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Der Sächsische Erzähler. s > i ü^r^T^Äl ÄdÄEk« ^EEkÄrß^ »» BEwlEtt p» Skmm»er 2Ä5. der len .. .... „ , „ schienen. Als Berichterstatter wurden tätig die Herren Amtshaupt mann und Regierungsräte Berger und Ryseck. Zu Punkt 1 der Tagesordnung brachte der Herr Amtshaupt mann ein Schreiben des stellvertretenden Vorsitzende» des Bezirks tages, Herrn von dem Berg-Kirschau, zur Kenntnis, der anzcigt. O«mer»r«s, deir S. September LSS5. r Das neue Einkommensteuer« Gesetz. Die Verabschiedung der Steuergesetze hat auf allen Ge bieten erhebliche Neuerungen gebracht, welche für weiteste Kreise der Bevölkerung von Interesse sind. Im Gegensatz zur Körperschaftssteuer, welche die juristischen Personen be trifft, wird die Einkommensteuer von natürlichen, sich in Deutschland dauernd oder über 6 Monate aufhaltenden Per- sotten erhoben. Ausländer, welche nicht in Deutschland wohnen, sind insoweit steuerpflichtig, als sie Einkünfte aus dem Reichsgebiet beziehen. Im Interesse der Erweiterung der ausländischen Kapitalbildung und Kredithergabe für unsere Wirtschaft ist der Reichsfinanzminister ermächtigt, in derartigen Fällen Erleichterung zu gewähren. Der Steuer abzug vom Gehalt oder Lohn ist wie bisher geblieben. Zu beachten ist, daß der Tarif, nach welchem die Einkommen steuer bemessen wird, sich aus der Zusammenrechnung der verschiedenen Einkommen, also aus deren Gesamtsumme er gibt: dies betrifft den Fall daß für eine Person mehrere Einkommensarten z. B. Gehalt und daneben Erträgnisse einer Landwirtschaft oder des Vermögens in Betracht kom men. Ein Prinzip, welches auch für die Einkünfte mehrere in einer Familie vereinigten Personen gilt, so daß für die Besteuerung die Einkommen des Mannes, der Ehefrau und der Kinder zusammengezählt werden. Einmalige Veräuße rungen mit spekulativem Einschlag sind steuerpflichtig. Ein derartiger Charakter wird bei Effekten- bezw. Grundstücks verkäufen dann angenommen, wenn die Veräußerung dem Ankauf innerhalb 3 Monaten bezw. bei Grundstücken inner halb zweier Jahre folgt. Bedenklich ist die Aufastung des Gesetzes, welche den Preis eines verkauften Erwerbsgeschäf tes als steuerpflichtiges Einkommen behandelt. Letzterer Begriff ist juristisch und wirtschaftlich mit dem Sinn und Zweck des getätigten Karsts unvereinbart. Don dem steuerpflichtigen Einkommen dürfen abge zogen werden sämtliche Arten von Krankenkassen-, Lebens versicherungsbeiträgen als auch Aufwendungen für eine Fortbildung im Beruf: letztere Beträge jedoch nur unter ge wißen im Gesetz näher spezifizierten Bedingungen und unter Begünstigung älterer Personen. Weiterhin sind ab zugsberechtigt die sogenannten Werbungskosten, welche zum Erwerb und zur Erhaltung des Einkommens notwendig sind. So dürsten z. B. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, für Gewerbetreibende Abschreibungen auf die Anlagen und Maschinen hierunter fallen. Eine Spezialbe stimmung, die besonders Reisende usw. betrifft, besagt, daß zur Ermöglichung der Tätigkeit gemachte Auslagen, Spe sen usw. nicht einkommensteuerpflichtig sind. Dagegen sind im Sinne des Gesetzes keine Werbungskosten. Beträge für den Haushalt oder Familienangehörige oder Aufwen dungen zur Verbesserung des Hauses oder der Wohnungs einrichtung, so daß gerade bei Personen, welche als Arbeiter oder Beamte ein festes Einkommen beziehen, lediglich der nominelle Betrag des Einkommens für die Besteuerungen maßgebend ist. Die Aufwands- und Verbrauchsbesteuerung macht ihren Anfang bei einem jährlichen Betrage von 15 000.