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» nur^ zentral für da« ganz« Reich erledigt wer den. Bezüglich der Lobnfrqge vertraten di« Arbeitgeber den Standvunkt, daß die Arbeiter der Facharbeiternot und dem Ausfall der Kampfzeit Rechnung tragen und weniasten« während der laufenden Bausaison sich zu einer Verlänge rung der Arbeitszeit bereit finden sollten, dadurch würde den Bauarbeitern eine Einkommensteigerung geboten. Di« Aussprache am 2S. Juli verlief ergebnislos. Die Erklärungen der Arbeitnehmervertreter zur Feriensrage wären ausweichend und unbefriedigend. Eine Verlängerung der Arbeitszeit lehnten sie ab. Zur Lohnfrage erklärten sie, daß ohne eine Lohnerhöhung der Streit nicht beigelegt wer den könne. Damit waren die Verhandlungen gescheitert. Dresden, 28. Juli. Eine dreiste Erpressung verübten am Sonnabend der 24jährige Schlosser Walna und der 27- jährige Arbeiter Horn von hier. Nach telephonischer Anmel dung erschien Horn bei einem hiesigen Einwohner und drohte diesem wegen angeblicher Derufsvergehen die Ver- Haftung an. Während der Verhandlung meldete sich Walna als Staatsanwalt am Fernsprecher und verfügte, daß von der Verhaftung gegen Zahlung einer Kaution von 3000 -ll abgesehen werden könne. Horn erhielt auch die Summe aus gezahlt. Er könne noch am gleichen Tage ermittelt und fest genommen werden. Gemeinsam mit Walna hatte er gleich zeitig noch einen größeren Betrug eingeleitet. Als angeb licher Assessor bestellte er bei einem hiesigen Schneidermeister Kleider für 600 -K. Walna begab sich am Sonnabend zu diesem, gab sich als Kriminalbeamter aus und forderte die bestellten Sachen, weil sie angeblich beschlagnahmt waren. Der Schneidermeister ließ sich indes nicht täuschen, er hielt Walna mit Hilfe seiner Angestellten fest und veranlaßte seine Verhaftung, bei deren Durchführung Walna den hef tigsten Widerstand leistete. Walna und Horn sind vielfach vorbestrafte Leute, die seit längerer Zeit gesucht wurden und seit Pfingsten insbesondere in Bautzen und Umgebung zahlreiche Einbrüche verübt haben. Die erpreßte Geld summe und eine Anzahl der bei den Diebesfahrten erlangten Wertgegenstände wurden gesichert. Dobra (Amtsh. Pirna), 28. Juli. Vom Vlih erschlagen. Die am Sonntag hier niedergegangenen schweren Gewitter haben leider ein Menschenleben gefordert. Bei dem aus gehenden schweren Gewitter suchten der Kaufmann Müller aus Dresden und ein Herr Linke aus Halberstadt in der Jagdhütte Schutz. Ein Blitz schlug in eine in der Nähe stehende Fichte und sprang dann auf die Jagdhütte über. Hier wurde Müller von dem Blitz getroffen und sofort ge tötet, während Linke betäubt wurde und lange Zeit besin nungslos lag. Während der Tote in den Ort geschafft wurde, wurde der Verletzte mittels Auto dem Johaniter-Kranken- haus zugeführt. Lugau, 28. Juli. 2m hiesigen Stadtbad erlaubte sich ein junger Mann den Scherz, ein 17jähriges Mädchen mehr mals mit dem Kopfe unter Wasser zu tauchen. Als das Mädchen aus dem Wasser kam fiel es ohnmächtig um und konnte sich erst nach längerer Zeit wieder erholen. Zu sei nem Schreck hat es die Sprache