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Der Sächsische Erzähler. de» 27 Laß doch bitte LchWWWWM alles wieder- was Knut ge- Veiblatt z« Nummer 275 ^,Hast du Knut gesehen, Ellen?* „Nein, — das heißt, gleich nach Tisch fragte er nach dir. Dann ging er ins Rauchzimmer zu Fried. Weißt du schon, daß Ernst morgen kommt?" Lies warf das Buch an die Seite. „Nein, aber das freut mich für Gisela.* Ellen zuckte die Achseln. „Ich glaube kaum, daß es der viel macht." Lies nickte. „Der arme Ernst. Bis jetzt hat er in seiner Klinik ge sessen, und dabei war ihm die Erholung nötig. Er wollte schon immer in die Berge. Konnte aber nicht eher abkom men. Rührend, daß er vorher nun noch diesen Abstecher nach Nilmer macht. Er ängstigte sich damals so um Gisela." „Ich finde, sie sieht jetzt etwas besser aus. Ob sie sich noch sehr um das Kind grämt?" „Ich weiß nicht. Sie spricht nie darüber. Aber spiele doch weiter, Ellen." Da hob Ellen die Geige ans Kinn und spielte weiter. Lies lehnte sich in die Sofakkssen zurück und legte die Hände um die Knie. Dabei sah sie unausgesetzt in Ellens blasses, schmales Gesichtchen. Sicher, ihre kleine Schwester hatte Kummer, tiefen, bit teren Kummer, das stand in den großen blauen Augen deut lich geschrieben. Aber was war es? Was war es nur? Warum sagte ihr Ellen nichts? Ihre kleine Ellen, die ihr sonst doch immer alles, alles gesagt? Das war der Punkt, der in diesem Moment Lies stutzig machte. O Gott, — das war ja aber unmöglich, — unmöglich! Sie sprang auf, daß Ellen erschrocken zusammenfuhr. Dann ging sie nach oben und sucht« Knut. Den mußte sie fragen, mußte Gewißheit haben. Aber dann, als sie seinen Türgriff schon in der Hand hielt, schämte sie sich und blieb zögernd stehen. Was würde er von ihr denken? Machte sie sich nicht direkt lächerlich? Da hörte sie Schritte drinnen. Leise schlich sie fort, leise und hastig. Hinüber in Groß mutters altes Stübchen schlich sie, nur um sich zu verstecken, weil sie sich so schämte. In Großmutters Stube herrschte ein mattes Dämmer licht, denn di« Vorhänge waren heruntergelassen vor den Fenstern. Aber sie konnte noch ziemlich deutlich Großvaters buntes Oelbild drüben an der Wand erkennen. Die furcht bar traurig war es damals gewesen, als Großmutter ihr das erzählt« mit Großvater. Rein, — nein, — nein, — Knut würde nie so etwas tun, nie! — Auch nicht mit dem winzigsten feiner Gedanken würde er es versuchen, sie zu betrügen. Nie — nie! Das wußte sie ganz genau, darauf konnte sie das Abendmahl nehmen. Und wenn er tausendmal Dinge tat und svrach, die sie nicht verstand, nicht begriff, — «ar es denn nicht nur ganz allein Dresden, 26. Noo. Neubau eines Laadesstnanzamte». Seit Jahren plant der Reichsfiskus den Neubau eines Lan desfinanzamtes in Dresden. Die einzelnen Abteilung« des » Amtes sind jetzt an nicht weniger als acht auseinanderlte-m- de.. Stellen untergebracht, was den Dienstbetrieb nattmtch außerordentlich erschwert. Das Reich hat das Neubaupr» jekt als dringlich anerkannt und man steht nunmehr vor der Verwirklichung des Planes. Wann mit dem Bau begoWe« werden kann, steht jedoch noch nicht fest. Der Fiskus hat sich einen Bauplatz von 4500 Quadratmetern gesichert mck> zwar einen Teil vom Park der Sekundogenitur an der Ecke der Johann Georgen-Allee und der Albrechtstraße. Die