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Der sächsische Erzähler : 22.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192511227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19251122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19251122
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-22
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 22.11.1925
- Autor
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kleinste im Kinderwagen lag, im hiesigen Rathause aus, nM dym Pater der'Kinder, seinem Schwiegersohn«, «ine von diesem nachgesuchte. Wohnung vom Wohnungsamt nicht zugeteilt worden «ar. — Eiü lie-evoller Großvater! M, möchten fie Reichstagsbegirm. Leüln, 20. November. Rach mehrmonatiger Pause ist heute der Reichstag wieder zusammengetreten. Die Ver handlungen über die wirtschaftlich« Frage der Handelsver träge verliefen ziemlich klanglos. Die Besprechungen zwi schen den Parteien über die innere Krise beanspruchten sicht lich mehr das Interesse der Abgeordneten. vor Eintritt in die Tagesordnung widmete Präsident Lo^e tief empfundene Worte des Nachrufs den inzwischen verstorbenen fünf Abgeordneten, Dr. Spahn und Dr. Beusch vom Zentrum, und Helling, Laufkötter und Frau Barthels von den Sozialdemokraten. Schließlich gedachte Loebs auch des vor kurzem verstorbenen Schöpfers der Weimarer Ver fassung, des ehemaligen Reichsministers Dr. Preuß. Ueber den Handelsvertrag mit Italien sprach kurz der Reichsaußenminister Dr. Stresemann, der für möglichst schnelle Verabschiedung eintrat. Die Beratung über den italienischen Handelsvertrag wurde schließlich ^kurzerhand abgebrochen, um den Frak tionen Gelegenheit zu geben, zu den politisck-en Taocsproble- men m internen Aussprachen Stellung zu nehmen. Kleine politische Meldungen. Hilfe für die Landwirtschaft. Die Drutschnatwnale Neichn-.gs- fraktion hat eine Interpellation über die Notlage der deutschen Landwirtschaft emgebracht, in der betont wird, daß auch ein nur noch wenige Wochen andauerndes Bestehen der Kreditnot zu einer Entwurzelung des ländlichen Grundbesitzes in bisher noch nie da- gewesenem Maße führen müsse. Die Folge würde schon nn nach- sten Jahre ein Rückgang der Möglichicit der Beschönigung von Arbeit-lcästcn auf dem Lande und ein Rückgang der landwirt schaftlichen Gesamterzeugung lein. Es werden dringende Maßnah men gefordert, um die ungeheuere Kredirnot rasch und wirksam zu b^Spänische Mißstimmung gegen Frankreich. Großes Aufsehen hat hier die Nachricht hervorgeruten, daß Frankrech sein geiaintcs Material für den Bau der neuen Pyrcnäcnbahn zurückzieht. Das Vorgehen Frankreichs entspricht den internationalen Abmachungen und hat jür Nordspaiuen eine große Krise hervorgerulen, da hier- bu>h der Weiterbau der Bahn unterbrochen ist. Die geschädigten Prinzen verlangen einen sofortigen energifchen Protest der Re gierung in Paris. Ford komm! nach Deutschland. Wie verlautet, wird Ford in, nächsten Jahr eine längere Reise nach DeMschland zum Studium deutschen Flugwesens anlreten, da er das amerikanische Passagier slugwesen nach deutschem Dorbild zu organisieren wünscht. Prügeleien >n der italienischen Kammer. Am Donnerstag er laubte sich der kommunistische Abgeordnete Masst, der im Privat leben Privatdazcnt der Medizin ist, die Bemerkung, daß die stürmi schen Ovationen für Mussolini in der