verloren. Loldlh, 28. Juli. Schweres Unglück bei einem Ausflug mit Lastauto. Das Arbeitspersonal einer Leipziger Firma hatte mit Genehmigung der Direktion ein Lastauto der Firma benutzt, um einen Ausflug nach Rochlitz zu unter nehmen, an dem sich 20 Personen einschließlich der Frauen und Kinder beteiligten. In der zehnten Vormittagsstunde uhr da, Auto von Lowitz' aus sne stark ansteigende Straß» inauk. Einige Meter vor dem Scheitelpunkt der Anhöhe lieb der Motor stehen, und der Wagen fuhr rückwärts. Er fuhr gegen einen Baum, an dem gerade ein etwa SOjähriger Radfahrer vorübergehen wollte, der sein Rad auf der steilen Straße an der Lenkstange führte. Er wurde von dem Wagen gegen den Baum gedrückt und war sofort tot. Sein Name konnte noch nicht festgestellt werden. Sein Taschen tuch ist E. P. gezeichnet. Anscheinend stammt er aus Leip zig. Ein Hinterrad des Kraftwagens fuhr in den Straßen graben, so daß sich der Wagen zur Seite neigte. Von den Insassen des Wagens wurden ein Knabe und ein Mädchen schwer verletzt, so daß sie nach dem Colbitzer Krankenhaus geschafft werden mußten. Vierzehn Personen erlitten leich tere Verletzungen. Zwei Aerzte und Sanitätsmannschaften waren alsbald an der Unfallstelle. Den Führer de» Wagens soll keine Schuld treffen. Rohwein, 28. Äuli. Zweimaliger Krach hei einer Hoch zeit. Ein Brautpaar fuhr vor einigen Tagen im Auto mit tags 1 Uhr zur Trauung nach der Kirche, wo alle übrigen Hockzeitsgäste schon versammelt waren. An der Eck« der Tolobornstraße gab es einen Knall, und das sonst so schnelle Vehikel blieb stehen wie ein störrischer Esel. Nach einer guten halben Stunde erst war der Schaden beseitigt. Nun ging's in schneller Fahrt weiter, bis — das Auto nach einem zweiten Knall erneut bockte. Zum zweiten Male dauerte cs ein lange Zeit, bis das Gefährt wieder einen Schnaufer tat und die letzte Wegstrecke zurücklegte. ^,3 Uhr kam das Brautpaar an die Vorhalle der Kirche, wo die ganze Hoch zeitsgesellschaft schon seit 1^/4 Stunden wartete, mit teilweise recht gemischten Gefühlen. Die Freude der Teilnehmer war aber groß, als sie des Brautpaares endlich ansichtig wurden und die Hochzeitsfeier ihren weiteren ungestören Verlauf nehmen konnte. Plauen i. V., 28. Juli Einem Hihschlag erlegen ist an, Donnerstag, dem bisher heißesten der HuNostage, das im vierten Lebensjahr stehend« Söhnchen des Fabrikarbeiters Elsner in Reinhardtsthal bei Wolfsgrün, als es auf die Straße rannte, um mit anderen Kindern zu spielen. Der Arzt stellte fest, daß der Kleine an Hitzschlag gestorben war. Plauen i. V., 28. Juli. Von einem Ratlenschühen, der am Mittwoch abend nach Ratten schoß, die in seinem Hofe herumliefen, wurde ein im gegenüberliegenden Hause am Fenster fitzender Knabe verwundet. Ein. Geschoß, das den Ratten galt, scheint an den Steinen abgeprallt zu sein und dann seinen Weg in der gefahrvollen Richtung genommen zu haben. Glücklicherweise hat der Schuß dem Knaben nur eine Fleischwunde an der linken Kopfseite beigebracht. Feuerwehr-Rundschau. Der Vorstand des Feuerwehr-Bezirksverbandes der Amts hauptmannschaft Bautzen hielt am vergangenen