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itNillllt»»!!!-» l»e Ustr: npl ms xonl»'. W. hes W chlau. „IUM". Sport". Me orf Sept.! ier esorgt. fchner. 2 Uhr, hen" em Be- rstand. HiMMMMMUI »r: sei W ein im estand. Beiblatt -« N«»«er 21S Der Wichsische Erzähler. Oie Wahrheit über Amerikas Alkoholverboi. Von Paul H. Ortmann-Chicago. Anmerkung der Schrlftleltung: Der Verfasser ist einer der bekanntesten Redakteure der deutsch-amerikanischen Presse; da er unbeeinslußbar urteilt, verdienen seine austlärenden Mitteilungen besonder« Beachtung. In Deutschland ist eine lebhafte und aggressive Be wegung zur Einführung eines Alkoholverbotes (.Gemeinde bestimmungsrecht") im Gange. Die Prohibitionisten wenden dabei ungefähr die gleichen Methoden an, die seinerzeit von der Hntifsaloonliga in den Vereinigten Staaten angewandt wurden. Sie weisen vor allen Dingen auf das glorreiche Beispiel Amerikas hin, das durch Einführung der Prohi bition angeblich zum glücklichsten Lande der Welt gemacht wurde. Wenn die Deutschen unter sich über Prohibition debat tieren, so ist das ihr gutes Recht. Wenn aber die Anhänger der Prohibition auf das gute Beispiel Amerikas Hinweisen, so ist es Pflicht der Amerikaner, vor allem der deutsch-ameri kanischen Presse, das deutsche Volk über die Wirkungen der Prohibition in Amerika aufzuklären. Heutzutage einen Auf satz über Prohibition zu schreiben, ist nicht leicht; cs wäre viel leichter, ein Buch über Prohibition zu schreiben. Einer der Hauptvorkämpfe» der Prohibition im Kon greß ist W. D. Upshaw, Kongreßmann von Georgia. Vor einiger Zeit forderte er seine Kollegen im Kongreß, sowie sämtliche Bundesbeamte in Washington auf, sich «hrenwört- lich zu verpflichten, keine geistigen Getränke mehr zu ge nießen. Bis jetzt hat noch nicht ein einziger diese Erklärung abgegeben. — Es läßt sich natürlich nicht direkt feststellen, wie groß die Quantität geistiger Getränke ist, die jetzt in die sem Lande genossen wird. Man muß sich deshalb damit be gnügen, aus gewissen unbestreitbaren Tatsachen seine Schlüsse zu ziehen. In allen Städten gibt es heute Geschäfte, in denen Rohmaterial und Handwerkszeug zur Herstellung geistiger Getränke verkauft werden. Diese Geschäfte verkau fen Malz, Hopfen, Kessel, Teile von Destillierapparaten, die sich leicht zusammensetzen lassen, Extrakte für alle Sorten Liköre und andere Getränke. Liköre, denen der Alkohol ent zogen wurde, die aber durch Zusatz von Alkohol sofort wieder in sehr trinkbare Liköre verwandelt werden können, werden heutzutage in jedem Nahrungsmittel- und Delikatessenge schäft verkauft. Die Nachfrage nach diesen Artikeln muß un geheuer sein, denn sonst wäre das Angebot nicht so groß. Der Preis der kalifornischen Weintrauben ist seit Ein führung der Prohibition um ein Vielfaches gestiegen, da Millionen von Leuten, die früher Bier tranken, sich jetzt ihren Wein selber machen, weil die Herstellung des Weines für leichter gilt als das Dierbrauen. Ungeheure Mengen von Alkohol, die angeblich zu industriellen Zwecken verwandt werden, werden in Wirklichkeit zur Herstellung von Ge tränkezwecken benutzt. Der Verkauf von Wein zu religiösen Zwecken hat in Chicago zeitweilig ungeheure Proportionen angenommen. In Neuyork und anderen Städten wurden sogenannte Altarweine von Reisenden verkauft. Diese unbestreitbaren Angaben lassen auf einen gewal tigen Konsum geistiger Getränke schließen. Trotzdem könn ten die Prohibitionisten recht haben, wenn sie behaupten, daß früher noch mehr getrunken wurde. Darüber fehlen natur gemäß alle zuverlässigen Nachweise. Man weiß wohl, wie viel früher an geistigen Getränken