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Der Sächsische Erzähler Beiblatt p, Rmmme 1« Aus Sachsen. Leipzig. 22. Juni. Unterschlagungen eines Postinfpek- lors ist man auf die Spur gekommen. Auf dem Postamt in der Einertstraße in Neuschönefeld entdeckte man eines Morgens, daß die Tür nicht verschlossen war. Man glaubte zuerst an die Vergeßlichkeit eines Beamten und bezeichnete es als einen besonderen Glücksumstand, daß nicht Diebe in zwischen das Amt heimgesucht hatten. Plötzlich mußte man aber feststellen, daß 16 060 Mark Rentengekder fehlten. Der Vorsteher des Amtes, Postinspektor Dietze, ordnete sofort eine strenge Untersuchung an, die sich auch auf die Wohnun gen der Briefträger erstreckte und die er selbst im Auftrage der Behörde durchführte. Dabei mußten sich die Beamten ganz genau über den Erwerb etwaiger Neuanschaffungen ausweisen. Bei einer dann erfolgten Protokollaufnahme brachte ein Beamter vor, daß es ihm auffällig gewesen fei, daß die letzte Gehaltszahlung in sehr kleinen Geldscheinen erfolgt sei. Dadurch lenkte sich der Verdacht der Unter schlagung auf den Vorsteher des Amtes selbst. Er wurde in Haft genommen und hat dann auch ein Geständnis Ä- gelegt. -M-M Richt Minder bedeutungsvoll erscheint uns schlietzllck die nicht ganz eindeutige Bestimmung/ daß . von einem Ans' Wertungsanspruch dann keine Red« mehr sein kann, wenn sich die Parteien bei Ablösung dc.r alten Hypothek Über et waige Aufwertungsansprüche bereits einigten. So wenig stens hat dle ständige Rechtsprechung des Kammergerichis zu Berlin die Bestimmung bisher ausgelegt. Beispiel- Die eingangs erwähnte Hypothek von 106000 Goldmark wurde am 1. Juli 1023 gelöscht; der Gläubiger äedoch machte die Löschungsbewilligung davon abhängig, daß er statt 100000 Papiennark weickgstens 10 Dollar er halte; in Wirklichkeit stand damals die Papiermart zur Goldmark etwa 37 000; statt knapp drei Goldmark wollte der Gläubiger also 10 Dollar, mithin 42 <^il; er kann nach- Treu und Glauben nun nicht sagen, r habe ja nur 42^-be^ kommen und demnach noch 24 9S8 -4t zu fordern, sondern mit den 42 (10 Dollar) war eben der Aufwertungsan ¬ spruch abgegolten. Äehnlich liegt der Fall auch bei den sogenannten „Damm", welche von vielen Gläubigern für vorzeitige Löschung verlangt wurden; so war es um die Jahreswende 1922/23 üblich, die Löschungsbewilligung nicht mehr .gegen Papiermark, wohl aber gegen ein Damno von 70 bis 120 v. H. zu erteilen, so daß also die immerhin noch gering fügigen Betrüge von 170 000 bis 220 000 Papiermark statt 100 000 Goldmark erlegt werden mußten. Mit diesem Auf schlag war naturgemäß ein etwaiger Aufwertungsansprych voll abgegolten; es hätte ja auch — und wieviel hat denn ernstlich daran gefehlt?! — der Grundsatz „Mark ist Mark" auch fernerhin durchdringen können; dann waren die Damni unnötig gezahlt gewesen. Zweifelhaft erscheinen nur diejenigen Fälle, kn denen die Gläubiger die Hypotheken selbst kündigten, und zwar ohne Einhaltung der Frist, mit der Begründung, sie wollten das Geld nicht länger entwertet sehen; die Kündigung wurde oft von einer Forderurig auf Zinserhöhung begleitet; ob hierin nicht auch ein Verzicht auf die Aufwertung zo erblicken ist, erscheint, wie gesagt, einigermaßen zweifelhaft. War mutz der Gläubiger mm de« neue« Bestimmungen wissen? Das Aufwertungsgesetz scheint nunmehr endgültig dem Meinungsstreit