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tö würde ich weder ein guter Seemann, noch ein guter Demo krat sein, wenn meine Gefühle anders wären. In den Ver einigten Staaten, wo ich viele Freunde habe, und wo auch viele Norweger glücklich und in guten Verhältnissen Hausen, hoffe ich es klarzumachen, daß feder einfache Seemann auf der Seite der Alliierten stehen muß. Mein Ziel wird sein, zu erklären und zu beweisen, daß alle wirklichen Seeleute in ihrer Seele all das bekämpfen, wofür Deutschland streitet! Denn das, wofür Deutschland ficht, widerstreitet im tiefsten Grunde allen Gedanken von Freiheit und Ritterlichkeit, welche doch die gesamte Welt mit Recht mit dem Seemanns beruf verbindet." Es folgen dann lange Tiraden zum Lobe der englischen, der französischen und der amerikanischen Armee, die er, im Gegensatz zur deutschen, nicht hoch genug preisen kann. Wenn englische, französische oder amerikanische Schiffe für Amundsen einen Ehrensalut abfeuern würden, so würde ich das durchaus begreiflich finden; aber sie denken nicht dran. Sie wissen recht gut, daß Amundsen für seine Pro paganda für die alliierte Sache während und nach dem Kriege hoch genug bezahlt worden ist. Wir Deutschen aber, deren Marine dieser neutrale Norweger gegen Be zahlung mit Schmutz beworfen hat, wir feuern heute Salutschüsse zu seinen Ehren ab! Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteBerbreitung inallenVolksschtchten Beilagen: Sonntags -Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernspr.Nr, 23 Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung tm Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blau enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amwhaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und de« Haupt-ollamt» zu Bautzen, drs Amtsgerichts, des Finanzamtes und de» Stadtrat« zu Bischofswerda. Tagesschau. Nach Meldungen aus Berlin sind die Ressortbespre chungen über die Antwortnote Briand» in letzter Zeit soweit gefördert worden, daß das Reichskabinett Mittwoch abend in einer Sitzung über die Note beraten konnte. Irgend welche Beschlüsse sind nicht gefaßt worden. * Die erste Lesung der Aöllvorloge im Reichstag wurde am Mittwoch mit einer Rede des Reichsfinanzministers v. Schlicken eingeleitet. Die vom Reichsfinanzminister geforderte Erhöhung der Vier- und Tabaksteuer ist vom Reichstagsausschuß abge- tehnt worden. , * Ein spanischer Unterhändler begibt sich zu Abd el Krim, um diesem die Grundlagen für einen Friedensschluß mit Spanien zu überbringen. Zu de» mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliche» an anderer Stelle. ischen Volk« gegen den Sicherheitspakt. Das ... noch einmal auf die berüchtigte Havas-Note doch wohl die Wahrheit gesagt habe, und kündigt in für heut« nachmittag eiste mächtige Opposition im Unterhause an, die ovn den Vätern und Müttern käme, die ihre Söhn« nicht durch «inen europäischen Pakt zum Tode verurteilen kaffen Wollten. Auch die öffentliche Meinung Amerikas will an eine wirkliche versShnlMeit Frankreich» nicht recht glau ben. Ms amerikanischen Zeitungen schenken dem Beschluß der Pariser MnWrkäi, hinsichtlich der Räumung der Ruhr keine giwße HeochtunL Wirb da» Sanktion»gebiet geräumt? Berlin^ 25. Juni. (Drahtb.) Der Beschluß des Pariser Ministerrates über die Vorbereitungen für die Ruhrräu mung hat in Berliner diplomatischen Kreisen nicht über rascht, da in London ausdrücklich vereinbart worden ist, daß die Räumung des Ruhrgebietes am 16. August vollendet sein müsse. Ebenso muß aber am 16. August die Räumung des Sanktionsgebietes vom Frühjahr 1921 beendet sein, und zwar auf Grund der Londoner Vereinbarungen. In einem in