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Der sächsische Erzähler : 09.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192507097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19250709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19250709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-07
- Tag 1925-07-09
-
Monat
1925-07
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 09.07.1925
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gab von ! amoklaafeade Sah. Tine schwarze irische Kuh ' ' letzten Hitzewelle an ¬ haft« Störungen ihrer TehirntStigkeit. Sie lief ungestüm von der Wiese auf den in der Nähe . daß jetzt Venus ihn wieder einholl und an ihm, allerdings etwa sieben Lollmondsbrei'ten nördlich voriibergeht. Bedenkt man, daß selbst Kopernikus, der berühmte Begründer unseres heutigen WeltbUdes, nach welchem die Wandelsterne um die Sonne kreisen und nicht die Erde der Mittelpunkt des Alls ist, noch auf seinem Sterbebette bedauert haben soll, den sonnennahen Planeten Merkur Zeit seines Lebens nie gesehen zu haben, so muß man die seltene Gelegenheit, diesen flinksten aller Wandel sterne mit Hilfe des schönen Sternes der Liebesgöttin leicht finden und ins Gesichtsfeld des Opernglases oder Feldstechers bannen zu können, als eine besonders günstige und reizvolle betrachten. Ver säume darum kein Sternfreund, die Abende vom 9. bis IS. Juli nach dem Dreigestirn am dämmernden Nordwesthorizont« Aus schau zu halten. M. Ka ltler. — Orkane über den Wolken. Welche schweren Orkan« in großen Lufthöhen wüten ergibt sich aus einer interessan ten Mitteilung des Professors F. von der Rostocker Lust warte, anläßlich eines Experiments mit einem Versuchs ballon. Der Ballon hatte etwa A Meter Durchmesser, war mit leichtem Wasserstoffgas gefüllt und stieg mit einer Ge schwindigkeit von 150 Meter in der Minute hoch. Er wurde mit einem zur Winkelmessung geeigneten Fernrohr beob achtet. In 40 Minuten stand er noch fast senkrecht über der Lustwarte, von der er loggelassen worden war. Dis zu einer Höhe von 6000 Meter herrschte also nahezu Windstille. Mit einemmal wandte der Ballon schnell nach Westen ab, und bald lag er 25, Kilometer von der Lustwarte entfernt. Die Winkelmessungen ergaben Ostorkan mit einer Wlndge- chwindigkeit von 32 bis 36 Meter in der Sekunde. Prvfes- or F. sagt dazu: Glücklicherweise weht ein solcher Orkan nur n großen Höhen. Wehe den Landern, über die ein so chwerer Orkan in bodennahen Luftschichten braust. Ein Trümmerfeld würde seine Bahn anzeige — Line amoklaafeade Suh. Eine s in der Nähe von Allonby erlitt bei der l< scheinend lebs ' —" mit wildem „ , , , gelegenen Strandweg, stieß «inen Kinderwagen um, prallte mit einem Lastauto zusammen, ritz im Rennen ein Zelt um, das von Ausflüglern besetzt war, schlug einen Bauern, der sie aufhalten wollte, in die Flucht und verjagte «Ine Gott »artie vom Spiesplatz. Am Abend, als die Hitze uachließi »eruhigte sich das Tier und konnte seinem Eigentümer wie der zugeführt werden. Konkursnachrichten ans dem Oberlandesgerichtsbezirk Dresden. Nom 28. Juni bi, 1. Juli »28. Döbeln: Fa. Zeag, Zentraleinkaufsgesellschast verein Handlungen in Haus- und Küchengeräten m. b. H. Anmeldefrist 15. 7. r «rotz- Liqa.- Lelpzig: Kunstanstalt Dachne A.