Mittwochsitzung den Gefühlen der Volkes nicht entsprächen. Dem faschistischen Generalsekretär Farinacc, blieb es Vorbehalten, durch Ohrfeigunq Maffis eine all gemeine Prllgelszene einzuleiten, über deren Verlauf Schwerer Blätter ergötzliche Einzelheiten melden: Bei den Zusammenstößen in der Kammer sind 1! Abgeordnete der Linken erheblich verletzt worden. Vier mußten sich in das Spital begeben, darunter der Abgc'rdncte Pic-lli, dem 3 Zähne ausgehanen worden sind. Außer- dem Hot er eine schwere Schädelverlctzuna dävongctragen. Der Ab geordnete Reposi hat den rechten Arm gebrochen. Als in der sieben? isn Abendstunde Arbeckermnssen ouf den Straßen zu demonstrieren begannen, wurden sie von der faschistischen Miliz niedergeknüp- pelt. Auch hierbei hat es einige dreißig ernster Verletzte gegeben Neues aus aller Wett. — Der iareosaai-Vampfer mll gelber Flagge tn Ham bürg eiagelömsen. Wit dem Stinnes-Dampfer „General Lelgranb trafen am Donnerstag 100 Künstler und Ange- stellte des deutschen Zirkus Sarrasani in Hamburg ein. Der Abschluß der Reise wäre für die Künstler beinahe zu einer Katastrophe geworden, denn der Dampfer lief mit der gel ten Flagge, die ansteckende Krankheiten anzeigt, in den Hafen ein. Ts «ar unterwegs bet einer deutschen Dame Typhus festgestellt worden, infolgedessen wurde das Schiff an den Landungsbrücken nicht freigegeben. -Niemand durfte von Bord. Man befürchtete eine tagelange Quarantäne, sie dauerte aber nur einige Stunden- Nach gründlicher Unter suchung oller Personen wurde das Schiff freigegeben. . — Auf der Bahnstrecke gefahren und vom V-Iug erfaßt. Ein immerhin noch glimpflich abgelaufener.. Unglücksfall ereignete sich Montag abend auf der Bahnstrecke Berlin—Dresden in der Nähe von Llebenwerda. Der Pferdehändler Rietscher hatte sich aus den, Heimwege im dichten Abendnebel mit seinem Gespan» versah- re» pnd war auf das Gleis der Bahnstrecke gekommen und auf die sem weitergefahren, als plötzlich der Abend-V-Zug Dresden—Fai- kenberg—Berlin heranbrauste. Rletscher selbst komite noch frühzei tig abspringen und sich retten, während Wagen und Pferd vom Zuge erfaßt wurden. Das Pferde war sofort tot; der Wagen in tausend Stücke zersplittert. Der V-Zug konnte nur mit erheblicher Verspätung seins Fahrt sortsetzen. " — Lin Dampfer mit 200 Passagieren unkergegangen. Aus Havanna wird gemeldet: Der aus Haiti stam mende Dampfer „Villa des Gayes", der über 200 Arbeiter für die Zuckerpflanzungen von Santiago an Bord hatte, ist am Montag gesunken. Ein Ingenieur und zwei Seeleute wurden von einem britischen Schiff gerettet. Zehn Flug zeuge des amerikanischen Flottenstützpunktes Guantanamo uchen zur Zeit nach weiteren Ueoerlsbenden des -Unglücks. — Tadessturz eines deutschen Fliegers. In Staaken hat sich am Freitag ein schweres Flugzeugunglück ereignet. Bei der Rückkehr von der Beisetzrmg Manfreds v. Nichthofen türzte das Flugzeug v 295 der Sportflug-G. m. b. H. Staa- en, das von Freiherrn von Knobelsdorfs geführt wurde, ab. Durch Ueherziehen in der Kurver verlor der Pilot die Gewcklt über das Flugzeug, das auf, ein Haus in Staaken niederstürzte. Der Motor des Flugzeuges brach ab, Trag- lachen und Rumpf blieben auf dem Dache des Hauses lie gen. Freiherr von Knobelsdorf hatte das Rückgrat gebro chen und war sofort tot. — Lin französisches Flugzeug verbrannt. Ein fron zösisches "Seeflugzeug geriet in der Nähe von Eavalaire in . Brand, als es einen Uebungsflug veranstaltete. An Bord befanden sich vier Personen. Zwei Offiziere werden ver- , mißt; man nimmt an, daß sie umgekommen sind. i — Die Moldau zur Zyankali vergiflek. Dieser Tage er litt ein mit Zyankali beladener Frachtkahn auf der Moldau bei Hussinetz eine Havarie, eine Kiste Zyankali wurde da bei zerschlagen und 130 Kilogramm dieses furchtbaren Gif- ' tes fielen in den Fluß. Sofort zeigten sich auf der Ober- . fläche des Wassers eine Menge toter Fische. Der Kahn 1 , wurde in Mellnik angehalten und wird die Weiterfahrt . , nach Deutschland erst nach vorgenommener Reparatur fort-4 - setzen. Die Bevölkerung der am Moldaufluß liegenden Ge^ meinden wurden von dem Vorfalls verständigt und vor dem Gebrauche des vergifteten Moliwuwassers. gewarnt. — Bombenwurf in ein Gasthaus. In Florina bei Sa loniki wurde eine Bombe in ein vollbesetztes Kaffee gewor fen. Zehn Personen wurden schwer verletzt. — Großer Aabrikbrand in Thüringen. Durch ein Großfeuer wurde am Mittwoch ein großer Teil der in ganz Thüringen bekannten Firma Wegel L Abbt in Mühlhausen in Thür, eingeäschert. Djss Zwirnerei, ein Spezialbetrieb für besondere Edelgarne,'ist vollständig ausgebrannt und bietet dem Auge den Anblick einer grenzenlosen Verwüstung und Zerstörung. Auch die Spulerei wurde von dem Feuer ergriffen. Der angerichtete Schaden ist sehr groß. — Lin Raubmörder und Komplicen verurteilt. Das Schwurgericht in Hamburg verurteilte einen Landarbeiter wegen vollendeten Raubmordes zum Tode und zwei Bäcker wegen Beihilfe zum Raubmord zu zehn Jahren Zuchthaus. Die Tat war am 22. Marz 1919 am Hamburger Zigaretten händler August Holst begangen worden. — Die Dach- und Schließbeamken als Einbrecher. Aus Eger wird berichtet: Einem Fleischermeister war es seit langem schon aufgefallen, daß ihm Fleisch und Wurst waren abhanden kamen. Sein Verdacht lenkte sich schließ lich auf Beamte der Ersten Egerer Wach- und Schließan stalt. Der Fleischermeister legte sich nun, unterstützt von seinen Gesellen auf die Lauer. Als zwei Beamte der genann ten Anstalt im Geschäft erschienen, konnte,! die Beobachter feststellen, daß die „Schützer des Eigentums" Fleisch und Wurst einsackten. Während die Polizei verständigt wurde, - stellte der Fleischermeister die diebischen Beamten zur Rede. Plötzlich ergriff der eine, namens Zuber, seinen Dienstrevolver und schoß sich vor den Augen des Geschäfts inhabers nieder. Er war sofort tot. Der Selbstmörder war jung verheiratet und Vater eines Kindes. Der andere wurde verhaftet. — Drohender Aerzteslrelk in Wien. Die Aerzteschaft Wiens hielt eine. Versammlung ab, um zu den Maßnahmen der Regierung Stellung zu nehmen. In einer Resolution, , die einstimmig angenommen wurde, wird der Neichsoer- band der Aerzte Oesterreichs um Unterstützung ersucht und verlangt, daß die Organisation bis zum 25. d. M. eine klare Antwort vom Ministerium für soziale Verwirrung zu er- . wirk^i habe, widrigenfalls die Aerzteschaft in den Streik trete. — Durch Einbildung in den Tod. Ein in Saegen (Schlesien) wohnender Arbeiter zeigte in den letzten Tagen verschiedentlich Spuren einer ganz besonderen geistigen Störung. Er bildete sich ein, daß er Gift an seinen Fingern habe und ging unzählige Male am Tage zum Waschbecken, um sich immer wieder die Hände