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DerMMeLrMer WUchol^werdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinjpektion und de» Hauptzollamts zu Bautzen, de» Amtsgericht», des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischosswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenBolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Betla-e Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Drum und Verlag von Friedrich May G. m.b.H. in Bischojswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 448 Srsch t»»»g«vetl«: Irden Werktag abend» jür den solgend. Tag. Bezugspreis ,Lr die Zelt «ine» halben Monat»: Frei ins Haus halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SO Psg. Einzelnummer tS Psg. — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Posttcheck-Konto: Am« Dresden Nr. 1S21. 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Das Blatt nimmt an, daß er dann mit der Regierungsbildung betraut werden wird. * 3n Rapallo fand am Dienstag eine Zusammenkunft zwischen Mussolini und Chamberlain statt. * Nach neueren Meldungen sind durch die Hochwasser katastrophe in Siebenbürgen Tausende vonMenschen obdach los. Etwa 50 Personen haben den Tod gefunden. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliches on anderer Stelle. Lim -en Völkerbund. Der Streit um Deutschlands Eintritt in den Völkerbund und die weitere Gestaltung der deutschen Beziehungen in dieser Richtung sind auch in der Zeit des vollständigen Auf hörens jeder Innenpolitik zwischen den Festen Gegenstand lebhaften Meinungsaustausches gewesen. Bor wenigen Tagen wußte ein nationales Blatt zu melden, daß sich So zialisten nach Genf gewandt haben, um von dort aus die Zusage dafür zu erhalten, daß beim Eintritt Deutschlands in den Bund ganz bestimmte Persönlichkeiten als Vertreter des Reiches ernannt würden. Selbstverständlich haben sich Sozialdemokratie und Zentrum beeilt, diese Nachricht zu de mentieren. Der „Germania" aber ist dabei das Geständnis entschlüpft, daß man sich bei den Rechtsparteien darüber klar sein solle, daß als Genfer Vertreter Deutschlands wirk lich nur Völkerbundsfreunde in Frage kämen. Und beinahe mit Entrüstung fragten die Linksblätter, ob denn wirklich sich ein früherer Völkerbundsgegner zur Vertretung Deutsch lands in Genf bereitfinden würde. Demgegenüber muß doch wohl beachtet werden, daß wir, auch wenn Deutschland in den Völkerbund eingetreten ist, noch Männer in Genf brauchen, die dem Bund nüchtern und objektiv gegenüber stehen und nicht in wenigen Monaten der Zusammenarbeit das wieder zerschlagen, was unser ruhiges Abwarten aufge baut hat und was bei weiterem Warten nur noch vermehrt worden wäre. Im übrigen aber ist diese Frage jetzt doch wohl noch nicht spruchreif, und wir glauben, daß es vor dem Kampf um die Ernennung der deutschen Genfer Vertreter noch einen Streit geben wird um den Eintritt und seinen Zeitpunkt selbst. Der Völkerbund, der erst in den letzten Tagen noch einen deutschfeindlichen Kommissar nach Danzig gesetzt hat, hat auch jetzt noch nicht seine Lebensfähigkeit und seine Nützlichkeit für uns bewiesen. Der Streit um die Ver treter kann die Aufmerksamkeit nur von dem jetzt viel wich tigeren Problem abziehen. Auch die Verhandlungen der Abrüstungskonferenz, die ja vorläufig noch auf Jahre hinaus nicht über ein vorbereitendes Stadium hinauskom men werden, sind nicht geeignet, unser Vertrauen zu dem Völkerbund zu heben. Amerika, das seine Teilnahme an diesen Verhandlungen unter gewissen Vorbehalten nun doch er klärt hat, schlug wohl den einzig richtigen Weg ein, den des vorsichtigen Abwartens. * Gegen die Entrechtung der völkischen Minderheiten. Berlin, 28. Dez. Der Abg. von Lindeiner-Wildau und andere Mitglieder der Fraktion der Deutschnationalen Volkspartei haben folgende Interpellation im Reichstag eingebracht: „Die im Dezember abaehallene Tagung de» Völker- bundsrale» Hal bewiesen, daß dieser nicht geneigt ist, mit dem bisherigen System der Entrechtung der völkischen Minderheiten zu brechen. Die Aufrechterhaltung der Ver fahrenordnung in Minderheitenfragen macht eine wirksame Einflußnahme auf das Schicksal der nach Millionen zahlen den deutschen Minderheiten unmöglich. Die deutsche Reale- rung und insbesondere der Herr Reichsauhenmlnister Haven gerade die Möglichkeit der Fürsorge für die deutschen Min derheiten als einen der wichtigsten