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Der sächsische Erzähler : 27.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192511271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19251127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19251127
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-27
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 27.11.1925
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sich bestellte, wartete der andere in der Nähe des Koffer, an einer dunklen Stelle, etwa 1060 Meter vom Tatort entfernt Durch die Aufmersamkeit eines Polizeibeamten, den sein Dienstgang in der Nähe des Koffers vorbeiführte, konnte letzterer den Einbrechern wieder abgenommcn werden. Der den Koffer bewachende Mann flüchtete beim Nahen des Be amten. Auffallend ist,' daß die Spitzbuben ihnen erreich, bare Gold- und Silbersachen, sowie andere hochwertige Ge genstände nicht mitgenommen hoben. Die Kriminalpolizei glaubt daher in den Tätern diejenigen Teppichmarder zu erblicken, die seit langer Zeit ganz Deutschland brandschatzen. Handwerk und Gewerbe in der mittleren Lausitz. l. Kirschau, 25. November. Die derzeitigen Nöte des mittelst«», tischen Handwerks und Gewerbes beleuchtete eine Versammlung des Gewerbeoerbandes Bautzen-Süd am Montag abend in Kir< schau. Der Verband, der seinen Sitz in Wilthen hat. umfahl die Dörfer Wilthen, Kirschau, Neukirch, Ringenhain, Weifa, Steinig,, wolmsdorf, Sohland, Wehrsdorf und stellt mit seinen über 708 Mitgliedern einen starken Teil des gewerblichen Mittelstandes der Oberlausitz überhaupt dar. Nach Begrüßung durch den Vorsitze», den, Holzhändlcr Elßler (Wilthen), der besonders die erstmalig von Sohland und Wehrsdorf erschienenen Vertreter willkommen hieß, kam die derzeitige Kapitalnot zur Sprache, unter der ge rade Handwerk und Gewerbe schwer zu leiden haben, wie aus einen. Schreiben an das sächsische Wirtschnftsministerium hervor ging. Darin wird auf die augenblicklich ungünstige Lage des ge werblichen Mittelstandes hingewiesen und betont, dah viele Be triebe vorn, Ruin stehen, da sie in der Inflation das gesamte Be triebskapital verloren haben. Während die Industrie immer noch in der Lage ist, sich Kredite zu beschaffen, ist das beim Handwerk und Gewerbe nicht der Fall. Besonders schlimm gestellt ist es um die Unternehmen in Wilthen, die noch immer unter den Nachwir kungen der Hochwasserkatastrophe, welche ihnen kaum wieder gui- zumachenden Schaden zugefügt hat, zu leiden haben. Die seiner zeit getätigten Spenden sind nicht hinreichend gewesen. Manchem Betriebe wäre schon mit 200—300 -R gedient, doch sind auch diese an sich geringen Summen nirgends zu beschaffen. Daher wird dis Regierung dringend ersucht m i t t c l st ä n d i sch e Kredite in weitestgehendem Maße zu gewähren. Wie der Vorsitzende mit teilte, sollen in ganz Sachsen 10 Millionen Reichs mark Mittel st andskredite zur Verteilung kommen. Reichsbundes deutscher Sportartlkelfabrikanten auf Schaf» fung eines eigenen großen modernen Meßhauses für di« ge samte Sportartikelindustrie nu; » ehr von Erfolg gekrönt worden. Im Anschluß an die L 'vrtartikelbranche werden in dem neuen Meßhaus im Einvernehmen mit dem Reichs