Absicht der Stadt Dresden, den ganzen Park samt dem Va lais vom Prinzen Johann Georg zu erwerben, hat sich lewer zerschlagen. Der Prinz hat nur Aeile des Areals verkauft. Und so kommt es bedauerlicherweise dahin, daß der. schöne ihre Schuld, weil sie so dumm und töricht war, aber nicht seine? Hieß es nicht schon in dem Verse: „Laß Adler mutig deine Liebe schweifen. Bis dicht an die Unmöglichkeit heran, — Kannst du des Freundes Tun nicht mehr begreifen. So fängt der Freundschaft frommer Glaube an.* Und was beunruhigte sie schließlich überhaupt? Nur jenes dumme Gerede von Gisela? Schenkte sie der vielleicht mehr Glauben als ihrem Gatten? Lies biß sich auf die Unterlippe. Ihre Gestalt straffte sich. „Großmutter," sagte sie leise, — „und es ist doch nicht wahr, was du gesagt hast, daß alle Männer untreu find. Jetzt glaub' ich niemand anderen, mehr, nur einzig und allein meinen eigenen Augen und Ohren. Und die werden schon bald das Rätsel lösen." — Damit warf sie den Kopf in den Nacken und ging leise aus Großmutters Stube. Auf dem Flur kam ihr Knut entgegen. „Lies, wo steckst du nur? Ich habe dich überall gesucht." Wie er da vor ihr stand, — so groß, — so braun und gesund, — mit den lachenden Augen und dem warm« treuen Blick, — zerstob all ihr banges Gefühl wie Nebel vor Sonnenlicht. Sie flog ihm an den Hals. „Ach Knut, — ach Knut!" Mehr konnte sie nicht sagen. Denn sie schämte sich so sehr, — so sehr. Knut aber zog sie mit sich in sein Zimmer, denn er halte ihr noch so viel von Tiwl zu erzählen. — Kapitel 25. Vorüber war der August mit seiner strahlenden Sonne und seinen goldgelben Erntefeldern. So schön war der Som mer noch nie gewesen in Nilmer. Das fanden sie all« dies Jahr. Ende des Monats war wirklich Ernst gekommen, naH Gisela zu sehen. Auf aller Bitten hatte er noch ein paar Tage dazu gegeben und seine Schweizer Erholungsreise aufgeschoben. Er fand seine Frau viel besser aussehßflv und lobte Lies als treue Pflegerin. . Die wies dies Lob veschän» zurück, denn sie hatte sich wirklich die letzte Zeit recht herzlich wenig um Gisela -«küm mert, ja, war ihr geflissentlich aus dem Dege -e-an-kst. Denn sie fürchtete sich vor ihr und schalt sich doch seloer we- gen dieser Furcht.(Fortsetzung fügt.) 1926 attan habe. Die Notverordnung über den Finanz ausgleich wurde dem Rechtrausschuß überwiesen. Lor leerem Hause begründete dann der Kommunist Renner di« Amnestieanträge seiner Fraktion, woraus ihm vom Justizminister Vünger erklärt wurde, daß für die säch sische Regierung gar keine Veranlassung vorliege, über die Reichsamnestie hinaus?,ugehen, weil sie im Sinne der Be schlüsse des Landtages aus dem Weae der Einzelbegnadigung schon alles mögliche getan habe. Auch diese Anträge wur den dem Rechtsausschuß überwiesen, ebenso einige weitere kommunistische Anträge, die sich auf die Behandlung Ge- fmgener in den Staatsgewalten bezogen. Nächste Sitzung Donnerstag, 26. November 1928. Tagesordnung: Berg bauliche Angelegenheiten, Streik in Mulvenhütten und land wirtschaftlich« Fragen. Sitzung der Landessynode. Vie Kirche und die Beerdigung Ausgetretener. Dresden, 25. Nov. In der heutigen Sitzung berichtet zuck. Synd. Freyer für den-Wahlprüfungsausschuß. Auf seinen Antrag wurden die Wahlen der 5 neugewählten Ver treter für gültig erklärt. Hierauf begründet Syn. Siegelt