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geschäftlichen Verbindungen entstellenden Verpflichtung«! dorthin aus sein Konto zu letten. Der Prokurist will des Angeklagten Stempel gleich benutzt, da» Wort ..zahlbar- aber nicht mit auf die Wechsel drausgestempelt haben. Daß die beiden Dresdner unbe kannten Männer und der Prokurist Schwindler waren, will Ange» klagter nicht sür möglich gehalten, sondern in gutem Glauben di« Wechsel an einen Holzhändler Schmidt zur DIskontterug welterge- geben haben, der aber sogleich Anzeige gemacht hat. Staatsanwalt Dr. Breiting und der Borsitzende des Schöffengerichts bezeichneten die ganze Schilderung des Angeklagten über da» Zusammentreffen in der Bärenschänke und das angebliche Entstehen der drei Wechsel in der Bautzner Gastwirtschaft sür Schwindel, für ein ganz törichtes Berugsmanover, das erfreulicherweise mißglückt ist. Gneuß erhielt wegen schwerer Urkundenfälschung und versuch ten Betrugs vier Monate Gefängnis auserlegt. * Die Betrügereien eine» Stadtverordneten und die herelnge- sallenen Aufwertungsbündler. Der Stadtverordnete Fritz Bonk von der Deutschsozialen Partei, letzt aber parteilos, stand wegen Betrugs und Unterschlagung vor dem Dresdner Schöffengericht. In drei Anklagepuniten erfolgte Freisprechung, in zwei weiteren Fällen erfolgte Beruncilung. So sollte der Angeklagte M Mark Parteiaelder umerlchlagen, - >.iytsw'dr>g em verpfändetes Klavier verkauft und einen Sicherunasvertrug in betrügerischer Absicht ge tätigt haben. In keinem dieser drei Einzelfälle konnte das Gericht auf eine Verurteilung zukonnnen. Was die beiden anderen Be trugsfälle anbelangt, so handelte cs sich gleichfalls um einen Siche rungsvertrag, abgeschlossen mit der Stadtbank Dresden. Hier hatte Angeklagter, der 1914 wegen Diebstahls und in den letzten Jahren wegen Glücksspiels und anderer Uebertretungen mehrfach bestraft worden ist, der Stadtbank gegen Gewährung eines laufenden Kre dit» eine Kontoreinrichtung mit übereignet, obgleich diese anderweit verpfändet war. Weiter wurde noch ein Betrug zum Nachteil eines Buchdruckereibesitzers Lehmann sür erwiesen angesehen. Der An- ßeklagte, der sich jetzt als Bezirksdirektor des „Manchester Guar- ßtam bezeichnet und der.sein monatliches Einkommen aus dieser Stellung auf tausend Mark bezifferte, bestritt jede Schuld, insbe sondere will er nicht bewußt strafbar gehandelt haben. In der zehnstündigen Gerichtsverhandlung kamen verschiedentlich recht unliebsame Dinge mit zur Sprache. So sind bei der letzten Reichs tagswahl die Anhänger des „Reichsbundes für Auf wertung- gewissermaßen nur zum Stimmenfang, die Bezeichnung dieses vorgenannten Bundes nur als Aushängeschild benutzt worden. Ein als Zeuge gehörter Schriftsteller Kästen- Heuckendorf war beispielsweise als Spitzenkandidat aufgestellt war- den, er mußte sich verpflichten, im Falle seiner Wahl die Hälfte der Reichstagsdtäten an die Parteikasse abzusühren. Man hatte gehofft, wenigstens einen Kandidaten durchzutujngen und die zuvor ge machten Wahlschulden dann teilweise aus den abgeführtcn Diäten M decken. Stadtverordneter Bonk wurde wegen Betrugs in zwei Füllen zu insgesamt 700 Mark Geldstrafe verurteilt. * Das Meißner Schöffengericht verurteilte den 31 Jahre alten Berwaltungssekretär Walter Zieger wegen schwerer Urkunden fälschung, Urkundenvernichtung und Unterschlagung in Höhe von rund elstausend Mark zu insgesamt 2 Jahren Gefängnis und vier Jahren Ehrenrechtsverlust. Der Angeklagte hatte die Verfehlungen als Steuerbeamter beim Stadtrate zu Meißen begangen. Äus Sachsen. Dresden, 10. November. 