zu waschen. Am 12. No vember fand man in einem Teich eine Mütze auf dem Was ser schwimmen und am Rande des Teiches die Kaffeekanne und den Stock des Genannten. Man nimmt an, Haß er un terwegs wiederum in seinem Wahn an den Teich heranging, um sich die Hände zu waschen, und daß er dabei das Gleich gewicht verloren habe und in das tiefe Wasser stürzte. — Eia Trunkener erschlägt vier Menschen. In der Nähe von Preßburg hat sich eine furchtbare Bluttat ereignet. Richthofens letzte Fahrt. Vie feierliche Beisetzung la Vertin. In der Gnodenkirche der Reichshauptstadt, in der Inva- lidenstraß», fand am Freitag früh die Trauerfeier für den «a 21. April 1918 in Fronk'-eich abgestürzten Rittmeister Ur. von Richthofen statt. Schon gegen 12 Uhr mittags drtstl«« in den Straßen um die Gnadenkirche herum eine nach Tausenden zählend« Menschenmenge, die nur mühsam Aus Sachsen. Leipzig, 21. Nov. Großer Fabrikbrand. In dcn Werk stätten des bekannten Bcrthauses Graf u. Go. brach in den Freilagsvormitlagsstunden ein Schadenfeuer aus, das sich schnell über den ganzen Raum oucbreitete und in den Ma- kratzen und dem Füllmaterial reiche Nahrung fand. Die Feuerwehr hotte mehrere Stunden zu tun, uM den Brand aus seinen Herd «u beschränken. Insolge der starken Rauch entwicklung mußten die Bewohner das Grundstück zeitweise räumen. Der Schaden ist sehr bedeutend. Leipzig. 21. Nov. Verurteilung eines Pastors. Nach lOstundsper, unter Ausschluß der Leffentlichkeit geführter Verhandlung wurde vom Schöffenaericht der Pastor Hol stein aus Leivzig-Mockau, der sich des Vergehens nach ? 174 l und 176 ÜI zu verantworten hatte, zu der Mindest- strafe von 7 Monaten Gefängnis verurteilt. Leipzig. 21. Nov. Vom Auto Verfahren. Am Don nerstag nachmittag wurde auf dem Brühl ein SOjähriger Arbeiter von einem Personenkraftwagen überfobren. Er erlitt dabei schwere innere Ve'-letzurmen, die seine Aufnahme in das Krankenhaus notwendig machten. Burgstädt. 21. Rov. Eiserne Hochzeit. Am Mittwoch konnte das Ehepaar Adolf Dranske in Röhrsdorf in selten körperlicher und geistiger Frische das 65jährige Ehejubiläum begeben. Zwönitz. 21. Nov Lin-ungetreuer Bürgermeister. Der Bürgermeister Schubert in Kühnhaide wurde wegen Ver untreuungen, die,er auf seinem früheren Posten in Tannen berg verübt hat, seines Amtes enthoben und in Haft ge nommen. „ Hohenstein-Ernstthal, 21. Nov. Kinderaussehung. Ein hiesiger Einwohner setzte sein« drei Enkelkinder, wovon das von den Beamten der Polizei zurückgehasten werden tonnt«. Der gesamte Straßenverkehr in der SnaaltLenstrqße Mußte umgeleitet werden. CHen 1 ÜHr mittag, st,tgen«sich der Andrang dermaßen, daß zahlreiche Personen ohnmächtig zu- sammenbrachen und von Sanitätern weggebracht werden mußten. Der Eintritt in dl« Kirche selbst war nur gegen Vorzei gung besonderer Ausweiskarten gestattet. Die Trauerfeler begann um 1 ltzr 30. Abordnungen d«r Kriegerverbände kamen mit schwarzumflorten Fahnen, aus allen Teilen der Stadt, um ihren Kameraden zu ehren. Chargierte der studentischen Korporationen hatten zu beiden Seiten des Sarges Aufstellung genommen und vier Reichswehroffiziere mit gesenktem Degen hielten dke Ehrenwache. Ueberaiul groß war auch die Zahl der au« ganz Deutschland zu der Trauerfeier in Berlin eingetroffenen Generalität. Das Kirchenschiff' war von Offizieren aller Waffengattungen, unter