verband deutscher Spielwarenindustrieller, «. B., auch Fir men der Spielwarenindustrie und verwandter Geschäfts zweige unteraebracht werden, die eine Zusammenfassung im Sinne der Bequemlichkeit des Käufers wünschen. Insbe sondere ist die Verlegung der bisher im Meßhaus am Men Theater vertretenen Ausstellerfirmen der Spielwaren- und Ehristbaumschmuckindustrie nach dem Ringmeßhaus vor gesehen. Tttederfriedersdorf, 26. November. Den Hund auf die wirtsbausgäste gehetzt. Einen tollen Einfall hatte bei einem Schlachtfest in einem hiesigen Lokal vorige Woche ein hiesi ger Unternehmer, indem er in angeheitertem Zustande sei nen den Mann stellenden Schäferhund auf die anwesenden Gäste hetzte. Der Hund folgte den Befehlen seines Herrn und zerriß fünf Gästen die Hosen, dabei zweien die Waden ziemlich kitzelnd. Bei zwei resoluten Burschen kam der Kö ter nicht an, da sie die Offensive ergriffen und den Hund mit Biergläsern bombardierten, so daß er sofort Kehrt machte und mitsam dem Besitzer durch die Gasttüre verschwinden mußte. Die Wirtsleute hatten viel Arbeit, um das Lokal nur Halbwegs in Ordnung zu bringen. Am nächsten Mor gen wanderten die fünf Gebissenen zur ärztlichen Unter suchung. Auch der Tierarzt mußte seines Amtes walten. Dem Unternehmungslustigen dürfte diesmal der Spaß teu rer zu stehen kommen, als ein ähnl. in einem anderen Lokal. Chemnitz. 26. Nov. Aeuer durch spielende Sinder. Schadenfeuer brach in Göppersdorf in dem an der Burg- städter Straße gelegenen Grundstück des Photographen Hoppe aus, das auf die Unvorsichtigkeit spielender Kinder zurückgesührt wird. Trotz des sofortigen Eingreifens meh rerer Wehren fiel dem Feuer ein Seitengebäude vollständig zum Opfer. Chemnitz, 25. Nov. Teppichmarder an der Arbeit. Reisende Einbrecher drangen in der Nacht zum Sonnabend in die Billa eines hiesigen Stadtrates ein und stahlen zwei größere wertvolle Teppiche, die sie in einem großen Kabi nenkoffer verpackten. Während der eine Spitzbube mit vier Perserbrücken zum Bahnhof ging und dort vor Ab holung des Koffers und seines Komplizen eine Autodroschke hcitskriege dadurch bekannt, daß sie ihr Haupthaar als Gabe auf tem Altar des Vaterlandes niederlegte. Dieses Denkmal wurde ain 21. Oktober 1913, dem 100jährigen Gedenktage des Gefechtes bei Kosen, ihrem Andenken geweiht. Rauchwarenzurichterei in Markranstädt. Heimfahrt. Nach kurzer Zeit sind wir am Bahnhofe angelangt, wo wir 11.27 wegfahren. Markranstädt ist unser Ziel. In Weißenfels wird umgestiegen, und nun geht die Fahrt durch Tiefland. Wieder lahren wir an den Lcunawerken vorbei. Diesmal sehen wir sie von einer anderen Seite. Gewaltige Rauchwolken liegen über der ganzen Gegend. In Dürrenberg sehen wir vom Bahnwagen aus die Gradierwerke liegen, von denen wir nun eine Vorstellung haben, nachdem wir sie von Käsen gesehen haben. Fröhlicher Gesang verkürzt die Bahnfahrt und 1L2 Uhr „landen" wir in Markranstädt. Unser Ziel ist die Pelzzurichterei, die von unserm Kommen bereits in Kenntnis gesetzt worden ist. In dem Kontor der Fabrik legen wir unsere Rucksäcke ab und folgen einem Beamten, dec freundlicherweise die Führung übernommen hat. Cs wurde uns gezeigt, wie die Felle gefärbt, auf Maschinen