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DerSächlWLrMer NrscHofsweröaer Linzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bljchosswerda und den angrenzenden Gebieten Lies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshmlpt- mumychaft, der Schulinipektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, ses Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May G.m.b.H.inBischofswerda. Fernspr.Nr.22 Er?ch<tnung»w«ise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. "ezugvprrt» ür die Zeit eines halben Monats: Frei ins '"aus da dmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der Gefchästsstelle wöchent ich 50 Pfg. Einzelnummer 15 Pfg. — Alle Postanstalten, wwtr unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. 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Der Reichspräsident ist von Dietramszell kommend am Dienstag abend 8,48 Uhr wieder in Berlin eingetrofsen. * Im Reichswirtschastsministerium fanden am Dienstag .Verhandlungen mit maßgebenden Vertretern der Bankwelt über eine allgemeine Herabsetzung der Rankzinsen statt. * Nach Meldungen aus Breslau sind die Deutschen in dem an Polen verlorenen Ostoberschlesien wieder schweren Drangsalierungen ausgesetzt. Die zwischen Deutschland und Ungarn geführten Ver handlungen zur Aufhebung de» Visumzwanges sind infolge finanzieller Bedenken Ungarns gescheitert. * Nach einer Meldung aus Madrid soll den Spaniern am Dienstag die Landung auf Alhucemas gelungen sein. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliches an anderer Stelle. . Der Bericht über die Iuristenkonferenz. Berlin, 9. September 1925. (Drahtmeldung.) Der deutsche Sachverständige auf der Londoner Juristen konferenz Ministerialdirektor Dr. Gauß, der schon am Diens tag wieder nach Berlin zurückgekehrt ist, hatte bereits wich tige Besprechungen mit dem Auswärtigen Amt. Auch der Staatssekretär von Schubert, der vorübergehend von seinem Urlaub zurückgekehrt ist, um den abwesenden Dr. Strese- inann zu vertreten, hat an den Besprechungen teilgenommen. Dr. Gauß hat dem Reichskanzler und dem Auswärtigen Minister einen schriftlichen Bericht über den Verlauf der Iuristenkonferenz übermittelt. Er wird vorläufig noch in Berlin bleiben und weitere Weisungen des Außenministers abwarten. Eine Aussprache mit dem Reichskanzler ist vor erst noch nicht vorgesehen, da die Kabinettsbesprechungen erst nach dem 15. September wieder ausgenommen werden. * In Genf sind zur Zeit die alliierten Staatsmänner mit der Prüfung der Berichte der alliierten Juristen beschäftigt, die sich zum Tagungsort des Völkerbundsrates begeben haben, um den Außenministern das Ergebnis der Juristen besprechung vorzulegen. Es ist sehr wohl möglich, daß Chamberlain und Briand nach der Prüfung des Sachver ständigenberichts zu einem endgültigen Beschluß über die an Deutschland nochmals zu richtende Einladung zu einer Be sprechung der Außenminister gelangen werden. Eine solche Einladung würde aber nur formelle Bedeutung haben, da, wie unser Berliner Vertreter meldet, die Berliner Regierung ihrerseits entschlossen ist, an den Vorbereitungen einer Kon ferenz aktiv mitzuwirken und sich die Initiative hierzu nicht aus der Hand nehmen zu lassen. Eine Entscheidung darüber, ob und wann es zu einer Konferenz der beteiligten Regie rungen kommen wird, ist erst in einigen Wochen zu erwar ten. Die alliierten Minister sind jetzt mit ihren Plänen etwas vorsichtiger geworden, denn