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Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschtchten Beilagen; Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. —-Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. Femspr. Nr. 22 DrschoiÄwerdaLr Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen des Amtsgerichts, des Finanzamtes und de» Stadtrats zu Bischofswerda! MSäGWLrMer Lrscheinuvaiwets«: Irden Werktag abends für den folgend. Tag. B«zn»«prets für die Zeit eine« halben Monat«: Frei in« Hau« halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der GejchSftsstelle wöchrnt ich 50 Psg. Einzelnummer IS Psg. — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1821. 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Jahrgang MPSM—MMWMMWWMMIMMIMMMSMMIMMMMIMIMMWMMM-NMMIM«—I Tagesschau. * Eine Reichskabiaettfihung hat sich am Mittwoch mit der französischen Antwortnote befaßt, lieber die französi schen Forderungen verlautet, daß Frankreich außer deni Lurchmarschrecht nach wie vor auf Sanktionen besteht. * Der Reichstag lehnte am Mittwoch die sozialdemo kratische Interpellation über den Schutz der Reichsoerfas sung wegen Verletzung durch das bayrische Konkordat ab. Nach einer Meldung aus Jerusalem ist der englische Gouverneur von Südpalästina in Herbron durch einen Re- volverschuß von einem Unbekannten ermordet worden. * Die Zahl der Toten bei der Eisenbahnkatastrophe in den Vereinigten Staaten hat sich auf 48 erhöht. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus« sührnches an anderer Stelle. Rif-Leute und Krieg. Bon Emil S e m b r i tz k i - Kamerun. (Nachdruck verboten) Viäeant segueirtes negnni . . schrieb ich im Dezember v Js. in einem Artikel: »Durch Marokko und die Sahara nach Tripolis", indem ich an die Worte des Saharasox- schers Gerhard Rohlss erinnerte: „Die Franzosen in Algier können sich nicht genug in acht nehmen, wenn sie nicht einen schlimmen Tag wie die Engländer in Indien (1857) erleben wollen." Schneller als gedacht, ist das Schlimme eingetre- len. Die Gefahr droht vorläufig noch nicht von feiten der Algerier: doch ist der Aufstand der Berber im Rif (im Küstengebirge Marokkos) von nicht geringerer Gesahrlich- Icit für das ängstlich gehütete Prestige Frankreichs in Nord afrika. Die Ris-Leute sind als Berber (Hamiten) die Urbewoh ner Nordafrikas. Die Araber Algiers und Marokkos (Se miten) müssen als Zuwanderer betrachtet werden. Ein großer Teil der Berber-Bevölkerung ist von den Arabern im 8. Jahrhundert und in der Folgezeit vernichtet oder unterjocht und aufgesogen worden; aber im Rif (dem „Klei nen Atlas") und im Mittleren Atlas sitzt der Berber wie zu Römerzeiten, so noch heute wiid, tapfer, freiheitsliebend und erhebt sich haßerfüllt gegen jeden Eindringling, gegen den Spanier und noch wütender gegen den Franzosen. Ein nichtiger Feldherr, Abd el Krim, führt das Rif-Heer, und der Bruder Abd el Krims sorgt für Verstärkungen und Zu fuhr von Waffen und Lebensmitteln. Der Kampf tobt zwi schen Fez und dem Mulunja-Flusse, wohin Frankreich „fried lich" cingedrungen ist. Der Rif-Feldherr hat den „heiligen Krieg" erklärt. Französische Afrika-Truppen meutern auf dem Transport nach der marokkanischen Hölle. Es sieht für Frankreich nicht gut aus'. Die französische Presse beruhigt die aufgeregten Gemüter: „Die französische Kriegszone er hält Verstärkung und sieht der Zukunft getrost entgegen. Marschall Lyauthey und mehrere Generale kommandieren die Front! Da