verkonsumiert wurde, aber man kann selbstverständlich nicht wissen, wieviel jetzt verkonsumiert wird. Um das festzustellen, kann man ledig lich auf die Wirkungen der Prohibition Hinweisen. Don dem Alkoholverbot wurde von dessen Anhängern behauptet, daß es die Trunksucht, die Verbrechen und das Scheidungsübel vermindern werd«. Tatsache ftt,> daß die Prohibition genau das Gegenteil bewirkt hat. Wie die Jah resberichte der Polizei aus fast allen Städten erkennen lassen, haben die Verhaftungen wegen Trunkenheit überall beträchtlich zugenommen. Di« Zunahme der Verbrechen, die auf Alkoholmißbrauch zurückgeführt werden müssen, Ist geradezu schreckenerregend, ebenso die Zahl der Verbrechen im allgemeinen, ferner die Zahl der Fälle von Irrsinn in folge von Trunksucht, und schließlich die Zahl der Eheschei dungen. Man wird vielleicht einwenden, daß.alle diese betrüb lichen Erscheinungen nicht wegen, sondern trotz de? Prohi bition zu verzeichnen sind. Aber erstens ist das nicht ganz korrekt. Denn obwohl sich die Statistiken nicht restlos ana lysieren lassen, so läßt sich doch in vielen Fällen der Einfluß der Prohibil on zweifellos feststcllen. Vor allem wurde die Abnahme der Trunksucht, der Verbrechen und der Eheschei dungen von den Freunden der Prohibition in sichere Aussicht gestellt. Und wenn diese Wirkungen nachweislich ausblei ben, wenn sogar diese Uebel schlimmer werden: weshalb soll man dann überhaupt Alkoholverbote cinführen? Eine der schlimmsten Folgen der Prohibition ist die De moralisierung des Beamtentums. Das Beamtentum, dem die Durchführung des Gesetzes anvertraut ist, ist nichts an deres als eine ungeheure Kloake der Korruption. Tagtäglich kommen neue Skandale ans Licht. Unter den miteinander konkurrierenden Bier- und Schnapsschiebern sind Mord und Totschlag an der Tagesordnung. Durch die Prohibition ist eine Verbrecherschicht hochgekommen, die zum Teil schwer reich ist, über großen politischen Einfluß verfügt, und der die Behörden vielfach vollkommen machtlos gegenüberstehen. — Die Prohibition hat hier in Chicago solche Zustände gezeitigt, daß Richter und andere hohe Beamte an einem Gelage teil nahmen, das ein notorischer Massenmörder und Schnaps schieber veranstaltete, der dann später von Meuchelmördern niedergeknallt wurde. Prohibition ist dafür verantwortlich, daß vor kurzem ein Kriminalrichter schon frühmorgens meh rere Tage hintereinander sinnlos betrunken auf dem Richter stuhl saß und den Vertreter der Staatsanwaltschaft in un flätigster Weise beschimpfte. Selbstzucht und Würde, Ehrgefühl und Achtung vor dem Gesetz sind in dem Sumpf der Prohibition untergegangen. Ob die Deutschen Prohibition einführen oder nicht, das ist ihre Sache. Wenn ihnen aber erzählt wird, daß die Prohi bition in den Vereinigten Staaten sich als ein Erfolg und Segen erwiesen hat, dann sollen sie wissen, daß das bewußte Lügen sind. Denn für die Vereinigten Staaten ist die Pro hibition nichts anderes als ein frecher Schwindel und ein Verbrechen. Aus Sachsen. Oer Gachsenrundflug. Der Sachsenrundflug findet kommenden Sonnabend und Sonntag statt. Der Flug beginnt Sonnabend nachmittag 2 Uhr und führt von Chemnitz über Glauchau, Zwickau, Plauen, Leipzig, Großenhain, Bautzen, Zittau, Bautzen, Dresden nach Chemnitz. Die Orte Glauchau, Zwickau, Döbeln und Bautzen sind lediglich Kontrollstationen, aus denen nicht gelandet werden kann. Für die Kontrollstrecken gelten folgende Entfernungen: Chemnitz—(Glauchau—Zwickau)—Plauen . — 70 Kilom. Plauen—Leipzig — 100 Leipzig—Großenhain — 85 „ Großenhain—Bautzen—Zittau 105 , Zittau—Bautzen—Dresden ---85 „ Dresden—Chemnitz ---70 , insgesamt..... 