den Antrag, einen be sonderen Ausschuß einzusetzen zur Vorbereitung einer Kund gebung zum Reichsschulgesetzentwurf. Ohne auf die Einzel heiten «inzugehen, stellte er fest, daß die Kirche aussprechen müsse, was sie unter der evangelischen Volksschule verstehe und diesen Begriff freimachen von den Verzerrungen, denen er im Kampfe der Meinungen ausgesetzt gewesen ist. Auch über das Verhältnis von Kirche und Schule müße ein klares Wort gesprochen werden. Ferner gälte es die christlichen Elternvereine zu unterstützen, die bisher den Kampf um die christliche Schule allein geführt hatten und endlich auch die Frage vom sächsischen Standpunkt zu beleuchten. Es wer den einstimmig in den eingesetzten Ausschuß außer dem An tragsteller gewählt die Synodalen Mertz, Stange, Müller- Hainsberg, Barchewitz, v. Nostitz-Wallwitz, Lenz, Herin, Hickmann-Leipzig, Janck, Semmler und Müller-Zwickau. Nun berichtete Syn. Barchewitz über einen Antrag der Gemeinde Schönau b. Leipzig. Es solle die öffentliche Be teiligung der Geisüichen an Beerdigungen Ausgetretener freigestellt werden, wenn die darum nachsuchenden Ange hörigen der Landeskirche angehörten, oder nach dem Be gräbnis eine bindende Zusage abgeben, in einer zu bestim menden Frist der Landeskirche wieder beizutreten. Die Gemeinde begründet ihr Gesuch damit, daß Begräbnisse eine erwünschte Gelegenheit seien, den Kirchenfremden und Aus getretenen das Wort Gottes nahezubringen. Auch sei es bei den jetzigen Wohnungsverhältnissen schwer, im Hause den Angehörigen die Tröstung durch den Pfarrer zukommen zu lasten. Syn. Barchewitz stellte sich für den inneren Aus schluß auf den Standpunkt der Synodalbeschlüsse aus dem Jahre 1920. Damals sei in eingehender Aussprache festge stellt worden, daß es mit der Würde der Kirche nicht verein bar sei, sich an der Beerdigung Ausgetretener zu beteiligen. Wer als reifer Mensch der Kirche den Rücken gekehrt habe, wisse, was das für Folgerungen mit sich bringe und die Kirche müsse seinen Willen achten, auch wenn die Angehöri gen anderer Auffassung seien. Zum persönlichen Trost der Hinterbliebenen sei die Kirche jederzeit bereit. Die Synode beschloß einstimmig den Antrag aus sich beruhen zu lasten. — Nächste Sitzung Donnerstag, 26. November, 9 Uhr vorm. I Sächsischer Landtag. Dresden, 25. Noo. Die heutige Landtagssitzung be- !Ünnt mit einer einstündigen Verspätung, well sich der Aelte- stenrat mit einer Beschwerde des Abg. Granz über seinen -nn Dienstag erfolgten Ausschluß zu befassen hatte. Die Kommunisten hatten zahlreiche rote Frontkämpfer auf die Tribünen beordert in der Annahme, daß die Affäre Granz m einem neuen Spektakelstück zu verwenden wäre. Durch diese Rechnung wurde aber ein Strich gemacht, weil sich das oanze Haus mit alleiniger Ausnahme der Kommunisten dahin erlärte, daß die Maßnahme des Vizepräsidenten Dr. Cckardt zu Recht besteht. Diese Beschwerde des Abg. Granz wird verworfen, ebenso ein Antrag des Kommunisten Ren ner, den Abg. Granz von morgen ab wieder zuzulasten. — Dann kam es zu einer eingehenden Aussprache über die Notverordnung des Finanzausgleiches, wobei der Abg. Näher (D. Vp.) bemängelte, daß die Regierung in ihrer Notverordnung nicht in ausreichendem Maße den Beschlüs sen des Gemeindetages in Zittau Rechnung getragen habe. Abg. Beutler (Deutschnat.) geißelte, wie