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i4d «erden, gehört er doch -u den ältesten Feuerwehrleuten Deutschlands. Di« Versammlung ehrte ihn durch Erheben von den Plätzen. Gedankt wurde ferner dem -weiten Vorsitzenden Herrn Brandinspektor Fischer- Bischofswerda, sowie allen son stigen Vorstandsmitgliedern. Der Bericht von Kamerad Albrecht wurde mit lebhaf tem Beifall ausgenommen. Für seine ehrenamtliche Tätig keit wurde ihm der Dank des Verbandes zum Ausdruck gebracht. Den Kassenbericht erstattete Herr Brandinspektor Krumbholz-Bautzen. Die Einnahmen stellten sich auf 1229,96 -tl, die Ausgaben auf 890,91 -1t, so daß sich ein Kas senbestand von M,05 -tt ergab. Dem Kassenführer wurde unter Daük Entlastung erteilt. Gegen die Zuwahl eines achten Vorstandsmitgliedes wurde Widerspruch nicht erhoben. Die Vorstandswahlen ergaben die Wiederwahl der Kameraden Fischer, Krumbholz und Ullrich. Als neues Vorstandsmitglied wurde mit 5 von 57 Stinunen Kam. Schubert-Neschwitz als Vertreter des 3. Bezirks gewählt. Zum Sachs. Feuerwehrtag in Freiberg wurden folgende Vertreter abgeordnet: Der 2. Vorsitzende Kam. Fischer zugl. Bezirksleiter des 1. Bezirkes (Stellv. Hausse- Frankenthal), Hausse- Rannnenau '(Stellv. K a tz e r - Uhyst) und Völkel- Bischofswerda (Stellv. Pietsch- Diehmen); 2. Bezirk: Ullrich-Bautzen, Bezirksleitcr (Kasper-Hai- nitz), Eckhardt-Bautzen (Nitsche-Bautzen), Pech-Baschütz (Schwarze-Baschütz), Linke-Doberschau (Keil-Doberschau); 3. Bezirk: Lamprecht, Bezirksleiter (Hoffmann-Gutt.au), Schubert-Neschwitz (r>. Vietinghoff-Milkwitz), Sickor-Malsch- witz (Reichelt-Kleinbautzen). Bon den Vorstandsmitglie dern wurden Lucius und Weincck gewählt. Als Ort des nächsten Verbandstages wurde Purschwitz gewählt. Beworben hatten sich noch Rammenau, Bischofswerda und Frankenthal. Anträge lagen nicht vor, so daß Kam. Fischer dem ersten Vorsitzenden am Schlüsse der Sitzung für die Ver sammlungsleitung und alle sonstige Mühe und Arbeit dan ken konnte. Herzlichste Glückwünsche brachte er Herrn Kam merrat Reiche im voraus zu seinem 79. Geburtstag dar, wo- ür dieser herzlichst dankte. Kam. Sickor brachte ein drei- aches „Gut Wehr" auf den Gcsomtvorstand aus. Abends folgte ein Kommers, dessen kcmzertlichen Teil das Bautzener Konzert- und Theaterorchester unter Leitung von Kapellmeister Kettner übernommen hatte. Der Dober- schauer Gesang- und Turnverein, sowie Mitglieder der Weigangschen Fabrikseucrwehr hatten die sonstige Ausge- Igltung des Abends übernommen und boten ein wohlge- ungcnes, unterhaltsames Programm. Der. Sonntag brachte nach einem Weckruf und Empfang der^noch cintreffenden Wehren auf dem neuen Sportplatz Schulübungen, Fußdienst und Spritzenübung. Die Vor führung der neuen zwölf Meter langen Magirusleiter durch den Steigerung, sowie eine Hakenleiterübüng leiteten zu einem Sturmangriff über. Dessen Gegenstand war das Wohnhaus Nr. 6. Beteiligt waren außer der Doberschauer Handruckspritzc die beiden Bautzener Kraftspritzen, sowie die Spritzen von Stiebitz, Grubschütz, Gnaschwitz, Schwarz- naußlitz und Singwitz. Doberschau gab in 4 Minuten bei 60 Meter Anlauf und 100 Meter Druckleitung das erste Wasser, zu gleicher Zeit auch Singwitz und Gnaschwitz. Der Ferrerryehr-Derbarrdsta- irr Doberschau. Unter zahlreicher Beteiligung von nah und fern wurde am Sonnabend und Sonntag der diesjährige Berhandstag de» Bezirksfeuerwehrverbandes der Amtshauptmannschost Bautzen in Doberschau abgehalten. , Nachmittags 5 Uhr begann in Leskes Gasthof die Abgeordnelensihuug. Diese wurde vom Vorsitzenden, Herrn Kammerrat Reiche- Bautzen, mit begrüßenden Worten eröffnet. Sein besonde rer Willkommensgruß galt Herrn Reg.