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Der sächsische Erzähler : 22.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192511227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19251122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19251122
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-22
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 22.11.1925
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und <rvtt so schwer« Brandwunden, daß er im Kranken^ hau» verstarb. «B» V«M Vepichtsjqal. * weg« Uolerschk^-ualm Amt« mußt« sich am Donnerstag der Reateruna»s«tr«tär Frteortch Johann Wohlleben vom Poli zeipräsidium Dresden vor dem Schöffengericht verantworten.- 2m AI» di« Verfehlungen in der Dresdner yeuerbestattunasanstolt be kannt wurden und ein behördliche, Einschreiten zur Folg« hatten, kamen noch andere Unregelmäßlgkettm an. Lage-licht. Der vor genannt« Reatemngssekretär war in der sogenannten Toten- regt st rank« beschäftigt, er halt« insbesondere da» Einäsche runge! ournal zu sichren. In dieser Stellung hat er nun zwar bei Erteilung der üblichen polizeilichen Bescheinigung, daß keinerlei Be denken gegen die oeamragte Einäscherung oorliegen, von den je weiligen Angehörigen oder sonstigen Hinterbliebenen di« betreffen den Gebühren, die sich nach der Klasse der Feuerbestattung richten, auch ordnungsgemäß erhoben, aber andererseits in vielen Fällen in fein Journal eine nieder« Sebührenklasse vermerkt und demnach auch die jeweils geringeren Betrage als vereinnahmt eingetragen. Auf diese unsaubere Weise machte sich Wohlleben insgesamt 4S20 Mark in die Tasche. Er will sich in einer gewissen Notlage be funden haben, weil feine Ehefrau nicht gu wirtschaften verstand. Das Gericht verurteilte den ungetreuen Regierungssekretär wegen Amtsunterschlagung nach den 88 350 und 353 zu 8 Monaten GesSngnis. Mildernd kam in Betracht, daß eine nur mangel haft« Kontrolle die Begehung dieser Unregelmäßigkeiten wesentlich erleichtert«. * Die Notlage im Wohnungswesen hat zur Folge, daß aller wärt» Bermittlungsbüros Und dergleichen Unternehmen wie Pilze aus der Erde emporschießen, die gegen entsprechende Vorschüsse die Wohnungslosen noch zu rupfen verstehen, und die durch ihr dunkles Gewerbe die reelle Vermittlertätigkeit gefährden und diskreditieren. Ein solcher fragwürdiger Zimmer- und Woh- nungsvermitler mußte sich am Donnerstag vor dein Dresdner Ge meinsamen Schöffengericht verantworten. Cs war dies der dreißig Jahre alte vorbestrafte Kaufmann Heinrich Friedrich Uh le» mann, der wohl entsprechende Inserate erließ und auch die rich tigen Vorschüsse zu nehmen verstand, der aber in der Verhandlung den unschuldigen Mann zu spielen versuchte, indem er angab, nur Anschriften und nichts weiter oermittett zu haben, nicht aber hätte er die Zuweisung von Zimmern usw. in Aussicht gestellt. In der Verhandlung kamen mancherlei recht merkwürdige Dinge zur Sprache. Uhlemann wurde wegen Betrugs zu4Monaten Ge fängnis verurteilt und dabei in der Begründung betont, daß sein Treiben al» gemeingefährlich zu bezeichnen sei. * Dl« Archivdiebstähle de» Dr. Karl Hauck vor Gericht. Der Prozeß wegen der ArchivdiebstSHIe sand dieser Tage in Berlin statt und erreichte am Dienstag flin End«. Angeklagt waren der Prioatgelehrte Dr. Karl Hauck und wegen fortgesetzter Hehlerei sein Famulus Karl Hohenlocher. Hohenlocher war außerdem noch angeklagt wegen unberechtigter Beilegung des Adelstitels, da er