Sonnabend im „Goldenen Adler" in Bautzen eine Sitzung ob, die der 2. Vor sitzende, Herr Fischer-Bischosswerda, mit begrüßenden Worten eröffnete. Er gab bekannt, daß der erste Vorsitzende später erschei nen werde, da derselbe durch Abnahme von zwei Motorspritzen ikt Sohland a. Spree verhindert sei. Das Vorstandsmitglied, Herr Hauptmann «chubert-Neschwitz, wurde in sein Amt eingewiesen und durch Handschlag verpslichtet. Einige Eingänge wurden erledigt, darunter das Gesuch von Drauschkowitz, nach Ausnahme in den Verband dem Bischofswerdaer Bezirk zrtgetestt zu werden. Die Prüfungen sollen der vielen Aufnahmeprüfungen wegen dieses Jahr in beschränkter Zahl abgehakten werden. Zum 25jährigen ^«mih-Thumih al» vorfitzindn ^er Prüfungskommission bestellt. E« wird beschlossen, am Ä. September in Bautzen nachm. A Uhr ein« Hauptlemeta-ung mit Vertretern der Amtshauptmaynschaft und den Bürgermeistern der Amt,Hauptmannschaft Bautzen adzu- halten. Petzirksleiter Herr F isch«r- Bischpfewerda wird wer di« Feuerlöschordnung und Herr Bezirksleiter LaMp rechet-Adolfs- Hütte über Zweck, Ziele und Pflichten der Freiwilligen Feuerwehr sprechen. Inzwischen ist der erste Borsitzende, Herr Kammerrat Reiche, erschienen, der zweite Vorsitzende begrüßt ihn und bringt die Glückwünsche zu seinem 7S. Geburtstage (m der Presse «ar irr tümlich vom 70. Geburtstag geschrieben worden) am 1«. Juli der gesamten Berbandswehren zum Ausdruck, wofür der also Geehrte dankt und für alle an diesem Tag« einäegaiwene« Glückwünsche und Geschenke nochmal« seinen herzlichsten Dank zum Ausdruck bringt. Von der Tagesordnung zum sächsischen Feuerwehrtag nimmt man-Kenntnis, worauf ZjA) Uhr die Sitzung geschlossen wird. Aufnahme-Prüfungen. Die Ausnahme-Prüfung der Freiwilligen Feuerwehr Neda- schütz in den Landesverband sächsischer Feuerwehren wukde am Sonntag, vormittags 10 Uhr, durch die Herren Kammerrat Reiche-Bautzen und Bezirksleiter Branddirektor Wetneck- Demitz-Thümitz vorgenommen. Als Gäste waren erschienen Herr Bürgermeister Zieschang-Klein-Praga, Gemeindeoerordneten Herren Pötschke, Hause, Jordan, Neubert und Stiller. Von Bezirks wehren waren erschienen Göda, Semmichau, Obergurig, Spittwitz, Seitschen, Niederkeina und Demitz-Thumitz. Angetreten waren SS Mann. Die Uebung begann in Fphdienst, Spritzen- und Steiger- zngübungen, denen ein Sturmangriff nach sestgelegtem Plan folgte. Eine Vorbeisahrt schloß 11.38 Uhr die Uebung. Auf Grund der Begutachtung konnte der Wehr in allen Teilen die Gesamtzensur „Sehr gut" ekteilt werden. Leiter der Uebung war Herr Haupt mann Neulerth. Am gleichen Tage wurde die Freiwillige Feuerwehr Raun- darf in den Landesverband sächsischer Feuerwehren ausgenom men. Als Prüfer waren erschienen die Herren Kammerrat Reiche- Bautzen und die Bezirksleiter Fischer- Bischofswerda und Wei ne ck - Demitz-Thumitz. Von der Gemeinde waren vertreten Herr Bürgermeister Hachen, Gemeindeverordnete Herren Jannasch und Jahne. Um 3 Uhr nachm nahm die Uebung unter Leitung des Herrn Hauptmann Käufer ihren Anfang mit Fußdienst, Spritzen- und Steigerübung. Ein Sturmangriff