-Amtmann Johne als Vertreter der Amtshauptmam.schast, ferner Herrn Bür germeister Mulansky-Doberschau nebst den erschienenen Gemeindeverordneten, sowie Herrn Reinhardt-Singwitz! Herr Reg.-Amtmann Johne dankte für den Willkommens gruß und teilte mit, daß der Herr Amtshauptmann noch am Sonntag vormittag erscheinen würde. Herr Bürgermeister Mulansky entbot den Willkommensgruß der Gemeinde Doberschau und wünschte den Verhandlungen den besten Erfolg. Herr Hauptmann Linke sprach im Namen der Doberschauer Wehr. Im Auftrag der Gemeinde ernannte darauf der Der- bandsvorsitzende Herrn Hauptmann Linke zum Brand- »ieister von Doberschau. Herr Bürgermeister Mulansky überreichte ihm aus diesem Anlaß eine künstlerisch ausge- mhrie Ehrenurkunde Nebst de» Brandmeister-Achselstücken. In seinen Daukesworten versprach Herr Brandmeister Linke, sich nach wie vor mit aller seiner Kraft für den Feuer schutz und seinen Ausbau einzusetzen. Kam. Fischer brachte ein dreifaches „Gut Wehr" auf den neuen Brand meister aus. Zu Punkt 1, Mitteilungen, berichtete der Vor sitzende über seine Teilnahme an der Tagung des Reichs vereins deutscher Feuerwehr-Ingenieure vom 9.—11. Juni in Ulm. Den umfänglichen Jahresbericht erstattete Sekre tär Albrecht. Der Bezirksverband umfaßt jetzt die ganze Amtshauptmannschast mit Ausnahme der im Oberland über Großpostwitz hinausgclegenen Wehren, die im Ober tausitzer Gebirgsgau zusammengcschlossen sind. Die Zahl der dem Verband angehörcnden Wehren hat sich um 10 er höht gegen 3 im Vorjahre mit einer Mitgliedcrzunahme von 350. Dem Verband gehören jetzt 55 Wehren mit 2300 Mit gliedern an. Lor der Aufnahmeprüfung stehen noch fol gende Wehren: Rachlau, Zescha, Ruckel, Nedaschütz, Nie- oerputzkau, Naundorf, Gnaschwitz, Oberputzkau, Drauschkowitz und Semmichau. Einige sind noch in der Entstehung begriffen. Die Geschäftsstelle erledigte 593 Post jachen. An Sitzungen wurden abgehalten: 3 Vorstands-, 2 Hauptleutesitzungen und 1 Abgeordnetensitzung, außerdem einige Filmvorführungen im Bautzener Ecntral-Theater. Erwähnenswert ist' die großangelegte Alarmübung am 23. Juli 1924 an der Bautzener Jnfanteriekaserne. Ganz besonders wurde der Feuerwehr-Eenior, Herr Kammerrat Rciche-Bautzen, Ehrenvorsitzender des Landes verbandes Sachs. Feuerwehren, Kreisvcrtreter der Bezirks verbände Bautzen-Kamenz gefeiert. 57, Jahre hat er seine .Kraft und seine ganze Hilfsbereitschaft dem Feuerwehc- wescn gewidmet. Wenn er am 16. Juli seinen 79. Geburts- rag begehen kann, so werden ihm vor allem aus Feuerwehr- Ireisen die herzlichsten Glück- und Segenswünsche zuteil Dlegon-e Uebllng bot ein interessante» Schagspsrk iM konnte als gelungen bezeichnet werden. Anschließend säbel ten die Doberschauer Samariter eine Sanitätsübung dürG Herr Amtshauptmann Dr. Iungmann, welcher den.Bo^füK runaen beigewohnt hatte, dankte allen Beteiligten für" kW Borführungen. - ' i Nach der Mittagspause bewegte sich ein stattlicher Fess zug durch den Ort. Die Spitze führte die Doberschauer Wehr mit der Bautzener Stavtkapelle und dem Feuerwehr« Tambourkorps. Es folgten die Ortsvereine und sänstliche 5 Verbandswehren mit 15 Musikkapellen, sowie Vertretung gen von den 10 noch aufzunehmenden Wehren. Al» beson- dere Erscheinung tonnte man einen Schellenbaum bemerken; der der Weigangschen