sich ständig v. Hohenlocher nennt. Der Angeklagte Dr. Karl Hauck ist der Sohn eines Justizrats und jetzt 57 Jahre alt. Er hat eine Reihe von Büchern verfaßt. In der Gelehrtenwelt genoß er einen vorzüglichen Ruf als Historiker. Er hatte daher auch Zutritt zu den staatlichen und privaten Archiven des In- und Auslandes. Neilmsnn'S Lntksrder vntßSrdt kardigs Lßostks soweit, äsü sie mit cken »eit )skrreknten bekannten unck destbe- wskrt. Knttmsnna'L kaed«« belieb, neu gekörbt werä. können «ntßLrnß suck klscttsn ....... . , -Ismus gewesen. Schon als zwolftahn Lunge habe er, wenn er dinier seinem Vater, einem Justiz, stand, und sah, wie dieser die Unterschriften machte, ihn beneii daß er seinen Namen dan " er als läXIährigrr Junge die Handschrift d«» Antipoden von Bismarck, in Hände, „ , erst« Mal besondere Empfindungen gehabt. Von da ab habe er beim Betrachten von Handschriftey bedeutender. Männer besondere Empfindungen gehabt.. Ganz besonders hätten ihn die Namens züge von Bismarck, Eduard vH., Wilhelm II., Friedrich dem Gro ßen und der Königin Viktoria von England gereizt. In der zehn monatigen Haft in der Zelle habe er sich nach der Ursache der Trieb- richtung gefragt und er finde den Grund in einer Gräberliebe (Taphlophilie). Es sei eine eigenartige Veranlagung von ihm, auf Kirchhöfen zu wandern. Schon als Gymnasiast und Student sei er nachts über die Kirchhofsmauer geklettert und habe die Nacht über auf Gräbern gesessen. Die größt« Vorliebe habe er für geöffnete Gräber gehabt, und es sei oft vorgekommen, daß er nachts dort saß, und Schädel und Knochen reinigte. Eine weiße Binde, die er von einem Schädel abgenommen habe, hätte er jahrelang als Talisman bei sich getragen. Auf ihn übe der Modergeruch einen außerordent lichen Reiz aus. Darauf führte er es zurück, daß alte vergilbte Papiere, die einen Modergeruch haben, immer eine Saite in ihm erklingen ließen. Das Urteil wurde in den späten Abendstunden gefällt. Der Angeklagte Hauck wurde zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis verurteilt, der mitangeklagte Hohen locher wurde fretgesprochen. Au» benihMGugänglichrn Urkunden hat er Tausende von Autogro- phien, Miefen unL ander« wertvoll« Schriftstück« an sich ge. bracht: in einigen Fällen auch Bücher. Die Angeschuldigten sollen gemeinsam einen schwunghaften Handel mit Autographien seif dem Lahr» 1914 getrieben haben.- Archive Und Antiquitätenhändler er warben dies« Urkund«», ein« groß« Zahl davon wurde im In» und Ausland« abgesetzt. Die entwendeten Urkunden einschließlich der noch vermißten hatten nach der Schätzung einen Wert von 200000 Goldmark. Der Angeklagte Hauck bestritt, in solchen. Umfange, wie es die Anklage ihm zur Last legt, Archivalien sich angeeignet zn haben, lieber die Motiv« seiner Handlungsweise befragt, behaup, t«t« Hauck, daß sein« besondere Veranlagung ihn auf diese Bahn getrieben hätte. Einmal sei es seine Sammlerleidenschaft und dam, ^wieder ein gewisser Fetischismus gewesen. Schon als zwölfjähriger Lunge habe er, wenn er hinter seinem Vater, einem Iustizrat, stand, und sah, wie dieser die Unterschriften machte, ihn beneidet, daß er seinen Namen darunter setzen könne. Im Jahre 1883 habe er als läXIähriger Junge die Handschrift des Fürsten Gortschakow, de» Antipoden von Bismarck, in Händen gehabt und dabei dar von Kost, llarbe, )oä, Kalkes, liskso, les, Obst, lVeln usw. aus weiüer Wssckie, sowie susgelsukene warben sus bunten Stollen. UnaebltEttel» »Ur