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Mrlwofswerüaer tLtnzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt* Mannschaft, der Schulinspektton und de» Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgericht», des Finanzamtes und de» Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallmVolksschichten Beilagen: Sonnlags-Unterhaltungsblatt undPWwirtschastllche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. und Verlag von Friedrich May G.m.b.H.in Bischof»werda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 chrscheinungoweffe: Jeden Werktag abend« für den folgend. Tag. Bezugopret« für die Zeit «ine« halben Monat«: Frei ins Hau« halbmonatlich Mk. 120, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich so Psg. Einzelnummer 15 Dsg. — Alle Postanstalten, fowt« unsere Zeitungimmträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. V»ftfch«M-rro»to r Amt Dresden Nr. 1521. 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Die Gewinnung neuer polnischer Abß markte für die pol nische Industrie hat sich nicht verwirklicht und wird sich nicht verwirklichen. Das güt insbesondere für die Exportaussich ten der ostoberschlesischen Kohle, die man Oesterreich, Italien, Ungarn, der Schweiz, Skandinavien und den baltischen Staa ten anbieten wollte. Aber in diesen Ländern kann die pol nische Kohle nicht mit der billigeren deutschen und englischen Kohle konkurrieren. So ist der Verlust des deutschen Ab satzgebietes nicht nur für die polnische Kohlen-, sondern auch für die allgemeine polnische Volkswirtschaft von katastropha len Folgen, da es unmöglich war, für 500 000 t monatlich ein anderes Absatzgebiet zu finden. Aehnlich liegen die Dinge auf dem Gebiete der polnischen Landwirtschaft, die von der Ausfuhr nach Deutschland lebt. Da Polen den Zollkrieg vor der Ernte begonnen hat, konnte es seine landwirtschaftliche Produktion nicht nach Deutsch land ausführen. Es sei daran erinnert, daß Polen im vori gen Jahre z. B. mit großen Kartoffelmengen den deutschen Markt stark belastete und für die Landwirtschaft im mittle ren und östlichen Deutschland den Verkauf ihrer Kartosfel- mengen so erschwerte, daß die Preise unter Vorkriegshöhe sanken. Dabei kann es keinem Zweifel unterliegen, daß Deutschland mit einer in den letzten 3 Jahren erzielten Durchschnittsmenge von 36 547 579 Tonnen in der Lage tft, die Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln wie auch die entsprechenden Leistungen für die Viehhaltung und die Kartoffelverarbeitenden Industrien ohne weiteres durchzu führen. Ebenso kann die Einfuhr Roggen und Gerste au» Polen entbehrt werden. Die deutsche Gesamteinfuhr an Rog gen betrug 1924 5150 633 ä-., die Einfuhr aus Polen 127 434 ÜL., d. h. von der deutschen Gesamteinfuhr entfallen auf die Einfuhr von Roggen aus Polen 2,4 H. Ueberall in Europa ist die Getreideernte gut ausgefallen. Die polnische Ernte hat im Vergleich zur Ernte des Vorjahres eine außer ordentliche Zunahme erfahren. Dem polnischen Zloty kann also wesentlich nur geholfen werden, wenn Polen seinen Ueberschuß an Getreide an Deutschland verkauft; denn Deutschland ist neben Danzig so ziemlich der einzige Absatz markt für polnisches Getreide. Auch in einer Reihe anderer wichtiger Exportzweige — beispielsweise auf dem Holzmarkt — ist infolge Ausfalls des deutschen Absatzes völlige Stag nation eingetreten. Immer wieder muß daran erinnert werden, dckß Deutschland bei dem jetzigen Zustand höchstens 4 bis S -k seiner Gesamtausfuhr, Polen aber 45 bis 50 einbüßtk