-G. — Anmeldefrist^». "7. Leipzig: Fa. Gebr Krämer, Kolonial- und SlMdesprvbatteaareß. Handlung K. H. v- Anmeldefrist 28. 7. Zwickau I. Sa.: Margarinewerke Zwickau A.-G. — NmmtMstM 18. 8. Leipzig: Fleischkonservenfabrik' Wienold K. H. —Nuickur-vwsah ren mangels Mass« eingestellt. Leipzig: Mechaniker Otto LanMiaese. — GeschSstMMWM äuge- ordnet. Dresden: Wäschef. Meine» u. Eckart. — Anmeldefrist IS. 7. Dresden: Textilwh. Simon Silbermann. — Anmeldefrist 17. 7. Plauen i. v.: Feinkosth. K. G. Emil Weickert Nachflg. Anmelde frist 27. 7. Ebersbach i. Sa.: Pianofortesabrik Karl Hermann HachUuuum in Neugersdorf. — Konkursverfahren aufgehoben. Dresden: Konfektionär Moritz Judenkirfch genannt Feingold. —> Anmeldefrist 21. 7. köhschenbroda: Schneidermeister Karl Fr. Zwar. —> Anmeldefrist 3. August. Plauen i. V.: Dogtl. Webstuhlf. A.-G. — Anmeldefrist 2d. 7. Dresden: Kfm. Walther Hietzig. — Geschäftsaufsicht angeordnet. Pirna: Eisenwerk Copitz Gerlach u. Co. — Geschaftsaufficht an geordnet. Bautzen: Kfm. Joh. I. Wilh. Biernoth. — AmmjldckrM 2V. 7. Leipzig: Fa. Patent-Verschluß Fabrikation „Kruppa K. H. An meldefrist 4. 8. Olbernhau: Schlosser Reinh. Otto Preißler in BrüderuSest bet Deutscheinsiedel. Anmeldefrist 10. 7. Königslein-Llbe: Gasthofsbes. Alwin Max Barch in Kleinhenners dorf. — Nachträglicher Prüsungstermin 8. 7. Auerbach i. V.: Vogtl. Industrie-Ä.-G. — Geschästsanfsttht durch Zwangsvergleich beendet. Falkenstein i. v.: Fabrikant Henn. I. Kistner (EpitzatfNbrlH. —- Geschäftsaufsicht angeordnet. ? Zwickau i. Sa.: Jng. Ernst Heinrlrt. — GefchSstsoNssttht dem? Zwangsvergleich beendet. Brand-Erbisdors: Strickwarensabrttant Heinr. El. FeNkdr. sch Nachträgl. Prüsungstermin 9. 7. Eibenstock: Kfm. A. M. Otto. — Gläubigeroersannnlung L 7. Hainichen: Händler Paul Lippmann in Döbeln. — Konknrroerstch» ren aufgehoben. Schöneck i. V.: Fa. Etuis» u. Taschenfabrik Engen EachtzeNkWm — Schlußtermin 2. 7. Annaberg i. E.:. Klempnermeister Anton Rudolf Hech. — G» schästsaufsicht angeordnet. Leipzig: Zigarrenh. Wilh. Günther in L^Knb. — Geschäftsauf sicht angeordnet. Zittau: Fabrikant Viktor Ringel. — Geschäftsaufsicht angeordnet. Aue i. E.: Metallwarenfabrikant Ed. Rob. Br. Scholz. — An meldefrist 10. 8. Bautzen: Mühlenbesitzer Joh. Martin Körner in Oehna. — Aw meldefrist 10. 8. Leipzig: Partiewarenh. Samuel Recht in L-Reudnitz. — Anmelde frist 27. 7. Zwickau: Sprechmaschinevfsbritant Erich Karl Cresser. — An meldefrist 26. 8. Zwickau: Berufskleiderfabrikant Willy Biegerl. — AamekdefrP 18. August. erstein Eine seltene Planetenzusammenkunst ereignet sich in den Tagen um den 12. Juli am dämmerhellen Abendhimmel. Nach den Gesetzen der kosmischen Bewegung wer den sich dort nämlich die drei großen Planeten Mars, Merkur und Denus begegnen und auf einem so engumgrenzten Raum zusam mentreten, daß die Dollmondscheibe mehr als hinreichend wäre, die drei Sterne zu bedecken. Berechnen wir die Stellungen der ge nannten drei Wandelsterne für jeden einzelnen* Aag des Monats Juli, so zeigt sich, daß am Monatsersten Mars am weitesten link», Venus in der Mitte und Merkur am weitesten rechts stand, dieser letzte in den Strahlen der Sonne noch nicht wohl sichtbar. Mit fortschreitendem Datum beginnen dann Venu» und Merkur immer erfolgreicher im