entrückt zu fein. Es ist hier nicht der Ort, nochmals aus die Frage einzugehen, ob und inwieweit die nunmehr gefundene Lösung eisten- gerechten Ausgleich schafft. Ohne unbillige Härten — besonders bei den Grenz fällen — geht es bekanntlich bei solch erzwungenen gesetz lichen Regelungen nie ab. Für uns handelt es sich im fol genden nur darum, auseinanderzusetzen, was nunmehr Recht und Gesetz in Deutschland ist. Grundsätzlich gilt dem nach nun die 2Sproz. Aufwertung, das heißt, jeder Hypothe kengläubiger hat wenigstens ein Viertel besten zu bekom men, was seine Hypothek am Tage des Erwerbs (der Hin gabe des Darlehns) in Goldmark wert war. Beispiel: Auf ein Grundstück war am 1. Juli 1918 eine Hypothek von 100000 Mark gegeben worden; diese Hopo- thek wird nun mit 2S000 Goldmark aufaeryertet. — Oder: Auf dasselbe Grundstück waren am 24. Juli 1923, als die Goldmark rund 100 000 Papiermark (über den Dollar er rechnet) galt, 100 Millionen ausgenommen worden; dann waren diese 100 Millionen am Tage der Hingabe 1000 Goldmark wert; der Gläubiger kann nunmehr die Aufwer tung mit 250 Reichsmark verlangen. Verwickelter -sind die Bestimmungen für den Fall, daß die Hypothek zurückgezahlt wurde. Hat der Gläubiger sich bei Annahme der Leistung seine Rechte vorbehalten (was vielleicht auch aus den Be gleitumständen geschlossen werden kann), so ist er aufwer- tungsberechttat. Anders liegt der Fall, wenn die Rückzahlung nach dem 15. Juni 1922 geschah. Hier greift grundsätzlich die Aus wertung auch dann durch, wenn der Gläubiger bei Ent gegennahme der Rückzahlung keinen Vorbehalt angebracht hat, und zwar selbstverständlich auch dann, wenn die Löschung der Hypothek bereits im Grundbuch eingetragen war. Die Hypothek lebt wieder aus. Der Gläubiger muß sich jedoch die empfangenen Beträge zum Werte des Empfangstages anrechnen lassen. Beispiel: Die obenerwähnte Hypothek vom 1. Juli 1918 wurde am 1. Februar 1923 zurückgezahlt, und zwar mit 100 000 Papiermark. Diese waren aber damals nur 20 Goldmark wert; diese 20 Goldmark muß sich der Aufwer tungsgläubiger auf die an sich aufwertungsfähige Summe von 25 000 „tt anrechnen lassen, so daß die Gesamtaufwer tung noch 24 980 beträgt. Voraussetzung ist in denjenigen Fällen, in denen ein Wiederaufleben der alten Forderung gewünscht wird, die Anmeldung des Aufwertungsanspruches bei der Auswertungsstelle, und zwar sobald wie möglich, da die Frist am 1. Januar 1926 abläuft. Natürlich erscheint es wünschenswert, daß die Parteien sich möglichst außerhalb der Aufwertungsstellen auseinandersetzen; es würde vollauf genügen, wenn der alte Gläubiger sich mit dem Schuldner dahin einigte, daß der Aufwertungsanspruch in bestimmter Höhe wieder ins M AOerlWsWe frühem HWWaMim Grundbuch eingetragen wird; die Einwilligungserklärung des Schuldner» (Hauseigentümers) muß notariell beglau bigt werden Können sich Gläubiger und Gchüldner nicht einigen und hat der Gläubiger seinen Aufwertungsanspruch fristgemäß angemeldet, so macht die Aufwertungsstelle dem Schuldner davon Mitteilung; dem Schuldner steht das Recht zu, binnen einem Vierteljahr nach Empfang der Mit teilung Einspruch zu erheben und gerichtliche Entscheidung zu beantragen; versäumt der Schuldner die Einspruchsfrist, so gilt der Anspruch in Höhe der vom Gläubiger beantrag ten Summe ausdrücklich zugestanden. Die Wiedereintragung im Grundbuch findet statt: Ent