und Voroeifahrt der Wehr schloß um ^5 Uhr die Uebung. Die hierauf erfolgte Aussprache ergab eine allgemeine Befriedigung. Führer wie Mannschaften boten ihr Bestes, so daß die Zensur „Sehr aut"' erteilt werden konnte. Die Wehr besteht gegenwärtig aus 38 Mann. MH einer Ansprache beider Herren Kreisvertreter an die Führer, Wehr männer und Gemeinderat, die der Hauptmann Herr Käufer und Herr Bürgermeister Hächen erwiderten, schloß diese gut verlaufene Prüfungsübung. Festordnung für den 22. Sächsischen Feuerwehrlag ln Freiberg, vom 31. Juli bis 3. August. Freitag, den 31. Juli, 1 Uhr mittags: Eröffnung der Ausstellung; 5 Uhr nachm.: Sitzung des engeren Landesausschusses im Hotel Korsch. — Sonnabend, den 1. August: Vormittags Empfang der Wehren am Bahnhof; 3 Uhr nachmittags: Abgeordnetentagung im Tivoli; 8 Uhr abends: Begrüßungsfeier in den Sälen Roß, Tivoli und Friedensburg. — Sonntag, den 2. August, 6 Uhr: Weckruf, 9 Uhr früh: Schulübungen am Turn platz. Anschließend Sturmangriff am Untermakkt. Im Anschluß hieran Vorführungen von Feuerlöschproben auf -er Festwiese am Meißner Ring; ZH2 Uhr nachm.: Stellen zum Festzug am Meißner Tor; 2 Uhr Abmarsch. Nach Auslösung des Zuges Besichtigung der Ausstellung. — Montag, den 3. August, vormittags: Ausflüge und Spaziergänge, Besichtigungen, Dom, Museum» Hüttenwerke, Aka demie; 8 Uhr abends: Aufführung des historischen Bergmanns- grußes. Sach. Kleinigkeiten au» der well und Nachwelt um Weister Johann Seb. Dach zu seinem 175. Todestag (28. Juli.) Zusammengestellt von Heinz Lerger. (Nachdruck verboten) Vachs Humor. Daß dieser Meister der ernsten Musik auch Humor in recht reichem Maße besaß, mag eine Anekdote beweisen, die Zelster in einem Brief an Goethe mitteilt. Ein Freund Bachs fragte ihn eines Tages: „Haben Sie Marpurgs Kritik über Ihre neueste Fuge gelesen? Er urteilt über sie ziem lich streng." — „Nein", gab Bach zur Antwort, „so hat er sich schon in seiner ersten Kritik über mich gezeigt, doch was ist da zu machen? Denn wenn ihm seine eigenen Fugen so gefallen, wie können alsdann die meinigen ihm ge- fallen?" , ' Die wusikliebe des 10jährigen Vach. Von der heißen Musikliebe des 10jährigen Joh. Seb. Bach berichtet Jos. Setting. Er erzählt, daß Bach, der schon mit zehn Jahren Doppelwaise geworden war, bei seinem Bruder Johann Christoph in Ohrdorf lebte. Dort ward der Grund zu seinem Klavierspiel gelegt. In kürzester Frist bewältigte er alles, was ihm sein älterer Bruder, der Orga nist war, ausgab. Nun erbat der kleine Kerl sich ein Buch mit Klavierstücken von den damals bekanntesten Meistern, wie Froberger, Kerle, Pachelbel, das sein Vrudör besaß. Aber der ältere Bruder schlug ihm die Bitte ab. Da griff Johann Sebastian zu diesem unschuldigen Betrug: Das Buch lag in einem mit Gittertüren verschlossenen Schrank. Der kleine Mann konnte mit seinen Händen noch durch das Gitter langen; das nur geheftete Buch rollte er zusammen und holte es des Nachts bei Pondenschein heraus. Ohne Licht, nur im Schein des nächtlichen Freundes am Himmels zelt, schrieb er das ganze Buch ab: eine Ärbeit eines halben Jahres. Und