515 Kilom. Für die Preisverteilung werden folgende Mindest» leistungen gefordert: Gruppe ä: Durchfliegen einer vollen Flugschlefte; Gruppe 6 und 0: Durchfliegen von zwei Flugschleifeeq Gruppe I): Durchfliegen von drei Flugschleifen. Jeder Bewerber erhält beim Start einen Ausweis über die Zeit der Starterlaubnis. Es darf am 18. September bi» 6 Uhr abends geflogen werden. Nach 6 Uhr abends wird nicht niehr gewertet. Als letzte Wertung gilt die Ueber- querung der Ziellinie des letzten Kontrollortes. Die Flug zeuge können an einem beliebigen Ort, auch zwischen zwei Kontrollpunkten, übernachten. Am 20. September dürfen diejenigen Flugzeuge, welche auf einer Kontrollstation über nachtet haben, urn ebensoviel Minuten vor 8 Uhr starten, als sie am 19. September nach 2 Uhr nachmittags Starterlaub nis erhalten haben. Die Flugzeuge, welche an einem belie bigen Ort zwischen zwei Kontrollstationen übernachtet haben, können den Flug am 20. September so sortsetzen, daß sie um 8 Uhr vormittags, bezw. entsprechende Minuten früher, lvl» oben angegeben, auf derselben Station, auf der sie am Tage vorher vor 6 Uhr abends gewertet worden sind, neu gewertet werden. Dies macht unter Umständen ein Zurückfliegen nach der letzten Werlungsstelle notwendig. Es wird deshalb Sache der Flugzeugführer sein, am 19. September zu.über legen, ob sie bis 6 Uhr abends noch einen der nächsten Kon trollpunkte erreichen oder besser auf der letzten Kontroll station übernachte». Schluß des Wettbewerbes ist am 20. September, 6 Uhr abends. Zu dieser Zeit müssen die ange gebenen Mindeslschlcifen durchflogen sein. Wer nach S Uhr abends in Chemnitz eintrisst, scheidet für die Preiszu teilung aus und hat lediglich Aussicht auf einen Trostpreis. In Dresden ist Zwangslandung von einviertelstundiger Dauer. Alle Flugzeuge müssen niedergehen. Als Landungs platz ist diesmal noch der Flugplatz in Dresden-Kaditz be stimmt. Ein neuer Flughafen wird auf dem Heller angelegt. Am Sonnabend von nachmittags 1 Uhr an und am Sonntag von früh an ist mit dem fortwährenden Eintreffen von Flug zeugen zu rechnen. Um beim Publikum keine Langeweile aufrommen zu lassen, sind in Dresden Schauflüge, Passagier flüge, Fallschirmabstürze, Aufstieg kleiner Ballone, Ver losung von Pafsagicrflügen u. a. vorgesehen. Zweifellos wird am Sonnabend nachmittag und am Sonntag in Dres den-Kaditz reges und interessantes Leben herrschen. Dresden, 18. Sept Der Reichswirkschaftsminister und der preußische Wirtscl-asksminister auf der Jahresschau. Der Reichswirtschastsminister Dr. Neuhaus und der Preußische Wirtschaftsminister Dr. Schreiber besuchten am Mittwoch nachmittag die Jahresschau Deutscher Arbeit Dresden „Woh^ nung und Siedlung". In Begleitung der Minister befanden sich Oberregierungsrat Moßdorf vom Reichswirtschafts ministerium, Ministerialdirektor Dr. Klien und Ministerial rat Wilisch von der Sächsischen Regierung. Die Herren wurden im Namen des Präsidiums und der Direktion der Jahresschau begrüßt von Geheimrat Dr. Florey, Hofrat Holst und Direktor Straßhaüsen und durch die wichtigsten Teile der industriellen Ausstellung, sowie der wissenschaft lichen Abteilung geführt. Die Herren bekundeten in hohem Maße ihr Interesse an der Jahresschau und sprachen sich sehr anerkennend über das Gesehene aus. Freiberg, 18. Sept. Ausstand in den Staatlichen Hüt tenwerken. Die Belegschaften der Staatlichen Hüttenwerke in Muldenhütten und Halsbrücke haben die am Freitag ge- Linier -erTropensorme Roman vöN den Philippinen. Don Erika Grupe-Lörcher. (18. Fortsetzung.» «Nachdruck verboten.» „Gewißl" meinte der Gouverneur entgegenkommend