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Landgericht Bautzen. wegen Betrugs und Unterschlagung hatte am 23. April 1925 der vorbestrafte Maurerpolier Richard Edmund Rothe aus Dresden vom Schöffengericht Schirgiswalde sieben Monate Gefängnis erhalten. Gegen seine Verurtei lung hatte er Ben uug eingelegt. Im Sommer 1921 war er in Wilthen aufgetaucht, hatte kurze Zeit dort auf einem Bau gearbeitet und bei der Druckersehefrau Schäfer geb. Richter Wohnung mit Kost genommen. Nach acht Tagen war er spurlos verschwunden, ohne Frau Schäfer zu be zahlen. Än der Zwischenzeit hatte ihn der Hauswirt der Schäfer, der Fischmeister Bruder, beauftragt, zehn Quadrat- Meter Zementplatten für den Umbau seines Stalles zu be sorgen und ihm zu diesem Zweck 400 Mark gegeben. Non vielem Gelde hatte Rothe 225 Mark für sich behalten. Auch Burgstädt. 22. Sunt. Der frühere Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Dr. Friedrich Roth ist am Donner«, tag nach seinem neuen Sohnort Garmifch übergestedelt. Dr. Roth ist geborener Bayer. Zschopau, 22. Juni Vom Blitz erschloßen wurden im Rittergut Weißbach im Zschopautal zwei Kühe und ein Ochse. Da das Vieh nicht versichert war, ist der Schaden na türlich beträchtlich. Plauen i. V.» 22. Juni. Dte häufigen Selbstmorde in der Talsperre bei Bergen kamen dieser Tage im hiesigen Stadtverordnkteukollegrum zur Sprache. Die Kommunisten richteten folgende Anfrage an den Rat: »Ist dem Nate be kannt, daß sich seit Bestehen der Talsperre über dreißig Per sonen in dem Trinkwasser das Leben genommen haben? Ist es ferne.' richtig, daß die Leichen wochenlang im Wasser ge legen und stark verwest herausgefischt worden sind? Was gedenkt der Rat zu tun, uni diese unhaltbaren Zustände in Zukunft zir vermeiden?" Stadtbaurat Goette erwiderte hierauf, daß tue Gerüchte ganz bedeutend übertrieben seien. Es haben sich bisher nicht dreißig, sondern siebzehn Personen In der Talsperre das Leben genommen, davon 14 im Be- triebswafierweihei und nur drei im Trinkwasserweiher. Bon diesen drei habe einer einen Tag, einer sieben Tage und der dritte fünf Wochen im Wasser gelegen. Ein Nachteil für die Genießer des Wassers sei jedoch nicht vorhanden, denn die Menge de; Wassers sei so groß, daß es nicht im geringsten beeinflußt werde. Im übrigen ließen sich bei der räumlichen Ausdehnung einer Talsperre keinerlei Maßnahmen treffen, um zu verhindern, daß jemand darin den Tod sucht. Svort. S. v. 2. 08 1. — 1893 Dresden Ref.-Liga 3 : 5. Beide Mannschaften traten in ihrer stärksten Ausstellung an und <s entspann sich gleich nach Anpfiff ein äußerst flottes, an interessanten Momenten reiches Spiel, mit dem Stande zur Halbzeit von 1 : 1 Die bessere Mannschaft der Gäste ver mochte nach Halbzeit den Sieg zu erringen, nachdem sich bis dahin die Einheimischen sehr gut gehalten hatten. S. V. B. 08 1. Iugend — Sportklub Großröhrsdorf 1. Jgd. 0 : 2. Die OKer drängten zuweilen und bemühten sich, das Ehrentor zu erzielen, wenn nicht die Unentschlossen heil vor dem Tor«, dies zunichte gemacht hätte. hatte er lm Auftrag Bruder, von dem Schmiedemeister Vet ter in Kirschau einen Eisenträger sür 10V -lt geholt. Auf der Quittung »etter, hatte er den Betrag von ISO in IT- Mark umgeändert und diese «fälschte