gespannt und mit der Hand bez. durch Klopfmaschinen oder Klopftonnen bearbeitet wer den. Nach diesem Prozeß werden die Felle geschoren, und zwar bis auf 15 mpi. Hier schert man täglich bis zu 6000 Stück. Wir gelangen in Kinen anderen Saal, wo die Pelze veredelt werden. Kleine Reste, die von anderen Fellen übrig bleiben, werden zu prächtigen Pelzdecken zusammengesetzt. Viele Beize bekommen durch Färbung einen künstlichen Rücken. Man verarbeitet hier viele ausländische Felle, besonders russische Ratten- und australische Kaninchenfelle. Die letzteren zeichnen sich durch besondere Schönheit aus. In einem anderen Raum sehen wir den Fortschritt in der Bearbeitung der Pelze, hier werden aus ihndn init Hilfe von Maschinen die Grannen gezogen. Weiter sehen mir die gro ßen Zentrisugalmaschinen, die die Feuchtigkeit der Felle entfernen. Sind dies/: soweit bearbeitet worden, dann kommen sie in die so genannte Läutertonne; mit Sand und Sägespänen werden sie ge reinigt, und darauf wieder geklopft. An ciner nächsten Arbeitsstätte sehen wir Maschinen in Betrieb, die die Pelze dünner schneiden. 'Aber ganz besonders bewundern wir die praktischen und hygieni schen Einrichtungen sür die Arbeiter und Angestellten dieser Fa brik, so z. B. den Waschsaal. Doch unsere Besichtigung ist noch nicht zu Ende. Jetzt geht cs auf den Trockenboden, wo die Felle getrocknet werden. Heiße Lust und ein beizender Geruch strömt uns entgegen, der den Aujenthalt ui diesem Raume fast unerträg lich macht. Aus langen Gestellen hangen Felle aller Art. Zuletzt statten wir dem Maschinenraum noch einen kurzen Besuch ab. Unser Führer dankt dem Beamten der Fabrik in unserem Namen für die freundliche Führung, die drei Stunden dauerte, und uns Einblick in einen Industriezweig gewährte, durch den Sachsen in aller Welt bekannt ist. 146 Uhr fahren wir von Markranstädt weg und rollen „st.anro pocko" Leipzig zu. Bald tauchen die Lichter des Haupt bahnhofs auf, und brausend fährt der Zug in die riesige Kuppel halle ein. Viel Zeit haben wir hier nicht: denn wir wollen schon 147 Uhr wieder wcgfahren, und zwar über Döbeln. Leider ist unser Fahrschein nur zur Fahrt über Riesa ausgestellt. Wenn wir über Döbeln fahren wollen, heißt es also uachzahlen. Das ist sehr bitter für uns; denn unsere Barschaft hat sich im Quadrat der Entfer nung von der Heimat vermindert. Doch wir haben wieder Glück! Es macht sich keine Nachzahlung nötig: inan hat mit uns ein güti ges Einsehen gehabt. Schnell haben wir uns in einen Wagen verstaut, der schon so manches Jahr wacker gedient haben mag und ein „alles Semester" zu sein scheint. Doch Nörgler sind wir nicht, die Hauptsache ist, daß wir wieder alle beisammen sind. Wahl mancher von uns drückt sich still in eine Ecke, den Kopf an die Holzwand gelehnt, um einem sanften Schläfchen zu frönen. Dach das „Gros" von uns bleibt munter. Ein Lied lost das andre ab, mag nun das „große Gaudeamus" oder ein fröhliches Bänkelsän- gcrlied erschallen» gleichviel! Die Mitreisenden zeigen reges Inter este, ja einige versuchen sogar den Refrain einiger Lieder mitzu singen. Wir sind in der besten Stimmung: denn wenn man so Schönes gesehen hat, von dem man lange Zeit zehren kann, wie sollte