ihnen Angehörige der ehemaligen Schutztruvve, dicht besetzt, und das Offizierskorps der I. Ulanen, des Regimen tes, dem Richthofen angehört hatte, war fast vollzählig ver- treten. Gegen 1 Uhr trafen der Bruder und die Mutier Richt- bofens in der Kirche ein, von allen Anwesenden schweigend begrüßt. Kurz vor Beginn der offiziellen Feiet erschien dann noch der Reichskanzler Dr. Luther kn Begleitung des Staatssekretärs Kempner und bald darauf auch Reichspräsident von Hindenburg mit Staatssekretär Meißner. Don der Reichsregierung waren außerdem Reichswehrminister Dr. Gehler vertreten. Der Reichsverkehrsminister hatte einen Kranz niederlegen lassen. Die Traueransprache hielt der Feldprobst der Armee Schlegel. Er legte ihr den Spruch zugrunde: „Darum still füg ich mich wie Gott es will." In knappen markanten Wor ten feierte er Manfred von Richthofen als Soldaten, als Helden und als Menschen. Mit einem Gsmeindegesang „Ein Morgen soll noch kommen" und mit einem vom Musik korps gespielten Trauermarsch schloß die Feier. Der Zug setzte sich dann mit der Leiche Richthofens zum Invaliden- friedbof in Bewegung, wo die Beisetzungsseier stattfand. Der Sarg Richthofens war von einem gewaltigen Trauergeleite gefolgt, unter ibm Reichsvräsident von Hin denburg, Reichskanzler Dr. Luther, Reichsminister Dr. Geßler, die Staatssekretäre Dr. Meißner und Dr. Kempner, außerdem zahlreiche Abordnungen des Reichswehrministe riums und aller anderen Reichs- und Staatsministerien. An die offiziellen Vertretungen schloß sich eine gewaltige Menschenmenge an. ' Aus dem Gerichtssaal. * Line Stiefmutter, wie sie nicht sein soll. Unglaubliche Dinge kamen am Freitag in einem größeren Strafprozeß vor dem Amts gericht Dresden zur Verhandlung und Erörterung. Vor zwei Jah ren hatte die damals zwanzigjährige Gertrud Marie Martha Wolf den verwitweten, in der Mitte der dreißiger Jahre stehen den Krastwagenführer Alfred Richter in Blasewitz geheiratet. Es war ein im August 1919 geborener Knabe Karl Heinz Richter vor handen, der bald die junge Stiefmutter von einer recht unfretmd- lichen Seite kennen lernen sollte. Der kleine Knabe, etwas blasen- leiderch, wurde in der Zeit von Oktober 1923 bis zutn/Frühjahr des folgenden Jahres nach der Anklage von der jungen Stiefmutter in fortgesetzter Handlung mit der Hand oder einer Hundepeitsche kör perlich in grausamster und boshafter Weise mißhandelt und ge quält, wodurch der kleine Körper oft ganz mit blauen und grünen Flecken bedeckt wurde. Weiter wurde diese Rabenmutter beschuldigt, den ihrer Obhut und Erziehung anvertrauten Jungen gebissen oder durch Herumbohren mit einer Haarnadel in Ohren und in der Nase anderweit verletzt, mit Füßen gestoßen.oder auf andere Art und Weise gepeinigt zu haben. Eines Tages soll Angeklagte dem Kinds ein Hundehalsband umgelegt und die Hundekette an einen Nagel befestigt haben, so daß dieser wie ein Hund an der Kette lag. Nach Schilderungen des mißhandelten Kindes und verschiedener Zeugen, die Gelegenheit hatten, die Verletzungen zu sehen, muß die junge Stiefmutter eine Raben natur gewesen sein. In der Verhand lung gab die Angeklagte im allgemeinen die Mißbandlungen zu, nur will sie die Hundepeitsche nicht benutzt und das Kind auch nicht vor übergehend aufgehängt, sondern nur angehängt haben, sie hätte sich ber begangene Klatschereien geärgert, dann