und küßte Sylvia voller Ritterlichkeit die Hand, „was tut man nicht einer reizenden blonden Frau zuliebe!" Und er ging auf seine Gattin zu, um ihr vorzufchlagen, mit dem Admiral den Rigordon anzusühren. Herbert tanzte nicht. Er saß anfangs in einer Nische und schien sich beim Zusehen zu unterhalten. Aber nach kur zer Zeit trieben ihn bittere Gedanken aus dem Saal. Er war der einzige Herr, der nicht tanzte, weil er fühlte, kein guter Tänzer zu sein. Zu all diesen Vergnügungbn hatte er keine Gelegenheit und Zeit in seinem Vorwärtsstreben gehabt. In seinem Elternhaus in Hamburg hatte cs immer im Hinblick auf den Tanz geheißen: „Das ist all unnützen Kram! Sieh zu, daß du deine Beine unter den Tisch kriegst und selbständig wirst!" Das war lange sein Grundsatz ge wesen, bis er sah, daß besonders in der Welt hier draußen gesellschaftliche Sicherheit notwendig war. Cs war einerseits günstig sür ihn, daß er in Sylvia eine Frau von gesellschast lichem Auftreten gesunden hatte. Aber durch diesen Unter schied vergrößerte sich jetzt nach seiner Empfindung die Kluft zwischen ihnen immer mehr. Mit fieberhafter Unruhe widmete sie sich dem Tanz, sie wurde nicht müde, den Anforderungen Folge zu leisten. Aber sie fühlte sich innerlich namenlos elend. Alles zitterte in ihr vor Unruhe, und während unter Krapfenhauers ge schickten Händen die Töne schmeichelnd erklangen, standen die Tränen ihr in den Augen. Sie war am Rande der Selbstbeherrschung, als sie, in der Nische während einer Pause stehend, in einem der herumgereichtcn Schälchen löf felte. Da trat Maer zu ihr, um sie auszufordern. „Zu einem wiegenden einschmeichelnden Walzer, der über alle Welt hinaushebt!" setzte er halblaut hinzu. Wenn sie im Arme dieses Mannes dahinfliegen würde? Eie war sich ihrer nicht sicher und bebte vor jeder körper- lichen Berührung mit Maer nach der bitter errungenen Er kenntnis zurück. „Nein, ich danke Ihnen" antwortete Sylvia fest. Sie schob das Eisschälchen beiseite und hob den Fächer empor, der am Seidenband über ihrem Spitzenkleide hing. „Ich muß mich ausruhen, denn ich bin an das Tanzen in der schwülen Tropennacht nicht gewöhnt. Auch muß ich Herrn Krapfenbauer am Flügel ablösen. Er hat sich schon zu lange für uns geopfert und wird jetzt selbst gern tanzen wollen!" Und als sie zum Flügel trat, sah er ihr nach, doch nicht mehr so siegesgewiß, wie am Büfett vorhin. Sie hatte aber durch ihre Ablehnung in seinen Augen gewonnen, und er dachte: „Sie ist es wirklich wert, daß man sich ihretwegen einige Mühe gibt!" — Sylvia spielte einige Tänze, erregt und müde zugleich, mit dem heimlichen Wunsche, daß alles bald ein Ende neh men möge. Als die Gäste aufbrachen, war es drei Uhr nachts, ein Zeichen, daß sie sich auf dem Empfangsabend vortrefflich unterhalten hatten. Während im Saal gelängt wurde, hatte Herbert Jgnatio Tajo auf der Terrasse entdeckt, wie er, an die Brüstung gelehnt, in die mondhelle Nacht starrte. Aber es waren nicht nur politische Umtriebe, die, wie Herbert an nahm, Jgnatio bewegten und veranlaßten, hier abseits der anderen zu grübeln. Seine Gedanken beschäftigten sich un ausgesetzt mit Sylvia. Als er sah, daß sie sich vorhin von dem Fremden im entscheidenden Augenblick abgewandt hatte, nahm er sich vor, ihr zu helfen, wo es in seiner Macht stand. So stand er und grübelte, wie er Sylvia von jenem Fremden befreien wollte. Er sann auch darüber nach, ob Sylvia und Herbert sich je finden würden. Denn daß ihre Che nicht glücklich war, hatte er an Sylvias Benehmen den noch erkannt. Wenn er Sylvia näherzutreten vermöchte — wenn sie ihm vertraute — wenn er ihr alles sagen könnte, was