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Eknzsg« Tageszeitung im Amtsgerichtsdeztrk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten A« Blatt enlhüü die amtkchen l-ekamttmachmkgen der Amtthaupt- ' Mannschaft» der Schnttnspektton und de» Hmyttzollamts zu Bautzen, de» Amtegerlchl^ de» Finanzamtes und de» Stadlrats zu Bischofswerda. Nnabhängige^ettung für alle Stände kl Stadtrmd Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschtchten Beilagen: Sonntag» -Untechaltungsblatt und LandwirtschaMche Beilage GeschSstrstelle Bischofswerda. Altmarkt 18. — Dm» und Verlag von Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. FemsprecherNr.444und 445 PostfcheckMXant» r Amt Dresden »k». 1SAL. Gemeind— NBUWUMWGbdd-VWlRffE «VsM eMSPV»T VTV« VG« Im Feile HSderer Gewalt -- Krieg oder sonstiger irgend welcher Stimm» des Betrieb« der Zeitung oder der Deförderungseiuttch- tungrn — hat der «yieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Xechtieserung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezug^rttse». Nr. 27V. Mittwoch, de« 2. Dezember 1925. 8V. JahrgiMg ——WN—WWMNMMMNMMWM Tagesschau. * Die Deutsche Delegation ist am Montag nachmittag in London eingetroffen« Die Abreise der Interalliierten MlilSrkontrollkommis- fion au» Berlin soll erst Mitte Januar erfolgen. Infolge der Kontrolle Peking» durch General Feng setzen sich die radikalen Elemente in China immer mehr durch, so daß mit neuen Boykott« gegen Handelsschiffahrt und Ausländer zu rechnen ist. «u den mit * bwzcktztten Meldung« finden di« Leser Ad— führltch« an anderer Stell«. Die Londoner Besprechung. Die deutsche Delegation ist gleichzeitig mit der belgischen Aüegation am Montag nachmittag in London eingetroffen. Die anderen Herrschaften, die an der Unterzeichnung des Locarnopaktes teilnehmen, weilen entweder schon in der britischen Hauptstadt« oder werden stündlich erwartet. Der große Akt kann beginnen. Ist er vollzogen, so wird man nicht mit einer einfachen Verbeugung wieder auseinander gehen, sondern sich noch ein Weilchen zusammensetzen, um über die Dinge zu sprechen, die noch nicht in dem neuen Geiste geklärt sind oder jedenfalls Deutschland noch nicht als geklärt erscheinen. Allzuviel Zeit für diese Verhandlung, Die sich immerhin mit einem wichtigen Thema besaßt, steht nicht zur Verfügung, denn Herr Chamberlain beabsichtigt seine Reise nach Senf schon bald anzutreten. Sie findet also gewissermaßen zwischen Tür und Angel statt, was nicht ge rade Aussichten dafür bietet, daß sie in einem Deutschland günstigen Sinne zum Abschluß kommt. Das Thema ist das, was die Entente nunmehr, nachdem die Unterschrift geleistet ist, zu tun gedenkt, um ihre im Locarno mehr oder minder greifbar gemachten Zusagen einzulSsen, deren Erfüllung bisher noch aussteht. So dürfte vor allem über die Ver kürzung der Desatzungsfristen gesprochen werden, zwei deutsche Forderungen, die wahrlich begründet find und denen von der Gegenseite entsprochen werden muß, will sie tticht dem Vertrag von Locarno den Charakter eines Papier seen geben. Weiter ist die Abstimmungsfrage und die Aenderung des Besetzungsregimes im Saargebiet, trotzdem gerade hier Verheißungen besonderer Art gemacht worden sind, noch gänzlich ungeregelt. Ueber die Beschränkung der deutschen Luftfahrt hat bereits ein eifriger Schriftwechsel zwischen Berlin, London und Paris stattgefunden, der aber bisher noch keinerlei Ergebnis gezeitigt hat. London muß dieses Ergebnis «Mich bringen, sonst wächst die Enttäu schung in Deutschland riesengroß und dann können Wir kungen entstehen, auf die man wohl in Paris und in Lon don nicht rechnet. Es darf doch nicht vergeßen werden, daß dis deutsche Negierung die Ermächtigung erhallen hat, den Aufnahmeantrag Deutschlands in den Völkerbund zu stellen. Diese