— Rentenmark und tritt erst ein, wenn der Aufwand die Hälfte des steuerpflichtigen Einkommen« übersteigt. Sie kommt überhaupt nur in Frage, wenn das zur Ermög lichung des Aufwands veräußerte einkommensteuerpflichtige Vermögen nickt innerhalb der letzten drei Jahre erworben ist. Bemerkt sei noch, daß jetzt Gewinne aus einer Lotterie nicht zur Einkommensteuer herangezogen werden. Die Freiheitsgrenze ist auf 600.— Mark festgesetzt, ein Betrag, welcher sich der Zahl der Familienangehörigen entsprechend erhöht. Der Tarif für Einkommen bis 8000.— Mark beträgt 10 Prozent, für die weiteren je drei 4000.— Mark Einkommen progressiv 12)4 Prozent, 15 und 20 Prozent. Darüber hinaus gehen die Sätze bis 40 Prozent bei den letzten 20 000.— Mark eines Hunderttausend Mark betragenden Einkommens. „Was sollte dein alten Manne 'zugestoßen sein?" warf Sylvia aufmerksam horchend dazwischen. „Jgnatio ist der Ansicht, daß der Klerus und die spani sche Behörde gemeinsam den alten Tajo in einem der unter- irdi chen Gefängnisse verschwinden ließen, wie sic hier das Entsetzen der Eingeborenen sind, weil der alte Tajo einen Einfluß besaß, der sich über ganz Luzon erstreckte; und da sein Name bei verschiedenen kleinen und größeren Aufstän den des tagalischen Geheimbundes als unmittelbarer Mithel fer genannt wurde, war Tajo den Spaniern ein Dorn im Auge, und die Befürchtung seines Sohnes könnte nicht ganz ohne Grund sein. Jgnatio auch zu beseitigen, dürfte ihnen schwerer fallen, da er durch seine europäische Erziehung, seine Klugheit und Liel enswürdigkeit sogar Eingang in dis europäische Kolonie gefunden hat. Nmi, du wirst ihn ja selbst kennenlernen. Auf alle Fälle wünsche ich, daß du dich gut zu ihm stellst, denn Tajo ist ein liebenswürdiger Mensch und spielt eine gewisse Rolle in Manila." Die letzten Worte klangen wieder so befehlerisch, daß Sylvia unwillkürlich den Kopf zurückwarf. Aber ehe sie noch eine Entgegnung fand, hielt der Wagen, und Antonio sprang vom Bock, um den Wagenschlag zu öffnen. Auch das Haus des deutschen Konsuls hielt sich in gro ßen Verhältnissen. Das hohe, breite Hoftor führte zu einer stattlichen Einfahrt, in der zwei Diener bereitstanden, um die Angckommenen über einige breite Stufen zum Hochpar terre zu führen. Unter mehreren großen Blattpflanzen, die bis zur Zim merdecke reichten, stand eine Gruppe von fünf Herren. Alle fünf Herren. Alle trugen schwarze Gehröcke, weißseidene Beinkleider, die gleichen Westen »nd Stehkragen, die vorn, der Hitze wegen, einen tiefen Ausschnitt hatten. Ein gro ßer, korpulenter, aber vornehm wirkender Herr wurde Syl via als Konsul Friedrichs vorgestellt. Mehrere deutsche und französische Namen drangen an Sylvias Ohr. Ihre Aufmerksamkeit' erwachte beim Namen Sennor Tajo, und ein unbestimmt freudiges Gefühl durchwärmte sie, als sie aus einem Paar prächtiger, dunkler Augen ein wahres In teresse dringen sah. Der junge Mestize war schlank und et was kleiner, als die anderen Herren. In seinem Gesicht herrschten weiche und runde Linien vor, und nur ein kräfti ges Kinn und ein kräftig gezeichneter Mund, dessen Lippen durch die mattgelbe Hautfarbe um so röter erschienen, lie ßen einen festen Willen erraten. Es war eigentlich da« erste wirklich ansprechende Gesicht, das ihr heute begegnete, und sie fühlte sich durch die Art und Weise zu ihm hinge zogen, wie er verbindlich auf Deutsch mit etwas fremder Betonung in wohltuender Güte und Teilnahme einige Worte an sie richtete. Sie ahnte nicht im