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DerSSHsWLrMer t, Anzeigenpreis (in Goldmark): Die 43 mm breite einspaltig« Brundschrijtzeile 25 Pfg., örtlich« Anzeige« 20 Psg, die VS mm Nr. 302 80. JahrW»«W Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Anttshaupt- Mannschaft, der Schalinspektion und des Hauptzollamts -u Bautzen, de» Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. hinter den Kulissen sich als ein „Geschäftemachen" hmr, wie es bei unseren Konjunkturpolitikern eben de» üauds» Brauch ist. zum Kurs vom Tage der Rechnung. — Rabatt «ach Laris. Mr Sammelanzeigen tarism. Ausschlag. — Ersüllnngsort Bischof«»«»» Im Fall« höherer Gewalt — Krieg oder s ag der Betriebe« der Zeitung oder der _ i — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. für die Reichsbaynarbetter. Berlin. 29. Dez. Heute fanden Schlichtungsoerhand lungen über den Lohnstreit der Reichsbahnarbeiter statt. Der gefällte Schiedsspruch hat etwa folgenden Inhalt: Mit Wirkung vom 1. Januar 1926 ab erhalten die Reichsbahn arbeiter vom 24. Lebensjahre ab eine Lohnerhöhung und zwar die Lohngruppen 1 bis 5 einen Pfennig, die Lohn gruppen 6 und 7 zwei Pfennige pro Stunde. Diese Löhne gelten bis zum 30. April 1926. Die bisher in Krankheits fällen gezahlten sozialen Zulagen fallen vom 1. Januar 1926 ab weg. Der deutschen Reichsbahngesellschaft wird aufge geben, im Benehmen mit den Vertragsparteien die Orts lohnzuschläge nachzuprüfen und soweit erforderlich mit Wir kung vom 1- Januar 1926 ab neu festzusetzen. Als Erklä rungsfrist wurde der 12. Januar 1926 angesetzt. Erfch i»»u»g«»«is«: Jeden Werktag abend« für den folgend. Tag. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. Gemeinde« für die Zeit eine« halben Monat«: Frei ins vmckand-glrostafs« Bischofswerda Konto Nr. 64. Grundschristzeile 25 Pfg., örtliche Anzeige« 20 Psg„ . . - . I-fchSft-stelle Im Fall« höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher breite Rrklamezeile (im Textteil) 70 Psg. Zahlung in sg. — Alle Postanstalten, Störung de, Betriebe« der Zeitung oder der Besörderungsrinrich. zum amtlichen Briefkurs vom Zahltag, jedoch nicht i ie Geschäftsstelle nehmen tuugen ----— —-- —- — - - - - - — . .. Donnerstag, den 31. Dezember 1S25. Oie Preispraxis. Auch eine Reujahrsbilanz. Bereits während der Inflationszeit war von lckndwirt- schaftlicher Seite darauf hingewiesen worden, daß die Preis bildung für landwirtschaftliche Erzeugnisse beim Erzeuger und im Absatz an den Verbraucher ganz verschiedene Wege ginge und daß ebenso die Preisbildung der landwirtschaft lichen Betriebsmittel wirtschaftlich nicht mit der der land wirtschaftlichen Erzeugnisse in Einklang zu bringen sei. Die ses Mißverhältnis in der Preisbildung ist nach der Stabi lisierung der Währung in ein einigermaßen festes Verhält- nis gewandelt, aber es ist darum nicht minder ein Mißver hältnis geblieben. Man hat die Dinge laufen lassen, bis die Debatte über das Zollgesetz vor dem Abschluß stand. Da mals kündigte die Reichsregierung ein« umfassende Preis abbauaktion an, die vielleicht besser als Aktion zur Gesun dung der Wirtschaft durch Schaffung eines normalen Preis gleichgewichtes bezeichnet worden wäre. Die Grundlage war die Tatsache, daß in allen wichtigeren Warengruppen, vor allem bei den Lebensmitteln, die dem Erzeuger gezahl ten Preise kaum die Produktionskosten deckten, bei den wich tigsten landwirtschaftlichen Erzeugnissen sogar weit dahin ter und auch hinter den Vorkriegspreisen zurückblieben, wäh rend die vom Verbraucher geforderten Kleinhandelspreise auch in Ansehung der vielfachen verteuernden Momente der gegenwärtigen Wirtschaftsführung ein ungerechtfertigt hohes Niveau hatten, welches mit