kosmischen Wettlauf, den trägeren Mars mehr und mehr einzuholen, bis sie am Abend des 9. Just schon so wett oorgedrungen sind, daß man von einer auffallenden Konstellation sprechen kann. Im Feldstecher erscheinen di« drei Abendsterne etwa dreioiertel Stunden nach Sonnenuntergang im Nordwesten, nur wenig links von der Stelle, an welcher der Sonnenball un- tergegangen ist, nicht hoch am dämmerhellen Himmel, um nach kurzer Zeit ebenfalls zu versinken. Am Abend des 10. Juli haben Merkur und Denus Mars schon nahezu eingeholt. Die Konstel- lation ist kurz vor dem Untergänge der Gestirne an diesem Tage von besonderer Schönheit. Merkur und Denus stehen sich so nahe, daß das freie Auge sie kaum zu trennen vermag und im Opern- glas oder Feldstecher erscheinen Merkur, Denus und Mars auf einmal im Gesichtsfeld«. In derselben Nacht noch überholen Mer- kur und Denus sich gegenseitig und auch den Mars. So kommt es» daß der Abend des 11. Juli «ine gänzlich veränderte Siel- lung darbietet. Standen am Dortage Merkur und Venus rechts vom Mars» so sind sie an diesem Abend links von ihm zu finden. Venus ist dabei weitaus das hellste unter den drei Gestirnen, Mars ist am schwächsten. Wer «in starke» Fernroht besitzt, wird auch die Scheibengestalten der drei Planeten (bei mindesten» vier zigfacher Vergrößerung) gut zu unterscheiden vermögen. Mar» er- scheint dann als verhältnismäßig kleinste, dafür aber kreisrunde Scheibe, Merkur etwa» größer, ähnlich dem Mond«, wenn er zu dreioiertel voll ist, Venu» aber erscheint mehr als doppelt so groß denn Mar» und fast ebenso voll wie dieser, wenn auch eine kleine Lichtsichel schon von der reinen Kreisgestalt fehlt. Am fol genden Abend, dem 12. Juli, ist da» Sternpaar Merkur-Venus schon so weit nach link» vom Mar« abgerückt, daß man von einer Lösung der engeren Zusammenkunft sprechen muß. Unter sich aber bleiben Merkur und venu» noch verhältnismäßig lang« am Himmel zusammen. Bi» zum 17. bleibt ihr Abstand gering, erst dann vergrößert er sich allmählich. Hatte vordem am 11. Juli Merkur auch venu» überholt, al» er an Mar» oorbeiging, so ver- langsamt «r gegen Monatsende seinen Sauf mehr und mehr, so ! Zeuge Gei an, er habe im l , dem angeblichen Ueherfall kam. Gr sei sofort mit ist da« Hau» «ingedrunaen und fand in einem Zimmer «inen Er schlagenen, worüber er äußerte: „Hier haben wir schon «inen der Lumpen!" Auf der Liese erkannte der Zeuge dann bei Licht feinen Bruder in der Leiche. Der nächste Zeuae, Bürgermeister Schelling aus Haiger, bekundete, daß die Pistole, mit der Angerstein feiner Aussage nach habe schießen wollen, entladen gewesen sei. Schelling hatte im übrigen immer einen guten Eindruck von der Familie Angerstein; do* Verhältnis sei nach außen hin gut gewesen, und Frau Angerstein habe ihren Mann oft gelobt. Zeuge Billefeld fand oie Leiche des erschlagenen Dienstmädchens Stoll, die Beine und ein Arm der verkohlten Leiche fehlten. Zeuge Hering bekundete, als er von dem Feuer am Mordtage hörte, sei er zur Stadt geeilt, um mit löschen zu helfen. Er entdeckte dort, daß ein Hydran ten st ück fehlte, und da es sich um «ine besondere An lage handelte, sei ihm der Gedanke gekommen, hier könnten nur Menschen am Werke gewesen sein, die genau mit der Anlage Bescheid wußten. Sachverständige