entferntesten, welchen Eindruck sie selbst auf Jgnatio Tajo machte. (Fortsetzung folgt.) geleiten konnte, — fremd saß sie hier in der Fremde, von fremden Händen geschmückt. — Herbert konnte sich nicht an ihr satt sehen, und er ließ fast den Blick nicht von ihr los. als sie dann in: geschloßenen Wagen unter den bewundernden Blicken der gaffenden Dienerschaft davonfuhren. Wie ein verklärtes Stück Heimat saß sie neben ihm, — eine echte deutsche blonde Braut, den Myrtenkranz im Haar. Er konnte es nicht begreifen, daß dieses schöne schlanke Mäd chen nun sein eigen sein sollte. Aber sie sah nicht so schutz- und liebebedürstig aus, wie er sie sich gewünscht hatte, und mit Kummer glaubte er zu gewahren, daß ihr Herz und ihre Gedanken fern von ihm waren, während sie anscheinend neu gierig in das vorüberhuschende Straßenleben blickte. Und dennoch dachte Sylvia unaufhörlich an den Mann an ihrer Seite und wollte ihm doch nicht die erste Annäherung bieten. In Herbert stieg das Bewußtsein empor, er würde ne ben seiner schönen und eleganten Braut abstechen. Sein schwarzer Anzug war zwar neu, aber von einem spanischen Schneider in etwas altfränkischem Schnitt gemacht. Er sann, ob er nicht lieber nach Hongkong hätte herüberfahren sollen und dort alles anfertigen und arrangieren lassen. Ein dunk les Gefühl, als ob die ganze Art dieses Hochzeitstages für das Gemüt einer jungen Braut zu nüchtern sein müsse, mach te ihn Sylvia gegenüber noch unsicherer. Endlich brach er das peinliche Schweigen. „Als Trauzeugen werde ich dir nachher zwei Herren vorstellen, denen ich beruflich nahestehe und von denen ich hoffe, daß auch dein Verhältnis zu ihnen gut wird. Der eine Herr, Krapfenbauer, ist ein Deutscker und steht in un serem großen Drogenlager vor. Besonders aber bei Jgna tio Tajo ist cs mir sehr wichtig, daß wir gut mit ihm stehen, er ist die Finanzkraft unseres großen Unternehmens." „Ist er Spattier?" „Nein, Halbblut. Sein Vater entstammte einer sehr rei chen, alteingesessenen Mestizenfamilie; er war so reich und angeseben, daß eine arme, aber schöne Spanierin ihn heira tete. Die schöne Teresa aber ist dem alten Tajo eines Tages durchgegangen und spurlos verschwunden. Der einzige Sohn, Jgnatio, ist mehrere Jahre in Deutschland gewesen und hat sich dem Apothekerberufe gewidmet. Er hat nun hier Apotheke und Drogenlager unter dem Namen Olrosa gegründet. Ich leitete jedoch die Geschäfte allein, dann nahm ich sie in Pacht und jetzt geht di« Apotheke in meinen Besitz über. Jgnatio Tajo ist seit einem Jahre vollauf mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Er führt einen Pro zeß mit dem Rekollektenkloster hier, da die spanischen Mönchsorden den Großgrundoesitz der Mestizen an sich zu bringen suchen. Jgnatio Tajo ist ein erbitterter Feind der Spanier, besonders des Klerus, da sein alter Vater eines Tages aus unerklärliche Weise verschwunden und seither nie mals wieder, aufgetäucht ist —" daß er seinen Wohnsitz von Kirschau nach Krefeld verlegt habe «G infolgedessen sein Mandat und zugleich seine übrigen Ausschuß ämter niederlege. Als sein Nachfolger rückt der Weber Bruno Ka- lauch in Crostau in den Bezirkstag ein. In Verbindung mit diesem Punkt wurde Punkt 34 des Nachtrags, Neuwahl der Krelsaus- schußobgeordneten, erledigt. Die Vorschlagsliste wurde wie folgt zusammengestellt; von der Rechten Landesältester v. Nostitz-Soh» land als ordentliches Mitglied und Bürgermeister Dr. Kübn- Bischofswerda als Stellvertreter, von der Linken Lagerhalter Rlch- rer-Wilthen bezw. Herr Berger. Als