20jährige Zugehörigkeit zum Land tag. Dem Abgeordneten Hofmann ist aus Anlaß seiner 20jäh- rigen Zugehörigkeit zum sächsischen Landtag ein Glückwunschschrei- bEH der Reaieruna rmaeaanaen. Lrestcha, 10. Nov. Ein schwerer Ilnglücksfall ereignete fich am Dienstag kurz vor Feierabend in der Schulzeschen ÄwUutfabrik. Der jugendliche Arbeiter L. aus Klein- kvetscha geriet in die Transmission, die ihn an die Decke schleuderte. Nach der ersten ärztlichen Hilf" brachte man den Derletzten nach dem Krankenhaus« in Heidenau. Irelberg, 10. November. Geständnis eine» Vrandstifler». Am 24. Oktober brannte da» Anwesen de» Tischlermeisters Herklotz in Sayda bis auf di« Umfassungsmauern nieder. Durch umlaufende Gerüchte wurde Herklotz der Brandstistung verdächtigt. Der Ur heber dieser Gerücht« «ar der im selben Hause wohnende Schneider- meister Sch., der schließlich dann selbst unter dem Verdacht, das An wesen selbst in Brand gesteckt zu haben, festgenommen wurde. Sch. legte jetzt ein umfassendes Geständnis ab. Er war verschuldet, des halb erhöhte er seine Mobiliarverstcherung von 3000 auf 8000 «<t. Um In den Besitz der Versicherungssumme zu gelangen, steckte er am 21. Oktober das auf dem Dachboden lagernde Heu in Brand, obwohl seine eigene Ehefrau unmittelbar daneben schwer krank im Bett lag. Lhemnih, 10. November. Line Sechs-TMlllonen-Anleihe. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde einstimmig beschlossen, eine Anleihe in Höhe von 6 Millionen Mark für die Straßenbahn zur Durchführung ibrer Erweiterungsplänc aufzunehmen. Die An leihe soll bis zu 8 Prozent verzinst und mit 38 jährlich getilgr werden. Der Finanzdezernant hob u. a. hervor, daß es nicht so schwer sei» dürfte, die Anleihe vom Stuslande zu erhalten, wenn man bst die G.ne'im-mng der maßgebenden Stellen habe. Ehrmlsiß, 10. Nov. Mil dem Mokorrad redlich rre- unglsickk. Der 23jährige Krusmann Erich Walther ouo Wünschendorf, der ruf einem neuen Motorrad von An- svrung noch Olbernhau fahren wollte, verlor die Herrschaft über das Nad und erlitt beim Sturz einen tödlichen Schädel bruch. TrrrnerifrZies. Biwung des ersten Großbaues im 14. Turnkrest, rssn, Deutsche Turnerschafk. Nachdem am IS. September iin Schützenhaus Bischofswerda eine ve> trauliche Sitzung der beiden Gauturnräte des 2. Nördlich-Oberlausitzer Turn gaues und des 4. Meist». Hochland-Turnxaues staltgefunden hatte, in der über die Bildung von Gaueruppen oder eines Grobgaues beraten wurde, sanden am Sonntag, den 8. Nov. außerordentliche Gaunirntaae in Großröhrsdorf statt. Der 2. Gau tagte in der Turnhalle und der 4. Gau iin Gaschos Haufe. Nach zweistündiger Beratung entschieden sich binde Gaue