oll« Stokk«. kln»««l>« »nw«n«lung. Huk äen dlsmen blollmsnn uncl äle dlarke kuelenleopl lm »l«i>n desonäers schien unck snclers Lrreugnisss rurückweisen Urkältlich bei Ssnitstsärog. Karl i. Schneider» Otog. K. Ikessel nung au», daß di« vora«traß«nen Gedanken Gemeingut d«r deut- sch«n Arbeitnednwr w»rd«n möchten, um s» di« Pöraü,s«tzuyg zu schossen, dies« Grundsätze auch in der Gesetzgebung dmichzusetzen. herrlicher Garten mit Tanzplatz und Freilichttheater zum Verweilen einladet, so fehlt es wohl an nichts, um den Stu denten ein wirkliches Heim zu bieten und für den wenig Bemittelten sind die Zeiten vorüber, in denen er frierend in feiner „kalten Bude" hockte. Man muß dem Hochschulver ein nachrühmen, daß er ganze Arbeit machte und mit die sem schönen Haus einen Mittelpunkt der geistigen und kul turellen Interessen der Dresdner Studentenschaft schuf. Auch am Großen Garten, in seiner nächsten Umgebung, wird fleißig gebaut. In der Ilgen-Kampfbahn, dem Sta dion. haben die unschönen Reklametafeln und die unför migen grellbemalten Reklamebauten einem Heer von Erd arbeitern und Maurern weichen müssen. Ein großes Schwimmbassin ist hier im Entstehen begriffen, so daß man im kommenden Jahr auch wassersportliche Vorführun gen bieten kann. Nicht weit davon hat der große Sportver ein „Dresdensia" auf seinem eigenen Sportplatz ein schwuk- kes Klubhaus aufführen lassen, das allen Anforderun gen eines großen Sportbetriebes Rechnung trägt. Und wiederum nicht allzuweit davon wird bald der Kuppelbau für das neue Zeitz-Planetarium erstehen, womit sich Dresden um eine weitere, ganz bedeutende Sehenswür digkeit bereichert. Nur wenige Städte in Deutschland ver mögen bisher etwas Gleichartiges aufzuweisen. Der Volks bildung werden aber mit diesem eigenartigen Schaumittel neue Wege erschlossen. Man wird hier ein vollendetes Bild vom Kreislauf der Himmelskörper erhalten und der Astro nomie zur Popularisierung verhelfen. Im Großen Garten selbst sind viele Kräfte mit der Vorbereitung der nächstjäh- rigen Gartenbau-Ausstellung beschäftigt. Ein Riesenaveal hat bereits eine vollständige Umgestaliung er- ahren und viele Aufgaben sind noch zu löl-n, um ein Werk zustande zu bringen, wie man es in der Ausstellungsstadt Dresden noch nie gesehen hat. Auch drüben in der Neustadt ist man nicht untätig. Ge genwärtig verwendet man einige Wagenladungen Farbe d«zu, Sarrasanis Zirkus bau ein freundlicheres Antlitz zu geben. Das riesige Dach prangt in grün-weißer Farbenzier und würde'sich wohl von einem Flugzeug aus wie em aufgespannter Sonnenschirm ausnehmcn. Auch im Innern sind Zimmerleute, Tischler und Dekorateure tjitig, um das „Theater der Fünftausend" schmuck für den Einzug des Zirkusgewaltigen herzurichten. Nach zweijähriger Ab wesenheit in Nord- und Südamerika bezieht Sarrasäni sein Dresdner Haus und in der Manege werden sich Artisten aus aller Herren Länder „einem verehrl. Publikum" zeigen. Man darf gespannt sein, ob sich eine längere Zirkusspielzeit durch- führen läßt, denn es gibt noch eine ganze Reihe guter Thea ter, Kabaretts und — nicht zu vergessen — Kinos Sie alle möchten täglich ausverkauft oder mindestens doch gut besucht sein, um die nicht zu knappen Betriebskosten zu dek- ken. Und dazu noch die Konzert- und Dortragshochflut Aber Sarrasani ist nicht der Mann, der sich leicht bange machen läßt, denn er versteht sein Geschäft und die — Re klame. In den letzten beiden Jahren diente da« Zirkusgeböude allen möglichen