Wehr gehörte. . . Nach dem Festzug fand eine Sitzung der Prüfungskom- Mission statt, die der Doberschauer Wehr die Zensur „Recht gut" erteilen konnte. Führer und Mannschaften waren voll beider Sache Und bemühten sich, das Beste zu geb«». Der Gemeindeverwalturtzz wurde nahegelegt, die Wehr ztt vergrößern und die Mannschaft durch junge Kräfte zu er weitern. Aus Sachsen. Der Lari d esa ursch utz des SSchftsche«HK«d- werk» z« den Mittelstandskredite« des Striches und des Freistaates Sachse». ' Der Landesausschuß des Sächsischen Handwerks hat bt sömer Konferenz der Vorsitzenden und Geschäftsführer der Landesfachverbände, Bezirks- und Jnnungsausschüsse des Handwerks am Ende der vergangeney Woche, an der auch die Landtagsabgeordneten des Handwerks teilnahmen, zu den Mittelstandskrediten Stellung genommen. Der Reichs krcdit, der aus Postscheckgeldern in Höhe von 30 Millionär Reichsmark zur Äersügung gestellt ist, ist außerordentlich ge ring bemessen. Es muß Verwunderung erregen, daß bei der genügend bekannten Kreditnot des gewerblichen Mittel standes, der unter der Substanzverminderung stark gellt« len hat, von der Reichsregierung nicht mehr erübrigt wer« den konnte. Weiterhin ist noch festzustellen, daß der Teil, der über die Sächsische Zeutralgenossenschaftskasse zur Der» teilung an die Mittelstandsbanken gelangte, als völlig üw- zulänglich zu betrachten ist. Es sind nämlich nur 240 000 Reichsmark an dieser Stelle zur Verteilung gegeben worden und an die in der Landesgewerbebank Sachsen zusammen geschlossenen Kreditgenossenschaften (Gewerbebankeu) ge gangen. Da diese Gewerbebankeu einen Mitgliederbestands von zirka 30 000 besitzen, so kommt auf die einzelne Perstül ein Betrag von 8 Mark. Weiterhin sind über die Sächsische' Girozentrale 400 000 Mark geflossen, die den einzelnen Haß, tungsgeuossenschaften bei den örtlichen Girokasfen zur Ber- ügung gestellt worden sind. .Bei einer gleichmäßigen Bet« eilung des Mittelstandskredstes müßte auf Sachsen minde- tens zweieinhalb bis drei Millionen Reichsmark fallend Der Landesausschuß des Sächsischen Haiidwerks eichebk. gegen derartige ungerechte Verteilung Protest und erwarbÄ- von der Reichsregierung Nachweis über den Verbleib der Kreditmittel aus dem Mittelstandskredit. Gleichzeitig ver langt er eine weitere Bereitstellung von Krediten für den gewerblichen Mittelstand. Das Schwert von Thule Roman von Leontine von Winterfeld-Platen. (23 Fortietzung.» «Nachdruck verboten.) Heilwig saß in der Mitte des Bootes und ließ die bei den Ruder in stillem Ebenmaß ins Wasser sinken — hinab — herauf — hinab — herauf! Die starke, gleichmäßige Bewegung tat ihr wohl und ließ sie auf Minuten des Kampfes iHrgesfcn, der in ihrer Seele rang. Ja, es ging von der schweigenden Natur ringsum eine Ruhe und Stille auf sie über, daß sie sich willenlos hinein- versentte wie ein Kind in einen süßen Tl»aum. Immer wei ter schwanden die Ufer vor ihren Blicken. Um sie nur grauer Himmel und graues Wasser. Eher als sie selbst geglaubt, war sie am Norduser bei den großen Fischkästen angelangt. Sie kettete ihr Boot daran fest und fing in einer mitgebrachten Holzbütte die zappelnden Tiere. Dann trat sie die Heimfahrt an. Aber jetzt merkte sie, daß sie müde war, daß die eben verheilte Schulter zu schmerzen begann. „Ich will ein wenig ruhen," dachte sie, „dann geht es nachher um so schneller? Sie zog die Ruder ein und ließ den Kahn treiben von den murmelnden, kleinen Wellen. Vornübergebeugt saß sie da, den