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4 DerSSMcheLWler ZSUchofsweröaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt» Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und de» Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtefteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. - Druck urck Derlag der Buchdruckerei Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. Fernspr.Rr.22 Posttch«<6-K»nt»: Amt Dresden Nr. LSLL. Gemeinde, verbandegirokag, -vtschofewerda «onro Nr. 64. ettirbe» der Zeitung" oder der tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends sür den folgend. Tag. 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September Sachsen besuchen. * Zur Förderung der Dreisabbauaktion wird die Reichsregierung eine Senkung der Zinssätze für öffentliche Gelder auf den Höchstsatz von 7i/g Prozent vornehmen. * Bei einer Protestkundgebung gegen die Drangsalie rung der deutschen Bevölkerung in Tevlih-Schönau ging tschechische Gendarmerie mit gefälltem Bajonett gegen den deutschen Demonstrationszug vor. * Die Bölkerbundstaaung in Genf wurde am Montag mit einer Begrüßungsansprache des französischen Minister präsidenten Painlevö eröffnet. * Nach englischen Meldungen aus Tanger sind die Spa nier aus Tetuan zurückgeworfen. Abd el Krim hat die spa nische Front durchbrochen. * Die Franzosen haben in Spanien eine neue Niederlage erlitten. Die Franzosen verloren über 1500 Tote und die Geschütze eines Artillerieregiments. * In Schanghai versuchte die Menge die internationale Ansiedelung zu Minnen, wobei es zu Zusammenstößen mit der internationalen Polizei kam. Zu dm mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliches an anderer Stelle. Mittwoch, den S. September 1925. 80. Jahrgang betrafen den Reichspräsidenten v. Hindenburg, I während des Weltkrieges persönlich kennen und schätz« 2. 3. Wir 'i Die Lage in Marokko. Tetuan gefallen? Rotterdam, 7. September. „Daily Mail- meldet Sh Tanger: Vie Spanier sind au» Tetuan «urilck-emo el K«m Hal in der Richtung auf Ri» Marti« die Frouk durchbrochen. wie unser ran, daß es sich hier um eine reich» b, franMschc.. _ Hervorrufen will, als sei sie res heil für den yrteden Europa» . Reichskanzler Lr. Luther seinerzeit im Reichstag« nach der ersten Briand-Note die Forderung auf allgemeine Abrüstung im Namen der deutschen Regierung ausgesprochen hat, wurde ihm diese» von den Regimfungen England» und Frankreich» ernsthaft verübelt, invem man betont«, Deutsch land fei nicht l^u berufen, den AbrüsttMgsgedanken in di« Debatte zu werfen. In der zweiten Briand-Note hat Frank« reich das Abrüstungs-Problem wesentlich vorsichtiger be-an» delt und die Behauptung ausgesprochen, Deutschland fei, schuld daran, daß die allgemeine Abrüstung noch nicht er örtert werden konnte, denn es habe sich absichtlich dem Völ kerbund jerngehaltcn. Von deutscher Seite wurde hierauf unverzüglich geantwortet, daß diese französische Beschuldi gung jeder Grundlage entbehre, denn im Jahre 1919 hat der deutsche Delegierte auf der Bersailler Friedenskonferenz Graf Brockdorf-Rautzau im Namen der damaligen deutschen Regierung ausdrücklich die sofortige Aufnahme Deutschland» iu den Völkerbund beantragt. Damals hielten es die alliier ten Regierungen nicht für nötig, Deutschlands Mitwirkung ain Völkerbund zu gewinnen, denn sie lehnten den deut schen Antrag in der brllskesten Tonart ab, indem sie Deutschland für so lange unwürdig für den Völkerbund er klärten, solange es nicht seine moralische Schuld am Krieg« durch die Wiedergutmachungen getilgt habe. Es ist also unzweifelhaft erwiesen, daß die alliierten Regierungen selbst den rechtzeitigen Eintritt Deutschlands in den BÄkerbund verhindert haben. Immerhin ist es für die deutsche Politik von denkbar größter Wichtigkeit, daß der französische Ministerpräsident die Initiative dazu ergriffen hat, schon jetzt die Einberuftma ciner großen Wcltabrllstungs-Konferenz zu fordern. Rach der klaren und eindeutigen Erklärung der deutschen Regie rung müßte eine solche Konferenz, wenn sie überhaupt einen Sinn haben sollte, dazu führen, daß alle dem Völkerbund angeschlosscucn Mächte gemeinsame Vereinbarungen über die allgemeine Abrüstung treffen, und daß in Zukunft nicht Deutschland allein in Europa völlig abgerüstet dasteht. Schon jetzt hat man deutscherseits Veranlassung; dem fran zösischen Ministerpräsidenten folgende Fragen vorzuhalten: 1. " ' ' - . . Besteht die Absicht, Deutschland als gleichberechtigtes