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Donnerstag, den 2S. Oktober 1S25. 80. JahrganD r. 253. dem der In- lm > Elsaß und auf unsere Mi- Rhein verzichten. Die iranzö- wlrd der Rhein. Alle versuche der Ich über diese Hauptpunkte selbst hinweg- so eitel, wie die SelbsttSuschungsversuche I Tagesschau. * »er größte Teil der Stadt Damaskus ist von den Franzosen durch eine fünszigstündige Beschießung fast voll ständig zerstört worden. Unersetzliche Kunstwerte wurden vernichtet. * Die Deutsche Volkspartei billigt in einer Entschlie ßung einstimmig den Vertrag von Locarno, hält aber im übrigen an den Vorbehalten fest. Einer Meldung aus Berlin zufolge soll jetzt nach Rücktritt des Reichsministers des Innern Schiele Aeichsschulgesehentwurf vom Reichsministerium des nern zurückgezogen werden, sodaß seine Beratung Neichskabinett hinfällig wird. * Das französische Kabinett ist am Dienstag zurückge treten. Die Griechen setzten auch am Dienstag die Beschießung bulgarischer Orte fort. Zu den mit - bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- tührliches an anderer Stelle. alles verhindert habe, )as Gebiet juristischer Aus- lisierunA de» vertrage» von Versailles." Was soll es nützen, wenn wir uns demgegenüber selbst zu einem Protest aufraffen? Sollen wir mit Protesten das neue Zeitalter beginnen? Die Gegner lesen aus dem Vertrag heraus, daß wir dauernd auf das ' litSrhoheit am " fische Militärgrenze deutschen Presse, st zutäuschen, sind fr ..... . . vor Annahme des Dawesplane«. Auch hier ist unsere „Auslegung" eine andere. Wer wird recht behalten? Auch vor Sanktionen find wir nicht sicher. Für den Fall, daß Deutschland auf eigenem Gebiet, z. B. im Rheinland, gegen di« Bestimmungen der Entmilitarisie rung verstößt, glaubt Frankreich das Recht zu besitzen, über uns herzufallen. Unsererseits wird das bestritten. Der Wortlaut des Art. 2 in Verbindung mit Art. 1ö Ziffer S und 7 des Dölkerbundstatut» sowie Art. 42 und 43 de» Ver sailler „Friedens" ist für uns ungünstig. Frankreich wird erforderlichenfalls leicht eine „flagrante" Vertragsver letzung Deutschlands konstruieren, um „nach eigenem Er messen" einmarschieren zu können. Sollt« uns der Völker bund nachträglich schützen wollen, so genügt der Einspruch einer Macht, um dies zu verhindern. i Die Politik -er Selbsttäuschung. Der deutschnationale Spitzenvertreter des Wahlkreises Ostsachsen im Reichstag, Geh. Rat vr. R. G. Qua atz, sendet uns zur Locarnofrage folgende Ausführungen: Wer die deutsche Linkspresse und die offiziösen Stim men liest, dem ist Locarno das Ende des Bölkerstreites und der Beginn des Völkerfriedens. Stets war der Deutsche be- gierig, sich vom Ausland täuschen zu lassen. Sehen wir nüchtern an, was vorliegt. Zwei Probleme ringen miteinander: aus der einen Seite die deutschen Ziele, die Befreiung vom militä- rischen Druck, namentlich im Rheinland, und die Bewe gungsfreiheit im Osten, auf der anderen Seite der Sicher- heitspakt Briands, durch den er uns dauernd politisch bewegungsunfähig zu machen hofft. Bei allem gesunden Mißtrauen mußte eine vorsichtige Politik auch von deutsch nationaler Seite den Versuch eines Ausgleichs dieser gro- ßen Gegensätze mitmachen und fördern. Dieser Versuch ist gescheitert. Freilich war von vornherein der Weg zu diesem Ziel durch einen falschen Anfang erschwert. Deutschland als der schwächere Teil ergriff die Initia tive. Im Februar-Memorandum 1925 bot cs von sich aus freiwillig dem Gegner das an, was dessen Ziel war. Das war der Urquell der Fehler. Daß aber auch in Locarno nur über die Forde- rungen der Alliierten, über den Sicherheitspakt verhandelt wurde, während die deutschen Lebensfragen als „Neben fragen" bezeichnet wurden, mußte nach den inneren Vor gängen au sdasbitter st «überraschen un deut- täuschen. Also nur die gegnerischen Forderungen dürfen amtlich verhandelt werden. Die deutsche Aufgabe war auf die Der- teidigung, die Verhütung des Schlimmsten beschränkt. Mit unendlichem Aufwand an Scharfsinn^ sucht man nun nachzuweisen, was man <" und zieht die Debatte auf das . . . . legungskünste. „Man hält die Teile in der Hand, fehlt leider nur das geistige Band." Unmöglich ist es, in