an, wenn er mich nur gesund macht." Nach vielem Suchen und langem Umherirren brachte endlich Ludwig d/n Medizinalrath Süßmilch, einen belieb ten Frauenarzt, der mit wichtiger Miene die Patientin untersuchte, einige Male beeenklich den Kopf schüttelte, «ine gleichgiltige, aber schön gefärbt« Medizin verschrieb und vor Allem eine Strenge Diät verordnete. Seinen ausgezeichneten Bemühungen gelang e- auch, schon in wenigen Tagen da» harmlose Uebel, da- auch ohne jede Behandlung besser geworden wäre, zu beseitigen und die Tante so schnell wieder herzustellen, daß sie in Beglei tung von Ludwig und Else die Eisbahn besuchen konnte, auf der sich um dieser Zeit bei schönem Wetter di« vor nehme und elegante Gesellschaft einzufinden pflegte. Auf spiegelglatter Fläche entfaltete sich hier «in wahr haft interessante» Schauspiel, ein heitere», srisches Leben und Treiben, wie «» nur die große Stadt in dieser Jahres zeit und an einem so prächtigen Wtntertage^bieten konnte. Ein bunte» Menschengewühl, Damen und Herren in eleganter Wintertvileltr, Erwachsene und Kinder, Knaben und Mädchen bewegten sich auf diesem vor der Kälte gw schaffenen Parquet und überließen sich dem zugleich ange nehmen und stärkenden Vergnügen.