Deutschland kann also die weitere Entwicklung der Verhält nisse in Ruhe abwarten eingedenk der Tatsache, daß jede vor zeitige Konzession die Verhandlungen mit Polen nicht er leichtert sondern erschwert. Tagesschau. Reichspräsident Hindenburg tritt am Donnerstag die Reise in» befreite Gebiet an und wird Donnerstag abend in Essen eintreffen. * Bei den Besprechungen der Vertreter der Landesregie rungen über den Reichsschulgesetzentwurf kam es zu keiner Einigung. Die Reichsregierung hat den am 15. September 1925 fälligen Betrog von 30 Millionen Goldmark als erste Rate der im zweiten Jahre de» Sachverständigenplanes zu leisten den Annuität heute bezahlt. In den nächsten Tagen reist der deutsche Botschafter Na- dolnn nach Angora, um Mustapha Kemal-Pascha ein Hand schreiben Hindenburgs zu überreichen. * Der Blbaneberg in Marokko ist von den Rifleuten zurückerobert, von den Franzosen aber nach langer Artillerievorbereitung auf» neue genommen worden. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- führliches an anderer Stelle. Polen und Deutschland. Zum Beginn der neuen deutsch-polnischen Wirlschaflsver- havdlungen. Don Professor Dr. Zadow, Berlin. Die wirtschaftliche Lage in Polen hat endlich die verant wortlichen polnischen Instanzen zum Einlenken veranlaßt. Der Ministerpräsident Grabski hat kürzlich eine Erklärung über die Wirtschaftslage abgegeben und die Ursache der Wirtschaftskrise hauptsächlich auf den Zollkrieg mit Deutsch land zurückgeführt, so daß der Weg zu einer Verständigung mit Deutschland gefunden werden müsse. Gleichzeitig kün digt er an, daß sich die polnische Handelsvertretung nach Berlin begeben werde, um möglichst schnell mit Deutschland zu einem Vergleich zu kommen. Es ist daher zu hoffen, daß trotz der scharfen Gegensätze, die gegenwärtig in den Auf fassungen der beiden Regierungen bestehen, auf Beilegung des Konfliktes gerechnet werden kann und daß die Wieder aufnahme der Verhandlungen jene Komponente finden lassen wird, die auf die Bahn der Verständigung hinausführt. Polens Bergbau und Landwirtschaft ist zu sehr am deutschen Absatzmarkt interessiert als daß es auf die Dauer sich den be rechtigten deutschen Forderungen gegenüber ablehnend ver halten könnte. Man hat endlich in der polnischen Presse aufgehört, im mer nur von dem deutschen Angriff auf den Zloty zu spre chen und man beginnt, nach den wirklichen Ursachen des fortgesetzten Sinkens der Zlotywährung zu suchen. Endlich sieht man ein, daß sich die Grenzsperre gegen Deutschland als völlig nutzlos und für die Bilanz sogar als schädlich er wiesen hat. Trotz der Einfuhrsperre ist der Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr von 21 Millionen auf 86 Millio- nen und die Einfuhrziffer selbst um 4 Millionen Zloty gestie gen, nämlich von 169 auf 173 Millionen, während die Aus- fuhr um 16 Millionen von 104 auf 88 zurückgegangen ist. Die Passivität der Handelsbilanz für die ersten 7 Monate des Jahres ist damit auf 503 Zloty gestiegen. Das ist für ein tapitalarmes und volkswirtschaftlich wenig entwickeltes Land ein sehr übler Zustand. Da keinerlei die Unterbilanz des Warenverkehrs ausgleichende sonstigen Eingänge vor handen sind, ist auch die Zahlungsbilanz äußerst ungünstig. Das kam darin zum Ausdruck, daß sich der Devisenvorrat der polnischen Staatsbank seit Beginn dieses Jahres bis Ende Juni von 242 auf 91 Zfoty vermindert hat. Die Deckung der Noten durch Devisenist dadurch von 55 H auf 20 H ge sunken und mußte sich naturgemäß in dem Kur« des Zloty auswirken. Um