Veranstaltungen. Wochenlang fanden da rin Passionsspiele statt, dann folgten vaterländische und re volutionäre Kundgebungen in der großen Halle, wonach man in den betreffenden Zeitungen versichert«, daß Über 6060 Menschen dagewesen seien. So viel gehen aber beim besten Willen gar nicht hinein. Auch Ring- und Boxkämpfe sind hier wiederholt ausgetragen worden. Für die Ring- l kämpfe hat da» Interesse merklich nachgelassen und auch für die Boxerei ist es nicht mehr — in Dresden wenigsten« nei- Dresdeu, 21. Roo. Llaffmrch g«e» Locarno. Die Ortsgruppe Dresden des Alldeutschen Verbände« hielt am Donnerstag im Dereinshau« «ine P.otestversammlung gegen die Verträge von Locarno ab, Nach einer Rede de» Freiherr» pon Biettnahoff-Echeel wurde folgender Kund- gebung ^gestimmt: „Zweitausend in Dresden versammelte deutsche Manner und Frauen beschwören ihren Generalseld- Marschall, der in hundert Schwertschlachten gegen mehr als die Hlübe Welt Sieg um Sieg gewann, auch in der Schlacht gegen Locarno der deutschen sckwerbedrokten Ehre den büg zu verbürgen durch sein „Nein". Der Wille von Mil- lionen Deutschen, um keinerlei Preis und in keiner noch so verschleierten Form deutschen Boden und deutsch, Stammes brüder preizugeben, wirb auf Leben und Tod hinter diesem „Nein" stehen." Dresden, 21. Nov. Teilweise winterliche Einschränkung des Flugzeugverkehr». Wie wir vom städt. Verkehrsamt er- sttb-en, ist die seit dem 10. August d. I. mit Junkers Der- reyrs-Wasserflugzeugen betriebene Elbstreck« Dresden— Magdeburg-Altona am IS. November bis auf weiteres eingestellt. Dagegen werden den ganzen Winter über be flogen die Strecken Dresden—Berlin—Kopenhagen—Mal mö, ferner München—Wien, Malmö—Kopenhagen—Ham burg, Ruhrgebiet—Amsterdam, endlich noch die Strecke Der- lin—Leipzig. Dresden, 21. Nov. Giftmordversuch aus Eifersucht. Au» Eifersucht reichte am 18. Nop. ein L3jähriger Kauf mann seinem Kollegen Zyankali. Dieser spie aber das Gift sofort wieder aus, und nur diesem Umstande ist es zu dan ken, daß für ihn der Vorgang wahrscheinlich ohne nachteilige Folgen bleiben wird. Der Täter wurde festgenommen. Das Gift hatte er von einem Dritten, der sich durch Diebstahl ln den Besitz desselben gesetzt hatte. Löhscheubroda, 21. Nov. 2m 100. Lebensjahre. Frau Karoline Berthold in Radebeul feierte am Freitag ihren SS. Geburtstag in seltener geistiger Frische. Döbeln, 21. Nov. Ernennung zum Oberbürgermeister. Der hiesige Erste Bürgermeister Muller feierte am Diens tag Len Tag, an dem er vor 25 Jahren in Thum i. E. sein erstes Bürgermeisteramt angetreten hat. Aus diesem Anlaß fand eine öffentliche Festsitzung der städtischen Kollegien statt, m der Kreishauptmann Dr. Markus mitteilte, daß die Re- gierüng dem Jubilar unter Anerkennung seiner amtlichen Nitigcköit die Amtsbezeichnung „Oberbürgermeister" ver liehen habe. Dem Jubilar wurden zahlreiche Ehrungen zuÄl. Lüpztz, 21. Nom. Im Wurstkessel tödlich verbrüht. In NeiGösen fiel ein dreijähriges Kind in einem unbewachten Augenblick in die mit heißer Wurstbrühe gefüllte Wanne ner gegenseitig bis zur Bewußtlosigkeit verholzen, muß für die besseren Plätze ein Eintrittsgeld bezahlt werden, wofür man in der einstigen Hofloge der Staatsoper bei erhöhten Preisen sitzen kann. Und selbst der kampfbegeisterte Gale riebesucher muß von seinem doch wohl sauerverdienten Lohn einige Märker locker machen, wenn er dem erhebenden Schauspiel, wie Breitensträter seinem Gegner eins ans Kinn haut, daß er