Gründe für den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund immer wieder bezeichnet. Unter Bezugnahme auf die in der 129. Sitzung de» Reich» tag« vom 2. Dezember 1925 gestellte Anfrage de» Abg. Dr. Freiherr« von Freylag-Loringnoven, vr. Spahn und an derer Mitglieder der Fraktion der Deukfchnationalen Volk» Partei, Rr. 1668 vom 11. Dezember 1925 fragen wir die Reich»reglerung. welche Folgerungen sie au» diesem vrrhal ten des Völkerbundes in der Mlnverheitsfrage zu ziehen ge denkt und ob sie insbesondere entschlossen ist. den deutschen Beitritt zuw Völkerbund von einer grundsätzlichen Aend» rung der Mlnderheitenpolitik des Völkerbund« abhängig zu machen?" Die Kuftfahrtverhandlungen. Berlin, 29. Dez. (Drahtb.) Sofort nach Wiederauf nahme der Luftoerhandlungen wird zwischen Frankreich und Deutschland über das Ueberfliegen deutschen bezw. französi schen Gebietes verhandelt werden. Das B. T. glaubt zu wissen, daß man deutscherseits bereit fei, dem französischen Wunsch unter Voraussetzung absoluter Reziprozität Rech nung zu tragen. Die auch seit längerer Zeit von der Gegen seite als unhaltbar erkannten Begriffsbestimmungen und Baubeschränkungen für die deutsche Lufttahrt dürften als aufgehoben gelten. Mit der ostiziellen Aushebung dieser Fesseln dürfte auch das Interalliierte Luftfahrtgarantie komitee in Berlin verschwinden. Ob allerdings die von der Gegenseite geforderten Garantien für Deutschland in ihrer jetzigen Form annehmbar seien, erscheine noch sehr zwei felhaft. wenn diese laufenden Beträge für die Unterhaltung der Kolonialtruppen entsprechende Herabminderung finden würden. Aber hier handelt es sich um das Prestige. Und wenn auch auf der einen Seite Friedensangebot« Abd ek Krims, auf der anderen Seite belangreiche Versöhnungsvor schläge der Syrer eine Beendigung der Kämpfe in das Be reich des Möglichen rücken, so wird Frankreich letzten Ende» doch nur auf Bedingungen eingehen, die seinen Anspruch auf eine unbeschränkte Vormacht und Sicherstellung zu recht fertigen vermögen. Die Gefahr, daß ein Rücktritt Briands eine neue weiter rechts eingestellte Mehrheit ans Ruder bringen könnt«, wird in Frankreich durchaus nicht verkannt. Ebenso werden di« sich hieraus ergebenden außenpolitischen Schwierigkeit«», eine Verschlechterung vor allem der sranzöfsich-amerika»»- schen Beziehungen, durchaus in Rechnung gezogen. BeMwd selbst hat die Erklärung abgegeben, daß stir Äs W Gttlir eines Scheiterns seiner Bemübuncen ur- eine Lubuwrw- neubildung und Finanzierung tsts du der Kammer zur Folge haben würde Hindenburgs Reife ins Rheinland. Köln, 29. Dez. (Drahtb.) Wie die „Kölnische Zeitung" ersährt, ist beabsichtigt, die Reise des Reichspräsidenten in die befreiten rheinischen Gebiete mit Rücksicht auf das Win terwetter und das hohe Alter des Reichspräsidenten nach Möglichkeit einzuschränken. Nach dem zur Zeit bestehenden Plan dürfte die Anwesenheit des Reichspräsidenten im be freiten Gebiet kaum länger als anderthalben bis zwei Tag währen. Voraussichtlich wird der Reichspräsident, dessen Reise etwa in den Monat Februar fallen dürfte, nur an der Befreiungsfeier in Köln teilnehmen. Daneben wird vielleicht noch eine zweite Feier in Bonn veranstaltet werden. Wei tergehende Pläne bestehen zur Zeit noch nicht. Dauerkrise in Krankreich. Die Bemühungen des Ainanzministers Doumer, mit dem von ihm ausgestellten Sanierungsprogramm sich im gegenwärtigen Kabinett durchzusetzen, sci)einen ebenfalls keinen Erfolg zu verheißen. Seine radikalen Ministerkolle gen haben sich entschieden gegen die Umsatzsteuer ausgespro chen, die Doumer nach deutschem Muster erweitern will um vor allem eine Steuer zu haben, die am schnellsten größere Erträge abwirft. Der Standpunkt des Finanzministcrs, von dem aus der neue Sanierungsentwurs durchgcführt werden soll, geht dahin, daß Frankreichs direkte Steuern die höchst mögliche Ertragssähigkeit erreicht haben. Das für 1926 auf 9 Milliarden Franks berechnete Defizit könne nur noch durch indirekte Steuern gedeckt werden. Dieser Ansicht scheint sich auch Briand anzuschließen, dem es im übrigen nur darauf ankonnnt, die Ministerkrise möglichst bis zum Wiederzusam- incntritt des Parlainents im Januar hinauszuziehen. Er wird daher voraussichtlich, falls die Pläne Doumers im Ministerrat keine Mehrheit finden, den gegenwärtigen Kabinettsmitglicdern den Vorschlag unterbreiten, ihre Aemtcr