wenigen Zeilen darzutun, was wir opfern. Nur einige Hauptpunkte: Wir unterschreiben nicht nur den Sicherheit»pakt, son dern auch den Völkerbund. Damittretenwirinein unlösliches Dertragaverhältnir. Kündigen dürfen wir nur, wenn es der Gegner will. Freilich, viele Verträge werden als „ewige" geschloffen; aber beispiello» ist es wohl, sich freiwillig de» Kündigungsrecht» zu begeben. Wir dürfen den Sicherheitspakt nur kündigen, wenn es der Völkerbundrat mit »/, Mehrheit gestattet, den Völkerbund nur, wenn dieser feststellt, daß wir alle unsere Verpflich tungen erfüllt haben. Nichts kann falscher sein, als diesen Pakt mit dem sogenannten Cuno-Angebot zu vergleichen. Damals ein Friedeneversprechen auf dreißig Jahrs bei vol ler Gegenseitigkeit. Heute begeben wir uns ln dauernde Hörigkeit. Nach der Aufastung des Gegners garantieren wir die Aufrechterhaltung der heutigen Grenzen, wie sie durch den "ersaMer Ertrag festgesetzt sind. Da- englische Auswär- "ge Amt nennt da» mit brutaler Offenheit: „Die Stadl- London, 28. Oktober. (Drahtb.) Reuter meldet au» Kairo über die Beschießung von Damaskus zwischen dem 18. und 20. Oktober, daß am 18. d. 7N. ein Dandenführer in eines der Skadivierkel eindrang mit dem Rufe, daß die Drusen da wären. Nachdem er die Einwohner zum Aus stand aufgefordert hatte, wurde ein Polizeiposten angegrif- sen, wobei ein französischer Offizier erschossen wurde. Die Einwohner schlossen sich darauf den Eindringlingen an. In dem Gefecht, das sich entspann, fielen 100 Franzosen, woraus die französischen Behörden Tanks und Panzerauko» ins Ge fecht warfen, die den Aufständischen schwere Verluste zufüg ten. Diese setzten trotzdem ihr Feuer fort und setzten veychie- dene Stadtviertel in Brand. Die Verluste der Aufständischen an Toten werden auf mehrere hundert geschäht, während ungefähr 2000 unter den Trümmern liegen dürsten. Mit weiteren Kämpfen um Damaskus wird gerechnet. In der Reutermeldung über die letzten Ereignisse in Damaskus heißt es weiter: Rach einer anderen Darstellung sind sechs organisierte Banden ln der Umgebung von Da maskus in Tätigkeit. Die Lande, die am 18. d. Rl. la Do- maskus eindrang, bestand nur aus 40 Mann. Ihre Absicht war es. den General Sarrail zu entführen. Die Franzosen beschossen die Stadt, um die Bevölkerung einzuschüchteru, die sie beschuldigten, mit den Landen im Einverständni» n» stehen und diese vom Tage der Ankunft Sarrail unterrich tet zu haben. Verschiedene gutunkerrichtete Persönlichkeiten sind der Ansitz', daß der Schauplatz der Overationen von Dschebel Drus nach der Gegend von Damaskus verlegt wor den sei. Englische Empörung über das Uorgehen der Franzosen. London, 28. Oktober. (Drahtb.) Das Vorgehen der Franzosen in Damaskus hat ln der englischen Oesfentlichkeil viel stärker gewirkt, als noch heute morgen vorausgesagt werden konnte. Sämtliche amtlichen Stellen sind geradezu entsetzt. Im Publikum herrscht große Empörung über das beispiellose Vorgehen des französischen Militärs. Insbeson dere bezeichnet man die Schaustellung der erschossenen Re bellen auf einem öffentlichen Platze in Damaskus al» eine unerhörte Provokation der Bevölkerung» während die Tat sache, daß das französische Militär nur die französische Ko lonie von Damaskus von dem bevorstehenden Bombarde ment unterrichtet hat» tiefe Entrüstung erregt. Die Schau stellung der toten Rebellen, so schreibt der liberale „Star war ein schwerer Fehler, aber der Verrat an der europäi schen Gemeinde war ein Verbrechen. Der „Evening Stan dard" ist kühler und meint bedächtig, wer selbst im Glas haufe säße, solle nicht mit Steinen werfen, womit er sagen will, daß England jederzeit in eine ähnliche Lage kommen könnte, ebenso rigoros vorgehen zu müssen wie Frankreich. Doch sind solche Meinungen vereinzelt. In London heute eingetroffenen Meldungen zufolge ist das britische Konsulat in Damaskus durch das Bombardement nicht beschädigt wordeu. Man rechnet damit, daß die englische Regierung Schadenersatzansprüche stellen wird. Aehnlich liegt es mit dem berühmten Art. 16 der Nöl- kerbundsatzung. Der Völkerbund verpflichtet seine Mitglie der zur Heeresfolge. Sind wir wirklich dagegen gesichert? Haben wir eine