man dann mit vergrämtem Blick dem Alltag entgegensetzen, der sich uns morgen wieder austut; deshalb steigt ein neuer „Cantus", der uns die Stunden der goldenen Gegenwart noch ein mal vor Augen hält: „Mas die Welt morgen bringt". Lichter blitzen auf, das Tempo verlangsamt sich und wir sind in Dresden-Neustadt. Noch kurzem Aufenthalt bringt uns der Zug nach unserer „geistigen Heimat", die uns im Zeichen der Nacht empfangen wird. In spontaner Begeisterung erschollen wieder Mi sere Lieder; denn es ist vielleicht das letzte Mal, daß wir ans ciner Wanderung alle zusammen gewesen sind. Doch nnnuitzallsnm rollt der Zug unserem Ziele zu. „Bischofswerda", so schollt cs, und in lnrzcr Zeit stehen wir draußen vor dem Bohnhos und ziehen durch die dunklen Straßen dem Seminar zu. A. Za «s ch. Pars mindester.^ »um Test zerstört wird, wte man allerklngs längst befürchtet hatte. Dresden. 26. Nov. Die längerhalle aus dem Gelände der Vogelwiese ist nunmehr völlig verschwunden. Nur noch ein« Bauylank« und Baubuden kennzeichnen ihren ehe- maltaen Standort. Pirna, 26. Nov Ein Toter aus den Dahnschienen. Tot aufgefunden wurde Dienstag früh auf der Bahnstrecke Pirna—Bodenbach ein Mann, dem der Kopf vom Rumpfe getrennt war. Wie die Untersuchung ergab, muß der Mann schon Montag abend von dem letzten nach B-denbach fahren den Zuge überfahren worden sein, da die Totenstarre beim Aufflnden bereits eingetreten war. Es handelt sich um den Maurer Beger aus Nickern-Lockwitz; ein bei dem Toten vor gefundener Lchnzettel, sowie die Uhr wiesen den Namen auf. Großenhain, 26. November. Au» der französischen Aremdealeglon glücklich entronnen und heimgekehrt in seine Vaterstadt Großenhain ist im Laufe der vorigen Woche der 24 Jahre alte Harald Hofmann. Hofmann diente bereits 5)4 Jahre bei der Legion und hat alle Strapazen und Lei den in dieser Zeit nstt durchkostet. Zuletzt war er Unteroffi zier. Die Liebe zur deutschen Heimat aber ließ in ihm schon lange den Plan reifen, zu desertieren. Hofmann kämpfte im August d. I. in der Fremdenlegion gegen Abd el Krims Truppen in Marokko. Mit noch 23 Deutschen gelang es ihm, bei Situna durch Abd el Krims Truppen hindurch auf spa nisch-marokkanisches Gebiet zu entkommen. Auf Anforde rung des deutschen Konsuls in Bigo in Spanien wurden die Legionäre nach Spanien gebracht und ihnen vom Konsul in Bigo Ausweispapiere ausgehändigt, worauf dann der Wei- tertransport auf dem deutschen Dampfer „Holm" der Hugo Stinnes-Linie nach Bremen erfolgte. In seiner Vaterstadt traf Hofmann am 12. November ein, so daß er also über drei Monate unterwegs war. Hofmann ist froh, den Drangsalen der Fremdenlegion entronnen zu sein. Er will einen neuen Lebensberuf ergreifen. Leipzig. 26. Nov. Da« Ringmeßhaus am Tröndlinrina wird zur bevorstehenden Leipziger Frühjahrsmesse 1926 nach endgültiger Fertigstellung der Messe dienstbar gemacht werden. Es wird mit rund 13 000 Quadratmeter Ausstel- lungssläche der größte Meßpalast der Leipziger Innenstadt sein und wird in erster Linie als Sportmefsehaus die Sport artikelmesse aufnehmen, die bisher im Mey-L-Edlich-Haus untergebracht war. Damit sind die Bestrebungen des massive Brücke, die noch sehr gut die Anlage einer