weder, wenn die Einspruchsfrist ohne Widerspruch seitens des Schuldners ablief, oder nach rechtskräftiger Entschei dung über die Höhe des Anspruchs. Ausnahmen kennt das neue Aufwertungsgesetz nur so weit, als der Schuldner selbst infolge des Währungsverfalls starke Ver mögensverluste erlitt — eine kautfchukartige Bestimmung, die aller Voraussicht nach eine Flut von Rechtsstreitigkeiten nach sich ziehen wird —, oder, so weit, als der Schuldner, der zugleich persönlicher Schuldner war — man denke an eine hypothekarisch gesicherte Rente — inzwischen das Grundstück verkaufte und dafür nur einen unverhältnismäßig niedrigen Erlös erzielte. Beispiel: Der Eigentümer eines Hauses hatte persön liche Verpflichtungen einer verwandten Person gegenüber; diese Verpflichtung war vor dem Kriege mit 100 000 Gold mark hypothekarisch gesichert worden. Das Haus wurde 1923 für 10 Millionen Mark (in Gold umgerechnet knapp 2000 -K) an einen Ausländer verschleudert; in diesem Falle wäre es eine Unbilligkeit, von dem persönlichen Schuldner, dem früheren Hauseigentümer, die Aufwertung zu ver langen; zumeist wird sich der Anspruch mit Erfolg gegen den nunmehrigen Eigentümer richten können. Der Aufwertungsanspruch wird auch nach den neuen Bestimmungen aus Abtretungen (Zessionen) erstreckt. Die bisherigen Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches finden sinngemäß Anwendung. Doch folgt der frühere Gläubiger mit feinem Anspruch dem nunmehrigen Gläubiger im Range voran; es wären demnach dem Eigentümer aufzu bürden: 1. die 25proz. Aufwertung aus den 1000 Goldmark, 2. die 25proz. Aufwertung aus den 100 000 Goldmark, ab züglich der 1000 Goldmark, die der frühere Hypotheken gläubiger bereits 1922 bei der Abtretung empfing; folglich stünde zugunsten dessen, der die Hypothek 1922 erwarb, eine rufgewertete Hypothek mit nunmehr 250 Goldmark, zugun- ten des alten Gläubigers hinter dieser noch die Forderung von 25 000 weniger 1000, gleich 24 000 Goldmark. Ein wichtiges Recht ist den Aufwertungsgläubigern in- ofern eingeräumt worden, als sie Hausverkäufe anfechlen können,, die seit dem 1. Januar 1925 in der offenkundigen Absicht, die früheren Hypothekengläubiger zu schädigen, ab geschlossen worden sind, — eine Absicht, die nachzuweisen nicht immer leicht sein wird. Das Schwert von Thule Roman von Leontlue voa Wlnkerfeld-Plalen. <26 Forhehung.» (Nachdruck verboten.) Der andere sah ihm verblüfft und kopfschüttelnd nach. „Wie diese hohen Herren auch alleweil sind! Hätt' wenigstens noch einige Ellen flandrisch Tuch bei mir bestellen können." < Am Nachmittag ritt Otto Maltzon mit seinen Knechten wieder aus den Toren der Stadt. Er ritt scharf, denn es mar ein Sehnen in ihm, heim nach Wolde zu kommen. Er durste nicht an den Lämmerzahl denken, sonst stieg ihm eine Blutwelle des Zorns in die Schläfen. Würgen hätte er den Kerl mögen mit seinen beiden bloßen Händen. Im Farnkraut sich verbergen, indes die Braut schutzlos zu Pferde saß, von Feinden und Knechtsvolk bedroht! O Kott im Himmel, war so etwas überhaupt auszudenken? lind diesen Mann wollte Heilwig heiraten? War sie denn ganz von Sinnen? Er gab seinem Roß die Sporen und jagte über den Schnee, daß die Ballen von den Hufen flogen. Nein, nein, dahinter steckt noch etwas anderes. Ein Geheimnis lag dahinter, dem er auf die Spur kommen mußte. Hatte Heilwig nicht selbst neulich gesagt: „Um einer