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. Gemeinde» Anzeigenpreis (in Goldmark): Die 43 mm breite etnspattge o Nr. »4. Drundschristzeile 25 Pfg., örtliche Ametgen 20 Pfa, die «) MW : irgend welcher breite Reklamezeile (rm Texttetl) 70 Pfg. Zahlung m Papirrnüock Reklamezetle (im Textteil) zum amtlichen Briefkurs vom Zah! zum Kurs vom Tage der Rechnung Sammelanzeigen tarism. Aufschlag. ZSMHofswewaer Lurzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Lies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag von Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. 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Iahrgan- Tagesfcharr. * Die Einladung zur Konferenz über den Sicherheits- pakl wurde Dienstag mittag 12 Uhr vom französischen Bot schafter in Berlin überreicht. * Die Verhandlungen der deutschen Rentenbank-Kredit- anstalt zur Ausnahme eines landwirtschaftlichen Realkredils sind zum Abschluß gekommen. Gewährt werden 25 Millio nen Dollar auf 25 Jahre. Auf der Völkerbundstagung in Sens stellte der Vertre ter Ungarns, Graf Apponyi den Antrag, die Vorarbeiten für einen allgemeinen Abrüstungsplan sofort aufzunehmen. * Die deutsch-polnischen Handelsverlragsverhandluugen werden am Mittwoch in Berlm wieder ausgenommen. Die französische Offensive in Marokko ist bereits zum Stillstand gekommen. Die französischen Truppen haben die Stellungen erreicht, die sie im Mai aufgeben mußten. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliches an anderer Stelle. Genfer Bilderbogen. E-n Stimmungsbild von der Völkerbundskonferenz. (Nachdruck verboten.) Genf, 13. September. Buntes Leben wogt am dunkelblauen Genfersee. Er wartungsvoll summende Erregung ist wieder unter all den Hunderten, die sich im Reformationssaal eingefunden haben. Politiker und Journalisten stehen in den Hallen und warten auf die erste Sitzung. Man tauscht Grüße aus, herzliche Wiedersehensgrüße, zurückhaltendes Händeschütteln, gemä ßigtes Zuwinken oder gar abwehrendes Nicken. Man kennt sich nun schon fünf Jahre in Genf. Und wieder wird man einige Wochen zusammen arbeiten, Neuigkeiten austauschen, gemeinsam Hoffnungen und Enttäuschungen tragen. Schon flattern Gerüchte in allen Ecken. Jeder sucht vorsichtig herauszubringen, was der andere weiß oder erwartet. Es wird kombiniert und man zieht aus Menschen und Dingen Schlüsse, die vielleicht richtig sind. Es sind ja meist nicht die mageren Entscheidungen, die in Genf das wichtigste sind. Prognosen sür die bevorstehende Tagung werden gestellt: ,.Eine schwache Session, nichts besonderes zu erwarten . . . Ja, wenn die Deutschen kämen, das gäbe eine Sensation. Aber sie wollen nicht und sie kommen in diesem Herbst noch nicht." So gehen die Gerüchte und Meinungen hin und her, wie auf einer Börse. — Es ist dieses Jahr stiller wie sonst. Es gibt in Genf viele „Sensationen". Geschäftskundige Leute haben verstanden, den Delegationen nach den trocke nen Kommissionsberatungen auch Vergnügen und Zerstreu ung zu schaffen. Genf ist im September nicht nur das Zen trum der Weltpolitik, es ist auch ein Mittelpunkt der Ver gnügungen, des Flitters und der Halbwelt. Im Luxuszug, der die französischen Delegierten nach Genf brachte, kamen nicht weniger als vierzig berühmte Schönheiten aus Frankreich nach der Stadt an der Rhone. Und nicht nur aus-Paris sind sie da, diese bunten