den Lebenshaltungskosten wiederum die Grundlage für die Preissteigerung aller Be triebsmittel abgab. Die Katze biß sich in den Schwanz, denn so mußte aus einer ungerechtfertigten Ueberteuerüng im Verteilungsapparat zwischen Erzeuger und Verbraucher eine fortgesetzt sich steigernde weitere Teuerung entstehen, wenn der Produzent auch nur buchmäßig annähernd bei der Pro duktion auf seine Kosten kommen sollte. Wir waren damals und noch bis in den Oktober hinein auf dem besten Wege des Weiterrollens dieser Lawine der Teuerung bis zur un vermeidlichen Wirtfchaftskatastrophe, die mit der Agrarkrise in ihrem wichtigsten Teil bereits heute vorweg genommen zu sein scheint. Die Regierungsaktton nahm damals im August zunächst einen guten Anlauf. Man konnte hoffen, daß sie bei konsequenter Weiterführung bereits bis zum Ende des Jahres im wesentlichen den Erfolg der Erreichung des Preisgleichgewichtes verzeichnen könnte. Die Dinge sind anders gekommen. Durch die übermäßige Inanspruchnahme mit Locarno und durch die Regierungskrise sind die Reichs maßnahmen in den Kinderschuhen steckengeblieben. Man hat, — und das ist immerhin «in wichtiger Anfangserfolg, — erreicht, daß der weiterrollenden Teuerung Einhalt geboten ist, man hat auch bei den Großhandelspreisen und den Klein- Handelspreisen gewisse Rückgänge buchen können, aber diese Rückgänge sind doch derart minimal, daß von einem Preis gleichgewicht noch lange keine Rede sein kann. Die Teuerung Die Unterredung Mussolini* mit Chamberlain. Berlin, 30. Dezember. (Drahtb.) Wie die Morgenblütter wes Rom melden, hatte Mussolini gestern abend noch eure zweistündck« Unterredung mit Chamberlain, an der auch der UttterstaatsfrkrÄPr für das Heerwesen General Cavallero tcilnahm. Mussämri Ed heute Morgen in Rom zuriickerwartct. Nachmittags tritt der Vst- nisterrat zusammen, in dem Mussolini Erklärungen über Ne Außenpolitik abgeben wird. Berlin, 30. Dezember. (Drahtb.) Wie die Morgenblätter aus Rom melden, bringt nach der „Tribuna" die neue Heereeresorm eine bedeutende Erhöhung der Stärke der Armee gegenüber dem Plan des früheren Kriegsministers. Wie sie sich nach Genf drängen. Der Generalsekretär des Völkerbundes hat einer amt lichen Nachricht zufolge beim deutschen Generalkonsul in Genf auf die Einreichung von Listen durch deutsche Parteien hingewiesen, in denen letztere Kandidaten für die deutsche Beteiligung im Völkerbundsekretariat namhaft gemacht haben. Gleichzeitig teilt das deutsche Auswärtige Amt mit, daß dieses Drängen nach dem neuen „Pöstchen" in Genf die offiziellen Stellen stark beunruhigt habe und man sowohl in Berlin wie in Genf übereinstimmend der Ansicht sei, daß die deutsche Beteiligung im Generalsekretariat nur in Füh lungnahme mit der Reichsregierung geregelt werden könnte. Diese amtlich festgestellten Vorgänge bestätigen also die in Berliner politischen Kreisen verlautbarten Vermutungen, daß führende Zentrumsabgeordnete und selbverständlich auch die Sozialdemokraten sich in dieser zum mindesten als nicht ganz einwandfrei zu bezeichnenden Weise eine Verwen dung zu sichern suchten, von der sie sich gewiß allerhand Vor teile versprechen konnten. Es stellt jedenfalls dieses Spiel Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und ,! Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichteu/! Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschafküche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Betlatz »6» > Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 mkd 448 ist nur vorläufig aufgehalten, aber nicht in ihrer eigent lichen Gefahr endgültig beseitigt. Selbst die beiden schüchter nen Anfänge weitergehender Regierungsmaßnahmen, die Entwürfe über die Reichsgetreidestelle und zur Förderung des Preisabbaus, sind noch nicht Gesetz geworden, so daß also immer noch gesetzlich auch die bescheidensten Grund lagen spezieller Art fehlen. Die erste wirtschaftliche Aufgabe des künftigen Kabinetts wird aber die zwar sorgfältige, aber rücksichtslose Anfassung des Preisbildungsproblcms sein, zu der in erster Linie eine kurzfristige Sondergesetz gebung gehört. Ehe mit dem aus der Uebersetzung des Ver teilungsapparates herrührenden Inflationsrest nicht aufge räumt ist, ist an eine stabile Preisbildung und Wirtschafts kalkulation nicht zu denken. Sprunghaftes Steigen der Grrverbs- lofenzahl. Berlin, 30. Dez. Halbamtlich wird gemeldet: In der Zeit vom 1.—15. Dezember 1925 ist die Zahl der Haupt unterstützungsempfänger in der Erwerbslosenfürsorge von 673 315 auf 1057 031, d. h. um rund 57 Prozent gestiegen. Im Einzelnen haben sich die Zahlen der männlichen Haupt unterstützungsempfänger von 59 603 auf 93 019 erhöht. Zu dieser Steigerung trug nicht unerheblich die Einstellung der Arbeit in den Außenberufen bei, die alljährlich die Zahl der unterstützten Erwerbslosen in die Höhe treibt. Auch ist zu berücksichtigen, daß die Unternehmer verschiedentlich gerade zu Ende des Jahres ihre Betriebe nur für einige Wochen stillgelegt und ihre Arbeiter während dieser Zeit beurlaubt haben. Diese Feststellungen ändern nichts an den: Ernst der Lage, der aus den Arbeitslosenziffern spricht. Zur amtlichen Meldung über die Steigerung der Zahl der Erwerbslosen in der Zeit vom 1.—15. d. M. ist zu be merken, daß die Zählung nicht die nach dem 15. Dez. erfolg ten Entlassungen und auch nicht die große Zahl jener Ar beitslosen berücksichtige, die eins Unterstützung nicht in An spruch nehmen. Die „Voss. Ztg." glaubt in der Annahme nicht fehlzugehen, daß die Zahl sämtlicher Erwerbslosen in Deutschland nicht wesentlich niedriger als in England sei, die zuletzt mit 1s^ Millionen angegeben wurde. Die Arbeitslosigkeit in Oesterreich. In der gestrigen Sitzung des österreichischen Bundes rates erklärte der Minister für soziale Fürsorge, Resch, daß die gegenwärtige Arbeitslosenzisfer 230 000 betrage und daß sie möglicherweise im Februar oder März auf 300 000 an steigen werde. Tagesschau. * Die Beichsregieruna ist dem Washingtoner Ehlua- abkommen, das den Grundsatz der offenen Tür in Ehina festlegt und den von Japan beanspruchten Sonderrechten ein Ende macht, beigetreten. Zwischen Frankreich und England soll angeblich eine Einigung über die Verminderung der Vesahungstruppen erzielt worden sein. Frankreich macht jedoch eine Be satzungserleichterung von wirtschaftlichen Zugeständnissen abhängig. * Di« Zahl der eingeschriebenen Erwerbslosen im Reiche ist in der ersten Dezemberhälfte um 57 Proz. gestiegen und beträgt über eine Million. Am 4. Januar findet zwischen Reich und Ländern eine Beratung statt, in der in erster Linie Las Problem der Finanzierung der Rotstandsarbeiken zur Beschäftigung der Erwerbslosen geklärt werden soll. In China unterziehen Tschang-tso-lin und Feng-yu- hsiang ihre Streitkräfte einer Umgruppierung und rüsten sich zu neuen Kämpfen. In Neuyorker Finanzkreisen taucht der Plan einer rie sigen Dankfusion auf, die nach ihrer Durchführung über eine Milliarde Dollars Kapital verfügen würde. * Aus ganz Europa werden Ueberschwemmuugeu ge meldet. Am Rhein stehen die Städte Köln, Bonn, Düffel dog, Koblenz und Mannheim teilweise unter Wasser. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- jährliches an anderer Stelle. B«z»g^,,»t« für die Zeit eine« halben Monat«: Han« halbmonatlich Mk. 1.2H beim Abholen in der G, wöchentlich so Pia. Einzelnummer 15 Pf, sowie unsere ZettungemwtrSger und di< .... jederM Bestellungen entgegen. Oie panislamiien und das Kalifat. Als nach dem Weltkriege durch die Austeilung der vt- manischen Reiches die arabischen Kleinstaaten entstanden, über die England sein unumschränktes Protektorat «ab baute, war die Frage der Neueinsetzung eines islamstthen Kalifen vorläufig noch zurückgestellt worden. Ms erster Kandidat hierauf meldete König Hussein sein« Ansprüche «n und England begünstigte seinen Günstling so lange, dis es Ibn Saud gelang, Anlehnung an Frankreich zu finden «Nd im Herbst 1924 König Hussein, der vor allem durch feine Kalifatansprüche sein Todfeind war, im eigenen Lande anzu greifen und ihn zur Abdankung zu zwingen. Die aNMv- arabische Politik versuchte nun zunächst mit wohlwollender Duldung einer weit«ren Ausdehnung des Herrschaftsgebie tes der von Ibn Saud beherrschten Wahabiten, dann «der auch in aktiven Verhandlungen Ibn Saud in volle Abhän gigkeit von England zu bringen. So kam nach der Oktober tagung des Völkerbundes, wo sich die Mossulfrage noch wei ter zugespitzt hatte, ein Vertrag zwischen Ibn Saud und d«m neu ihm zugeteilten britischen Residenten zustande, durch den die Grenzen zwischen den Nedjd und Transjoichanien auf Kosten des letzten Gebietes neu geregelt wurden. Außer dem hat England darin Ibn Saud „beauftragt", seine In teressen in Syrien zu vertreten, und es ist fernerhin anzu nehmen, daß England wohl auch irgendeine Rückversiche rung für den Fall eines bewaffneten Konflikts mit der Tür kei hierbei vorgesehen hat. Von vornherein war es nicht anzunehmen, daß sich die Angoraregierung bei dem gleichen Bestreben, ihre politischen Kriegsvoroereitungen im Orient zu vervollständigen, di« Ge legenheit entgehen lassen würde, mit den Herrschern Inner arabiens von sich aus Fühlung aufzunehmen. Zu diesem Zwecke schien die Neuaufnahme der Verhandlungen über das Kalifat den günstigsten Anlaß zu bieten, um sich bei die ser Gelegenheit auch offiziell in die bedeutungsvollen Vor gänge einschalten zu können, die sich zur Zeit in Arabien ab spielen. Türkisch« Abgesandte verhandeln augenblicklich mit dem arabischen Fürstenhaus, das im Emirat Ast» die Alleinherrschaft innehat und von Idrisi, dem marokkanischen Gründer der Senussi-Sekte abstammt. So scheint sich denn die Kalifatfrage darin zuzuspitzen, daß der Scheich der Te- nussi, der Kandidat der Türkei, Ibn Saud, der Kandidat Englands ist. Da die Panislamiien in den Svnuffi die Hauptvorkämpfer des politisch-religiösen Mohammedanis- mus erblicken, dürfte dieses Vorgehen der Türkei nicht ohne Bedeutung für den Zusammenschluß sämtlicher orientalischer Muslims sein. Weil aber Ibn Saud als Beherrscher der heiligen Städten von Mekka und Medina gegenwärtig die unbeschränkte Vormacht in Arabien innehat, müßte zuvor eine Einigung mit ihm zustande kommen. Ob feine Freund, schäft gegenüber England nicht nur ein taktische« Manöver darstellt, dürft« dann zutage treten. Bewilligung der Marokkokredtte in Frankreich. Berlin, 30. Dezember. (Drahtb.) Wie die Morgenbläller au» Paris melden, hat die französische Kammer mit 411 gegen 29 Stimmen beschlossen, der Regierung di« verlangten Kredit« in Höhe von 2 OSO OVO Franken einschließlich der Ausgaben für Truppen verlegungen und Transporte für die Levante- und Marokkoarmee zu gewähren. Vari«, 30. Dezember. (Drahtb.) Der englisch« Hauptmann Lunning, der seit mehr als einer Woche als Unterhändler M>d el Krims In Paris weilt, wird dieser Tage unverrichteter Dinge npch London zurückkehren. Briand hat nach dem gestrigen Ministerrat In einem Gespräch mit Journalisten deutlich zu vefftehen gigeben, daß es nicht seine Absicht sei, Hauptmann Cunning zu empfangen, von dem man überhaupt, wie der Ministerpräsident wegwerfend