London ausgetauschten Memorandum ist ausdrücklich festgestellt, daß sich Frankreich und Belgien dem nicht wider setzen, daß die im Frühjahr 1921 besetzten rechtsrheinischen Gebiete gleichzeitig mit dem Ruhrgebiet geräumt werden. Man ist daher in hiesigen diplomatischen Kreisen davon überzeugt, daß die Vorbereitungen auch das Sanktionsge biet umfassen. Es ist schwer verständlich, wodurch der Beschluß des Pariser Kabinettsrats einen so weitgehenden Optimismus erzeugen konnte, wie er in einzelnen deutschen Blättern zum Ausdruck gebracht wird. Wenn es auch nicht mehr als eine Selbstverständlichkeit ist, daß die französische Regierung aus dem klaren unzweideutigen Abkommen von London die Folgerungen zieht, so ist uns doch nicht die Garantie dafür gegeben, daß die Ausführung den Buchstaben und den Geist des Londoner Vertrages entsprechen wird. Jedenfalls haben wir keine Veranlassung zu vorzeitigemJubel, son dern vielmehr zu schärfster Beobachtung unter Verwertung unserer früheren Erfahrungen. Im Ausland« denkt man über den Pariser Beschluß sehr viel nüchterner. Wie aus London gemeldet wird, be- betrachtet man die Verösfentlichtung des Räumungsbe schlusses als einen Versuch, auf die Debatte im englischen Unterhaufe einzuwirken und die Stimmung für ein Kom promiß im französischen Sinne günstig zu beeinflussen. Ein zelne Blätter sprechen von einer „schönen Geste der franzö sischen Regierung und wenden sich gegen ihre heimlichen Hintergedanken. Am unbekümmertsten natürlich das Blatt Lloyd Georges, Daily Chronicle, in dem es heißt, keine Ration könne einer anderen eine Sicherung garantieren, so lange diese Ration gegen jene weiter Waffen schmiede. Frankreich müßte, wäre es ehrlich, abrüsten und seine Schulden bezahlen. Chamberlain müßte heute den Beweis dafür antreten, daß er Frankreich gegenüber diese Notwen digkeit erwogen habe. Die Daily News fordern eine Sicher heitsgarantie Frankreichs gegenüber England im Hinblick auf Luftangriffe und U-Boote. Man werde hierüber Cham berlain sehr gründlich befragen. Der Daily Expreß spricht von einer stündlichen Zunahme der Abnahme der Abnei gung des englischen Volk« Blatt kommt noch einmal^ zurück, die do Chamberlain Die Zollvorlage im Neichslag. Verliü, 25. Juni. In der gestrigen Reichstagssißung fand die erste Lesung der Zollvorlage statt, die Reichsfinanzminister v. Schlieben mit einer großen Rede einleitete. Der Reichsrat habe, so führte der Redner aus, der Vorlage zugestimmt. Die wirt schaftlichen Verhältnisse hätten sich geändert. Die Gliederung der Tarife entspräche nicht mehr den Bedürfnis sen. Das gleiche gelte von der Höhe der einzelnen Tarifsätze. Durch die Geldentwertung sei das Niveau des Zolltarif« hernntergedrückt morden, andererseits seien die Produk tionskosten im Jnlande durch die vermehrten Steuerlasten, durch die erhöhten Frachten, die gestiegenen Rohstosfpreife gewachsen. Das Ausland habe seine Zollschuhmauern zu schwindelnder Höhe emporgesührt. Die Einfuhrverbote müßten verschwinden, wenn Deutschlands Versuche, sich la die Wirtschaft einznreihen, Erfolg haben sollten. Deutsch land müsse eine Grundlage zu Ta rifverhamd« langen mit anderen Ländern erhalten, daher sei die Vor lage mit größter Beschleunigung zu erledigen. Die Neichsregierung habe sich auf das Erreichbare, den Zolltarif zu modernisieren, beschränkt. Er sei nur dort ge- ändere, wo ein wirtschaftliches Bedürfnis vor liege. Der großen Zolliarifrevisirn müsse man die gründ liche Neuregelung Vorbehalten. Vor allem müsse man mit dem Rest der'Kriegsmcßnahmen aufräumen. In den Zei ten der Zwangswirtschaft sei der Zoll vorübergehend aufge hoben worden. Wahrend bei einem großen Teile