die Noten nicht vermehren zu müssen, hat man ungedecktes Kleingeld fast bis zur Höhe de» Notenum laufs ausgegeben und dadurch eine Inflation von Kleingeld hervorgerufen, das infolgedessen einen erheblich geringeren Kurswert als die Noten besitzt. Da der Einfuhrüberschuß nicht verschwinden wird, muß auch die Notenwährung ihre Deckung verlieren. Die Hoffnung, durch den Zollkrieg mit Deutschland und des auf Grund desselben erlassenen Einfuhrverbotes gegen deutsche Waren diese Einfuhr einschränken zu können, hat sich nicht verwirklicht. Die Waren, die früher über di« deut sche Grenze nach Polen kamen, gingen jetzt eben über andere Grenzen dorthin, wobei sich die Einfuhrspesen erheblich er höht haben dürften. Die polnischen Maßnahmen haben aber auch einen Rückgang der Ausfuhr bewirkt, well Deutschland Oer Wortlaut -er Konferenzeinla-ung. Berlin, 16. Sept. (W. T. B.) Das am 15. September von dem französischen Botschafter de Margerie dem Reichs minister des Auswärtigen Dr. Stresemann übergebene Me morandum hat nachstehenden Wortlaut: Bei Uebcrgabe der Rote vom 24. August 1925 an Herrn Stresemann war der französische Botschafter beauftragt wor den, dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten mitzu teilen, daß die französ'-sche Regierung in Uebereinstimmung mit ihren Alliierten es für zweckmäßig halte, im Falle einer günstigen Aufnahme der bezeichneten Rote durch die deutsche Regierung, den Abschluß der eingeleilcten Verhandlungen durch eine Zusammenkunft juristischer Sachverständiger und weiterhin durch eine Begegnung der Außen Minister der beteiligten Staaten zu beschleunigen. Rach den nunmehr abgeschlossenen Besprechungen der Juristen in London glauben die französische Regierung und ihre Alliier ten, daß die in Frage kommenden Staaten ein gemeinsames Interesse daran haben, die Verhandlungen nicht in die Länge zu ziehen und daß der Augenblick gekommen ist, nm einen Zeitpunkt für die geplante Zusammen kunft fefizusehen. Für diesen Zweck dürften das Ende des Monat» September oder spätesten« die ersten Tage des Mo nat» Oktober eine geeignete Zeit sein. Die Konferenz würde auf neutralem Gebiet zweckmäßigerweise in der Schweiz stattfinden, und zwar in einem Ort, über den sich die Regierungen noch zu einigen hätten. Die französische Regierung und ihre Alliierten hoffen zuversichtlich, daß diese Vorschläge den Wünschen der deutschen Regierung entspre chen und daß diese in der Lage ist, ihnen alsbald ihre Zu stimmung mitzuteilen. * Berlin, 17. September. In diplomatischen Kreisen wird versichert, daß die Konferenz am 5. Oktober beginnen wird. Von den Alliierten ist bekanntlich Lausanne als Kon ferenzort vorgeschlagen worden. Es ist kein Geheimnis mehr, daß die deutsche Regierung einen anderen Ort der Schweiz vorziehen würde, und es wird in diesem Zusammenhang da- von gesprochen, daß die deutsche Regierung die Absicht habe, den alliierten Regierungen Luzern als Konferenzort in Vorschlag zu bringen. Es ist wohl anzunehmen, daß die Ententestaaten diesem Wunsche Rechnung tragen werden. Auf der Tagesordnung des Auswärtigen Ausschusses, der, wie amtlich bekanntgegeben wird, zum 23. September einberufen worden ist, steht die außenpolitische Aussprache. E« handelt sich hierbei vor allem um eine Fühlungnahme zwischen Regierung und Parlament, die durch die Reichs lagsferien unterbrochen wurde und nun anläßlich der not wendigen Beratung der Einladung zur Ministerkonferenz wieder ausgenommen werden muß. Das Reichskabinett wird bekanntlich bereits am Montag zu