die Regierung die wichtige Frage de? Finanzausgleiches unter Ausschaltung des Landtages durch eine Notverordnung geregelt habe und legte dar, daß wir zu einer Gesundung der Staats- und Ge- incindefinanzen erst kommen können, wenn in den Verwal- lungen der Staaten und Gemeinden die durch unsere Wirt schaftslage gebotene Sp -rsamkeit geübt werde. Finanzminister Dr. Reinhold stimmte den letzteren Aus führungen zu und ermahnte die Gemeinden, bei der Auf stellung ihrer Haushaltpläne auf die geminderte Leistungs fähigkeit unserer Wirtschaft Rücksicht zu nehmen, wie das dir -staatsregierung bei der Aufstellung des Haushaltplanes für Bezirkstag I cs Bezirksoerbandes der Amtshauptmannfchaft Bautzen IM Montag, den 60. November, vormittags i/gll Uhr im flreindenhof Gude zu Bautzen. Tagesordnung: 1. Neuwahl I cincs stellv. Vorsitzenden dxs Bezirkstages an Stelle des I cusgeschiedencn Herrn v. d. Berg. — 2. Neuwahl eines stell- I ^tretenden Direktors des Pflegeheims Seidau für den i ^geschiedenen Herrn v. d. Berg. — 3. Neuwahl in den Be- I prksfürsoraebeirat an Stelle des ausgeschiedenen Herrn v. d. Ixcrg und Bekanntgabe einer früheren Wahl. — 4. Bekannt gabe des Ergebnisses der Kreisousschzißwahl. — 5. Bekannt gabe von Maßnahmen, die der Bezßcksausschuß auf Grund Iren 8 4 der Verfassungssatzung getroffen hat, und zwar Wahl zweier Vertreter in den Fürsorgeerziehunasver- band, b) Wahl von Abgeordneten in die Derbandsversamm- lang des Verbandes Lausitzer Fürsorgeoerbände; o) Wahl des Herrn Schiemann in den Finanzausschuß; ä) 8. Nach nag zur Tanzsteuersatzung, o) 1. Nachtrag zur Gebühren- aranung, k) 7. Nachtrag zur Jagdsteuerordnung, g) 3. Nach trag zur Besoldungssatzung, b) 1. Nachtrag zur Satzung des essentlichen Arbeitsnachweises Bautzen, i) Weitere Beteili- c.ung an der Aktien-Gesellfchaft Kraftverkehr Freistaat Sachsen. — 6. Rechnungslegung (Bezirkskassenrechnung 1924/25, Rechnung des Pflegeheims Seidau 1923/24, Kom- üiunalverbandskassenrechnungen Zwischenvierteljahr 1920, Jahr 1920/21 und 1921/22). — 7. Rechnungslegung der Ju- qcndpflegestistung. — 8. Erholungsheim „Waldheimat" in Schwepnitz (Verband Lausitzer Bezirksfürsorgeverbände). — 4. Nachtrag zur Bezirksbesoldungsordnung. — 10. 8. Nachtrag zur Jagdsteuerordnung. Aus Sachse«. Landwirtschaftlich« «letwrsra««». Im Rechtsausschuß des Landtages standen am Mitt woch die deutschnationalen Anträge Pagenstecher^chraib« aus Beseitigung bezw. Milderung der Gewerbesteuer Pir P« Landwirtschaft und sofortigen Wegfall der Zuati«rftm»t zur Beratung. Der Ausschuß beschloß, die Regierung D» ersuchen, dem Landtage alsbald eine Vorlag« zu uut««BN- ten, durch die die Zugtiersteuer allgemein ausgehobeu uud für die dadurch ausfallenden Einnahmen der Gememden- und Bezirksverbände, die für den Wegebau benötigt wer den, ein Ersatz etwa durch Teilung der Sraftsahrzeuasteuer beschafft wird. Weiter wurde beschlossen, von der Regie rung umgehend eine neue Vorlage über die Gewerbesteuer zu verlangen, in der vorgesehen ist, daß die Verpflichtung zur Zahlung von Mark 30.