Zugbrücke er- kennen läßt, durch das aus fest gefügten Steinquadern erbaute Burgtor in den Burghof eintreten. Die Rudelsburg und Saaleck sollen beide im Anfang des 12. Jahrhunderts von einem Meißner Markgrafen erbaut worden sein, und zwar war die Rudelsburg Lehen der Markgrafschast Meißen. Die Burg wurde 1348 von Naumburger Bürgern und 14-ZO im Bruderkrieg vom Kurfürst Friedrich dem Sanftmütigen zerstört. Nachdem man sie wieder ausgebaut hatte, blieb sie seit dem 30jährigen Krieg Ruine. Gegen wärtig gehört sie zu dem Rittergut Kreipitzsch, während sich Saaleck nn Besitz der Familie v. Schönberg befindet. Hier vom Burghof aus haben wir eine herrliche Aussicht über die thüringische Landschaft. Unten im Tale schlängelt sich die Saale dahin, hell glitzernd im Morgensonnenstrahl. In der Ferne tauchen Höhenzüge auf, die noch von Nebelschleiern umzogen sind. Im Hofe der Ruine ist in eine Mauerwand eine Gedenktafel einge lassen mit den Worten: Hier schrieb Franz Kugler: „An der Saale Hellem Strande". Diesem Gedächtnis gewidmet von Besuchern der Ruine. 1822 entstand dies Lied. An diesem Ort saß Franz Kugler und schaute hinunter aus das herrliche Ländchen, das ihn dazu antrieb, die Feder zu ergreifen, um es zu besingen. Es ist ein schauens wertes Bild, die alle Ruine im Mvrgenglanz liegen zu sehen, um deren Turin die Dohlen ihre Kreise ziehen. Dieses eindrucksvolle Bild wird natürlich auf der photographischen Platte festgehalteu, zur Erinnerung an die weihevolle Morgenstunde auf der Rodels burg. Auf einer kleinen Anhöhe steht ein Denkmal, das die Namen derjenigen Korpsstudenten auszeigt, die im deutsch-französischen Kriegs 1870/71 ihr Leben für das Vaterland ließen. Es wurde 1872 von den Korpsstudenten gestiftet und enthüllt. Es hat die Form einer sich nach oben zu verjüngenden Säule und zeigt fol gende Inschrift: Oulcs et ckscorum est pro patria mori. (Süß und eine Zierde ist es, fürs Vaterland zu sterben.) Als Abschluß trägt dieser Obelisk einen Adler. Nicht weit davon entfernt, hinter einem kleinen Hügel, steht ein herrliches, von Fichten umgebenes Denkmal. Es zeigt den jungen Bismarck als Korpsstudent auf einem Stuhl sitzend. In der rechten Hand hält er einen Schläger, und seine Augen blicken trotzig-ernst in die Ferne. Zu seiner Rechten sitzt eine Dogge, die mit treuen Augen zu ihm aufschaut. In der Tat, ein prachtvolles Meisterwerk! Ani Sockel ist eine Tafel angebracht, die Bismarck im Ncliesbildnis als Reichskanzler darstellt. Auf der Ostseite sind folgende Worte zu lesen: Das deutsche Reich in Einigkeit, Ein neues Reich in neuer Zeit . . . Millionen haben drüber gedacht. Aber nur einer hat's fertig gebracht, Ciner der unfern in Lieb und Zorn, Ein Bursch von rechtem Schrot und Korn, Den alle Welt Fürst Bismarck nennt, Dankt Gott, daß er der Unsre war. Dieses Denkmal, das von Prof. Pfretschner in Bronze entworfen wurde, ist Bismarck 1896 van den Korpsstudenten errichtet worden. An der eisernen Einfriedigung, die das Denkmal umgibt, haben viele Korporationen und Verbindungen der deutschen Studenten schaft ihre Zirkel und Dcrbindnngszeichen auf Wappen anbringen lassen. Nun wandern wir unter fröhlichem Gesang durch herrlichen Herbstwald am