weitere Stellvertreter wur den die Herren v. Boxberg und Wehle in Aussicht genommen. lieber den Antrag des Wohlfahrtsausschusses auf Annahme einer orthopädischen Turnlehrerin berichtete der Herr Amtshauptmann in empfehlendem Sinne. Er verwies besonders auf Kamenz, das sich sehr eingehend mit der Frage beschäftigt habe. Die Kosten würden sich auf etwa 2000 Mark belaufen. Herr Bürgermeister Kurz- reiter-Spittwitz führte namens der Rechten aus, die Maß nahme sei zweifellos für größere Gemeinden zweckmäßig, aber in dem weitläufigen Bautzener Bezirke mit seinen 246 Gemeinden werde man aus diese Weise der Verkrüppelungsgefahr nicht wirk sam begegnen können. - Dazu müßten 2 oder 3 derartige Lehrerin nen angeitellt werden. Er empfehle, erst noch einige Zeit hingehen zu lassen, um die Erfolge anderer Bezirke abzuwarten. Di« Kostensrage sei schließlich auch maßgebend. Mit 2000 Mark werde man bei weitem nicht auskommen. Namentlich die erforderlichen Reisen würden einen erheblichen Aufwand verursachen. Die Ge meinden würden durch die Bezirksumlage schon stark in Anspruch genommen. Viele Gemeinden hätten bereits jetzt weniger Einnah men, als sie Bezirksumlage bezahlen müssen. Herr v. Boxberg mies ferner darauf hin, daß es sich bei Uebernahme derartiger Auf gabe» um ein völlig neues Gebiet handeln würde. Herr Wehle (Soz.) setzte sich in längeren Ausführungen für die Vorlage ei« und bedauerte die ablehnende Stellungnahme der Rechten, welck« die Gründung der Stelle lediglich aus finanziellen Gründen av» lehne. In späteren Jahren werde sich erweisen, daß diese orthopä dische Fürsorge viel billiger gewesen wäre. Der Bezirk sei außer dem zur Uebernahme derartiger Fürsorgearbeit verpflichtet. Herr Richter- Wilthen verwies zum Beweise dessen, daß es sich keines wegs um neuartige Maßnahmen handele, auf das Beispiel größe rer Städte. Herr Landesältester v. Nostitz legte Verwahrung gegen den Vorwurf ein, daß die Rechte aus egoistischen Gründen handle und verwies auch seinerseits auf die finanziellen Schwierig keiten. Herr Bürgermeister Dr. Kühn-Bischofswerda machte bei der Weitläufigkeit des Bezirks ebenfalls praktische Be denken geltend. Eine Turnleherin würde völlig ungenügend sein, der ganze Bezirk komme sür die Uebernahme dieser Arbeit gar nicht in Frage, dazu seien die Verhältnisse zu verschieden gelagert. Eventl. würde man nach dem Vorbild anderer Bezirke auf eine Dezentrali sation derartiger Aufgaben zukommen müssen. Bischofswerda selbst werde dem Gedanken demnächst nähertreten. Kegen die Stimme« der sozialdemokratischen Vertreter wurde die Vorlage abgelehnt. Zu einer längeren Aussprache führte Punkt 3 der Tagesordnung, Festsetzung von Höchstsätzen sür Begräbniskosten im Aürsorgewesea. Für Erwachsene wurde schließlich ein Durchschnittssatz von 100 ^l, festgesetzt, für Kinder von 4—14 Jahren 80 ^t, bis zu 4 Jahren 40 ,R. Die Stadt Bautzen suchte um eine entsprechende Beihilfe zum Aufwand für die Industrie- und Gewerbeschule nach und wies da bei darauf hin, daß von insgesamt 4661 Schülern S46 im Bezirk« wohnen. Das Gesuch wurde einstimmig mit dem Hinweis daraick abgelchnt, daß Bautzen vom Bezirk derartige Vorteile habe, daß eine Bezuschussung der Schule nicht in Frage komme. Bautzen fei außerdem finanziell gut gestellt und habe in seinen werbenden Unternehmen (Gas und Elektrizität) Einnahmequellen, wt? sic dem Bezirke nicht zur Verfügung stehen. Ein Redner sah die Vorteils die Bautzen aus dem Zuspruch auswärtiger Schüler erwachsen, als so erheblich an, daß die Stadt