der Frage der Paktkon ferenz Stellung nehmen; es ist anzunehmen, daß der Reichs kanzler und Dr. Stresemann dem Auswärtigen Ausschuß Aufschluß über do« Ergebnis der Kabinettsberatung geben wollen, bevor die deutsche Delegatton die Reise zur Konferenz antritt. Der Konferenzort wird vermutlich erst im letzten Augenblick bestimmt werden, wenn feststeht, ob Mussolini seine Absicht verwirklichen kann, an der Konferenz teUMmeh- men. In diesem Falle soll ein möglichst südlich gelegener Ort gewählt werden. , Das russische Interesse an -er Gicherheitsfrage. Berlin, 17. September. (Von unserem Berliner Ver treter.) Das bevorstehende Eintreffen des russischen Außen ministers Tschitscherin in Warschau und der geplante Besuch des russischen Politikers in Deutschland bilden auch jetzt noch den Gegenstand sehr lebhafter Erörterungen in den deutschen außenpolitischen Kreisen. Eine Nachrichtenagentur hat eine Meldung verbreitet, wonach der Zeitpunkt des Eintreffens Tschitscherin in Deutschland noch völlig unbekannt sei und man daher keinerlei Rückschlüsse aus die Zusammenhänge mit den gegenwärtigen außenpolitischen Erörterungen ziehen könne. Diese Darstellung geht jedoch nach unseren Infor mationen völlig an der außerordentlich großen Bedeutung des von russischer Seite inscenierten diplomatischen Zwi schenspiels vorbei, denn es ist längst kein Geheimnis mehr, daß die Moskauer Regierung Tschitscherin in einer außer ordentlich wichtigen Mission nach Westeuropa entsandt hat. Die russische Politik will sich nämlich dagegen wehren, daß die Sowjet-Republik durch die logische Entwicklung der von England betriebenen Neuorientierung des Völkerbundes in eine völlig isolierte Stellung gerät, die die ernste Gefahr einer Einkreisung Rußlands in sich schließen könnte. Aus diesem Grunde hat Moskau sich darum bemüht, die Freund schaft Italiens zu gewinnen und einen dauernden Druck auf Deutschland auszuüben, um es dem Völkerbund u. dem Sicher heitspakt sernzubnlten. In demAugenblick, wo Polen sein In teresse gefährdet sieht, begibt sich Tschitscherin nach Warschau, um mit der polnischen Regierung höchstwahrscheinlich ge heime Sonderabmachungen zu treffen. Damit gewinnt die Situation für Deutschland ein gänzlich neues Bild. Die deutsche Außenpolitik wird damit rechnen müssen, daß die ungelösten Ostfragen ständig neue Gefahren politischer Kon flikte herausbeschwören werden, und daß die Bestrebungen, den Sicherheitspakt lediglich auf die Westgrenzen zu be schränken, noch keine Lösung des Problems der Sicherung des Friedens bedeuten würden. England und Deutschland haben gemeinsam die These aufgestellt, daß das Sicherheitsproblem vorerst nur auf die westlichen Staaten ausgedehnt werden kann, zumal die Westmächte über genügend Autorität verfügen, um die öst- lichen Staaten vor irgend welchen Unbesonnenheiten zurück zuhalten. Dieses Prinzip wird auch weiterhin verteidigt werden müssen, well Deutschland sich unmöglich von der polnischen Regierung die Bedingung auferlegen lasten kann, die ungerechten und auf die Dauer unhaltbaren Bestim mungen der Ostgrenzen als bindend anzuerkennen. Polen behauptet nunmehr, daß es durch den westlichen Sicherheits pakt den schwersten Gefahren ausgesetzt sei, da Frankreich aller Voraussicht nach die Verpflichtung eingehen müsse, sich n einem deutsch-polnischen Konflikt vollständig neutral zu verhalten. Diese polnische Agitation hat der Moskauer Diplomatie scheinbar olle Tore geöffnet, um setzt im ent scheidenden Augenblick «inen Vorstoß gegen die Sicherheit»-