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Sammrlan,eigen tarism. Aufschlag. — Erfüllungsort Bisi DerSSHs Drfchofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und- de» Hauptzollamts zu Bautzen, de» Amtsgerichts des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerdas 5 Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenBolksschichteN Beilagen: Sonntags «Unterhaltungsblätt und Lesü»wirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag d« . Buchdruckerei FriedrichMayG. m.b.H.in Bischofswerda. Fernf-r.RnW 80. Jahrgang Freitag, den 21. August 1925 Nr. 194 Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus. führliche» an anderer Stelle. - Tagesschau. * Die französische Antwortnote wird am Freitag über reicht werden. Aus diesem Anlaß ist der Reichsaußenminister am Mittwoch nachmittag nach Berlin zurückgekehrt. * Die am Mittwoch begonnenen Lohnverhandlungen bet der Reichsbahn haben noch zu keinem Ergebnis geführt. Die Reichsbahn lehnt eine allgemeine Lohnerhöhung ab. * Die Veltkonferenz für praktische» Christentum in Stockholm wurde am Mittwoch mit einer Ansprache des Königs eröffnet. * Bei den fortgesetzten Demonstrationen gegen den jüdischen Kongreß in wie« kam es am Mittwoch zu Barri kadenkämpfen. Die Barrikaden mußten von der Polizei gestürmt werden. Der Präsident und der Vizepräsident der bulgarischen Sobranje wurden bei einem Besuche in Paris von bulga rischen Agrarkommunisten überfallen. Der französische Heeresbericht stellt fest, daß die Rlf- kabylen an der Front von Taza geschlagen sind und vom Kampfgeschwader verfolgt werden. * Bei einer Explosion de» Dampfkessels auf dem ameri kanischen Vergaügungsdampfer Mackinac wurden etwa 75 Personen schwer verletzt. Dis jetzt sind 32 Personen gestorben. Tagebuchveröffentlichungen des Botschafters Louis bekannt geworden ist und daß deshalb dieses Buch tatsächlich trotz dieser Veröffentlichungen ein neuer bedeutsamer Beitrag zur Kr'rgsschuldfrage ist. Judets Buch gliedert sich in zwei Hauptteile, von denen der erste die rein persönlichen Intrigen gegen den Botschafter und der zweite die tieferen politischen Gründe behandelt, die dessen Entfernung aus Petersburg hcrbeiführten. Aus dem ersten Teil ist besonders interessant die in ihm gegebene Charakteristik Poincar^s, dessen Doppelzüngigkeit, Gemeinheit und Hinterlist hier in ein Helles Licht gestellt werden. Noch am 11. April 1912 hatte Poincarö dem Bot schafter Georges Louis sein vollstes Vertrauen und sein Miß trauen gegenüber Sassanow ausgesprochen. Und schon am 8. Mai desselben Jahres ließ er ihn durch seinen Busen freund und Vertrauten Palöologue in einem Telegramm zum Rücktritt auffordern, das mit den heuchlerischen Worten schloß: „Und wenn er (Poincarö) den politischen Direktor mit der peinlichen Aufgabe betraut, Ihnen das vorstehende Telegramm zu übermitteln, will er damit beweisen, daß er nach Beratung mit seinen Kollegen auch noch den Rat mei ner Freundschaft für Sie hat nachsuchen wollen, und ich muh wie er die absolute Notwendigkeit Ihrer Ersetzung aner kennen." Mit Hilfe der ihm ergebenen Presse gelang es Georges Louis, der nach Paris gekommen war, diese Intrige zu durchkreuzen. Diesen Erfolg haben ihm aber PoincarS und Iswolski nie vergessen, und sie holten bald zu einem zweiten Vorstoß aus. Schon einen Monat nach der Wahl Poincarös zum Präsidenten der Republik (am 17. Februar 1913) erhielt Georges Louis ein Telegramm des Außenministers