solchen Schülern, denen besondere Aufwendungen erwachsen, sogar noch Erleichterungen gewähren könne. Ein Gesuch des Kantors Böhmer in Baruth wegen Gewährung einer Beihilfe zur Erweiterung der dortigen Dorfbibliothek'wurde Bezirksausschuß -er Amishaupimarrnschast Bautzen. Sitzungsbericht vom ZI. August. Den Vorsitz führte Herr Amtshauptmann Dr. Iungmann, die Verhandlungen vormittags 10 Uhr mit begrüßenden Wor- erösfnete. Die Mitglieder des Ausschusses waren vollzählig er- Bor dem Verderben clurch Schimmel und Oärung werden alle lür den IVinter eingemachten drückte sicher geschützt, wenn mau sie mit Dr. Oetker's Emmache-Hülfe einmacht, ist das einfachste, billigste und trotr- dem ausgezeichnete Verfahren. I Päckchen von vr. Oetker's Linmache-Nülke genügt, um >0 kEund eingemachte drückte, Oelee, lVlormelade, prucktsäkte, Ourken usw. haltbar ru machen. I«» jvcksin vr. Oetker's Linmache-Kerepts erhalten Sie eben so wie die beliebten Oetker-Vackrsreptdücker kosten los in den geschälten, wenn vergriffen, umsonst und portofrei von 0r. ü. Oetker, Sislekelrl Linier -erTropensonne Roman von den Philippinen. Don Erika Grupe-Lörcher. (4. Fortsetzung.) «Nachdruck verboten.) Seit ihrer Kindheit war ihr der Begriff des Hochzeits tages mit einem Traum van Poesie, Glück und Festlichkeit umsponnen. Und tveil nun so vieles anders geworden war, als sic es einst geträumt hatte, wollte sie wenigstens diese eine Äußerlichkeit ihres Wunschbildes nicht auch noch beiseite legen. Als sie mit ihren Vorbereitungen fast fertig war, klopfte es, und Majan fiel ihr ein. „Sie hatte es mit dein Ausfuh ren von Herberts Befehl nicht so eilig gehabt," dachte sie spöttisch, und sie betrachtete die junge Tagalm jetzt mit einem fast feindlichen Gefühl. Majan schien sich schnell in ihre besten Kleider geworfen zu haben. Der buntfarbige seidene Rock, die Saga, war von einem breiten schürzenähnlichcn schwarzseidcnen Tuch bis zu den Knien so fest zusammenge halten, daß die Falten des Rockes unten wie Blumenblätter auseinanderfielen. Die weiten Ärmel des durchsichtigen inländischen Gewebes, dos den Oberkörper umhüllte, waren mit feiner Stickerei bedeckt. Dos straff gespannte, schürzen ähnliche Tuch ermöglichte nur kurze Schritte, und da Majan noch wenigen Schritten stehen blieb, um nach der Sitte des Landes mit gesenkten Augen die Anrede der Herrschaft zu erwarten, machte sic einen bescheidenen Eindruck. Ob sie wirklich so demütig und sittsam war? „Es ist gut. Wie heißt du?" Die junge Tagalin schlug ein Paar wundervolle dunkle Augen überrascht aus, als die srcmde .Herrin sic gleich auf Spanisch avredete. „Majan, zn dienen, Scnnora!" „Komm, hilf inir jetzt," sagte Sylvia ohne besondere Freundlichkeit. Mit kurzen Schritten trippelte Majan Her on, warf Sylvia das weiße Seidenkleid über und schloß es Mit geschickten Fingern. Sylvia ließ sich aus einen Stuhl nieder und bedeutete Majan, ihr Schleier und Kranz festzu stecken. Neugierig, wie sich die junge Tagalin dieser Auf gabe entledigen würde, war sie fest entschlossen, bei einer Un geschicklichkeit sic Herbert gegenüber als Kammerzofe zurück zuweisen. Aber Majan, die ihr reiches, glänzendes Haar geschickt unter zwei große unechte Goldkämme sestgesteckt trug, hatte im Kloster auch gelernt, mit Schleifen und Krän zen umzugehen. Während Majan mit fast ehrfurchtsvoller Scheu in dem schönen blonden Haar 'hrer Herrin herumnestelte, dachte Sylvia an ihre tote Mutter, die ihre bräutlich geschmückte Tochter heute nicht mit Liebe an das Tor des neuen Lebens