kann es nicht so schlimm werden." Ja, aber die vermaledeiten Deutschen, die helfen doch den Rif-Rebellen! Soaar spanische, franzosenfreundlich« Blätter berichten, daß sich im Rif-Heer die Anwesenheit deutscher Untertanen bemerkbar macke. „Die Marokkaner, aus Frankfurt kleiden sich auf maurische Art und lesen sich orientalische Namen bei. Es ist zum Lachen. Daß unter den Berbern viele höher gewachsene, blonde Gestalt«» vor kommen, war schon Griechen und Römern bekannt. Er hat wahrscheinlich schon yor Christi Geburt eine Einwanderung germanischer Stämme nach Nordafrika stattgefunden. Die Vandasen sind nicht die ersten Nordländer gewesen, die Afrika betreten haben. 3m Berbervolke fließt also Germa nenblut! Daher die Tapferkeit und listige Kriegführung. Die Blutrache unter Stammesgenoflen schweigt; er gilt, alle Kraft gegen den äußeren Feind zusammenzurassen! Li« Ris-Leute, mit neuesten Gewehren ausgerüstet, sind ausge zeichnete Schützen. Hunger, Durst und Anstrengungen wer den mit eiserner Selbstüberwindung ertragen. In den äußerst fruchtbaren Tälern der Rif-Flüsse reifen Weizen und Feigen zur Ernährung. Können die Franzosen die Waffenzufuhr unterbinden? Wird Spanien dabei helfen? Wieviel Blut wird der Versuch, die tapferen Rif-Kabylen zu unterwerfen, Frankreich kosten! Uebrigens haben auch wir Deutschen einstmals mit den Rifleuten ein Hühnchen zu pflücken gehabt. Am Kap „Tres Forkas" („Drei Gabeln») war'», im Jahre 185«. Am 7. August jenes Jahre» landeten beim Gabel-Kap, einer Nase de» Rif-Gebirges, in der Nähe von Melilla, -7 Mann des vreußischen Kriegsschiffe» „Danzig", unter der Führung de, Prinzen Adalbert von Preußen, um einen Stamm der Rifleute, die Beni (Kinder) Julafa, wegen eines Ueberfalles auf die preußische Handelsbrigg „Flora" zu bestrafen. Die Tapferen erklommen eine Felsenplatte, mußten aber vor dem heftigen Feuer der Julafa unter schweren Verlusten zurückweichen. 6 Mann sanden auf dem Rif den Tod. Dec Angriff war die erste Waffentat der preußisch-deutschen Marine an einer außereuropäischen Küste. Seine erste See reise hatte Prinz Adalbert, der Schöpfer der deutschen Marine, 1842 nach Brasilien unternommen. Er war ein Neffe König Friedrich Wilhelms lll., seit 1853 Admiral der preußischen Marine. lieber Rifleute zr siegen, ist schwer. Möge im jetzigen Kampfe derjenige den Sieg davontragen, dessen Sache ge recht ist. Es geht um die Freiheit Marokkos; es geht um die Selbständigkeit der Völker Afrikas. Ein erstes Auf leuchten afrikanischer neuerwachter Widerstandskraft gegen unersättliche „friedliche Durchdringung" mit Alkohol und Sittenlosigkeit. * Eine Rif-Republik? Rom, 17. Juni. Abd-el-Krim sagte in einer Unterredung mit einem Korrespondent der „Popolo d'Jtalia", massen weise seien die Soldaten der Fremdenlegion in das Riflager übergelaufen. Er hoffe daher, daß dieser Konflikt mit der Errichtung der Rifrepublik enden werde. Der Korrespondent seht dieser Mitteilung hinzu, daß Abd-el-Krim am nächsten Tage die Unterredung sich zur Korrektur vorlegen ließ und dem Korrespondent die Versicherung gab, daß er sie selbst nach Italien befördern werde, um zu zeigen, daß er über Mittel und Wege verfüge, um der feindlichen Blockade zu entgehen. Kabinettsrat in Berlin. Berlin, 18. Juni. (Drahtb.) Das Reichskabinett hat gestern vormittag über die Antwortnote Briands eine Be sprechung abgehalten, die in de/ Privatwohnung des In nenministers Dr. Schiele stattsinden mußte, weil dieser an einer