Ion- nart, in dem ihm mitgeteilt wurde, daß der Ernst der Um stände die Regierung zwinge, sich bei der verbündeten Macht (Rußland) durch eine politische Persönlichkeit vertreten zu lassen, die über eine besondere Autorität verfüge und ihren Handlungen eine größere Aktivität geben könne, als dies Georges Louis sein Gesundheitszustand gestatte. Delcassü stand schon im Hintergrund als besten Nachfolger bereit. Der mangelhafte Gesundheitszustand war hier nur vor geschützt, um die wahren Beweggründe Poincar4s und seines Anhanges zu verbergen. Diese erkennt man aus einer Unterredung Ionnarts mit Iswolskis, die am 17. Fe bruar stottfand und über die der letztere triumphierend nach Petersburg berichtete. Es heißt in diesem Bericht: „Der Außenminister hat mir soeben mitgeteilt, die französische Re gierung habe beschlossen, Georges Louis aus verschiedenen Gründen abzuberufen. Dabei erklärte mir der Minister das Folgende: Die französische Negierung ist zu dieser Wahl vor wiegend durch den Umstand bestimmt worden, daß Herr Delcassö in den Augen der französischen Kreise und der öffentlichen Meinung bei der gegenwärtigen, außerordentlich ernsten internationalen Lage, die die Anwendung des franko-russischen Bedürfnisses Hervorrufen kann, als Per sönlichkeit von ganz besonderer Autorität, gewissermaßen als Personifikation des Bündnisses gilt." Man drängte jetzt Georges Louis, Petersburg sofort zu verlassen. „Erst das Erstaunen maßgebender russischer Kreise über die überstürzten Abreisevorbereitungen erzwingt eine Vertagung auf, den 17. März." Der Botschafter kehrte Ende März nach Paris zurück. Den üblichen Abschiedsbesuch machte er Poincarö erst, al» dieser ihn ausdrücklich darum bat. Bei diesem Besuch empfahl PoincarS aus leicht begreif lichen Gründen Georges Louis, „von den vergangenen Affären niemals zu sprechen und auch nicht von der diplo matischen Krise, die sich in der Zeit vom 8. Mai 1912 bis zum 17. Februar ISIS abgespielt hat," worauf Louis kurz erwiderte: „Sie haben nicht nötig, Herr Präsident, mich über meine Pflicht aufzutlären." Um den lästigen Mitwisser bedenklicher Geheimniste in der Schweigepflicht zu erhalten, wurde er, statt pensioniert zu werden, zur Disposition gestellt. Zugleich versuchte Poin- carö ihn auszusöhnen, indem er ihm den „Großkondor der Ehrenlegion" verlieh, besten Ueberreichung nach der Ueber- lieferung mit der Umarmung durch den Präsidenten ver bunden war. Georges Louis wollte die Auszeichnung aus schlagen, aber seine Freunde wiesen ihn daraus hin, daß er sich des Aufsehen« wegen zur Annahme entschließen müsse. Da ries der Botschafter verzweifelt aus: „Dieser Mensch soll mich umarmen, dieser schlimmste aller Schurken und größte Verbrecher de» Jahrhundert»! Wozu diese Auszeichnungen? Doch nur, um mich mundtot machen zu können!" Am 7. April 1917 ist George» Louis gestorben. Aber auch der Lote wird gegen Pomearö welterkämpsen und scheint ihm gefährlicher werden zu sollen, al» die« bei dem Lebenden der Fall war. Gr verfolgt diesen Entsestler des Weltkriege» wie Banquo » Geist. Zur Charakteristik poincares. Von Dr. Edzard Friese. Georges Louis, der ehemalige französische Botschafter in Petersburg, dessen Tagebuchveröffentlichungen neuerdings viel von sich reden machten, hat s. Zt. Ernest Judet, dem früheren Herausgeber des „Eclair", seine Aufzeichnungen mit dem Wunsche übergeben, daß dieser sie bei gegebener Gelegenheit veröffentlichen möge. Diese Aufzeichnungen wurden