Quittung Bruder voraelegt. Weiter war er noch beschuldigt, in den Gastwirt- schäfte» von Geppert in Wilthen und »emme in Kirfchan je einen Zechbetrug verübt zu haben. Rothe bestritt jede Schuld. Er gab an, er habe zu jener Zeit von einer politi schen Partei den Auftrag gehabt, Mannschaften zum Schutz von Oberschlesien heimlich anzuwerben, habe nur zum Schein in Wilthen gearbeitet und infolge eines Befehle,, Mannschaften nach Oberscklesien zu transportieren, plötzlich abreisen müssen. Dann sei er in Oberschlesien geblieben. Heute erhielt der Angeklagte sechs Monate Gefängnis neid dreijähriger Bewährungsfrist. 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Auf dem Wielandplatze machten wir Halt und sahen auf zu dem Denkmal des Man nes, dem die deutsche Sprache ihre Anmut und Grazie ver dankt. Aber an diesem Abend sollten wir noch nicht viel von der Poesie Weimars zu spüren bekommen. Die Stadt Schillers und Goethes bot sich uns dar als eine moderne Stadt mit all ihrem Hausten und Treiben. Hier ist das Goethehaus; da wohnte Schillert" Mit einem Male fühlten wir uns wieder zurückversetzt in die klassische Zeit Weimars. Mit Bewunderung schauten wir auf zum Goethe-Schiller denkmal vor dem Nationoltheater. Das war ja das Haus, in dem sich 1919 Deutschland seine Verfassung gabt Weiter führte uns der Weg zu unsrer Herberge. Hier umfing uns die volle Prosa des Lebens, mit vielen andern in einem großen Saale zu schlafen. Dort habe ich gekernt, daß man auch in schönen Iuninächten höllisch frieren kann. Der herrliche Sonntagmorgen, der auf diese Nacht folgte, sah uns auf dem Marsche zum Schloß. Durch enge Straßen, vorbei an alten Häutern nahmen wir unfern Weg. Das war das Weimar Goethes, jenes klein«, alte Städtchen. Welch einen Gegensatz hierzu bot uns der Neubau des Schlosses, den Karl August und Goethe ausgeführt haben. Durch Zimmer von wahrhaft fürstlicher Vornehmheit schweiften unsre erstaunten Blicke. Die kostbaren einge legten oder reich geschnitzten Möbel, di« prachtvollen japani schen und russischen Basen, die Büsten und Gemälde, die Decken an Fußböden, all das zu sehen war ein künstlerischer Genuß. Als Wohnhaus eiygerichtet, waren nur einige Zim mer zu einer Wasfensammlung umgeändert worden. Mit dem Aussterben der männlichen Ante des großherzoglichen Hauses erlischt auch das Anrecht der Familie aus diesen Schloßflügel; denn er ist auf staatlichen Grund und Boden erbaut. Die anderen Teile des Schlosse« Hot der Staat be reits eingezogen. Wie manchen Fürsten aber mag man hinauegetragen haben aus diesen Prachtzimmer in die stille Fürstengruft aut den Weimarer Friedhfo. Die Fürstengruft war auch unser nächstes Ziel. Bold stunden wir vor diesem HeUia- tume, an dessen Rücksette sich die Kuppel der griechisch- katholischen Kirche wölbt. Denn unter dieser Kuppel ruht aus geweihtem Boden die GroHtzerzooin Maria Paulowna, die Russin. Wir traten in die Halle. Dämmerlicht ringsum. Eine schmale Treppe führte hiuckb zu den Särgen. So stan den wir nun in dem niedrigen Gewölbe an den Ruheplätzen der großen Toten, in ehrfürchtigem Schweigen, „lieber illen Gipfeln ist Rutz!" Äunoettmr friedvoll mutete uns '...s Goetbewort an, das lmttllUvyerestamg ach «ine Schieise auf Schillers Sarge