anderen willen!" O, daß er Flügel hätte, um schneller in Wolde zu fein! Heute noch mußte ihm Heilwig alles sagen, die ganze Wahr heit! Damit er wußte, wo des Gespinstes Knoten war, den ei zerhauen wollte mit seinem Schwert. In den Bügeln hob er sich und seine Augen brannten. Es schimmerte der Schnee in der Abendsonne, wie von tau send Sternen überglitzert. „Heilwig!" jauchte seine Seele, und immer nur „Heilwig!" Er war noch nicht west mit seinen Knechten von Dem min, als ihnen in großer Hast ein Trupp Reiter entgegen kam. Die schwenkten schon von weitem ihre Fähnlein in den Malganschen Farben und zügelten ihre Gäule, als sie nahe heran waren. Der Führer ritt auf Otto zu. „Dem heiligen Georg sei es gedankt, daß wir Euch doch rwcb treffen, Herr. Euer Bruder Verend schickt Tuck Bot schaft, daß Ihr Euch mit ihm vereinen sollt, umgehend. Er hätte wichtige Befehle für Euch. Er steht mit seinen Mannen schon bei Dargun. Die Mecklenburger sollen im Anzug fein unter Führung des Herzogs Magnus selbst. Da gilt es nim- mcr Zeit zu verlieren. In des Ritters stahlhartem Antlitz zuckte keine Muskel. Mit einem kurzen Ruck wandte er sein Roß. Und rief den erstaunten Knechten mit hallender Stimme zu: „Aus, nach Dargun!" Dann setzte er sich an die Spitze de« Zuger und trabte schweigend den verwehten Schneeweg -nüick. Wie ein dunkelroter Ball versank die Sonne hinter den pommerschen Wäldern. Ganz leise klirrte sein Schwert beim Traben in der Scheide. Es war dasselbe, das die alten Wörtlein trug: „Dieweil es gilt die seel und auch das gut, So gilt es auch das leben und das blut, Gott gebe uns ein heldenmuth!" Wie schleichen die Tage so unertriiglich langsam, wenn wir warten müssen. Wenn vom Anfang bis zum Untergang der Sonne die Sehnsucht und das Warten mit uns wan dern und uns stören in jeder Arbeit und in allem Tagewerk. Das macht die Seele am Ende so müde und matt, daß sie aufweinen möchte und doch nicht weiß, warum. Worauf wartete Heilwig denn eigentlich? O, worauf nur? Sie fragte es sich selbst hundertmal am Tage und durchwachte die Nächte, um eine Antwort zu finden. Wartete sie aus Otto Maltzans Heimkehr, damit er ihr die Botschaft brächte, ob Fridolin Lämmerzahl noch am Leben? Ach, darüber brauchte er ihr keine Botschaft zu bringen. Tief, tief in ihrer Seele wußte sie, daß Fridolin noch lebte. Und daß in Rostock eine war, die sich die Augen aus weinte nach ihrem Wiederkommen, weil davon Glück und Leben der einen abhing. Ja, worauf wartete Heilwig denn? Auf den Frühling vielleicht, der ihr endlich die Heimkehr nach Rostock möglich machen sollte? Oder auf ein Wunder, das ihr die schwere, schwere Last von der Seele hob, unter der sie oft zusammen zubrechen meinte? War es wirklich erst ein Jahr her, daß sie oben im Norden mit dem Ahnen im Blockhaus am Herd feuer gesessen und feinen uralten Skaldenliedern gelauscht? Damals war sie noch jung und so fröhlich gewesen wie ein Kind. Und hatte sich an den Fjorden und den Schnee bergen und dem Nordlicht gefreut mit wildem, starkem Jauchzen. Wie die schrillen Seevögel es taten, die um die Klippen flatterten im tosenden Sturm. O, war das Leben ihr da schön gewesen! Schön und gewaltig und reich! Und wenn die Morgennebel über den Wassern lagen, dann war es ihr immer, als seien das undurchsichtige Schleier, die ihre Zukunft bargen. Und es war ost wie Uebermut und Neugier über sie