Mitglied zu einer solchen Weltabrüstungs-Konferenz zuzulassen? x Werden sich alle teilnehmenden Mächte von vornherein moralisch und materiell dazu verpflichten, die zu tref fenden Vereinbarungen gewissenhaft durchzuführen? Wer soll die gewissenhafte Durchführung dieser Ab machungen garantieren? Will man diese Garantie einseitig den alliierten Mächten überlassen, oder be steht die Bereitschaft, daß man auch Deutschland an der Garantierung und Ueberwachung der getroffenen Ver einbarungen teilnehmen läßt? glauben zu wissen, daß von deutscher Seite aus schon sehr bald durch den berufenen Mund eines der führenden Staatsmänner eine Antwort an den französischen Minister präsidenten erfolgen wird und zwar dürste sich diese Antwort fast ausschließlich auf den Vorschlag der Weltabrüstungs- Konferenz beziehen. Dabei wird man deutscherseits nicht verfehlen, die hier angeführten drei Anfragen in klarer und unzweideutiger Weise zu stellen, um die Möglichkeit zu ge winnen, das französische Angebot auf seine Ernsthaftigkeit nachzuprüfen. Solange noch keine Gewähr dafür besteht, daß der französische Vorschlag mehr darstellt als eine bloße Demonstration, wird man allerdings wenig Veranlassung haben, den guten Willen eines einzelnen französischen Staatsmannes in seiner Tragweite irgendwie zu über schätz««. ' Unterredung mit Sriand. Berlin, 8. September. (Drahtber). Die Berliner Mor genblätter veröffentlichen eine Unterredung de» Genfer Ver treters einer sozialdemokratischen Berliner Korrespondenz mit dem französischen Außenminister Briand über di« Sicher- Altspattverhandlungen. Briand äußerte die bestimmte Erwartung, mit dem Reichsaußenminister Dr. Str«« semann Ende September, spätestens Anfang Oktober zu sammenzutreffen. Wörtlich sagte Briand: Sagen Sie, daß ich meine Karlen offen auf de Tisch legen werd«, daß ich den Frieden zwischen Deutschland und Frankreich will. Dir müssen ein« endgültige Lösung für unsere Länder finden, oder wir gehen alle zugrunde. Wenn der Sicherheitspakt abgeschlossen ist, wird man sich auch über die Frag« der Ab rüstung und der Räumung der besetzten Gebiete einigen. Die Anwesenheit de» Reichskanzler» Dr. Luther auf der Kon ferenz wird ihren Arbeiten einen besonderen Impuls geben Sven Hedin in Dresden. (Eigener Bericht des „Sächsischen Erzählers".) Dresden, 8. September. Die Landeshauptstadt beherbergte gestern in ihren Mauern einen hochberühmten Gast: Vr. Sven Hedin, den weltbekannten Tibetsorscher. Seine Reise hing mit einer bedeutenden Gründung auf dem Gebiete des inter nationalen Flugverkehrs zusammen. Im Mai d. I. war in Berlin die Großflug-Gesellschaft „Europa-Union" zunächst mit einer geringen Summe ins Leben getreten. Nunmehr soll aber ihr Kapital unter Führung der bekannten Jun kers-Werk« in Dessau auszehnMillionen Mark erhöht werden. An dieser Gründung ist eine ganze Reihe europäischer Fluggesellschaften beteiligt. Es wird mit ihr eine neue Basis für den Luftverkehr geschaffen: seine Bedeu tung geht weit über die großen Verkehrsbelange hinaus und er wird zu einem Mittel friedlicher internatio nal e r V e r st ä n d i g u n a. An diesem Unternehmen ist auch die Sächsisch« Luftverkehrs-Gesellschaft hervorragend beteiligt. In den Verhandlungen der Sächsischen Werke in Dresden ist gestern die erste Generalverfammluna der Europa-Union unter Teilnahme hervorragender Persönlich keiten abgebalten worden. Zu diesen zählte vor Allen Dr. Sv en H « vin, der soeben aus Dessau kam, wo er al» Gast der Junkers-Werk« weilte. Dort hatten wichtig« Vorbe sprechungen stattaesunden, bei denen auch FridtsofR an- s en, der bekannte Nordpolsorscher, zugegen war. Er ist in zwischen nach Genf wettergereist. Dor der Generalversammlung wurde einem kleineren Kreise von Vertretern der hiesigen und auswärtigen Presse im Hotel „Bellevue," wo Sven Hedin abgestiegen ist, durch einen Vertreter der Junkers-Werke ein Bild von der künfti gen Auswirkung der Europa-Union gegeben und dabei die Wichtigkeit der Mitwirkung.der beiden welt-ekannten Per- sönlichkeiten betont. Wesentlich ist hierbei Nansen» Einfluß beim Völkerbund, wo ihm gewissermaßen die Nolle eines europäischen Treuhänders -»gewiesen ist und Sven Hedin» große Bedeutung al» Geograph. Bei den Vorbe sprechungen in Dessau seien auch wichtige politische Fragen gestreift worden und man war vort allseitig der Meinung, daß man bei der Lösung von Weltverkeyrsfragen Deutschland nicht ausschalten kann, sondern e» vielmehr als ein« große Brücke -wischen