— wegfällt und daß in Notfälle« schon vorher aus Erlaß des 4. Steuertermins zugekoMMen werden kann. Günstige Entwicklung der sächsischen Sparkasse«. Im dritten Vierteljahr 1925 wurden bei den 846 sächst- schen Sparkassen 22,40 Millionen Mark ein- und 10,16 Mil lionen zurückgezahlt gegen 24,04 bezw. 8,59 Millionen Mark im zweiten und gegen 22,47 bezw. 5,31 Millionen Märt km ersten Vierteljahr 1925. Der Einzahlungsüberschuß betrögt demnach im dritten Vierteljahr 12,25, im zweiten Viertel jahr 15,45 und im dritten Vierteljahr 1924 nur 3,44 MMch nen Mark. Im Verhältnis zum Einzahlungsbetrag stellt sich der Ueberschuß im dritten Vierteljahr 1925 aus 45L Prozent, im zweiten Vierteljahr auf 35,7 Prozent und lm dritten Vierteljahr 1925 aus 54,3 Prozent. Hinsichtlich der einzelnen Monate ist bei den Einzahlungen nach einem ge- ringen Rückgang im August (Ferien!) der starke Anstieg mr September (um über dreiviertel Million Mark) hervorzu heben, während die Rückzahlungen.ständig gesunken fim». Infolgedessen schließt der September mit dem Ueberschuß von 4,75 Millionen Mark am günstigsten ab. Da» fortge schriebene Einlegerguthaben, das Ende Juni 48L3 Millio nen Mark betrug, hatte sich bis Ende September auf 60Z7 Millionen Mark erhöht gegen 15,57 Millionen Mark am 30. September 1924. Lies Rainer Geschichte einer Ehe von Leontine v. Winterfeld. Copyright by Greiner L Co., Berlin W. 30. (31. Foryetzung.) «Nachdruck verboten.) „Rätselhafte Frau, warum ist die nur wieder so komisch jetzt? Aber gute Nacht, Ellen, Lies wird schon warten auf mich. Und sei stark, Kind. Es gibt ein Wiedersehen." Damit ging er nach oben. Gisela hatte Lies am anderen Morgen erzählt, — haarklein, — Wort für Wort, sprachen. Lies hatte erstaunt zugehört. „Gisela, ich glaube, du bist noch krank, diese Kindereien jetzt. Warum willst du uns diese wunder schönen Tage hier trüben durch so häßliche Dinge? Du weißt, daß ich an Knut glaube wie an Gott. Bitte, mische dich nicht immer in unsere Angelegenheiten." Dann ging sie fort und ließ die andere stehen. Den Buchengang hinunter ging sie, wo das Meer rauschte. Lies setzte sich auf die Steinbank und zog das Buch her vor, in dein sic lesen wollte. Ein Buch, das ihr Knut aus Tirol mitgebracht. Doch sie konnte ihre Gedanken heute nicht zum Lesen sammeln. Sie sehnte sich nach Knut, nach einem herzlichen Ausgelachtzuwerden. Ach, hatte er nicht recht gehabt? Gisela brachte nur Sorge und Unruhe. Warum hatte sie sie mit nach Nilmer genommen! Aber da schalt sie sich schon selber. Bfui, Lies, die Aermste ist doch krank! Warum bist du so dumm und hörst immer auf sie? Du bist doch die Gesunde, Frohe, Kräftige, — du mußt mit deinem Licht all ihre Schotten bedecken, — all ihre Sorgen, ihr Mißtrauen lochend verscheuchen. Denn du bist die Starke und sie die Schwache. Du kennst Knut und Ellen, aber sie nicht. Du bist deinem Mann Glauben und Vertrauen schuldig, auch in den kleinsten Dingen. Lies seufzte tief auf. Dann nahm sie das Buch unter den Arm und ging langsam wieder nach Hause zurück. Auf ihrem üblichen Platz unter den Buchen lag Gisela in der Hängematte. Lies ging schnell an ihr vorüber, sie mochte jetzt nicht mit ihr sprechen. Jin Gartenzimmcr geigte Ellen, einsam und verträumt. Es schoß Lies durch den Kopf, die Schwester nach der gestrigen Angelegenheit zu fragen. Aber dann schämte sie sich vor Ellen. * Ellen sah auf und nickte ihr freundlich über die Schulter zu. „Das ist recht, kommst ein bißchen zu mir, ich war so alleine." Lies setzte sich in eine Sosaecke und zog ihr Buch wieder hervor.