Herbstfalter, aus der ganzen Welt kommen sie nach Genf und sind ein not wendiger Bestandteil des Diplomatengepäcks. Wenn sich schon die Südamerikaner leisten, die eigenen Automobil« und Motoryachten in die Völkerbundstadt zu bringen, warum sollen die anderen nicht auch „Gepäck" mitbringen, das ihnen die freien Sitzungsstunden ausfüllen hilft? Jede Session bringt Sensationen. Drüben in Chamonix wartet der erste Präsident Polens, Paderewski, um feine Klavierkunst vor den Delegierten zu präsentieren. Die W i t w e W i l s o n s ist in Genf und sieht sich das von ihrem Gatten geschaffene Werk an. SvenHedin wird im Flug zeug nach Genf kommen im Großen Theater Hüp ¬ fen sechs erste englische Tanzgirls und ein italienische» En semble trillert Derdi-Opern. Für die stillen Sitzungstage ist also reichlich gesorgt. — .Das Zentrum Europas ist auf Tage oder Wochen nach Genf verlegt. Das zeigt sich am besten, wenn weit unten in Syrien etwas vorkommt, das die Stellungnahme der Regie renden erfordert. Der Fall der Festung Sueida ist in Genf wie ein Stein in die Konferenz in einen Ameisenhaufen hineingeplatzt. Der Ministerpräsident und Kriegsminister Painlevö konferierte zuerst längere Zeit mit seinen näheren Kollegen, um dann auch die Engländer zu begrüßen. Nach langwierigen Verhandlungen wurde beschlossen, General Sorrail abzuberufen. Es wird also plötzlich in Gens über di« Vorgänge in Syrien entschieden. Die Türken sehen diesem Getriebe zu und freuen sich über solche Hiobsbotschaften, denn sie sind ja Wasser auf ihre Mühle. Bildet doch das Problem des Nahen Ostens ein Haupttraktandum der Ratssitzungen. Es wimmelt in Genf von Sachverständigen über Mosul; englische und türkische treten in Scharen auf. Neben dem Genfer See breitet sich das Petroleumrevicr des Irak aus. Und die Türken sind gereizt und ihrs Sprache ist weniger versöhnend. Im Rat sitzen die armen Mitglieder, hören geduldig die gegenseitigen Anklagen und bekämpfen den Schlaf und die Müdigkeit. Aus verstockt-boshaften Augen blinzelt Briand und verschluckt sicherlich die raffinierten Bosheiten, die ihm auf der Zunge liegen — er wird sie später im Freundeskreise zum Besten geben. Was mit Mosul geschehen wird, weiß noch kein Mensch. Man berät in Kommissionen, durchgeht dicke Delegiertenbe richte und langweilt sich mit Gutachten und Vorschlägen, die doch zu keinem Resultate führen. Und dabei kommen aus Syrien Hiobsbotschaften. Die Türken sind nicht nur feine Diplomaten, sie wissen auch Dritte für sich handeln zu lassen, wenn der psychologische Moment dazu da ist. — In das Stadtbild von Genf bringt der Engländer eine besondere Note. Nicht etwa nur der nach Genf delegierte Engländer, viel mehr noch seine Bädekerbewassneten Brüder von jenseits des Kanals. Sie stürmen, wie wenn sie dazu berufen worden wären, in die Sitzungszimmer hinein, be sehen sich die Völkerbundsgebäude, wie sie anderswo Museen absolvieren und sind einfach überall zu treffen. Es gefällt ihnen auch in Genf. Die Sonne blitzt diesmal wie noch nie und es ist wirklich vieles zu sehen, über das man zu Hause sprechen kann. Genf ist eben jetzt für ein paar Wochen inter national geworden — auch in den Preisen! — Der neugewählte Kanadier Dandurand hält seine Eröffnungsrede, die er selbst sofort ins Französische über setzt; anglo-französischer kann man in einer Person nicht sein. Er ist vierundsechzigjährig, aber noch sehr jugendlich, lebhaft und Sproß einer altkanadischen Familie, die aus Frankreich nach Kanada einwanderte, er ist aber zugleich ein loyaler Sohn des britischen Reiches und erinnert in seiner Rede mit Recht an König und Krone, die England mit den Dominien verbindet. Seine erste Präsidilaufgabe ist, dem im Irreal haus gestorbenen Vioiani einige Gedenkworte zu wid men. Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß di» Nachricht vom Tode dieses Staatsmannes zur Stunde la Genft eintrifft, wo Painlevö die Rede Mottas, in der er über Deutschlands Eintritt in den Völkerbund sprach, und die dann von Vioiani so sehr gerügt worden war, sanktioniert und deren Tendenz billigt. Wie haben sich fett 1920 die Zei ten geändert! Eine kleine Sensation der diesjährigen Tagung ist der sagenhafte Maharadscha vonPetialla, der Gebie ter von Kaschmir, der mit all seinem Reichtum schon fast in die Märchenwelt gehört. Zu ihm dringt kein Journalist vor. Aber der neugierigen Welt est es nun endlich gelungen, ihn In einer öffentlichen Versammlung zu sehen. Ein bei nahe dickes, gut genährtes und leicht dunkelgefärbtes Gesicht eines Märchensultans, von einem dunklen Barte eingerahmt und gekrönt von einem zartblauen Turban, der weichln durch den nüchternen Versammtungssaal glänzt und viel dekorativer wirkt, als das Einglas von Chamberlain oder der aufregend graue Gehrock Painlevös. Zwei wundervolle Perlen! schimmern in den erlauchten Ohren des jungen Herrschers, die den Neid jeder Dame erwecken müssen. In seinem Gesicht steht ein stets freundliches Lächeln, das nie verschwindet, wenn er mit seinem Nachbarn plaudert. Er ahnt nicht, wie er gerade an dieser Stelle symbolisch wirkt für die Gegensätze unserer abenteuerlichen Zeit. Als Herrscher über Frauen, Gold, Juwelen, Sklaven, Eunuchen und Mär chenthron sitzt er da inmitten einer Versammlung unter Sozialisten und bildet einen Ruhepunkt der Jahrhunderte. Eben wird er in eine Kommission gewählt, wo erVollmachten prüfen soft — und nach ihm wählt man einen schwedischen Sozialisten. Da steht doch Vergangenheit und Zukunft sehr nahe beisammen. Otto Amberg. Oie Konfererrzeirrla-urrg. Berlin, 15. Sept. (Drahtber.) Der französische Botschaf ter in Berlin de Margerie, hat sür Dienstag mittag 12 Ahr seinen Besuch bei dem Reichsaußenminister Dr. Slresemann angemeldek, um diesem die von Briand unterzeichnete Ein ladung zur Konferenz über den Sicherheitspakt zu über reichen. Aeber den Inhalt der Einladung verlautet, sie sei so gehalten, daß ein Wunsch Deutschland», eine umfassende Konferenz anzuregen, in der deutschen Antwort seinen Aus druck finden kann. Berlin, 15. Sept. (T. U.-Drahtber.) Vie Einladung der Alliierten zu einer Paktkonferenz ist heute, 12 Ahr vorm., durch den französischen Botschafter de Marguerie überreicht worden, wie von zuständiger Stelle mikgetettt wird, soll der Wortlaut der Einladung Donnerstag früh veröffent licht werden. Um die Zulassung Polens und der Tschechoslowakei;u einer allgemeinen Garantie-Konferenz. Paris, 15. Sept. (T. U.) Don den Morgenblättern hebt „Matin" ausdrücklich hervor, daß endgültig beschlossen worden sei, gleichzeitig zwei Konferenzen einzuberufen, die sich mit der Ausarbeitung des Rheinpaktes und mit der Ab fassung der Schiedsgerichtsoerträae Deutschlands mit Pole» und der Tschechoslowake« beschäftigen