blonden Kopf in beide Hände gestützt, und sah traumverloren über das Wasser. Es kam jetzt in der Ruhe eine schwere bleierne Müdigkeit über sie, die sie zuvor beim harten Schaffen nicht gespürt. „Es ist die ungewohnte Bewegung nach dem langen Nichtstun," dachte sie und wollte nach dein Stand der Sonne sehen. Da merkte sie, daß die Wolkenwand höher und dich ter geworden war und die blasse Sonne verschluckt hatte, wie ein Schleier lag es über den Ufern, und schwere große Schneeflocken begannen langsam, langsam niedcrzurieseln. Da raffte sie sich zusammen und schüttete die Schwäche von sich. Nach beiden Rudern griff sie, denn es war nun Zeit, heimzukehren. Aber cs wollte nicht mehr so gehen wie zuerst. Ihre Kräfte waren erschöpft, sie hatte sich zuviel zugemutet nach der langen, schweren Krankheit. Matter und langsamer wurden die Ruverschläge. Im mer häufiger mußte sic sich ausruhen und Atem schöpfen. Und die alle Wunde brannte und stach bei jedem Herum holen der schweren Holzstanaen. Immer dichter fielen die Schneeflocken. Nun konnte sie keines der Ufer mehr sehen. Aber sie wußte ja die Richtung der Burg. Und nun mußte auch bald das. Licht der Äogt'n zu sehen sein im Dämmer. Aber so sehr sie auch spähte, sie sah nichts als Schnee und Wasser — und immer wieder Schnee und Wasser. Da ließ sic erschöpft dic Arme sinken und lehnte sich ein wenig zurück. Sic konnte nicht mehr Dichter wurde das Schnee treiben, und jetzt konnte st« nicht einmal mehr ihrer eigenen Bootes Spitze sehen. Da gab sic das Rudern auf, denn es rrsar zwecklos. Sic fuhr wahrscheinlich nur immer im Kreise herum. Die Ruder zog sic ein und faltete müde die Hände im Schoß. Wie dic schweren, weißen Flocken rieselten in laut losem Taumel rings um sie her! Wie die Wellen glucksend gegen die Holzplanken schlugen in wiegendem Takt! O, war das schön! War das unsagbar schön in dieser weiten, grenzenlosen Einsamkeit! Wo war die Welt geblieben mit ihrer Angst und Not? Wo mar der Ahne und Elisabeth und Fridolin Lämmerzahl! Versunken — vergessen cm Meer der Unendlichkeit. Nur einer war da. Der sah ihr mit den tiefen, fragen den Augen bis in die Seele, und sein scharfes, schmales Ge sicht mar so nahe bei ihr. „Otto Maltzan," flüsterte sie wie im Traum und wollte nach ihm greifen; denn es stand ja nun nichts mehr zwischen ihnen — nichts mehr. Sie beugte sich vor und streckte die Hände aus. „Hier hast du meine Seele — du. O, sie war so flügel lahm und heimatlos, ehe sie dich fand. Wie die Silbermöoe, die ruhelos um die Nordklippen schreit vor wehewilder Sehnsucht." Sie schloß die Augen. Wer so sterben könnte! O, das müßte schön sein! So schmerzlos hinüberzugleiten vom Leben in den Tod. Dann wäre alles gut — alles — alles! Dann würde Fridolin Lämmerzahl sie nicht mehr begehren und Elisabeth sie nicht mehr so bitter, klagend anflehen im Traum. Dann würde Ruhe sein — eiidlich — endlich Ruhe! Nun würden die kleinen Wellen sic tragen — weit fort — weit fort — bis an andere ferne Ufer. O, wie schlief es sich so süß unter den weichen, weißen Schneeflocken. Die deckten einen zu wie mit einer großen Decke. Wie mit dem weißen Bärenfell, das Otto Maltzan ihr einst ge schickt. Und unter dieser Defte war es so warm, do fror man nicht. O nein, erfrieren konnte man nicht in dieser milden Schneenacht. Aber es konnte sein, daß die kleinen Wellen den Kahn an ein fernes Ufer trugen, wo der Hoch wald bis hart niederging an den See. Und wo man Wölfe und Bären gespürt hatte ini