bislang in der Schweiz aufbewahrt, wohin Judet, der wegen Landesverrats angeklagt war, geflüchtet war. Nunmehr hat dieser jene Aufzeichnungen in einem seit lan gem mit Spannung erwarteten Buche im Verlag Nieder L Co., Paris, Place St. Sulpice 7 erscheinen lassen. Ueber die Beweggründe, die ihn jetzt zur Herausgabe dieses Buches veranlaßt haben, äußerte sich Judet einem Re dakteur der Zeitung „L'Oeuvre" gegenüber folgendermaßen: „Mein Buch über Georges Louis ist die bisher in vielen Einzelheiten noch nicht bekannt gewordene Geschichte eines diplomatischen Skandals, der zu den furchtbaren Ereignissen geführt hat, unter deren furchtbaren Folgen wir heute noch leiden. Mein Werk ist lediglich eine Zusammenstellung un widerleglicher, offizieller Dokumente mit Ergänzungen, die bisher im Staub der Archive verborgen geblieben sind. Ich will beweisen, daß für das Unglück ein Tag entscheidend war: der 4. November 1911. An diesem Tage schlug Is wolski, der uns bisher eine fast verdächtige Gleichgültigkeit gezeigt hatte, den Leitern der französischen Politik vor, ihm auf seinem Wege zu folgen. Dieser Weg sollte zur Erobe rung der Dardanellen und der angrenzenden Gegenden, d. h. al> Konstantinopels, führen. Georges Louis war ein Hin- dernis auf dem Wege. Er mußte daher verschwinden. Mit den Notizbüchern des Botschafters Louis, aus denen einige Auszüge veröffentlicht worden sind, hat meine neue Arbeit nicht viel Berührung. Diese Notizbücher sind Privatge- schichte. Es ist eine sehr unvorsichtige Dummheit gewisser Leute, zu behaupten, daß sie gefälscht seien. Sie bilden nur einen Teil der Erbschaft, über die ich zu wachen hab«. Um übrigen» Fantasiestücken nach Hoffmanns Manier de» Dich ter» Pdinöarü hinsichtlich deutscher oder russischer Machen schaften bei Abfassung meines Buches «ntgegenzutreten, möchte ich Herrn Poincarö darauf aufmerksam machen, daß ich bereits am 8. August 1921 in einem Briefe an die Schweizer Zeitung „La Sentinella" das Erscheinen dieser Enthüllungen angekündigt habe. Seit drei Jahren hab« Ich also all« benachrichtigt, die durch meine Enthüllungen be rührt werden. Herr Polncarö wußte besonder» gut Be- scheid, weil er alle», wa» George Louis betraf, sorgfältig sammelte und überwachte. E» ist die Pflicht jede» Franzo sen, di« Wahrheit zu sagen und den Menschen, deren Fehler uns in Gefahr «bracht haben, den ihnen -»kommenden Platz in der Geschichte anzuweisen." Lu» diesen Worten geht u. a. hervor, daß da» Buch Sude!» «eit mehr wichtige, Material bringt, al» durch di« Italienisch-russische Freundschaft. (Don unserem Berliner Vertreter.) Berlin. 20. August 1925. In der außenpolitischen Konstellation ist ein sehr bckeub sames Ereignis zu verzeichnen, dessen Tragweite man erst im Verlause der nächsten Monate übersehen kann. Zwischen Italien und Sowjet-Rußland bahnt sich eine politische An näherung an, die unter Umständen zu einem Freundschafts bündnis der beWen Länder führen kann. Eine sehr Harum», gehaltene Meldung aus Riga besagt, daß der nüstsch« Außenminister Tschitscherin wahrscheinlich nach No» kommen werde und daß ein Gegenbesuch Mussolinisia Moskau in Aussicht gestellt sei. Gleichzeitig wird aber sowohl von russischer wie auch von italienischer Seite ziem lich deutlich erklärt, daß sich die beiderseitigen Beziehungen außerordentlich freundschaftlich gestaltet hätten^uNd daß in politischer Hinsicht in den beiderseitigen JntereMnsragen «in Einvernehmen festgestellt worden