Kaiser-Wilhelm-Denkmal vorbei nach Käsen zurück. Noch einmal genießen wir den schönen Ausblick auf die Saale und die Burgen, di« uns zum letzten Mal grüßen. Unser Weg führt uns durch Laubwälder und Wiesen am sogenannten „Vogelherd" vorbei. Nach kurzer Zeit langen wir ain Gradierwerk, dem Wahr zeichen Käsens, an. Das Gradierwerk wurde 1780 erbaut. Cs ist 320 Meter lang, 20 Meter hoch. Es bestehl aus einem großen Gestell, das mit Dorngestriipp bedccki ist. Durch ein von einem Wasserrad bewegtes Äunstgestonge wird die Wasserkraft nach dem Solschachte übertragen, wo eine Saug und Druckpumpenanlage im Betrieb ist, die die Sole aus dem 180 Meter tiefen Schachte der Borlachquelle hebt und nach dem Gradierwerke hinauf befördert. Durch eine Wendeldogge wird die Kraft auch dnhm weiter geleitet, wo die Sole durch die Pumpenonlag- aus d»u unteren Solkäften auf das Gradierwerk gehoben wird Von hier «ns fließt dl« Sole über die Dornenwände und wird dadurch g-laullrt und vor allem gesättigter. Kalk und Gips setzen als Dornst.in ab, DI» ozon reiche Luft wird von den Kurgasten .ingeoinie,, und der Aufent halt nm Gradierwerk, namentlich im Somrn.r, ist höchst erfrischend. Man hat deshalb in der Nähe des Grodllrwerkes Parkanlagen an gelegt, die zur Verschönerung des Bade» beitragen. Auf einem freien Platze stehen wir plötzlich vor dem Denkmal der Ferdinande o. Schmettau. Sie lst aus der Zelt der Frei- Eine Herbstfahri der prima des Seminars Bischofswerda. IV. Rudelsburg und kosen. Es ist morgens 6 Uhr. Eben hatten wir noch sanft in Mor pheus Armen geruht, als plötzlich der Weckruf erschallt, der bei manchem unserer Klafsenbrüder ein Unlustgefühl heroorruft. Doch bald wickelt man sein bescheidenes Ich aus der „Verschalung" heraus. In kurzer Zeit „sind wir in Form" und empfangsfähig. Unterdessen sind unsere Köche schon sleißig bei der Arbeit gewesen, um unsern „Mokka" zu brauen. Aber leider kommt cs aus Mangel nn Zeit nicht über das Wasserkochen hinaus. Bald sind wir marsch bereit und treten, die Brust von hohem Glücksgefühl geschwellt, wieder ein Stück unserer schönen deutschen Heimat kennen zu ler nen, >n den nebligen Morgen hinaus. In flottem Tempo geht es durch die Straßen Naumburgs, die noch in der Ruhe des erwachen den Tages liegen. Hier und da nur tritt eine Gestalt im Werk tagskleide aus den Häusern, um sich nach einem erquickenden Schlafe an die Arbeit zu begeben. Auf dem Bahnhof steht schon alles unter dem Zeichen des Hera,»nahenden Zuges; bald braust er heran, um uns weiter hinein zu tragen in das thüringische Land. Noch einmal lassen wir unsere Blicke über die alte historische Stadt gleiten, die uns mit ihren Türmen und Mauerresten gar lieblich cuimutet. Dort im Norden sehen wir auch das frühere Kadetten- hsus, das man jetzt zur staatlichen Bildungsanstall umgewandekt hat. Und nun ade, du alte, berühmte Bischossstadt! Allmählich hat sich die Sonne durch den Nebel Bahn gebrochen und beleuchtet mit goldenen Strahlen die herrliche Herbsllandschaft. Auf unserer Weiterfahrt begleitet uns links die Saale «nt ihren Höhen, von wo aus der Bismarckturm herabgrllßt. Bald genießen wir auch einen herrlichen Ucbcxblick über Schulpforta mit der Landesschule, aus