geschrieben hatte. Ihr großen Toten, ihr seid ja nicht tot. Ihr seid ja lebendiger als je. Die schlichten Holzsärge, sie haben euer Ende nicht besiegelt! Dort, in dem großen Sarge, schläft Karl August, neben ihm Luise, die tapfere FürMrecherin Weimars gegenüber Napo leon. — Mit welchen Gefühlen wir von dieser Stätte schie den, läßt sich nicht sagen. Auf dem Friedhof suchten wir zu nächst das Grab Eckermanns mit dem schmalen Obelisken und oem schlichten, stolzen Worte darauf: „Hier ruht Ecker mann, Goethes Freund." Dann standen wir still vor Goethes Familiengruft ,in der seine Schwiegertochter Ottilie und seine Enkel begraben sind. Schöne Ottilie, hat dein heißes, unruhiges Herz hier Frieden gefunden? Zum Grab jener merkwürdigen Frau zog es uns dann, die Goethe zehn Jahre lang immer von neuem fesselte, zu Charlotte v. Stein. Vom Grabmal grüßte uns ihr Marmorbild, dasselbe, bei dessen Anblick der junge Goethe meist ausgerufen hatte: „Es wäre ein herrliches Schauspiel, zu sehen, wie die Well sich in dieser Seele spiegelt." — Durch die Bäume des Weimarer Parkes sahen wir Goetl)«s Gartenhäuschen schimmern. Noch eine Wegbiegung, und dann lag es vor uns inmitten der grünenden Frühlings pracht, wie es wohl auch Goethe oft geschaut hat. „Ueber- mütig sieht's nicht aus, hohes Dach und niedres Haus." (Goethe). Das also war die Stätte, wo so manche von Goethes unsterblichen Werken entstanden sind! Wir traten zunächst in das einfache Speisezimmer mit den beiden Kup ferstichen von Rom. Wie ost mag in der winzigen Küche nebenan Christiane für ihren geliebten Geheimrat die Spei sen bereitet haben! Dann stiegen wir die Treppe hinauf in das Empfangszimmer mit den Gardinen, die Frau v. Stein gestickt hat. Alter Schreibtisch, kenn du erzählen könntest, wieviel Kunstwerke du hast entstehen sehen! Das einfache, niedrige Arbeitszimmer und das kleine Schlafzimmer mit dem Reisebette, das zugleich als Koffer diente, sie wollten gar nicht zu der glänzenden Vorstellung paffen, die wir uns von Goethe gemacht hatten. Durch den Garten mit den alten, hohen Bäumen gingen wir bis zu der großen Steintafel, die noch heute Goethes Sehnsucht nach Lotte v. Stein kündet. Nachdem jeder auf seine Weife ein Mittagsmahl ringe- nommen hatte, trafen wir uns wieder an dem stattlichen Wohnhaus Goethes. Durch die vornehmen Gesellschaft»- räume im ersten Stock schritten wir hinauf zu den Zimmern d«s Dichter«. Welche Einfachheit! Goethe hat einmal m Eckermann gesagt: „Sie sehen in meinem Zimmer kein Sofa — Prächtige Zimmer und elegantes Hausgerät sind etwa» für Leut«, die keine Gedanken haben und haben mögen". Ehrfürchtig standen wir still unter der Tür zu Goethe« Schlaf- und Sterbezimmer. Auch hier alles von ausgesuch ter Einfachheit. Dort steht das Bett, daneben der Lehnstuhl, in dem Goethe seine letzten Worte ausrief: „Mehr Licht." Was für künstlerisch« und wissenschaftliche Schätze bargen nun die andern Zimmer! Da bestaunten wir Vie graste Bibliothek, hier die Gteinsammluna, dort wieder di« alten römischen Skulpturen, di« Kupferstiche uttd Münzen. Wi< verwunderten wir un» im plchsikolischen Zimmer über die Menge von Bersuchen, die Goethe der Farbenlehre halber unternommen hat, und über die vielen Bücher, die er zü diesem Zwecke