sic kündigen die Zusammenkunft mit den Vertretern der deutschen Regierung neuerdings erst für Oktober an, während sie noch in der vorigen Woche optimistisch genug waren, die Außenministerbesprechung für den 20. Oktober in Aussicht zu nehmen. Der Zeitpunkt der Einberufung einer Konferenz dürfte eher in die zweite Hälfte des Oktober fallen, da man deutscherseits darauf gedrungen hat, daß die Vorbereitungen zu einer Konferenz nicht über stürzt werden. Neuerdings verlautet, daß die deutsche Re gierung inoffiziell den alliierten Mächten den Vorschlag ge macht hat, die Zusammenkunft in London abzuhalten und die geplante Vorbesprechung in der Schweiz endgültig fallen zu lassen. Obwohl eine amtliche Bestätigung dieser Infor mation nicht vorliegt, läßt man in den Regierungskreisen durchblicken, daß London oder Brüssel als Tagungsort dem Reichskanzler Dr. Luther und Reichsauhenminister Strese- mann weit sympathischer sein würde als die bishergenannten Städte in der Schweiz oder in Norditalien. Bis zum Oktober wird cs auch der Reichsregierung viel leichter sein, die maß gebenden Parteiführer vollzählig nach Berlin zu berufen, um die letzten Entscheidungen vor der Konferenz treffen zu können. * Berlin, 9. Sept. Mehrere Blätter melden, daß sich Mi- nisterialdirektor Gaus in Begleitung des Ministeriolsekre« tärs von Schubert heute nach Norderney begeben wird, um dort dem Reichsaußenminister Dr. Stresemann über das Er gebnis der Londoner Besprechungen der juristischen Sach- verständigen Bericht zu erstatten. Nach Meldungen der „Voss. Ztg." und des „Vorwärts" aus Senf soll der deutschen Regierung als Latum für den Zusammentritt der Ministerkonferenz über den Sicherheits pakt der 29. September vorgeschlagen worden sein. Im Berliner Auswärtigen Amt ist jedoch eine offizielle Einla dung noch nicht eingetroffen. Eine Schwerer Warnung. In einem Leitartikel mit der Ueberschift „Wohin treibt Stresemann?" sagt das Tageblatt in Bern u. a. folgendes: Durch die Juristenkonferenz treibt Deutschland ret tungslos in den Völkerbund. Die wirkliche Entscheidung ist in London bereits gefallen. Wenn Stresemann vor den Ausländsdeutschen behauptet, daß Deutschland im Völkerbund für die Minderheiten etwas tun kann, so sei er daran erinnert, daß es gemäß Beschluß des Völker bundsrates, auch wenn es Sitz und Stimme in diesem hat, von einer Teilnahme an dem Dreimänner-Ausschuß für die Minderheitenfragen ausgeschlossen ist. Der Sicherheits vorschlag war, obgleich er die erpreßte Unterschrift unter den Versailler Vertrag zu einer freiwilligen machen würde, geeignet, Europa den Frieden zu bringen. So, wie er jetzt verzerrt und verändert ist, bedeutet er eine Gefahr für den Frieden Europas. Es wird alles so bleiben, wie cs ist, und die Emsigkeit, mit der man von Ententeseite den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund fordert, sollte in Deutschland zu ernstem Nachdenken Veranlassung geben. Dieses Drängen dient nur dem Zweck, alle Staaten Euro pas dem Willen der Entente zu unterwerfen. Damit wird auch die Schweiz gefährdet. Ihr ist durch die Erklärung des Völkerbundes vom 13. Februar 1920 hinsichtlich Durchmarsch und Teilnahme an militärischen Exekutionen ein Sonderrecht eingeräumt worden. Setzt Deutschland seine Forderungen nicht durch, und wir glauben dies kaum noch hoffen zu dürfen, so ist es auch mit derNeu - tralitüt der Schweiz und ihrer Sonderstellung im Völkerbund vorbei. Herr Dr. Stresemann sollte