sei es>auch von der Großmutter verzogen und verstockt gewesen. Eine Zeugin bekundete an Gerichtsst.lle, daß sie dem Ehemann einmal wegen der Behand lung Vorhalle gemacht und gebeten habe, er solle dagegen einschrei ten, worauf ihr dieser geantwortet: „Seinetwegen könne das Kind verrecken!" Eine andere Zeugin, dis ber Angeklagten einmal mit Anzeige gedroht, erhielt von ihr eine Ohrfeige. Die eigene Mutter bezeichnete ihre Tochter — die Angeklagte — als ;ähzornig uitd hysterisch, der ärztliche Sachverständige hielt geistige Minderwertig keit für vorliegend. Nach dem Antrags des Staatsomnoltes wurde die Angeklagte wegen grausamer mW boshaster Mißhandlung ihres Stiefkinder unter Versagung mildernder Umstände zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. »ar souverän, der Sieger fügte ihm kein« Beschimpfungen Nachdem die „Sieger" de, Weltkriege« Deutschland gusaeplündert, entwaffnet und entehrt haben, möchten fle A «»ein st« uns tn den Völkerbund lock«», ckla Sturmhock für ihr« weltpolitischen Ziele benutzt, und st« tun sehr un gehalten, daß da« national« DeutMand trotz aller schönen Worte und leeren Versprechungen mit einer SklavenrMo tn der Welt keineswegs zufrieden' ist. Wie ander« stände es um den Frieden und di« Zukunft Europas, wenn in dem „ritterlichen" Frankreich Uno dem „edlen" Albion etwa« von jener Gesinnung lebendig wäre, die General von Clausewitz einmal in die Worte kleidete: „Eine Stellung mit dem Fuß ai^d<m Nacken eines andern ist meinem Empfinden zu- Ilmmer «sch deutsche Fuftsefahr. -. Der „Temps" veröffentlicht einen Aussatz des franzö sischen Oberstleutnant Aebeul unter der Ueberschrift: „Die deutsche Arme«: Luftstreitkräste", in welcher die üblichen Verdächtigungen gegen die deutsche Zivilluftfahrt ausge- sprachen werden und wo deutlich geschrieben steht: „Im Kalle eines Krieges würden die deutschen Flugzeuge in wenigen Stunden in Bomben- und Erkundungsflugzeuge umgewandelt werden können. Wir versagen es uns, selbst auf das alte Märchen ein- Mmehsn und lassen besser die französische Fachzeitschrift „1'Alr" daraus antworten, die gewiß nicht im Verdacht der Deutschfreundlichkeit sicht. „L'Mr schreibt: „Es ist augen scheinlich, daß, wenn Deutschland Alliierter Frankreichs wird, seine Forderungen nach Gleichberechtigung berech tigt find. Dom Standpunkt der Handelsluftfahrt müssen wir Deutschland das Recht einräumen, daß seine Flugzeuge die gleichen Leistungen in Bezug auf Steigfähigkeit, Ge schwindigkeit, Tragfähigkeit und Motorstärke erreichen dür- fen wie unsere Handelsflugzeuge. Das ist die klare Konsequenz au» Locarno, um die wir uns nicht drücken wollen. Man kann vielleicht annehmen, daß ein Postflugzeug sich irgendwie von heute auf morgen in ein Jagdflugzeug umbauen laßt und ein Transportflugzeug zu einem Bombenflugzeug wird, aber man muß zugestehen, daß ein solches „Jagdflugzeug" ein sehr schlechtes Iagdflug- , zeug Md ein solches „Bombenflugzeug" ein sehr schlechtes . Bombenflugzeug darstellen würde." „LÄir" hätte vielleicht noch erläuternd hinzufügen können, daß auch ein Handelsdampfer, auf den man eine Kanone stellt, deshalb noch lange nicht zum Kriegsschiff wird« , Der ganze Artikel des „Temps" ist bezeichnend für die . Art und Weise, in der die französische Oeffentlichkeit bear beitet wird!
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