er wußte! Auch Herbert hatte ihn ausgefordert, bei ihnen zu über nachten, da die Nacht so weit vorgeschritten war, und die Herren am nächsten Morgen früh gemeinsam arbeiten woll ten. So blieb er ruhig auf seinem Platz, als die anderen Gäste aufbrachen und sich von Sylvia verabschiedeten. Er sagte sich mit Bitterkeit, daß niemand ihn vermissen würde. Oben in den Sälen wurde es still. Die Stimmen der Gäste klangen erst im Dorsaal, dann auf der großen Treppe, dann unten, — immer ferner und vereinzelter. Es dauerte eine Weile, bis alle Gäste ihre Wagen bestiegen hatten. Her bert hatte seine Gäste hinunterbegleitet, während Sylvia sich oben verabschiedete. — Unter den widersprechendsten Em- vfindungen blieb sie allein zurück. Leise rauschend glitt ihr seidenes Kleid durch den Speisesaal, als sie hastig noch ein mal an den Türbogen'trat, vor-dem sie mit Maer vorhin das entscheidende Zwiegespräch hatte. Sie rief sich empört und errötend jedes Wort zurück. Da kam Tajo auf sie zu, als er sie von der Terrasse aus, den Kopf gesenkt, wie unter einer niederbeugenden Erkennt nis, an der Bogenöffnung stehen sah. ' „O, Don Jgnatio! Ich habe Sie nicht gesehen!" fuhr sie zitternd aus ihren quälenden Gedanken auf, „ich habe Sie vorhin ganz aus dem Auge verloren und Sie gar nicht mehr zwischen den anderen Gästen bemerkt." Sie war zu ihm herausgetreten, und er sah, wie sie er regt an ihrem Seidenkleid nestelte. „Ich sitze schon sehr lange hier und habe meinen Gedanken nachgehangen!" sagte er schonend. Da unterbrach sie ihn: „Sie sitzen schon lange hier?" „Ja, dort, auf einer Bank tief im Schatten Ihrer Pal men und Oleanderbüschc, mir ging so manches durch den Sinn, Donna Sylvia," setzte er traurig und zögernd hinzu, „und der Platz liegt so verborgen, daß er zu einem unfrei willigen Lauscherposten für mich wurde —" Sie ergriff hastig seine Hand und fiel ihm, heiser vor Erregung, in die Rede. — „Und Sie haben alles gehört — alles —" . „Ja!" sagte er schlicht und wandte den Blick zur Seite. Er hielt es für gegeben, ihr das zu sagen, da er ihr gegen über kein Spion sein wollte. Als er sie wieder ansah, hingen ihr die Arme schlaff herunter, und im Mondschein sah er, daß ein bitterer Zug auf ihrem Gesicht lag. Er trat näher und bot ihr voll schlichter Herzlichkeit die Hand. „Haben Sie Vertrauen zu mir und glauben Sie mir, daß ich nur den Wunsch habe, Ihnen zu helfen —" Unter dem Ton seiner liebevollen Herzlichkeit schmotz ihr Rest von Selbstbeherrschung. Sie empfand es bitter, daß nun ein dritter von dem allem wissen sollte. Da verbarg Sylvia das Gesicht in beide Hände und murmelte unter den hervorbrechenden Tränen: „Ich bin so unglücklich! Don Ig- natio — wenn Sie wüßten, wie unglücklich ich mich fühle!" Auf dem Treppenhaus hörte man näherkommend Her berts Stimme, der den Dienern noch einige Befehle erteilte. Da hob Sylvia den Kopf und sagte bestürzt: „Gute Nacht, Don Jgnatio, mein Mann wird Sie begleiten! Ich bin mehr als müde!" — Sie reichte ihm flüchtig die Hand und ging, als flüchte sie vor Herbert, quer durch den Speisesaal in ihr Schlafzimmer, das am oberen Ende des Flügels lag. Jgnatio bemerkte, daß Herbert gar nicht sehr erstaunt war, als er ihm mitteilte, daß Syspia sich bereits zur Ruhe begeben habe. Es schien also öfters vorzukommen, daß Syl via ohne einen Gutenachtgruß sich zurückzog. Als Herbert ihn dann durch den Speisesaal führte und eine Zimmertür aufstoßend, sagte: „Hier ist Ihr Zimmer, ich hoffe, Sie morgen früh nicht zu stören, da ich nebenan fchla- e," biß Jgnatio sich auf die Lippen. Denn er sah nun in ras Elend dieser Ehe. (Fortsetzung folgt.)