sich nochmals ernstlich überlegen, welche Wege ihm die Interes sen Deutschlands vorschreiben. Wir fürchten, er treibt von dieser Linie recht kräfig ab. Dentschenverkolgungen in Ost-OberfchLesten. Berlin, 9. September. (Drahtber.) Aus Breslau wird gemeldet, daß die Drangsalierungen, denen die Deutschen in Oskoberschlefien neuerdings wieder ausgesetzt sind, aus ein systematisches vorgehen der Polen gegen alles, was deutsch ist, zurückzuführen sind. Täglich laufen Mel dungen über Vandenüberfälle auf deutsche Ansiedelungen, Miß Handlungen deutscher Einwohner und Demonstrationen gegen die in Ostoberschlesicn verbliebenen Deutschen ein. Auch die Behörden beteiligen sich an diesen Drangsalierungen. So forderte der Bür germeister von könlgshülte Dombeck zum Boykott aller deut schen Daren und Fabrikate auf. Die Entlassungen deutscher Arbeiter und Beamten nehmen unaufhaltsam ihren Fort gang. Am v. September, an welchem Tage in ganz Osiobcc- schlesien Demonstrationen gegen die Lostrennung Oflober schlefiens von Polen veranstaltet wurden, wurde die deutsch gesinnte Bevölkerung gezwungen, an den Umzügen teilzu nehmen. Die Umzüge wurden photographiert und die Aus nahmen an ausländische Zeitungen gesandt. Eine Denkschrift der Deutschen in Dolen. Dem Völkerbund in Genf ist eine Denkschrift der deut schen Minderheiten in Polen überreicht worden, in der diese sich an den Völkerbund wenden mit dem Ersuchen um ein Eingreifen gegen die Bestimmungen de» polnischen Agrar- reformgesetzcs. „In den sechs Jahren der Herrschaft", so heißt es in der Denkschrift, „hat es Polen verstanden, drei Viertel des Deutschtums der abgetretenen preußischen Provinzen aus ihre Heimat zu verdrängen durch die mittelalterli chen Optantenausweisungen, die den letzten Akt dieses Entscheidungsprozesses bilden und noch weiter fort gesetzt werden sollen. Sind doch von 1Z Millionen Leuten nur 300 OVO in ihrer Heimat verblieben. Der Hilferuf des Volkes wirft «in grelles Licht auf die durch das Friedensdik- tat geschaffenen unhaltbaren DerhSltnisse. „Morrituri te alütant!" rufen die Deutschen in Polen ihren hohen Garan- en zu, wie Ne so oft gerufen haben, ohne daß die erschüttern den Ausweisungen der 900000 verhindert wurden. Wenn »er Völkerbund ernsthaft beabsichtig, die Deutschen in der Welt nicht länger als Parias der Rationen zu behandeln, ryuß er den Notschrei der deutschen Minderheiten in Polen mit unverzüglichen Nettungsmaßnahmen beantworten. Die Unkultur, die sich im Korridor breit macht, die deutsche Ar» beit zu vertreiben, gefährdet den Frieden in der Wert." Tschechische Inhaftierungen. Lin Reichsdeutscher wegen eines Abzeichens drei Dochea in Haft. Das Aussiger Tageblatt schreibt: Ein Reisender aus Wurzen in Sachsen war auf einer Geschäftsreise, die ihn auch über Reichenberg führte, wtd hatte einen ordnungsmäßigen Reisepaß. Er trug, wie ge wöhnlich, das sogenannte Stahlhelmabzeichen. Das sollte ihn: zum Verhängnis werden. An der Bahnsteigsperre in Reichenberg wurde er von einem Kriminalbeamten verhaf tet „wegen Tragens des Stahlhelmabzeichens" und ins Po- lizeigefnngnis gebracht. Von hier wurde er nach zwei Tagen m das Kreisgericht-Untersuchungsgefängnis übergeführt. Seine Verhaftung wurde hier mit den Bestimmungen der Pargraphen 17 und 34 des tschechoslowakischen Schutzgesetzes begründet mit der Angabe, der „Stahlhelm" sei außen«li- tisch auch gegen die Tschechoslowakei gerichtet. Da der Ver haftete sonnt als ,-staatsgefährlich" bezeichnet wurde, rmchte die ganze Angelegenheit an das Oberlandesgericht in Prag weitergegeben werden. Später ist ihm u. a. noch mitgeteilt worden, zur Verhaftung genüge schon das Tragen deutscher Ordensbänder oder einer Windjacke mit sogenannter Hitler« mütze! .Mehr als drei Wochen hat man den Verhafteten im Gefängnis behalten, trotz Hilferufes an das deutsche Aus wärtige Amt und an die deutsche Gesandtschaft in Prag. Man ließ ihn auch nicht frei, als sein Vater plötzlich verstarb und deswegen erneut ans Kreisgericht und nach Prag tele graphiert wurde (sogar von der Stadtverwaltung seiner Heimatstadt). Die Antwort lautete nur: „D. bleibt in Haft." Erst zwei Tage nach dem Begräbnis seines Vaters ließ man ihn frei, um ihn nach der Entlassung aus dem Gefängnis noch weitere zwölf Stunden im Polizeiarrest in Gemein schaft mit allerlei Gesindel sestzuhalten. Dann wurde er als „landesocrwiesen" an die deutsche Grenze gebracht. Der dritte Kandrrngsversirch der Spanier geglückt. Madrid, 8. September. (Drahtber.) Wie amtlich be kannt gegeben wird, sind spanische Truppen in der Bucht von Alhucemas gelandet. Ueber die Landung hat General de Rivera der sich an Bord des Schlachtschiffes Alfonso XIII befindet, folgenden Funkspruch an den König und an die Regierung gerichtet: Heute mittag sind die Truppen in der Bucht von Cebadilla gelandet. Um 12,30 Uhr haben sie nach kurzer Artillerievorbereitung und ohne auf Widerstand zu stoßen, Stellung bezogen. Die Landung auf der Halbinsel Morro Nuowo (Alhucemas-Bucht) erfolgte durch die Trup pen, die unter General Saro stehen. Zweimal sind die Spanier unter schweren Verlusten zurückgeschlagen worden. Nachdem der Landungsoersuch am Sonnabend scipnählich gescheitert war, wurde Montag früh der Versuch mit ebenscnvenig Ersolg wiederholt. Ihm ging ein furchtbares Bombardement der Küste durch fran zösische und spanische Flugzeuge und Kriegsschiffe voraus. Dieses Bombardement wurde die ganze Nacht von Sonntag auf Montag aufrcchlerhalten und frühmorgens versuchten die spanischen Truppen noch einmal, in der Alhucemas-Bucht zu landen. Die mit fast zweitausend Spaniern bemannten Boote wurden an das User gerudert, während an Bord der Transportschiffe Verstärkungen warteten. Kaum jedoch waren die ersten spanischen Bataillone gelandet, als aus den Laufgräben und Befestigungen der Riflcute aus Maschi nengewehren und leichten Geschützen ein furchtbares Feuer losbrach, wahrend aus dem Rücken der Rifkabylen schwere Artillerie die Kriegsschiffe mit Feuer belegte. Die Landungs truppen erlitten sehr schwere Verluste, die Ueberlebenoen eilten in ihre Boote zurück und flüchteten nach den Schiffen. Damit war auch der zweite, viel ernstere Versuch der Lan dung der Spanier abgeschlagen. General Primo de Rivera leitete selbst von den» Kreuzer „Alfons XIH." aus den An griff. Eine schwere Granate der Rifbatterien traf den Kreu zer und zerstörte die drahtlose Station. Der spanische Dik tator übertrug seine Flagge sofort auf den Kreuzer „Jaime" und befahl den Rückzug der Flotte. Auch auf der spanischen Westfront ist Abd el Krim erfolgreich gewesen. Besonders in der bergigen Gegend um Bem Asmah herum kam es zu chwcren Kämpfen. Abd el Krim, heißt es, erhalte Munition »urch zwei geheimnisvolle Flugzeuge, die einer Privatgesell- chaft gehören und die ihre regelmäßigen Flüae zwischen zwei geheimen Landlmgsstellcn an der italienischen Küste und.V« Rifküstc ausfüMm. -'-.