als dann sein Bruder die Abschrift entdeckte, nahm er ihm diese noch weg — und er bekam sie erst wieder nach des Bruders Ableben in die Hände. Der Wettstreit zwischen Vach und Marchand. In dem ersten Band seiner „Lebensbeschreibungen be rühmter Musikgelehrten und Tonkünstler," Leipzig 1784, erzählt J A. Hiller von dem Wettstreit, den Bach mit dem be rühmten französischen Pianisten und Organisten Mar chand auskampfen — wollte. Dieser Marchand war nach Dresden gekommen, hatte dem Könige vorgespiegelt und diesem so sehr gefallen, daß ihm «ine ansehnlich« Besoldung angeboten wurde, so er in königlich sächsischen Diensten blei- den wollt» Volumier, der Konzertmeister in Dresden war, schrieb nun an Bach nach Weimar und lud ihn zu einem musikalischen Wettstreit mit dem aufgesassenen Marchand nach Dresden und Volumier schaffte ihm Gelegenheit, seinen Gegner erst im Verborgenen zu hören. Hierauf lud Bach durch ein höfliches Handschreiben Marchand zu einem Wett streite ein. Bach erbot sich, alles, was ihm Marchand aus geben würde, aus dem Stegreif spielen zu wollen und for derte umgekehrt das gleich oon Marchand. Marchand nahm die Herausforderung an, man bestimmte — mit Wissen des Ksinigs — Zeit und Ort. Bach erschien auch pünktlich in dem Haus des Ministers, in dem der Wettstreit ausgetragen werden sollte und in dem sich eine erlesene und erlauchte Ge- sellschaft eingefunden hatte. Marchand dagegen ließ lange auf sich warten. Man schickte in sein Quartier und erfuhr — Herr Marchand habe am Morgen mit Extrapost Dresden verlassen. So wurde zwar aus dem Wettstreit nichts, aber Bach fand Gelegenheit, sein großes Können zu zeigen. Er war übrigens so gerecht, daß er Marchand eine feine und manierliche Spielart gerne zugestand. es an Raum. Wir verweisen unsere Leser, die es näher interessiert, auf die Naturwissenschaftliche Korrespondenz, 2 Jahrgang, Heft 5/6, wo in einem Aufsatz von Schäper- claus alle Aszendenten Jäh. Seb. Bachs genau geschildert sind. Die direkten Vorfahren des letzteren hießen Christoph, Georg Christoph und Johann Ambrosius; Vachs Söhne be kanntlich Wilhelm Friedemann, der „Dach von Halle," C. P. Emanuel, der . „Dach von Berlin" * «nd Joh. Christian, der „Bach von England." Den Gipfelpunkt des ganzen Geschlechts stellt Joh. Seb. Bach dar, dessen Todestag sich am 28. Juli zum 17S. Male jährt. Nach der Anschauung aller Forscher gehört „musika lisches Talent" zu den Eigenschaften, welche erblich such, und die Familie Bach ist eins der besten Beispiele zum Veweis dieser Anschauung. — vr. ». 8. "Die Matlhäuspassiou beim ersten Hören. Die Münchener „Jugend" erzählt vor Jahren:: Bei uns wird die Matthäuspension aufgeführt. Mein alter Freund, der Professor H., sagte zu mir: „Wissen Sie, lieber Kollege, wie ich die Matthäuspassion zum ersten Mal gehört habe, da gefiel sie mir gar nicht und ich dachte, ha, das ist ja nichts. Beim zweiten Male dachte ich, das ist ja wohl ganz nett. Und als ich sie das dritte Mal hörte, da war ich ganz begeistert. Ich rate Ihnen, Kollege, gehen Sie nicht das erste Mal hin." Ist musikalische» Talent