für den E r o st g a u. Hiernach versammel-en si h die Abgeordneten im großen Saale in Hanfe s Gasthof, um das begonnene Werk zu vollenden bez. die Wahlen des Gauturnrats vorzunehmen. An die begrüßenden Worte des Vorsitzenden des Turnvereins Großröhrsdorf folgte der Beschluß der Versammlung, Gauvertretsr Fischer-Bischofswerda die Leitung zu übertragen. Dieser eröffnete hierauf den er st en Großgautag, be grüßte alle Anwesenden, insbesondere die Herren vom Kreisturnrat, Kreisvertreter Dr. Thiemer-Dresden und Kreisjugendwart Rohburg-Chemnitz und wünschte, daß auch im neuen Gaugebilde oberster Grundsatz sei imb b^sh-. Die Förderung und Pflege des deutschen Trumms. Ga ue', treter Fischer hatte bereits in der Vormittags S suma in sei. nem Gau erklärt ein Amt nicht mehr aneuncl n -n. was nun auch hier zum Ausdruck brachte. Als erster Gauver. treter wurde hierauf der bisherige 1 G.ruverttctm »ein 2. Gau, Herr Max Fichte-Großröhrsdorf, als 1. Eauver. treter für den neuen Großgau gemäl l«. K's-srert el r Dr. Thiemer ging auf die historische AnvaiOcho^ -mm ersten Sitzung ein, wünscht das Zustandekommen ersprieß licher turnerischen Schafsungsvermögev. Seine Ausführun gen galten besonders dem verdienstvollen Eauveruelcr Fischer, der leider von seinem Posten endgültig zurückocire- ten ist. Dankt auch dem Gauvertreter Fichte sür seine Mit arbeit und wünscht ihnen eine schnffcnsfreudioe Western- beit im neuen Gau! Dem Gouver treter Fischer würd' Dank für seine 28jährige Tätigkeit im Eamurnrat im Mc-Hi ner Hochland-Gau dadurch zum Ausdruck gebracht, doß birs Versammlung ihn mit Sitz und Stimme zum Ehrengaustirn-s! ratsmitglred im Großgau ernannte. Als zwester Gauvcr.s treter wurde B i e n e r - Königstei" gewählt. Die übrige Aemter wurden besetzt wie folgt: Schriftführer Hauptmann- Kamenz, Schellmann-Polenz, Kassierer Nake-Berthelsdo-i, Vressewart Conrad-Neustadt, Juristischer Beirat Notar Tr. Hennig-Königstein, Gauobsrturnwart Selimonn-Longbnr- kersdorf. Turnwart fürs Miinvei-lurnen Hcllriegel-Ohcin. Frauenturnwart Meißner - Langburkersdorf. Volksimn- wort Schwarz-Kamenz. Gauspielwart Schneider-Lanabur- kersdorf. Schwimmwart Haubold-Kamenz. Der Gou- jugendwart wird in der nächsten Sitzung gewählt. Der Name des Großpauss wird in der Ianuarsitzung festgelcüt werden. Nachdem eine Hutsammlung zur Kreisur.tcr- stützungskasse 28,49 ergeben hatte, wurde die Anwesen heitsliste bekannt gegeben. Der 2. Gau war in einer Stärke von 85 und der 4. Gau von 99 Abgeordneten vertreten. Am Sonntag hielt der hohwaldgau in Bautzen sein Turn wartturnen ab, zu dem eine große AnzM Turnwarte und Vorturner erschienen waren. Der erste Teil wurde mit theoretischen und praktischen Beispielen in beiden Turnhallen der Pestalozzischule abgehalten, getrennt iiir Männer-, Frauen-, Volks- und Kinderturnwarte. Dce zweite Teil galt einer Versammlung im Brauho.usgarteii, in der einschneidende Verhandlungen abgehalten wurden. Wichtige Beschlüsse wurden gefaßt. Eingehen der Gauo-n- turnerstunden und Ersatz ddfür durch Lehrgänge in den einzelnen Fächern durch Gauturnlehrer und den Kreisii-rn- lehrer, Abhaltung einer