Neuschnee. Immer dichter und dichter tanzten die großen weißen Flocken durch die lautlose Stille. Aus dem Hochwald schritten der Vogt und Otto Maltzan, um den Hein,weg anzutreten. Rings um sie her rieselte der weiche, weiße Schnee und hüllte alles in seine dichten Schleier. Sie schritten schweigend, hinter ihnen der Knecht mit den langen Jagdspeeren und der Beute. Es war so still ringsum, als sei die Natur in einen tiefen Zauberschlaf gefallen. Nur dann'und wann krächzte irgendwo ein Rabe, oder in den fernen, nächtlichen Wälderweiten heulte ein Wolf auf. Der Ritter Maltzou hielt den Kopf gesenkt und ließ In stillem Behagen de» Schnee herniederrieseln an Kappe und Wams. Er träumte vor stch hin. Wie es sein mußte, wenn er einst heimkehrte an.fein eigen Herdfeuer. Wenn ihm sein Weib dann entgegentrat, das still und ernst in seiner Abwesenheit die heilige Herd flamme geschürt. O, er sah sie deutlich vor sich. Groß war sie und weizenblond und hatte ein feines, schmales Gesicht und tiefe, blaue Augen und — Er fuhr sich über die Stirn und lachte in die Schnee,- nacht hinaus. Und seine schmalen, festen Lippen, murmel ten „Heilwig!" Seit heute wußte er, daß er sie sich erringen mußte, um jeden Preis. Nach Demmin würde er morgen reiten und alles klären. Denn wie konnte dieser Lämmerzahl die Frau lieben, wenn er so gar nicht nach ihr fragte! Wenn er Monde verstreichen ließ, ohne sich umzutun nach ihr und ihrem . Verbleib? Oder er lebte eben nicht mehr. Otto Maltzan atmete tief und griff nach seinem Hirsch fänger im Gurt. Es war etwas Wildes, Heißes in ihm in diesem Auge>77 blick. Aber er zwang sich zur Ruhe Eines hätte er gern gewußt: Wie Heilwig über in dachte! Oft meinte er, sie jei ihm gut. und dann wieder war sie so schroff und abweisend, daß er sie nimmer verstand. Hatte sie nicht gesagt, sie hätte dem anderen freiwillig ihr Wort gegeben? Aber es Mußte dennoch ein Geheimnis darüber liegen, das sie sich nur nicht - zu offenbaren getraute. Irgend etwas, das er, bei Gott und allen Heiligen, aus dem Wege schaffen und beiseite räumen wollte. Koste es. was es wolle! Aber da war noch sein Bruder Berend. Würde der mit allem einverstanden sein? Heilwig war nicht von Adel und stammte aus dem fernen, nordischen Land. Aber war das nicht alles so gleichgültig? War sie nicht eines freien > Nordmannes Kind und im Wesen schöner und stolzer als ' manche Fürstentochter, die er an Deutschlands Höfen ge sehen. Berend war klug und weitdenkend. Er würde dem Glück des Bruders kein Hindernis in den Weg stellen. Auch likbte er Otto sehr, am meisten von allen seinen Brüdern. Da schlugen dic Hunde an und durch das Dunkel schim merten die Lichter der Burg Kummerow. Als der Torwart die Zugbrücke niedergelassen und die knarrende Pforte geöffnet, schritten sie über den verschneiten Burghof und stiegen dann schwer und polternd die teinerne Wendeltreppe empor zum Vogtsgemach. Die Bvgtin hatte sie kommen hören und die Tür weit geöffnet, daß e n Licht schein auf die dunkle Treppe fiel. Wohltuend umfing die beiden Jäger die Wärme in dem weiten,« einfachen Raum. Es hatte die Vögtin schon sorglich zwei Stühle an das Kaminfeuer geschoben und einen Humpen heißen Würzwein nebst Bechern auf den schweren Holztisch gestellt. Der Vogt war müde auf seinen Stuhl ge sunken, denn er war alt und fühlte seine Beine nach dem weiten, beschwerlichen Marsch. Der Schnee tropfte von seinen Kleidern, daß es bald eine große Pfütze auf der Diele gab. (Fortsetzung folgt.) en i»