sei. Man steht also au» Vorabend einer sehr wichtigen Wendung der europäischen Politik, die selbstverständlich in erster Linie von der sowjet russischen Diplomatie gegen die europäischen Westmächte ausgebeutet werden wird. Dies gilt namentlich hinstchmch des Sicherheitspaktes, an dem Italien nicht interessiert ist, während Rußland ihn als den Beginn einer antibolschewisti schen Einkreisungspolitik betrachtet. Die Hervorkehruna der italienisch-russischen Freundschaft richtet sich natürlich in erster Linie gegen England, das man vor die Tatsache Mlen will, daß die Bildung eines antirussischen Blockes der euro päischen Großmächte schon jetzt gescheitert sei. Die russische Diplomatie hat nämlich schon jetzt durch ihre geschickten Be mühungen folgende Konstellation geschaffen: England, da» vor einigen Monaten die Drohung aussprach, den Kampf der europäischen Großmächte gegen Rußland zu organisie ren, ist in einer Rußland-Politik plötzlich isoliert. Frank reich hat man durch freundschaftliche Versprechungen hin sichtlich der Rückzahlung der russischen Schulden beruhigt und seine Teilnahme an dem antirussischen Block damit un möglich gemacht, Italien hat man direkt als Bundesgenossen gewonnen, Deutschland kommt kaum als aktive Macht einer Rußland-feindlichen Politik in Frage, so daß letzten Endes nur noch die kleineren europäischen Mächte als englische Bundesgenossen im Kampf gegen Rußland in Betracht ge zogen werden können. Die kleineren Mächte, namentlich di« Randstaaten, fürchtet aber Rußland nicht, denn die Finanz armut dieser Länder würde England nur die denkbar größ ten Kosten verursachen, wenn es deren aktive Unterstützung etwa erkaufen wollte. Mit der italienisch-russischen An näherung kann demnach die englische Cinkreisungspolitik gegen den Bolschewismus als vorläufig gescheitert angesehen werden. Die Italienische Freundschaft für Rußland ist immerhin ein sehr merkwürdiges Ereignis, das in den europäischen diplomatischen Kreisen wiederholt Kopfschütteln verursacht hat. Wie erinnerlich, hat M us s o l i n i mit einer Schnellig keit die Beziehungen zu dem bolschewistischen Rußland her gestellt, die in Anbetracht seiner Rolle als Führer de» Faschismus geradezu komisch gewirkt hat. Während Mus- olini den Bolschewismus in Italien mit den heftigsten Mitteln bekämpft hat, hat er sich die größte Müh« gegeben, den russischen Bolschewismus in außenpolitischer Hinsicht als Freund Italiens zu gewinnen und namentlich in den Orientfragen mit ihm gemeinsame Sache zu machen. Diese widerspruchsvolle Haltung des italienischen Ministerpräsi denten hat sich auch bis heute noch nicht geändert, vielmehr bat sich die römische Diplomatie die größte Mühe in den letzten Wochen gegeben, um die Beziehungen zu Rußland zu festigen und festen Vereinbarungen mit Moskau zu ge langen. Erst vor wenigen Tagen hatte es großes Littsehen hervorgerufen, daß die italienische Regierung dem russischen Botschafter in Rom Gelegenheit gegeben hatte, in einer öffentlichen Erklärung gegen den Sicherheitspakt Stellung zu nehmen und die Ansichten Rußlands darzulegen. Lief« russische Erklärung war in einer Form gehalten, die natür lich m Italien den größten Beifall fand, und die scheinbar vorher mit Mussolini genau «reinbart worden war. Rückkehr Dr. Strefemanrrs «ach Aerlin Bersin, 20. «uaust. (Drahtb.) Der „Lokalanzeiger" meldet: Der Reich»auße«nttnifier Vr. Stresenwun Ist Astern nachmittag^»« ^en» knrzen Erbolnagsnrlmib «ch