Kampfrichterprüfung gememiam mit der nächsten Turnausschutzsitzung, die noch dies ^ahr erfolgen muß. Das Bergfest wird Ende August abqehustcn mit Uebungen des Chemnitzer Kreisturnfestes. Der Gau steht fest zu seinem Beschlüsse wegen des Grostgaues. Den Bezirken wird sreigestellt, ob sie Vorturnerstunden oder Lehrgänge einrichten wollen. Die Staffelung für Kanwf- richtermeldungen sind: bis 75 Mitglieder 1, bis 150 Mit glieder 2, über 150 Mitglieder 3 Meldungen. Vereinen unter 50 Mitgliedern soll weitest entgegengekommen wer den. Uebermeldungen werden begrüßt. Die Neuwahlen er gaben Gauturnwart Krause-Kirschau; Frauenturnnart Suschke-Bautzen, Stellvertreter W e r n e r-Neukirch; Volks- turnwart Ritscher-Großpostwktz; Kinderturnwart Hofmann- Seidau; Jugendwart Co u r to i s - Steinigtwolmsdorf; Schwimnzwart Gust. Thomas-Steinigtwolmsdorf, Steil- Corpus delicti. Skizze von Julius Knopf. Wenn ein Junggeselle, der den Fünfzig bereits bedenk lich nahe ist, sich trotzdem noch zu einer Heirat entschließt, so geschieht das zumeist auf Kosten seiner Bequemlichkeit. Denn unbedingt ist es erforderlich, daß er seine bisherigen Gewohnheiten, die ja stets von einem unbewußten Egois mus dikttert sind, abstreift und sich zu Konzessionen an die weibliche Psyche versteht. Wenn die Frau seiner Wahl aber um ein Vierteljahr- Hundert jünger ist, als der betagte „junge Ehemann", und wenn sie sich überdies eines schönen Aussehens und eines lebhaften Temperaments erfreut, sodaß sie auch andern Männern begehrenswert erscheint, dann kann es geschehen, daß sich der Stachel der Eifersucht in seiner Seele festsetzt; und daß dieser piekt und sticht, und und plagt und martert. So ein Eifersuchtsstachel war es auch, der Oskar Hammers Gemütsruhe und sattes Behagen daran hinderte, fich in ein einlullendes Phlegma auszuwachsen. Zwar, seine Käte hatte ihm in den paar Monaten glück licher Ehe noch nicht den geringsten Grund dazu gegeben, an ihrer Treue zu zweifeln. Sie tat ein bißchen kokett, aber welche Frau ist es nicht — und doch, da war Kätes Detter vorhanden, der Detter Horst, und der Lausbub machte der hübschen Bas« ganz mächtig den Hof. Was sie sich offensicht lich gern gefallen ließ. In allen Ehren natürlich. Der junge schneidige Vetter Horst war nämlich Kätes Jugendfreund, für den sie einmal geschwärmt haben sollte, wie Kätes alte Tante harmlos erzählte. So lag denn die Eifersucht des pedantischen Mannes ständig auf der Lauer; unbewußt, doch beharrlich. Unnötigerweise. Denn wie gesagt, Frau Käte war treu. — Wieder einmal war der Tag des großen Reinemachens gekommen; ein bedeutsamer, periodischer Abschnitt im deut schen Familienleben. Noch mehr als bei der großen Wäsche ist beim Groß reinemachen die Abwesenheit des Mannes vom häuslichen Herd wünschenswert. An derartigen Tagen ist er von Uebel, so notwendig seine Existenz auch sonst ist, zumal wenn es sich um die Verabfolgung der für die Hauswirtschaft erfor derlichen Geldmittel handelt. Auch Kätes Vater muhte an derartig ereignisschweren Tagen seine Mahlzeiten außerhalb des Hauses einnehmen, was er gern tat. Denn es bedeutete ihm eine