zunächst weitcrzuführen, bis sich die auch während dieser parlamentariscl-en Zwischenzeit tagende Finanzkorb- Mission über Doumers Steuerpläne ausgesprochen hat. Falls aber der immerbin in Rechnung zu ziehende Fall eintreten würde, daß fick die Melirheit des Ministerrats gegen Dou- mers Finanzprofektc ausspricht, würde letzterer genötigt sein, seine Demission anzubicten. womit dann ein« neue Situation Briand vor neue Entscheidungen stellen würde. Das Bürg- schastsangebot der französischen Industrie, das in den interes- fierten Kreisen einstimmig genehmigt worden ist, dürste von der Regierung al» letzter Rettungsanker angesehen werden, um neue Mttel stn die Frankenstützung oufzubringen. Allerdings wurde die hypotbekarischc Belastung der Indu strie für eine im Ausland auszunebmendc Anleihe auch dann nur eine vorübergebende Hilfe bedeuten, wenn es nicht ge lingen sollte, durch dir Annahme der übrigen Finanzprojekte sichere Grundlagen sm die Ausgleichung des Budgets zu ge winnen. Mit melcben Schwiengkeiten in dieser Hinsicht Frankreich zu kämpfen bat ergibt stch ans der augenblick lich der Finanzkommisiion vorliegenden Ausstellung über das provisoriscl)« Budaetzwölstel im Januar 1926. Die ge forderten Kredite belaustn stä> für d'< normalen Ausgaben auf rund 3 641 000 Franken Demneaermber bestehen aber al» Sonderausgaben für Besatznnastruvpen Beträge in Höhe von 120 Millionen Franken die für Marokko und Syrien gefordert werden Es märe daher kür die lranzömche Finanzjanierung eine äußerst müuschensn'erte Erleichterung, Tschitscherins Erfolge i» Dm«. Paris, 2-- T-r-. T-rrüiw L.u vor guMnerrumme: pslin'cher Sei:« nw Dsiwriiknmrrr mi. LrrsiL «m t Komerer-.z dir L.rLerrnnruümr- ter- wrrtirmttLäss. 'stnanxEer: pslwsimer Lczisnunp-r zwsirner RvWeMt und Frc-krk-ch r-rrLbnrder Tn- Lomsren- ml. Erchr T»- lnuar stsrrst^-5^. D-.r ^"iichr Dsisputwr ml. vsr lTÄashe- «rin ge-Lbrr werd-rr:. du F-vww»er nrrr Dr.-eziSttrw jin drei Kcrnn-.stnrncn eigenen würden vir rwimmu Ko»»- ! missten werde nrn Brnrnew: dir FinnnzkrmnnMirn von Seydour und die Krw.rn:'strn -ür stmmelrr Frager vor Kw- mageot gesührr werden. D-cn -prrnar-ndrr Vmckr der Be handlungen werde die Frage der Rexelrrx der Schulden aus derZarenzeir bilden TschÄchernr soll den Franzosen entgegengekomrnen <ein. indem er sich be reit erklärt habe, 30 Proz. des Geldwertes der Schuldsumme anzuerkennen, statt wie bisher 40 Proz. des Nennwerte». Die wirtschaftliche Seite der Konferenz würden hauptsächttch die Verhandlungen über die Gewährung neuer Kre- dite bilden. In seinen Besprechungen mit Briand hab« sich Tschitscherin auf den Standpunkt gestellt, daß di« bis herige Kreditsperre gegen Rußland lediglich auf Quer treibereien Großbritanniens zurückzusühren sei. Die Franzosen hätten versucht, ihn davon zu überzeugen, daß Westeuropa fein Kapital ausschließlich für eigene Zwecke benötige und daher nicht imstande sei, Auslandskredite zu ge währen. Ferner würden die französischen Industriell«« schwerlich für Kredite zu haben sein, die in Rußland Konkur renzindustrien schaffen sollten. Tschitsct>erln habe daraus ver- slclzert, daß Rußland die Kredite in erster Linie zur Schaf fung von Freihäfen an allen Meeren brauche, da es von größter Wichtigkeit sei, daß die ausländischen Kaufloute auf diesem Wege in direkte Fühlung mit den russischen Han- dclsstcllen treten. Briand habe Chamberlain über den Gang seiner Verhandlungen auf dem lausenden gehalten. Es steht jedoch noch nicht fest, ob Großbritannien an der bevor stehenden Konferenz teilnehmen werde. Der Focarnovertrag vor der französischen Kammer. pari», 29. Dez. (Drahtb.) Ein Gesetzentwurf über d«n Vertrag von Locarno, der schon in der vergangenen Woche in der Kammer eingebracht wurde, ist gestern an die Mit glieder der Kommission für Auswärtige Angelegenheiten verteilt worden. Das Datum zur Aussprache über den Ver trag von Locarno ist noch nicht festgesetzt. Es ist onzuneh- men, daß eine öffentliche Debatte nicht vor der zweiten Ianuarhälfte stattfinden wird, da die Kammer bi« zum 12. Januar in die Ferien geht. Zusammenkunft Mussolinis mit Chamberlain. London, 29. Dez. (Drahtber.) Nach einer Timermel- düng aus Mailand reist Mussolini morgen vormittag zu einer Unterredung mit Chamberlain nach Rapallo. Di«s«r Begegnung wird wegen der bevorstehenden englisch-italie nischen Schuldenverhandlungcn große Bedeutung beigemes sen