Ermächtigung bedeutet durchaus keine Verpflichtung. Es ist vollkommen in ihr Belieben gestellt, den Zeitpunkt zu wählen, wann sie von der ihr gegebenen Ermächtigung Ge brauch machen will. Es ist von deutscher amtlicher Seite be reits darauf hingewiesen worden, haß dies jedenfalls nicht vor der erfolgten Räumung Kölns geschehen werde und die ser Hinweis kann in seiner Bedeutung in Bezug auf die andern schwebenden Fragen eigentlich nicht verkannt wer den. Allerdings treten die beiden Delegationsführer unmit telbar nach der Londoner Unterzeichnung zurück. Vielleicht glaubt man in London, daß sich ein« neue deutsche Regie rung auch mit weniger zufrieden geben werde, al» das, was Luther und Stresemann verlangen. Damit dürft« man st» ober denn doch täuschen, den» das steht doch wohl fest, da selbst die unentwegtesten Locarno-Freunde Wortbrechern in London und Pari» nicht den Gefällen tun. «ine ihnen ge nehme deutsche Regierung zu schaffen, wenn selbst «in! Stresemann eingesteht und eingestehen muß, daß er in seinen Erwartungen enttäuscht wurde und daß man auf der Gegenseite nur in Worten etwa» von dem gerühmten Geiste von Locarno verspüre, in Taten aber so gut wie nichts. Wenn die das Rwnpfkabinett Luther stützenden Par teien zu dem Beschluß gekommen find, erst im Sanuar an «ine endgültige Reublwung der Regierung heronzutreten und bi» dahin da» Rumpfkabtnett di« Geschäfte führ« zu lassen, so waren wohl nicht nur innervolitische Ueberlegungen d«r Grund dafür, sondern auch dl« Absicht, erst einmal da, Ergebnis der Londoner Besprechungen «»zuwarten, «he man in Deutschland di« Durchführ«regttrung von Locarno schasst. - - - » * Wie Ankunft der deutschen Delegation in Fondon. London. 30. Noveniber. (Drahtb.) Schon lang« vor der um 430 Uhr «warteten Ankunft der deutschen Delegation hatten sich auf der Vitkorlastatton zahlreiche Zuschauer und Pressevertreter elngesuudeu. Der Souderzua hatte jedoch Verspätung und lief erst my S,15 Uhr aff dem Döhichof «in. Inzwischen waren als Ver tret« der englischen Negierung Außenminister Chamberlain und der Aaterstmmfekretär de» Auswärtigen Amtes, Sire William Tyrrell, fern« der deuksche Botschafter Dr. Sthamer und -er bel- gffche VoSchafter Baron Woucheur, erschienen. Vie deutsche Dele gation befaad sich im ersten wagen des Sonderzuges und als erst« «nkstieg der Reich»kanzler Vr. Luther, der von Chamberlain auf» herzlichste begrüßt wurde, dem Zuge. Nach kurz« Aussprache mit de« deutsche» Delegierten eilte Chamberlain nach dem zweiten wageu. wo inzwischen Vandervelde» und die übrigen belgischen Delegierten auf dem Bahnsteig «schienen waren. Dan« bildeten sich auf dem Bahnsteig zwanglos zusammenstehende Gruppen und «an bemerkte u. a. die hohe Gestalt Lord V' Abernon», des eng- klschen Botschafter» in Bettln. Der deutsche Vlzebotschaster vu- four-Feronce war übrigen, der deutschen Delegation heute früh nach Dover entgegengereist. Rach der Begrüßung begaben sich die Delegierten zu den Wagen und fuhren in ihre Hotels. Chamber lain «ar die Liebenswürdigkeit und Freude selbst, er strahlte übers glluze Gesicht, al» « die einzelnen ihm bekannten Herren begrüßte. — Dle Aeberfahtt nach England verlies bei schönstem wett« und in völl« Harmonie. Vandervelde, der Führ« der belgischen Dele gation, gab der deutschen Delegation ein Mittagessen. An Bord befand sich übrigen» auch tt« Detachement englisch« Truppen, die au, SSln abkvanqwrttert worden waren. Die Dlrtterreichnungsfeierlichkeiten. London. 