über den Tatbestand. Rechtsanwalt Dr. Herzfeld beantragte die Verneh mung des Professors Dr. Herberz-Bern als Sachver ständiger über die psychologisch,-analytische Untersuchung des Angeklagten. Staatsanwalt Schatt beantragte Ab lehnung dieses Sachverständigen. Nach kurzer Beratung verkündet der Vorsitzende als Beschluß, daß Dr. Herberz als Sachverständiger zugelassen werde. Rechtsanwalt Dr. Herzfeld beantragte weiter Ver tagung der Verhandlund um 14 Tage, damit sich Profes sor Herberz für sein Gutachten oorbereiten könne. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Es wurde dann eine Reihe von Sachverständigen vernommen. Kreisarzt Dr. Lippe erklärte, Frau Angerstein sei eine sehr schwächliche Person gewesen. Ein Schlag habe die Schädeldecke so durchdrunoen, daß Knochensplitter ins Ge hirn vorstießen. In Arm, Hals und Brust seien elf Stiche geführt worden, von denen jedoch keiner tödlich gewesen wäre, so daß der Todeskampf längere Zeit gedauert haben müsse. Kreisarzt Dr. Süßmann sagte aus: Frau Barth, die Schwiegermutter Angersteins, hatte drei schwere Beil hiebe erhalten, zwei davon gingen über das Gesicht tief in den Schädel hinein, der dritte war ein richtbeilähnlichcr Schlag und trennte den Kopf zum Teil vom Rumpfe. Es wird dann noch eine Reihe von Zeugen vernom men. Zeuge Rohrmann war am Mordabend mit sei nem Polizeihund nach dem Tatort gekommen. Dem Hunde wurde die im Garten gefundene Kassette gezeigt, worauf der Hund an der Stelle stehen blieb, wo Angerstein gesunden worden war. Der Zeuge hat diese Spur aber nicht weiter verfolgt, weil er annahm, daß sie falsch sei. Polizeiassistent M ie l k e, der der Mordkommission aus Frankfurt am Main zugeteilt war, äußerte, als er an das Krankenlager von Angerstein gekommen fei, habe dieser ge rufen: „Ach, da sind ja wieder die Männer" und habe ab wehrend die Hände vors Gesicht gehalten. Bei der folgen den Vernehmung benahm sich Angerstein sehr kühl und wurde schließlich immer ungeduldiger, bis ihm die Tat auf den Kopf zugesagt wurde. Angerstein regte sich darüber gar nicht auf, sondern sagte nur: „O, meine Frau ist totl" Angerstein wurde dann zugeredet, die Tat einzugestehen, es wurden ihm die Leichen gezeigt; hierbei benahm er sich merk würdig kühl. Angerstein hatte gesagt, er habe nichts getan. Der Zeuge erklärte dann weiter, seine Ueberzeugung sei von vornherein gewesen, daß es sich um eine planmäßig vorbe reitete Tat gehandelt habe. Darauf erstattete Sachverständiger Professor Popp, Frankfurt, sein Gutachten. Den ersten Verdacht auf Anger stein bekam der Sachverständige durch den Befund des er schlagenen Hundes. Da der Hund besonders scharf war, konnte ihn nach der Art der ScWge nur jemand erschlagen haben, der mit dem Hund vertraut war. In der Schüssel mit dem blutigen Master so äußerte der Sachverständige, fand ich schwarze Haare, die als von Angerstein herrührend üvrrtzeoen. Dann kam der Gärtner Geist, der alle Tage Kasse« zu trinken bekam. Ala ich herauskam, stand er schon in ver Küche. Erst da fiel mir ein» was ich getan hatte. Ich erinnerte mich, daß noch etwas kalter Kaffee im Schlafzim mer sei, und wollte ihn bringen. Aber in dem Augenblick fürchtete ich, daß Geist die Leichen habe liegen sehen, und da habe ich zugefchlagen. Vorsitzender: Ja, hatten Sie denn vergessen, daß Sie Ähre Frau erschlagen hatten? — Angeklagter: Ja, ich hatte gar kein Bewußtsein davon. — Vorsitzender: Wie ging es nun weiter? — Angeklagter: Als ich mit «eist beschäftigt war, kam Ditthardt. Er wich entsetzt ins Herrenzimmer zurück, ich folgt« ihm und habe ihn da erschlagen. Inzwischen kam der Bureaulehrling Kiel. Der sah Ditthardt liegen und floh entsetzt. Dann habe ich Kiel verfolgt und ihn niedergeschlagen. — Vor sitzender: Und wer kam dann? — Angeklagter: Dann kam meine Schwägerin Ella ins Haus (sechzehnjäh rig). Sie ging die Treppe hinauf und in das Badezimmer. Ob sie das Dienstmädchen hat liegen sehen, weiß ich nicht. Aber ich lief hinter ihr her und schlug sie tot. — Vor sitzender: Und wer kam dannjustköstrVorsitzenderml iU fitzender: Haben Sie sie später zugedeckt? — Ange klagter: Ja, ich konnte sie nicht liegen sehen. Die ande ren Leichen konnte ich liegen sehen, aber das Kind konnte ich nicht liegen sehen. Angerstein bekckm dann Hunger und wollte sich ein Brot holen. Auf der Treppe begegnete er dem Gärt- nergehilsen Darr. Er nahm an, daß er oben die tote Ella gesehen haben müßte, griff nach dem Beil und schlug ihn, der flüchtete, im Badezimmer nieder. Später kam der Maschinenmeister Ebert, um elektrische Lampen anzubringen. Angerstein unterhielt sich ziemlich lange mit ihm und gab ihm einen Brief an seinen Bruder mit, in den, er u. a. schreibt: „Mir selbst geht es, abgesehen von einem leichten Unwohlsein, gut." Er versprach seinem Bruder für nächsten Freitag den Besuch seiner Frau in Essen. — Vorsitzender: Wann haben Sie den letzten Satz geschrieben? — Angeklagter: Am Montag. — Vorsitzender: Also sie haben über das Befinden Ihrer Frau zu einer Zeit geschrieben, wo sie bereits tot war! Die Brandlegung. Nachmittags ging Angerstein zur Post und traf dort einen Bekannten, Theodor Wachtner. Diesem sagte er, seine Frau sei ewig krank. Vorsitzender: Zu dieser Zeit war doch Ihre Frau tot; das wußten Sie doch. — An geklagter: Ich kann das nicht angeben. Ich kann den Zustand, in dem ich war, überhaupt nicht erk ören oder schildern. Ich weiß nicht, ob ich damals wußte, daß meine Frau tot gewesen ist. — Angerstein sprach dann noch mit einem Polizeiassistenten Thomas über die Unsicherheit in der Gegend seines Hauses, kaufte in der Buchhandlung ein Stickereibuch und führte ein Gespräch über die nächste Ge- slügelausstellung. — Vorsitzender: Wollten Sie nicht dadurch für später den Beweis liefern, daß Sie zu der Zeit im Buchladen waren, als in Ihrem Hause die Mordtaten geschahen? — Angeklagter: Daran habe ich gar nicht gedacht. — Angerstein ging dann '.um Bäcker, in ein Wirts haus und besuchte schließlich eine Frau Lehr, der er erzählte, seine Frau sei sehr krank. Als ich nach Haus? kam, so erzählte der Angeklagte wei ter, trat wieder di« ungeheure Erregung ein, und ich wollte alles anstecken. Deshalb habe ich überall in den Zimmern Benzin ausgeschüttet, habe den Hund erschlagen, das Küchenlämpchen angesteckt und umgsworfen. Später habe ich das Schlafzimmer angesteckt und mir die Stiche beige bracht. Dann hat mich das Entsetzen aus dem Hause gejagt. Er behauptet, er sei erst wieder zum Bewußtsein erwacht, als Leute um ihn herumstanden. Im Verhör am nächsten Morgen hat Angerstein