Westen und Osten anzusehen hat. Di« «uropa-Unkon werd« künftig die größte Luftoerkebr,-Betrieb,a«meinschaft darstellen. Ihr Verkehr»- netz umfasse allein lö wo Kilomeier, also die Hälft« de» ge samten W«lt-Lustverk«hr»netze». Heut« schon befliegen ihre Fahrzeuge eine Gesamtstrecke von 2S 000 Kilometer pro Tag! Sven Hedin» Mitarbeit wird auch deshalb al» besonder» wertvoll erachtet, um der Luftverbinduna nach dem fernen Osten rascher die Wege zu ebnen. Zum Schluß wurde,» dann vom Redner alle Einzelheiten der veteiligung an diesem großen europäischen Werke, da» einen «eiteren glünzenoen Beweis deutscher Tatkraft darstellt, angeführt. Eröffnung -es VölkerbundSiagung. Der Völkerbund, der am Montag in Genf wieder zu einer Tagung zusammengetreten ist, hat an Bedeutung schon wesentlich eingebüßt. Wie wenig er gegenwärtig im Mittel punkt des politischen Geschehens steht und in wie starkem Maße er darauf angewiesen ist, in allen seinen Entschei dungen der internationalen Politik sich auf die Rolle eines Mitläufer» zu beschränken, trat wie die vorliegenden Be richte beweisen, auch im äußeren Verlauf der Eröffnungs sitzung am Montag deutlich vor Augen. Der wesentliche Unterschied gegenüber der Eröffnungssitzung des Vorjahres lag darin, daß der Leiter der ersten Zusammenkunft, der je weilige Vorsitzende des Rates, diesmal eine der wichtigsten Persönlichkeiten der europäischen Politik wat und daß in folgedessen seine Begrüßungsrede nicht nur eine Formalität war, sondern starkes politisches Interesse erwecken mußte. Diese Erwartungen haben sich auch erfüllt, und die Rede PainleoSs wird als wichtige Kundgebung im Rahmen der gegenwärtigen Auseinandersetzungen zu be werten sein. Die Bedeutung dieser Rede liegt darin, daß die französi sche Politik in taktischer Hinsicht einen ganzneuen Weg ein zuschlagen beginnt, der die Verhandlungen Tiber den Sicher- heitspakt zu einem diplomatischen Erfolg für Frankreich ge- stalten soll. PainleoS sprach zur größten Ueberraschung der Beteiligten die Forderung au», daß der Bölkerbundrat sofort nach dem Zustandekommen de» Sicherheit-Paktes eine Welt- abrüstung«-Konfer«n- einberufen soll. Frankreich werde an einer solchen Konferenz vorbehaltlos Mitwirken, um diese» große Ziel zur Befriedigung Europa» und der Welt zu er reichen. In den deutschen diplomatischen Kreisen zweifelt man, unser Berliner Vertreter meldet, keinen Augenblick da- e» sich hier um eine große Geste Frank- andelt, um «inen großangeleaten Schachzug der «n Diplomatie, die vor aller Welt den Eindruck >ill, al» sei sie restlos »zu bieten. Nunmehr erschien, herzlich begrüßt, Dr. Sven hedin bei den Pressevertretern. Der berühmte Forscher und Rciscschriftsteller — eine kraft volle und überaus sympathische Persönlichkeit — gab nach einigen verbindlichen Begrüßungsworten in einer kurzen, aus dem Stegreif gehaltenen Rcve der großen Freude da rüber Ausdruck, daß er mit Fridtjof Nansen habe gemeinsam die riesigen Anlagen der Junkers-Werke besichtigen können. Im Weiteren betonte Sven Hedin, welche ungeahnte große Bedeutnng das Flugwesen in der Zukunft haben werde. Der Aeropian-Verkehr umspanne künftig die ganze Erde und es werde mit ihm möglich sein, noch gänzlich unbekannte Flächen unseres Planeten zu entdecken. So erhoffe er von einem Flug rings um Brasilien die Entdeckung noch völlig unbekannter Jndianerstämme. Aber auch noch unerforschte Gegenden derArktis und des arktischen Canada, des Nordpols und von Alaska wären mit Hilfe des Flugzeugs erreichbar und das Luftmeer über ganz Grönland könne befahren wer den. Alle diese Fragen, die gestern bei seinem Besuch in Dessau zur Sprache gekommen seien, hätten ihn dermaßen interessiert, daß er gern von Stockholm, wo ihn seine wissen schaftlichen Arbeiten stark in Anspruch nähmen, mit nach Dresden gekommen sei. Mit der Aufnahme dieser inter nationalen Beziehungen im Rahmen des Luftverkehrs werde von Deutschland jenen Nationen, die sich bekämpften, der Weg gewiesen, sich nunmehr zufriedlicher kulturel ler Zusammenarbeit die Hand zu reichen. Von besonderem Interesse waren am Schlüsse einige Bemerkungen, die Sven Hedin gesprächsweise machte. Sie den er , , 3«n ge ¬ lernt habe. Nach seiner Meinung sei es ein Glück für Deutschland, einen solchen Repräsentanten an seiner Spitze zu haben. Mit eindringlichen Worten für eine Ver ständigung zwischen den Völkern und einem hoffnungsvollen Ausblick für Deutschlands Zukunft verabschiedete sich vr. Sven Hedin von den Versammelten.