1. Dez. (Drahtb.) Die Unterzeichnung der Verträge von Locarno wird heute vormittag in dem soge nannten „Goldenen Empfangssaal" des Foreign Office statt finden, das in vergangenen Zeiten bereits mehrfach Zeuge bemerkenswerter historischer Verhandlungen und Hand lungen gewesen ist. . Um 10 Uhr treten Beauftragte der Signatarmächte zur Prüfung der Vollmachten der Delegier ten zusammen. Um 11 Uhr beginnt die feierliche Handlung der Unterzeichnung der Verträge. Die Delegierten nehmen an einem großen mit grünem Tuch bedeckten Tisch in der Mitte des Raumes Platz. Die Verteilung der Plätze ist die selbe wie in Locarno: am oberen Ende der Tafel sitzt Bald win, als Führer der britischen Delegation zur Rechten der Außenminister Chamberlain. Die übrigen Delegationen gruppieren sich in folgender Reihenfolge: Frankreich, die Tschechoslowakei, Polen Belgien, Deutschland und Italien. Hinter dem Tische sitzen die diplomatischen Vertreter der Signatarmächt«, die britischen Gesandten in Paris, Berlin und Brüssel, die Mitglieder des britischen Kabinetts und die hohen Kommissare der britischen Dominions. Nach Eröff nung der Sitzung teilen die Rechtsbdiriite des Foreign Office mit, daß di« Vollmachten der Delegierten geprüft und für gültig befunden worden sind. Darauf wird Chamber- latn den Delegierten vorschlagen, die verschiedenen Verträge zu unterzeichnen. Der gegenseitige Sicherheitsvertrag wird von den Bevollmächtigten in der Reihenfolge des französi schen Alphabets unterzeichnet werden. Für Großbritannien werden Baldwin und Chamberlain unterzeichnen. Sie wer den dabei eine traditionelle Feder in Form eines Gänsekiels benutzen. Danach werden die Schiedsgerichtsverträge zwi schen Deutschland und Belgien, Deutschland und Polen und Deutschland und der Tschechoslowakei unterzeichnet werden. Reben die Unterschriften der Delegierten werden die Staats- siegel gedrückt. Darauf folgt die Unterzeichnung der ver bündeten Kollektivnvte über die Auslegung de» Artikels 16 des Völkerbundspaktes an die deutsche Delegation und die Unterzeichnung der Verträge zwischen Frankreich und Po- ken und Frankreich und der Tschechoslowakei durch die Ver treter dieser Staaten. Nach der Unterzeichnung werden die Delegationsführer kurze Ansprachen halten. Die Vertreter aller großen Zeitungen Europas sind eingeladen. Laudon. 1. Dez. (Drahtber.) Rach der Unterzeichnung des Paktes im Foreign Office werden Luther und Strese mann sich im Buckinghampalast einschreiben. Dann werden sie da» Frühstück bet Lady Chamberlain einnehmen. Außer den übrigen Unterzeichnern werden an diesem Frühstück neben mehreren Damen auch die Gemahlin des Premier- Minister» Baldwin und das Parlamentsmitglied Lady Aktor teilnehmen. Nach dem Empfang der Delegierten durch den König folgt ein« Besprechung Luther» und Stresemann» mit Briand. Morgen nachmittag werden die beiden deut schen Delegierten bei Ramsay Macdonaw den Tee einneh men. Ferner «erden, wie schon bekannt, di« Delegierten im Lancafttrhouse von Chamberlain und morgen abend in Dawntngstreet »an Baldwin bewirtet werden» * » Keine Gegenliebe für weiteres Entgegenkommen. Daß man in London, nachdem di« Deutschen sich durch ihre Unterschrift verpflichtet haben, zu keinen weiteren Zugeständnissen geneigt ist, geht aus folgender Mel dung hervor: Loudon, 1. Dezember. (T.-U.) Wie di« Telegraphen- Union erfährt, rechnet man in maßgebenden Londoner «ei sen nicht mit der Wahrscheinlichkeit weiterer Besprechungen aus Anlaß der Unterzeichnungszeremonie. SiMand hwe sich, wie erklärt wird, „schon weit über die Grenze des ersten Entgegenkommens hinaus" be geben. Der Zeitpunkt für weitere Verhandlungen sei nach nicht gekommen. Wenn deutscherseits «in solcher ver such gemacht würde, so sei auf keinerlei Gegenliebe auf der anderen Seite zu rechnen. Die e ziemlich energische Ableugnung jeglicher verHmd- lungsabsicht hat offensichtlich den Zweck, irgendwttche Schwier gkeiten zu beseitigen, die durch vorzeitige Nachrich ten über Besprechungen oder Verhandlungen entstehen könn ten. Es ist zum mindesten nicht ausgeschlossen, daß in wirt schaftlicher Hinsicht