gekommen, diese Schleier nur einmal lüften zu dürfen. In übersprudelnder Jugendluft hatte sie dem Ahnen einmal davon gesprochen. Der hatte ernst da», schnee weiße Haupt geschüttelt und ihr die zitternden Äreisenhände auf die wetzenblonden Haare gelegt. „Es ziemt uns nimmer zu wissen, was die Rornen für uns spinnen, Kind. Das weiß nur Allvater allein. Wir sol- len stark und aufrecht durch das Leben gehen und nur treu sein, Heilwig — treu in Wort und Pflicht und Tat bis an den Tod. Alles andere ist Not und Unruhe." Sie hatte seine Worte damals noch nicht so ganz verstan den. O, dich er noch lebte! Daß sie wieder niederknien könnte vor ihm wie einst und ihr müdes Haupt in seinen Schoß legen und seine Hände fühlen auf ihrein Haar. O, daß sie ihn um Rat fragen könnte in ihrer großen Not. Dieweil sie nimmer aus noch ein wußte jetzt. Wenn sie ihn jetzt vor sich sah, so hatte er ein ernstes, strenges Gesicht und schien nicht zufrieden mit ihr. Und sagte immer nur das eine: ) „Wortholten ist nötiger als Atemholen." Ja, ja — sie wollte ja auch fort von hier. Sobald es ging. Hatte sie nicht unzählige Male schon darum gebeten? Und doch — und doch! Es war so selig, hier zu sein. Trotz allem. Solch wunderseliges Heimatsgefühl wollte sie oft überkommen hier. Denn war nicht einer Kind gewesen hier? Hatte einer nicht hier seine ersten Schrittlein getan? Seine ersten Worte gestammelt an Mütterhand? Hatte einer nicht seine ersten Waffengänge geübt und ersten Schwerthiebe mit der ungelenkigen Knabensauch? War nicht einer von hier aus Seite an Seite mit dem Bruder in die ersten Fehden ge zogen? O, wie hatte sie jeden Stein hier lieb, denn er hielt ja die Mauern von seinem Vaterhaus. Und sie konnte sich den Tag nicht denken, an dem sie diesen Ort einmal ver lassen sollte. Ueber den Schneeseldern verblaßte ein gelbroter Abend schein. Oben am Burgfenster des Frauengemaches stand Heilwig und wiegte Frau Gödels Kind. Das lag schlum mernd in den Kissen und ahnte nichts von Lebenskampf und Seelennot. Brigitte Alvensleben und Frau Gödel waren unten in der Küche beim Schweineschlacksten. Es waren nun schon zwei Monde her, daß Verend und Otto Maltzan gegen Meck lenburg im Felde lagen. Unerbittlich setzten sie ihren Krieg gegen den Herzog fort, und noch war kein Waffenstillstand erzielt. So kam allmählich der Frühling des Jahres 1477 ins Land. Auf den Saaten und Hängen schmolz der Schnee und rieselte in lustigen Wässerlein talab. Im schwarzen, kahlen Geäst der Linden im Burghof zu Wolde lärmten und schrien die Stare. Schneeglöckchen und Krokus drängten sich im kleinen Gärtlein schüchtern ans Sonnenlicht. Nahe der Mauer des Burggartens stand in hohen Männerstiefeln Bri gitte Alvensleben in der feuchten schwarzen Erde und schau felte mit ihrem Spaten, daß es nur so eine Art hatte. Di« Männer waren rar geworden auf Wolde, dieweil die rüsti gen alle mit Herrn Verend im Felde standen. Da galt es für die Frauen tüchtig zu schaffen und keine Mcmnerarbeit zu scheuen. Das war so recht Brigittes Fall, und st« ging allen mit bestem Beispiel voran. Ihre spitze Pelzmütze war ihr zu warm geworden in der Marzensonne, sie hatte sie neben sich an einen Baumzweig gehängt. Zwischen dem emsigen Graben mußte sie sich oftmals bücken, um di« schönen, fetten R-gemoürmor in einen Napf zu sammeln, für die Hühner, di« iHn besonderen Obhut unterstand«,. «ortieWm- fvlgd»