ausge- fagt, er habe, als er den Hausflur betrat, einen furchtbaren Schlaa auf den Kops bekommen, habe vier bis fünf Leute gesehen und sei vor der Tür zusammengebrochen. Es wird dann sestgestellt, daß Angerstein eine Lebens versicherung von zweimal 2500 Dollar abgeschlossen hatte, die eme im Oktober 1924, die zweite am 1. November, also zehn Tage vor dem Morde. Auch gegen Feuer und Ein bruch hate er sich mit je 50 000 Goldmark versichert, den Hühnerstall außerdem mit 1500 Mark. Auf die Fragen eines sachverständigen Arztes nennt Angerstein einige frühere Fälle, wo er in ähnlich rasenden Zorn verfallen ist und will dafür Zeugen namhaft machen. Am zweiten Verhandlungstage, am Dienstag, wurde in die Zeugenvernehmung cingetreten. Die Arbeiterin Rosa Runkel hörte kurz nach 6 Uhr morgens ein Wimmern und fand Anger stein blutig am Wege liegen. Er wimmerte fortgesetzt: „Rettet doch mein« arme Frau, fünfzehn Räuber sind in dem Hause." Zeuge H « mp «l bekundete, daß Angerstein ihm sagte, er sei aus der Stadt gekommen und überfallen worden. In Uebereinstimmung mit den anderen Zeugen erklärt« Hem pel, daß Angerstein im Augenblick der Auffindung vollkom men klar gewefn sei. Borsitzender: Di« Geschichte mit den Räubern soll angeblich eine Wahnvorstellung gewesen sein. Sie hatten aber soviel Bewußtsein, daß Sie den Zeu- gen erzählen konnten, Sie seien aus der Stadt gekommen. Zeuge Scholl gab an, daß Angerstein, als die Trag bahre aufgehoben wurde, rief: „Laßt mich doch, ruft doch meine Frau!" Als der Zeuge dann sagte, daß man die Frau nicht rufen könne, da Ke sich zu Tode erschrecken würde, man könne ihr nur Mitteilung machen, erwiderte Angerstein: „Ach Sott, da sind ja Einbrecher drin, eine Bande von mindesten« 20 Mann." Zeuge Direktor Müller erklärt«, er habe Angerstein schon am Mordabend im Verdacht gehabt, daß er der Täter sei, denn ein Geschäftshaus sehe ander« aus, wenn 20 Rau- der darin gewesen wären. An den nächsten Zeugen, einen Eisenbahnbeamten Köhn, richtet« Angerstein am Schlüsse der Vernehmung di« Frage: „Sie haben mir meine Hand verbunden?" Zeuge: „Ja, Angerstein; ich bedaure das." Der Zeuge Fuchs erklärte, daß di« Löscharbeiten bi« zum Eintreffen der Feuerwehr sehr erschwert waren, da da« Wasser nicht lief. Im Schlafzimmer stand neben der Tür eine Schüssel mit blutigem Laster, in der Küche war «in Eimer mit Wasser, ebenso war auf dem Herde noch Wasser. Dies wurde dann zum Löschen benutzt. Dem ermordeten Ditthardt hinß die Uhr an der Kette au» dem Rock. Dem Zeugen ist bei diesem Anblick sofort der Gedanke gekommen, daß es unverständlich sei, daß di« Räuber nicht» mitgenom men hätten. vmr hinten erschlagen nchrden Mn, Kleidungsstücke ergab, daß sich UW Angerstein die Leute in die bestimmten Zimmer gelockt und sie hinterrücks erschlagen habe. Angerstein habe al« man ihm sagte,-daß seine Fra« tot sei, keine Spur von Erschütte rung gezeigt. Er habe ein offensichtliche« Theater sorge- führt und offenbar nach einem bestimmten Plane gehandelt. Anger st ein erklärte dazu: „Je mehr die Wissen schaft sich irrt, desto bester für mich. Die Menschen verstehen mich nicht, wie ich mich selbst nicht v«stehe." Die Weiterverhandlung wurde darauf vertagt. ' - " — - I '
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