erblich? (Nachdruck verdsUn) Sebastian Vach» Erblindung und Ende. Nicht lange vor seinem Tode muhte Bach mit seinem Sohn Friedemann nach Potsdam zum großen König kom men, Bach spielte zuerst im Musiksaal, und als er geendet hatte, soll der König gesagt haben: „Es gibt nur einen Dach und der sollte nicht Bach, „Meer" sollt« er heißen!" Friedrich steckte dem Künstler dann einen prächtigen Goldreif an den Finger als ein kleine« Zeichen seiner De- wunderung und Liebe. „Denn," fügte er hinzu, „belohnen kann ich Ihn nicht, Er ist ja auch «in König!" Das älteste bekannte Mitglied der Familie Bach war der Bäcker und Musiker zugleich Veit Bach in Preßburg. Die Familie zerfiel dann in drei Stämme, von denen auch die beiden, aus denen Joh. Seb. Dach nicht hervorgegangen ist, viele musikliebende und musiktreibende Mitglieder auf wiesen. Geradezu phänomenal ist aber die Verbreitung der Musikkunst unter den direkten Vorfahren Johann Seba stians. Ihre Heimat mag dabei eine Rolle gespielt haben. Jedenfalls sagt Spitta von dem bereit» erwähnten Veit — Joh. Seb. Bachs Ururgroßvater —: „Als echter Thüringer liebte und übte er die Instrumentalmusik." Joh. Seb. Bachs Urgroßvater, Hans Bach, war Spielmann und im Nebenbe ruf Teppichflechter. Sein ältester Sohn Johann Bach war Stadtmusikant und Organist in Erfurt, und so recht das Haupt der Bachschen Musikantenfamilie, die sich von Erfurt auch nach Arnstadt und Eisenach verbreitete. Er trieb also schon weltliche und religiöse Tonkunst, wie sie sich später auch wieder in Joh. Seb. Doch, wenn auch nicht immer seinen äußeren Stellungen nach, vereinigte. Demevkenswert ist, daß die Musiker seinerzeit in Innungen organisiert waren. Die Bachs' heirateten fast immer Töchter ihrer Jnnungsgenoffen und brachten auch dadurch „musikalisches Blut" in ihr« Fa milie. Diese Ehen im einzelnen /hier zu verfolge, misset Am nächsten Tag« spielten Vater und Sohn in der über füllten Heiligen-Seist-Kirche. Im Anschluß an diesen Besuch wurde Friedemann zum Oberorganisten in Halle ernannt. Nach der Heimkehr machte Sebastian sich mit allem Eifer daran, das ihm von Friedrich dtm Großen gegebene Thema auszuarbeiten. Er hat es dann, wie E. Hermann in dem Werk: Bon kleinen Geistern und großen Meistern (Walter Gensch, Verlag Elberfeld) erzählt, unter dem Titel „Musika lisches Opfer" dem Könige gewidmet. Ob der Titel ein« Vor bedeutung hatte? Jedenfalls svrach Bach, als er kurze Zeit darauf einen Brief bekam, zu seiner Frau: „Magdalene, ich werd« blind, ich kann die Schriftzüge nicht erkennen!" Dann barg er aufstöhnend die schmerzenden Äugen in die Hand und war bald völlig erblindet. Eines Tages glaubt« seine Frau, er sehe wieder; doch Bach sprach mit mildem Lächeln: „Bald werde ich ewig sehen, aber nicht auf dieser Erde." Kurz vor seinem Tode diktierte der Meister noch den Choral: „Wen wir in höchsten Nöten sein." Als das ge- fchehen war, sah er fein« Umgebung, wie es dieser schien, noch einmal liebevoll an und schloß die Augen dann für immer. Er «ar friedvoll gestorben im Glauben an seinen Sait, dem er im Leden mit seiner Musik treu gedient hall»,