durcharbettete. Andre Räume wieder -chM» uns seine Zeichnungen oder legten Zeugnis ab von feinen Schädelstudien. Immer tiefere Achtung erfüllte uns vor der großartigen Vielseitigkeit dieses einzigartigen Menschen. Als wir das Goethehaus verließen, kam mir das Wort Napo leons in den Sinn: „VoM un dowws". Die vielen Sehenswürdigkeiten hatten unsere Augenas gemacht. Wir wollten noch ein paar fröhliche Stunden ver- bringen, ehe wir weiter fahren mußten. Ueber den alten Friedhof nahmen wir unfern Weg. Irgend eine gütige Hand hatte auf das Grab Christianens v. Goethe einen Strauß gelegt, aus das Grab der armen, geschmähten Chri stiane. Einen Augenblick standen wir still vor Schillers erster Ruhestätte, wohin man ihn einst um Mitternacht ge bracht hatte. In der Fürstengruft ist dein rechter Platz, du Fürst des Geistes! Der schöne Weimarer Aufenthalt sand ein schönes Ende. Wir gingen ins Hotel Germania, in das Gasthaus des früheren Bischofswerdaer Schützenhauswirt», Herrn Schröder. Dort wurden wir aufs freundlich ste ausgenommen und mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Herr Schröder versicherte uns, daß er noch immer mit Liebe an Bischofswerda denke, ja sogar noch den „Sächsischen Erzäh ler" lese. Im fröhlichen Gespräch vergingen so die Stunden bis zur Abfahrt. Leb' wohl, du Mufenstadt! Der Zug hkelt in Erfurt. Wir stiegen aus. Nach tüch tigem Marsche kamen,wir aufcher allen Cyriaksbürg an, un serer heutigen Herberge. Wer hätte geahnt, wie schön es hier oben war! Nette Anlagen und sogar einen Sportplatz gab es. Non einem verborgenen Aussichtspunkte hatten wir einen prachtvollen Blick über die Stadt im Tal. Wie reines Gold glänzte das Muttergottesblld des Domes in der sin kenden Sonne. Obgleich es schon N9 Uhr war, stiegen wir doch noch einmal hinab von unserer Barg in die Stadt. Ueberwältigt standen wir vor dem Dom. Das hatten wir nicht erwartet. In 70 Stufen führte die breite Treppe hinauf bis zu dem großartigen Portal mit den zwölf Aposteln. Mit List u. Tücke drangen wir trotz der vorgerückten Stund« we nigstens bis in den Hof. So konnten wir das gothische Por tal mit den zehn Jungfrauen und das Muttergottesbild aus der Nähe bewundern Die Sonne war untergegangen. Die letzten Strahlen des Abendrots vergoldeten den Dom. Da nahmen wir Abschied von ihm. Immer und immer wieder schauten wir un« um. Deutsche Kunst, wie vermagst du so gewaltig zu Herzen zu sprechen! Der Bollmond war aufge- gangen, als wir wieder auf der Burg ankamen. Was lockt mehr al» eine schöne Mondscheinnacht? Bald saß «in Teil von un» in einer herrlichen Laube, ein anderer tanzte auf grünem Riffen nach den Klängen einer Ziehharmonika. Schmeichelnd erklang die Geige, und wir mischten unsere Stimm« in den GesaNLder kleinen Gesellschaft, die hier oben den Abend verleben wÄte. Gesang, wie verbindest du uns mtt Menschen, die wir nie gesehen und nie wieder sehen werde»! Der Mond lugte durch die Blätter. Un» war so wohl zu Mutt. Wer fragt da noch lttr Zeit? „Wir müssen schlafen gehen, momen haben wir einen tüchtigen Marsch vori* Ein ttefev Seufzen, ein entschlossenes Stchlosreißen, ein herzlicher Gutenachtwunsch, und wir schliefen bald fest und gut aut deu.Strohmatratzen in der alten Burg. , LtjaKrevstcker. .