wünschens werte Abwechslung im Einerlei des Jahres. Käte gedachte, die elterliche Gepflogenheit auch auf ihr Heim zu übertragen. Und als ihr Oskar sich morgen», wie gewöhnlich, verabschieden wollte, um in sein Geschäft zu gehen, sagte sie zu ihm: „Liebling, Du bist heute überflüssig, Du brauchst vor Mitternacht nicht nach Hause zu kommen." Liebling machte ein verblüfftes Gesicht und strich sich über das ergrauende Haar. „Willst Du mich los sein?" fragte er etwa» argwöh- Frau Käte tätschelte ihrem Herrn und sogenannten Gebieter die vollen Wangen. „Ja", sagte sie, „das möchte ich. Du kannst heute das Mittag- und Abendbrot im Gast haus essen, an Deinem alten Stammtisch, der, wie Du wir erzählt hast, ja immer noch besteht. Deine Freunde werden ich freuen, Dich wieder einmal zu sehen. Ich gebe Dir Ur- aub. Herr Oskar schien in seiner Manneswürde gekränkt zu ein. „Wie kannst Du mir sagen, daß Du mir Urlaub gibst?! List Du etwa meine Vorgesetzte, und ich Dein Untergebener? Liebe Käte, Du kannst mich höflichst bitten, nicht nach Hause zu kommen, aber Urlaub — nein, das ist ein falscker Aus druck." Käte lachte. „Liebster, Du bist ein Original! Ein an- )erer Mann an Deiner Stelle würde sich freuen, wenn es hm seine Frau ausnahmsweise mal gestattet, mit seinen Freunden allein zusammen zu sein — und da bist Du im Wege. Ich mache zu Mittag für mich und das Mädchen nur eine Kleinigkeit, und Du kannst eben im Gasthaus ess-n. Also gib mir einen Kuh, Liebster, und laß Dich vor Mitter nacht nicht wieder daheim blicken." Gehorsam verabfolgte ihr Oskar den befohlenen Kpß unb freiwillig noch einen zweiten, dritten und vierten, bis Frau Käte „Schluß" rief. Dann ging er. Der gnädigst bewilligte Urlaub kam ihm garnicht reckt. Als alter Junggeselle war er des Wirtshauslebens müde geworden. Er fühlte sich am wohlsten daheim, in seinen vier Wänden, die einen so schmucken Inhalt bargen. — Erst abends, an dem nur spärlich besetzten Stammtisch, nach dem dritten Schoppen taute er auf. Die Hänseleien sei ner alten Freunde, Yle ihn mit Halloh empfangen und mit »em Kosenamen des Pantoffelhelden begrüßt hatten, waren glücklich überstanden. Cs wurde gemütlich, wie in früher -» Zeiten. Man politisierte und kannegießerte. Der eine war mmer bester unterrichtet als der andere, und Hammer freute sich, auch einmal eine politische Meinung an den Mann will sagen, biertrinkende Mitbürger und Freunde bringen zu können. Nach dem sechsten Glas Münchener wurde ihm flau, ja geradezu schwindelig, der Tisch fing an zu tanzen. Früher hatte ihm dieses Quantum alkoholischer Flüssigkeit durchaus nichts ausgemacht, aber jetzt, er spürte es. rächte sich die Solidität an ihm. So beschloß er denn, zu verschwinden, und er wartet« nur auf den günstigen Augenblick, da srm Freund Herbert Heuer, der neben ihm saß, einmal vom Tisch abwesend sein würde. Denn er fürchtete Herberts fcha"fe Zunge, der seinen vorzeitigen Aufbruch sicher mit ironischen Bemerkungen begleiten würde. ' Der ersehnte Augenblick kam, schnell zahlte Oskar, griff nach Hut und Mantel, empfahl sich und schwankte hinaus. Ihm war der Kopf arg benommen — rechter