für eine Weile das Atemholen vergißt, beiwoh nen will. So weit war's übrigens diesmal — vielleicht sehr zum Leidwesen vieler Besucher — gar nicht gekommen, son dern der vielgefeierte „blonde Hans" sah sich in dem stäm migen Joe Mehling einem recht gefährlichen Kämpfer gegen über so daß er gerade noch mit einem Punktsieg abziehen konnte. In sportlichen Dingen will der Plauderer gern als Laie gelten, aber das weiß er, daß solches Schauboxen mit wirklichem Sport nicht viel Gemeinsames hat. Wenn man aber dann in sonst ernst zu nehmenden Zeitungen spalten lange Berichte über solche Keilerei liest, so taucht unwillkür lich die Frage auf, ob man das betreffende Stück Papier nicht hätte Mit einer besseren Sache bedrücken können, ^e Zeitung soll doch Erziehungsarbeit leisten, soll gewisserma ßen eine Völkskanzel sein. — Man braucht deswegen durchaus nicht immer ernsten Dingen nachzugehen, sondern mag dem Frohsinn zur geeigneten Zeit sein Recht einräuinen. Lachen ist bekannt lich gesund und man findet hierfür oft Anlaß mitten im ge schäftigen Straßenlebcn. Zwar ists bis zum Fasching noch ein gutes, aber zuweilen begegnet inan am hellenlichten Tage schon jetzt vollendeten Hanswürsten. Der eine ist ein kleines Männchen von mittleren Jahren. Er erscheint in einem nicht mehr ganz neuen strohgelben Somwerüber- sieher, bunter Weste und genialem Künstlerkragen. Dos Tollste aber ist seine Krawatte, öive aus bunten Glasperlen zusammengestellte Riesenschleife, wie sie der dumme August im Zirkus trägt. Den Kopf dieses schnurrigen Kauzes ziert das Fragment eines Hutes. Er stellt eigentlich gar keine Kopf bedeckung dar, denn er besteht nur aus der Krempe. Man er zählt sich, daß dieses „Original" von Studenten auf den Stadtbummel geschickt wird. Noch lustiger sah ein anderer Sonderling aus, der kürzlich eines Vormittags durch die Innere Stadt stolzierte. Er trug ein am Gummibande be festigtes Miniaturhütchen mit wippender Feder und der kahle Hlntsrkopf war dick mit Farbe bemalt. Diese Bema lung stellt ein lachendes Gesicht dar und wirkte von ferne derart, als liefe der Mann rückwärts. Der „Doppelgänger" nahm von niemand Notiz, sondern schritt würdevoll durch den Hellen Tag. Zum Schluß möchte ich noch einer Versammlung ge denken, die ebenfalls einen originellen Anstrich hatte. Wir haben zwar zwei Tierschutzvereine, aber es wurde doch für nötig erachtet, noch einen besonderen Katzenschutz- Verein zu gründen. Das Katzentier erwies sich als ein alle Standesunterschiede ausgleichendes Mittel. Sehr groß war die Zahl der Interessenten und man sah gutgekleidets Damen aus den Villenvierteln und arme Witwen aus Dach stübchen. Sie alle waren darin einzig, daß ihren vierbeini gen Lieblingen mehr Schutz zuteil werden müßte und hatten sie auch, in Körbchen oder Tüchern wohlverwahrt, mitgs- bracht. Es wäre sicherlich ein hübscher Krach entstanden, wenn es sich um Hundebesitzer gehandelt hätte und ihre mit- gekommenen Biester wären auf einander losgefahren. Aber alle di« „Peter" und „Miezen" benahmen sich sehr manier lich und manches wirklich hübsche Tierchen konnte man sehen und dabei seine guten Eigenschaften rühmen hören. Auch diese Tiergattung war mir nicht fremd, denn einen Kater hatte schon manchmal Emil. Dresdner Plaudereien. «e neue Hochburg der Technik. — Da» neue Studenten hau». — Lauten am Großen Garten. — Sarrasani kommt Meder. — Vreitevsträters Punktsieg. — hanswürste der Straße. -- Der Lahea-Longreh. - - .. kNiLdruck