einige Besprechungen stattfinden werden. Es bleibt nach wie vor die Tatsache bestehen, daß hei einem Zusammensein von so maßgebenden politischen Persönlich keiten, wie das gegenwärtig in London der Fall ist, zweiftt- los wichtige politische Gespräche geführt werden. Frankreich erhebt Anspruch ans Kück- wirkungen. — Weitere Dngestündnine an Deutschland gegen finanzielle KUfe. Patt», 1. Dezember. (Drahtb.) Die Morgenprrssr berichtet über den Empfang der deutschen Delegation auf dem Biktoriabahn- hof in London und darüber, daß sie Gegenstand lebhafter Ovatio nen waren, während die Ankunft der französischen'und belgischen Delegierten von der Menge kaum bemerkt wurde. Da« politische Interesse konzentriert sich weniger auf das Faktum der Unterzeich nung der Verträge, als auf Vermutungen über Besprechungen, die möglicherweise während des Aufenthaltes der Delegation in Lon don gepflogen werden. Dem Berichterstatter des Journal" wurde im Foreign Office aber erklärt, daß die deutschen und auch die anderen Delegierten nur zur Unterzeichnung der verteil«« und nicht zur Eröffnung von irgendwelchen Verhandlungen nach Lon- don gekommen seien. In absehbarer Zeit werde es allerding» über weitere Rückwirkungen zu Besprechungen kommen. Sauerwei», der sich mit Briand nach London begeben hat, stellt im Malin fest, daß für Frankreich der Augenblick gekommen sei, Anspruch aus die Rückwirkungen des vertrage» von Locarno zu erhoffen. Frank reich werde sich zu weiteren Zugeständnissen an Deutschland bereik finden, wenn e» endlich an» feiner schwierigen finanziellen Lage befreit werd«. Briand sei als Ministerpräsident in erster Linie da- zu befugt, zu verlangen, daß Frankreich in einem Europa, das' durch seine Bemühungen allmählich zu normalen Zuständen zurück kehre, nicht im Stiche gelassen werde. Die französische Finanzlage und das Schuldenproblem wären schon gestern zwischen Briand, Chamberlain und Churchill besprochen worden. Man sei erneut / zu der Erkenntnis gekommen, daß alles von den Verhandlungen mit Amerika abhänge. Sauerwein schlägt vor, auf den Dawes plan zurückzugreifen und mit dem verkauf von 11 Milliarden Etsenbahnobligattonen sofort zu beginnen. Es wäre Aufgabe der amerikanischen Kapitalisten, ihre Gelder in diesen Aktien «Mzü- legen. Frankreich werde sofort mit der Zahlung angemessen« Jahresleistungen an seine Gläubiger beginnen, wenn es au» dem Erlös der Schuldverschreibungen einige Milliarden erhalle. Komme es zum verkauf der Cisenbahnobligationen, dann würde man Mit Recht behaupten, daß Deutschland seinen Reparationsverpslichtun- gen im weitgehendsten Maße nachgekommen sei. Dann wäre es auch möglich, europäische und gewisse koloniale Konzessionen zu er- wägen. Wenn Frankreich durch die europäische Solidarität zu einem Ausweg au« seiner bedrückten Finanzlage verholfrn werd«, würde man aoH wagen, dem französischen Parlament die groß«, Linien eine» Abkommens zu unterbreiten, das zwischen Deutsch land und seinen Nachbarstaaten den Zustand »ahühaften Frieden» wieder herstelle. Die Lage in China. Ldvdw», 1. Dezember. (Drahtber.) Wie Reuter, «ys Tkchifu (China) berichtet, kam «in Trupp Seesoldaten ochs Tsinatau am vergangenen Sonntag auf einem Kanonenboot in Tschtsu an und versuchte gestern, sich der dortigen Kaserne zu bemächtigen. Die Truppen in der Kasern« leisteten Widerstand und es kam zu Strahenkämpfen, di« den gangen Nachmittag währten und wobei die Tsingtausoldaten die Oberhand behielten. Di« Verluste betragen SS Tote und öv verletzte, einschließlich verschiedener Zivilpersonen. Vie Banken find geschlossen. Gegenwärtig herrscht Ruh«, aber die gesamte Lag« bleibt ungewiß. Arrtttngttsche PropMsarrda irr Sivtt. Berlin, SO. N»v. (Drahtber.) Dem «sien-Vstemvpa- Dtenft Mrd mttgeteilt, daß die antienglische Propaganda in