der Er zeugnisse die Zollfreiheit wieder beseitigt wurde, sei das bei anderen nicht der Fall, besonders bei den großen Gruppen der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, für die die Zollfreiheit und damit eine große Lücke im Schutze der deutschen Wirtschaft bestehe. Pflicht und Ausgabe der Regierung sei es, so betonte der Reichssinanzminisier, folgende zwei wichtigen Ziele durch Wiedereinführung agrarischer Zölle zu erreichen: 1. das notwendige Rüstzeug in Form von Ver handlungszöllen zu schassen, 2. der Landwirtschaft jenen Schuh zu sichern, der ihr aus Gründen der Parität gegen über den Zndnstriezöllen gewährt werden müsse, falls nicht eine gefährliche Störung des Gleichgewichts eintreten solle. Vas geschehe unter weitgehender Rücksichtnahme auf die Verbraucherschast. Mindestzölle als System lehne die Reichsregierung ab. Sie halte grundsätzlich am Einheitstarif fest. Was man aber am System verwerfen müsse, könne als Aus nahme nützlich unb sogar notwendig sein, und solche Not wendigkeit nehme die Reichsregierung für die Mindestge treidezölle als gegeben an. Die Rcichsregierung werde an die Neuregelung des Einfuhrscheinsystems sofort nach Ver abschiedung der Vorlage herantreten. Zum Schluß verwies der Minister auf die große Bedeutung der Vorlage für die deutsche Produktion und die deutsche Handelspolitik. Das Handelsabkommen, das mit der belgisch-luxemburgischen Wirtschaftsunion abgeschlossen wurde, beruhe bereits auf den im Entwurf vorgesehenen Zollsätzen. Ebenso würden die Gesetze den schwebenden Handclsvertragsverhandlungen mit Frankreich und Italien zugrundegelegt. Um günstige Abschlüsse herbeizusühren, müsse die Vorlage schleunigst verabschiedet werden. Der Minister bat, die Bera tungen im Plenum und in den Ausschüssen so zu fördern, daß die Vorlage noch vor den Sommerferien Gesetzeskraft erlangt. Abg. Wissel (Soz.) fragt nach den Zielen der Regierung für die Zoll- und Handelspolitik. Die Vorlage sei auf jede» Fall hochschutzzöllnerisch. Die sozialdemokratische Fraktion denke nicht daran, diese Zollvorlage mitzumachen. Abg. Thomsen (D.-N.) begrüßt die Einbringung des Gesetzentwurfes, bedauert aber, daß er so spät kommt. An dere Länder sind uns mit der Festsetzung von Zöllen sehr weit vorausgeeilt. Die Schuld an diesem Versäumnis trägt aber nicht die gegenwärtige, sondern tragen die vorherge gangenen Regierungen. (Zuruf rechts: Die Sozialdemo kraten!) Die Schuld trägt aber auch der Reichstag, der jetzige wie der vorige. Die schleunige Verabschiedung der Vorlage ist dringend notwendig. Wir werden zu prüfen haben, ob di« Vorlage die Gewähr bietet, das mit ihr ver folgte Ziel zu erreichen. Sie berücksichtigt nicht die Interessen eia« Staad«, --- sondern d« ganzen Volk«. Auf der einen Ätte ist jetzt die Industrie durch Schutzzölle geschützt, auf der anderen entbehrt die Landwirtschaft dies« Schutt«. Diese Imparität mich das Gleichgewicht der WnMraft stiften. Liv^Zntunst-. unsrrer ZndustriebevAke- Deutschland vnd Amundsen. Eine notwendige Aufklärung von Hanns Heinz Ewers. Zwei deutsche Kriegsschiffe, die „Hannover" mio die „Elsaß", haben bet ihrer Ankunft in Oslo (Christiania) je einen besonderen Ehrensalut für den von seiner. Nordpol- Expedition zurückkehrenden Kaptain Roald Amundsen abgegeben. Ich lese ziemlich regelmäßig eine ganze Reihe nicht nur europäischer, sondern auch amerikanischer Blätter. Ich stelle fest, daß von keiner anderen Nation dem norwegi schen Forscher eine solche ganz außerordentlich hohe Ehre zuteil wurde. Ich stelle ferner fest, daß in der Presse keines Landes die Expedition Amundsens auch nur entfernt ein solches Interesse fand wie in der deutschen. Es