sollten. Benesch und Skrzynski sollten von Fall zu Fall zu der Konferenz über den Rheinpakt zugelassen werden. Daß sei umso verständ licher, al» die französische Regierung darauf bestehe, daß der Rheinpakt und die Schiedsgerichtroerträge gleichzeitig unterzeichnet würden. Man erwarte, daß während der gan zen Woche Verhandlungen zwischen Berlin und Paris ge führt werden, da der französischen Regierung daran liege, jeder unangenehmen Ueberraschung au» dem Wege zu gehen und die Konferenz mit möglichst groß-r Aüssicht avs Erfolg zu eröffnen. Gegenstand ver deutsch-französischen Dorver- «andlungen werde in der Hauptsache di» Zustimmung Deutschlands zu der Teilnahme Polen» und der Tschechoslo wakei an einer all«meinen Konferenz bilden. E» sei anzu nehmen. daß dir Rrichsregierung keine Bedenken dagegen Kann der Dawesplan erfüllt werden? Eine Warnung Dr. Schachts an die Entente. London, 14. Sept. (W.-T.-B.) „Financial Times" ge ben eine Unterredung mit dem Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht wieder. Danach erklärt Dr. Schacht u. a., es sei eine Streitfrage, ob Deutschland imstande sein werde, von 1928 an 2)4 Milliarden Mark zu zahlen, wie dies im Da wesplan vorgesehen sei. Nach seiner Kenntnis der wirtschaft lichen Verhältnisse sei er überzeugt, daß Deutschland hierzu imstande sein werde, wenn die im Dawesplan selbst angege benen Voraussetzungen, wozu besonder» das Fern bleiben politischer Störungen gehöre, erfüllt würden. In zwischen aber seien die Alliierten häufig nahe daran gewesen, bren eigenen Plan zu sabotieren. Die Verlängerung der Ruhrbesetzuna und die Nichträumung der Kölner Zone an dem im Versailler Vertrag bezeichneten Datum seien zw«t Fälle, wo die Politik störend in das deutsche Wirtschaftsleben eingegriffen habe. Cs sei bezeichnend, daß im besetzten Ge biet, besonder» in der Pfalz, der Prozentsatz der Arbeitslosen der größte in ganz Deutschland sei. Was die Lösung de» rran»ferproblem» betreffe, so sei die Voraussetzung, daß Deutschland» Handelsbilanz aktiv werde, denn nur au» nehmen mit Briand und Skrzynski von der Notwendigkeit einer gemeinsamen Aussprache überzeugt sei. Das Ostproblem auf der Austenmmister-Konferenr. (Eigene Drahtmeldung.) London, 15. September. Der diplomatische Korrespondent de« „Daily Telegraph" sagt: Den ersten Gegenstand der bevor stehenden Konferenz der Außenminister werde der Rheinlandpakl mit seinen Anhängen, den deutsch-französischen und deutsch-belgi schen Schiedsvcrlrögcn. bilden. Venn eine Einigung erzielt sei, werde möglicherweise das schwierige Problem der deulsch-polni- schen und deutsch-tschechischen Schiedsverträge in Angriff genommen werden, hierbei werden der polnische und tschechische Außen minister an den Erörterungen sich beteiligen, von denen sich die britischen Delegierten verhältnismäßig, wenn auch nicht völlig, fern hallen werden, wenn auch Großbritannien keine Verpflich tungen im Hinblick auf die europäischen Ostgrenzen übernehmen wolle, könne es nicht mit Gleichgültigkeit die möglichen Folgen be trachten, die die Gruppe östlicher Verträge sür England al» Bürge der Wcstgrenzen in der entmilitarisierten Zone herbelsühren könnte. Anscheinend habe Lhamberlain neuerdings eingesehen, daß die völlige Abtrennung der östlichen Verträge von den westlichen nur in der Theorie und nicht in der Praxis möglich sei.