welcher berühmte Männer hervorgegangen sind, deren Namen und Werte noch Jahrhunderte sortbejtehen werden. So z. B. Klop- stock, der hier seine Messiade begann, ferner Ernesti, Elias und Adolf Schlegel, Novalis, die beiden Ranke, Fr. W. Nietzsche, v. Manteuffel und unser Landsmann Johann Gottlieb Fichte, des sen wir dabei besonders gedenken, da ja unweit unserer Am'talt, im ländlich-stillen Dorfe Rammenau, seine Wiege stand. Nach kurzer Fahrt langen wir in Bad Kösen nn. Cs ist eine kleine Stadt von ungefähr 4000 Einwohnern und liegt am beiden Ufern der Saale. Kösen ist ein vielbesuchtes Solbad und klimatischer Kurort mit Sommer- und Wintsrsaison. Aber unseres Bleibens ist nicht lange. Heute wollen wir die Stätten aus aller Nitterzeit, die Rudelsburg und Saalcck, sehen, die jahrhundertelang das Saoletal beherrschten. Also frisch auf denn! Wir wandern an der hell gleißenden Saale Lahin, die Stirn umweht vom kühlen Morgenwind, der uniere fröhlichen Weisen nusnimmt. Ja sogar den beiden Festen, der Ru- deisburg und dem Saaleck, schallt unser Willkommengruß entgegen. „An der Saale Hellem Strande", das eigentlich im X Takt steht und sich nicht gerade zum Wandern eignet, wird durch unsere Be geisterung, endlich einmal die Wahrzeichen des Thüringer Landes und der Saale zu sehen, die man so ost >n diesem Liede besungen hat, in Rhythmen des '/,-Taktes übertragen. Und bald sehen wir die 2 Trutzburgcn vor uns im Sonnenglanze liegen, die, trotzdem sie jetzt Rumen find, noch von erhabener Größe zeugen. Ruhig und friedlich fließt nn Tal die Saale dahin und läßt das gesamte Landschasisbilo recht romantisch erscheinen. O deutsche Heimat, wie bist du so schön! Kurz vor uns taucht eine Ortschaft auf: Es ist Saaleck. Wir marschieren bald nicht mehr allein; denn cs hat sich uns eine fröh liche Ktndcrschar angeschlossen, die mit ihren Büchern unterm Arm und dem Ränzlein aus dem Rücken mit uns Schritt zu halten versucht bis zu dem Schulhaus, wo sie abtritt und uns wehmütig nachblickt. Sicher wären die Kinder gern mitgezogen, um sich die Schönheit ihrer Heimat zu besehen, doch nicht so wie uns gilt ihnen: „voetus iill-, qui procnl negotiis (Glücklich der, der fern von den Geschäften). Jetzt biege» wir im Doöfe Saaleck links ab und der Ausstieg zur Rudelsburg beginnt. Wir wandern an der Burg Saaleck vor bei, die früher mit ihren zwei festen/ wohlgesügten Türmen die Saalgegend im Schach hielt. Gewaltig wirkt der alte Bau der Rudelsburg aus uns ein. Welch Leben und Treiben mag sich hier ovr nahezu 700 Jahren abgespielt haben! Fröhlicher Hornruf er scholl wohl, wenn man zur Jagd auszog. Zur Winterszeit, wenn Thüringens Lande in friedliches Schweigen gehüllt lagen und oben im Burgsaale das Feuer des Kamins lustig flackerte, wenn die Wintersturme um den Burgsried heulten und sausten, dann klopfte wohl manch «in fahrender Sänger an das Burgtor und begehrte Einlaß. Gern wurde ihm Obdach gewährt, da er an langen Win- irrabenden durch seine „masrev", die er zur Harfe sang, den Rit- iern dl« Zeit vertrieb. -Zwar di« Ritter sind verschwunden, nimmer töne.: Speer und So -ieht e« auch uns durch den Sinn, al« wir über di«
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