wäre danach anzunehmen, daß gerade wir Deutschen «ine besondere Aufmerksamkeit Roald Amundsen schenken müßten, daß wir ihm für irgend welche Handlungen viel leicht besonders dankbar sein müßten. , Wie nun verhält es sich damit? In der Tat hat sich Kaptain Amundsen während des Krieges viel mit Deutschland beschäftigt. Er hat „Stellung genommen, genau so, wie es seine skandinavischen Lands leute, der schwedische Forscher Dr. Sven Hedin und der nor wegische Forscher Dr. Frithjof Nansen, getaru haben. Sven Hedin hat, wie aller Welt bekannt, aus seiner gro ßen Vorliebe für Deutschland und das deutsche Volk niemals «in Hehl gemacht. Er hat auf Glück und Unglück visiere Sacke verfochten und fast zu seiner eigenen gemacht- Frith- jof Nansen seinerseits hat uns immer Gerechtigkeit wider fahren lallen. Er hat in seiner großzügig angelegten Gs- fangenen-Fürsorge für alle Völker und gewiß auch für Deutschland Ungeheueres geleistet und verdient wie den Dank aller, so auch gewiß denjenigen, des deutschen Boltes. Niemand wird behaupten wollen, daß einer dieser beiden großen skandinavischen Forscher für seine Tätigkeit dafür von der deutschen Regierung bezahlt worden wäre. Was hat zu gleicher Zeit Roald Amundsen getan? Er hat aus seinem Haß gegen Deutschland nie ein Hehl gemacht, hat in die Kriegstrompete der Alliierten ge- blasen, wo sich nur eine Gelegenheit dazu -ab und hat sich dadurch bei allen alliierten Regierungen Liebkind gemacht. Wohl um dem deutschfreundlichen Einfluß Sven Hedin» sie der neutralen Welt entgegenzutreten, haben die alliierten Regierungen sich immer wieder der Sprachroh« von Amundsen bedient. Im März 1918 ließ die amerikanische Regierung Roald Amundsen von England nach Amerika kommen, um dort Vorträge zu halten, sowohl für das allge meine amerikanische Publikum, al» auch besonders für Amerikaner norwegischer Abstammung. Bevor er dkeser Einladung Washington» nachkam, bereiste Amundsen, von der englischen Regierung «ingeladen, die ganze alliiert« Westfront, um den Amerikanern seine frischen Kriegsein drücke erzählen zu können. Als Amundsen von London ab fuhr, gab er ein Interview, dos in der gesamten amerika nischen Pr«sse erschien und seine Vorträge vorbereitete. Ich füge au» diesen Auslassungen hier einige Sätze an, die be sonder» charakteristisch find: „Als Sohn eine» norwegischen Schiffsreeder» und al» Seemann seit meiner Knabenzeit ist « klbsiverstäi datz ich au» vollem Hemen die Sache värtrefe, für die land, Frankreich und Amerika kämpfen. Seit den Ge nisten, di« sich seit Februar 1917 «D den» Meere abfth t. / «je; in»»a»»«tf«r Fed«Werktag abend» iür den folgend. Tag. »'ezugiprem »Lr die Heil «in« halb« Aaaats: Frei in» j da bmonallich Mk. U20, beim Abhotea in der Gefchäftsftelle wöchent ich 50 Ptg. Einzelnummer 15 Pfg. — Alle Pchtanstalten, sowie uiyere ZeitungrmirttSger und die Geschäftsstelle nehme» iederzeit Bestellungen entgegen. P»sttch«b.«»nt»: Amt Dreade« Re. 1521. Gemeinde« p«ban»*ate»»aste Bischofswerda Konto Nr. S4. Im Falle höhe,« Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebe» der Zeitung oder der Besörderungseinrich- tungen — Hal der Bezieher kein« Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de« Bezugspreises. Anzeigenpreis (in Goldmark): Die 43 mm breite einspaltig« Grundschristzette 20 Pfg., örtliche Anzeigen 15 Pfg, die SO mm breite Rektamezeile (im Textteil) 50 Pfg. Zahlung in Papiermark zum amtlichen Briefkurs vom Zahltag, jedoch nicht niedriger al« zum Kurs vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach Tarif. Mr Tammelanzeigen tarifm. Aufschlag. — Erfüllungsort Bischostwroa. Nr. 146. Freiing, den 26. Juni 1925. 80. Jahrgang