Sicherung dagegen, daß wir gezwungen werden, gegen ein anderes Land den wirtschaftlichen Boy kott mitzumachen? Soll die russische Karte aus dem deut schen Spiel verschwinden? Ist hierüber etwas abgesprochen, so muß das klar und offen ausgesprochen und vereinbart werden Die Erklärung der Alliierten in Locarno schützt uns an sich weder gegen Durchmarsch und Aufmarsch fremder Truppen, noch gegen Zwang zu Boykottmaß nahmen. Daß Deutschland nicht ohne das deutsche Westpreußen leben kann, weiß jeder, der nicht unwissend oder böswillig ist. Der deutsch-polnische Schiedsvertrag sieht vor, daß die Grenzen nicht ohne Zustimmung Polens abgeändert wer den dürfen. Der Artikel 19 des Dölkerbundpaktes verliert damit jede praktische Bedeutung. Haben wir noch das Recht, Danzig gegen di« drohenden polnischen Gewaltmoßnahmen zu verteidigen? Wir nehmen es an. Aber hat es der Gegner anerkannt? Und wie steht es mit der Schmach der Militärkontrolle? Doch genug von alledem. Auch der einfachste Mann fragt: wozu da» alles? Was soll durch so unerhörte Ovser erreicht werden? Die Räumung Köln» glauben wir bereit» Französische Hunnentaten in Syrien Damaskus von den Franzosen zerstört. London, 27. Oktober. Aus Syrien wird berichtet, oaß die Stadt Damaskus nach einem llebersall der Drusen von den Franzosen 50 Stünden lang bombardiert wurde. An statt dem Gegner entgegenzutreten, begannen die Franzosen von der Zitadelle aus die Beschießung. Der größte Teil der Stadt wurde zerstört und Tausende von Eingeborenen sind obdachlos. Einem unbestätigten Bericht zufolge soll auch das britische Konsulat zerstört worden sein. * Der Sonderberichterstatter der „Times" gibt über diese Beschießung folgende Einzelheiten an: Niemand, der dir e drei furchtbaren Tage miterlebte, wird sie vergessen. De abstoßende Paradierung von zwei Dutzend Brlganlen- leichen, so berichtet der Korrespondent, die zuerst auf Kame len durch die Hauptstraße geführt und dann auf einem Platze aufgestellt wurden, hatte nicht die beabsichtigte Wir kung, als Warnung zu dienen, sondern vermehrte nur noch die Wut der Bevölkerung. Drei Tage später wur den die Leichen von 12 Tscherkessen, die von den Franzosen als irreguläre Truppen verwendet werden, aufgesunden. In der Nacht zum 17. Oktober wurden französische Soldaten angegriffen. Am anderen Morgen traten in der Stadt meh rere Brigantenbanden auf und begannen, unterstützt von dem Stadtgesindel, zu plündern. Die Franzosen schienen zu glauben, daß ein wichtiger Schritt bevorstand und das grö ßere Kräfte am Werke waren, als es in Wirklichkeit der Fall war. Am Mittag des 18. Oktober jagten die Franzo sen Tanks durch die Stadt, die mit furchtbarer Geschwin digkeit unaufhörlich Nach recht» und link» feuernd die Straßen durchfuhren. Die Bevölkerung errichtete Bar rikaden. Um 6 Uhr abends begannen die Franzosen die Stadt zu beschießen. Am nächsten Morgen wurden plötzlich ohne Warnung alle Truppen aus der Altstadt einschließ lich der christlichen Stadthalle zurückgezogen, und von 10 Uhr vormittags an wurde von der Artillerie die Beschießung der Stadt eingeleitet, während Flugzeuge aus der Luft Bomben abwarfen und mit Maschinengewehren schossen. Ein ganzer Bezirk wurde in Trümmer gelegt. Die Zerstörung des Azm-Palaste» bedeukek einen un- wiederherstellbaren Verlust, da er da» Institut für mohame- danische Kunst und Archäologie enthält, dessen Schätze fast alle zerstört wurden. Es fehlen die Worte, um das Schauspiel zu beschreiben, das die alte heilige Stadt jetzt bietet. Der finanzielle Ver lust durch die Zerstörung des Eigentums wird auf ein bis zwei M llionen türkische Pfund geschätzt. Dieser Bericht des „Times"-Korrespondenten spricht für fick selbst. Hervorhebung verdient lediglich, daß die Fran zosen, die seinerzeit ein solches Gezeter erhoben, als ihre Maschinengewehr- und Arttlleriebeooachtungsposten auf der Kathedrale von Reims beschossen wurden, jetzt ohne weiteres daran gehen, Kunst und Kulturgüter, wie den Azm-Palast und die Moscheen zu beschießen und in Trümmer zu legen. Postscheck-Konto: Am» Dresden Nr. 1521. Gemeinde- verdandsgirokasie Bischofswerda Konto Nr. «4. 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