Hand, linker Hand, alles vertauscht, wie es in dem bekannten Trinklied heißt. Das Glück war ihm günstig. Es nahte ihm in Gesta" eines kleinen grünen, leeren Auto». Zehn Minuten spater war er zu Haus«. Mitternacht war schon vorüber. Vorsichtig öffnete er die Korridortürs, legte Hüt und Mantel ab, ging ins Herren zimmer und schaltete das Licht ein. Der kleine venezianiT - Spiegel über dem Schlafsofa warf ihm sein Bild Herrgott! wie alt sah er aus! Blaß, grün, verschwiemelt, hohläugig — um zeln Jahre gealtert. Konnte er sich sciub jungen Frau, die im Nebenzimmer schlief und bei sein Eintritt sicher erwachen würde, in diesem Zustand.zeige Nicht um die Welt! Das duldeten Mannesstolz und T keit nicht. So zog er es vor, in seinem Zimmer zu bleiben und auf dem Sofa zu nächtigen. Er legte sich hin, mußte ober nach ein paar Minuten wieder aufstehen, um sich ein Glas Wasser zu holen, ihm war nämlich ganz entsetzlich übel. Taumelnd verließ er das Zimmer und machte im Kor ridor Licht. Da sah er etwas hängen, das ihn mit Schrecke, Entsetzen und Wut erfüllte und ihn sofort nüchtern mackie. Es war ein ganz Heller Ueberzicher und ein grüner weicher Filzhut. Ihm gehörten diese Kleidungsstücke nicht, denn sein Ueberzicher war dunkelblau und er trug einen schwarzen, steifen Hut. Also war jemand dal Ein Dieb?! Unmöglich! Ein Dieb ist nicht so wohlerzogen, seine Ueberkleider im Korri dor abzulegen. Also war cs ein Bekannter. Und der Be kannte mußte sich noch in der Wohnung befinden. Der unglückliche Mann fing an zu schwitzen; teils vor Aufregung, teils, weil ihm schlecht war. Er betrachtete den Hellen Ueberzicher Und den grünen, weichen Hut. Und überlegte. Ein entsetzlicher Verdacht stieg in ihm auf. Ueberzicher und Hut konnten ganz gut dem famosen Vetter Horst angehören. Die Größe paßte, und dieser junge Mann bevorzugte lebhafte Farben. So leise, wie es sein aus dem Gleichgewicht gekomme ner Körper erlaubte, schlich er in das Schlafzimmer und knipste an. Seine Frau schien in tiefem Schlaf zu liegen. Oder spielte sie Komödie? Denn sie erwachte selbst dann nicht, als er das Zimmer vorsichtig absuchte, um,cs schließ lich resultatlos wieder zu verlassen. Weder Vetter Horst noch irgendsonstwer war zu entdecken. Nun, der unsichtbare Ggst sollte ihm nicht entgehen, er würde ihn schon noch finden. Wenn auch nicht gerade jetzt, in der Nacht, so doch am Morgen. Denn um jetzt noch wei ter nachzuforschen — dazu war er außerstande. Seine Glie der streikten, er fühlte sich zum Umfallen müde. So konnte er nur noch die Flurtüre abschließen und den Schlüssel, auch den des Dienstmädchens, der In der Küche hing, an sich neh men. Auf diese Weise konnte niemand aus der Wohnung hinaus. Dann streckte er sich auf das Sofa im Herrenzimmer und schlief ein. - Er würde wohl bis in den tiefen Morgen hinein ge schlafen haben, wenn er nicht aegcn sieben Uhr höchst un sanft geweckt worden wäre. Ein gellender Schrei! Er schnellte in die Höhe, blickte sich wild um, rieb sich die Auqm und besann sich. „ . . Das Dienstmädchen stand vor ihm. In der Uebeera- schung, ihn hier schlafend zu sehen, hatte sie den Schrei au»-