verboten) Im Jahre 1875 war nach dreijähriger Bauzeit die Technische Hochschule am- Bismarckplatz vollendet worden. Nach und nach ist zu dem stattlichen Hauptgebäude noch mancher Anbau dazugekommen, auch das Lehrpro- , gramm wurde im Laufe der Zeit erweitert und immer weni- > ger genügten die Räume den gesteigerten Ansprüchen. Der , ganze Gebäudekomplex war für reichlich 800 Studierende berechnet» und heute sind es bald 3000. Da begann man be reits 1905 draußen vor den Räcknitzer Höhen, von denen der Bismarckturm herniedergrüßt» neue Lehrgebäude zu er dichten. Die Mechanische Abteilung, das Elektrotechnische In stitut, eine mechanisch-technische Versuchsanstalt, Maschinen laboratorien entstanden, und doch war damit der alte Bau immer noch zu wenig entlastet worden. So hatte später die Bauingenieur-Abteilung und das wissenschaftlich-photogro- ihische Institut einen neuen Monumentalbau erhalten, des- en Pläne Geh. Hosrot Dr. ing. h. Dülfer schuf. Die Kriegs ähre verhinderten, diesen Dau so zu errichten, wie er ur- prünglich gedacht war. Neuerdings ist ein umfangr-'cher Neubau, bestimmt für die Chemische Abteilung, der Voll endung entgegengeführt worden, dem zwei weitere neue Gebäläe vorgelagert sind. Sie enthalten die Institute für Farbenchemie, Elektrochemie und Kolloidchemie. Allo diele Neuschöpfungen zusammengenommen, «geben einen Rie fenkomplex imposanter Bauten, die mit Recht die Bezeich nung einer neuen Hochburg derTechnik tragen. Der deutsche Architekt und der deutsche Ingenieur genießen in der ganzen Well — auch nach dem Kriege — hohes Ansehen und die Dresdner Technische Hochschule darf, sich rühmen, manch bedeutende Kraft vorgebildet zu haben. Diese um fangreichen Erweiterungen des Instituts darf man aber wohl auch als ein erfreuliches und sichtbares Zeichen dafür anfprechen, daß es wieder aufwärts geht in deutschen Lan den und daß die Staatsleitung mit Erfolg bestrebt ist, bis zur Grenze des Möglichen die Pflege der technischen Wissen schaften zu fördern. Eine weitere Neuschöpfung ist inzwischen draußen vor den Räcknitzer Höhen vollendet und unter großen Feierlich, leiten ihrer Bestimmung übergeben worden: das neue Dresdner Studentenhaus. Schon in einer frühe ren Plauderei war bemerkt worden, daß der Studierende heute unter anderen Bedingungen als früher leben muß. Der Dresdner Hochschulverein rief die Wirtschaftshilfe den deutschen Studentenschaft ins Leben und gab damit das Vor bild für andere deutsche Hochschulen. Der Ehrensenator der Hochschule Geh. Kommerzienrat Th. Dienert schenkt« dem Hochschulverein 1923 ein 9000 Quadratmeter umfassendes Areal, Staat und Stadt finanzierten den Bauplan und nun ist ein imposanter Dau entstanden, ohne jHen Prunk, ober ^veckmäßig und behaglich in allen seinen Räumen. Hier werden Hundert« von Studenten preiswerte Beköstigung (in eigener Regie) finden, auch ein Kasfeeraum ist vorhan- den und mehrere Säle dienen größeren und kleineren gesell- schriftlichen und belehrenden Veranstaltungen. Im Dach- , geschoß befinden, sich Studentenzimmer, Arbeit-raume, ein Schloffaal für durchreisend« Studenten und ein Turnsaal, für die Doxerei ist es nicht mehr — in Dresden wenigste) Da überdies noch zwei große Leseräum« (Bücher und Zell — so groß wie noch vor wenigen Jahren. Für den bene, tuttgen) vorhanden sind, im Frühjahr und Sommer ein I Lenswerten Anblick, wie sich zwei gut trainierte junge Män
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