Fußverletzung erkrankt ist. In der Beratung wurden nur die allgemeinen Grundlagen der Note erörtert. Die Einzelerörterung kann erst stattfinden, wenn die sehr schwie rigen vertragsrechtlichen Fragen vom Auswärtigen Amt nachgeprüft sind. Der Reichskanzler wird wahrscheinlich morgen nach seiner Rückkehr von Düsseldorf die Parteiführer empfangen. Ein Termin für die Zusammenkunft der Ministerpräsiden ten der Länder, mit denen die gesamte außenpolitische Lage besprochen werden soll, ist noch nicht festgesetzt. Die Sicherheit»note unakmehmbar. Berlin, 17. Juni In diplomalischen Kreisen, in denen der Wortlaut der Note schon bekannt ist. wird un» ver sichert, Frankreich verlange lediglich Zusahgarantien zum Versailler Vertrag auf kosten Deutschland» und behalte sich nach wie vor „Sanktionen" vor, wolle sich al» Garant auch in das System der östlichen Verträge einschalten und fordere deu bedingungslosen Eintritt Deutschland» in den Völker- bund, so daß wir nicht nur zum Aufmarschgebiet in kom menden Kriegen würden, sondern auch den wirtschaftlichen Boykott unter Umständen erleiden mühten. wir erfahren ferner, daß der Sicherheitspakt so weit geht, daß Deutschland auch dann, fall» die Elfäffer und Lothringer selber zu uns zurück wollten, gezwungen wäre, selbst gegen ihren Willeu ihr Laad deu Franzosen zu garan- tieren. Irgend eine Gegenseitigkeit der Sicherheiten ist in Wirklichkeit nicht vorhanden, nicht einmal von einer Gleich berechtigung Deutschland» kann die Rede sein, so lange da« Ruhrgebiet nicht geräumt ist, die Entwasfnung»aote nicht erledigt und die Riilltärkommifsion nicht weg ist. Die durch die Antwortnote auf die deutschen Sicherheit» Vorschläge geschossene außenpolitische Lage wird, wie wir au» politischen Kreisen hören, für sehr ernst angesehen. Ja der Antwortnote hätte Frankreich an feinem intransigen- ten Standpunkt, auf keine lebensnotwendige Forderungen eia,«gehen, unvermindert fest, vor allem an dem „Recht" de» Durchmarsches durch deutsch« Gebiet, „soweit schon be- steheade Verträge Frankreich dazu zwingen". Di« Note sei in materieller Hinsicht derart abgefaßt, daß sie an und für sich die Behandlung der deutschen Sicherheitsvorschläge von vornherein unmöglich mache. E» werde jedoch zunächst, wie wir weiter hören, von der deutschen Reichrregierung versucht werden, die deutschen Belange und Forderungen dv'ckmieken. Bayrische» Konkordat im NelchstaW. (Von unseren, parlamentarischen Mitarbeiter.) Berlin. 17. Juni. In der heutigen Reichstagrsttzung kam es im Gegensatz zu der gestrigen sympathisch berühren den Kulturdebatte zu einer kleinen Kulturkampfdebatte alten Stils, wie sie in den 80iger Jahren an der Tagesord nung war. Die Sozialdemokraten nämlich hatten den gro ßen Apparat einer Interpellation ausgeboten, um gegen da» bayerische Konkordat Sturm zu lausen, in dem sie eine Ler- fajjungsoerletzung, sowie eine Beschränkung der Lehrfreiheit erblicken. Der sozialdemokratische Abgeordnete Dr. Sänger, der die Interpellation begründete, hatte bei seinen Ausfüh rungen einen ziemlich schweren Stand. Als er nachzuwei sen sucht?, daß in den evangelischen Kreisen, namentlich in der Kaiserzeit, von jeher eine Gegnerschaft gegen die katholi sche Kirche geherrscht habe und zum Beweise auf angebliche Aeußerungen hochstehender evangelischer Persönlichkeiten hinwies, aus denen er eine geradezu feindselige Stimmung geg<-n Nom herleiten wollte, wurde er andauernd durch er regte und stürmische Zurufe von feiten der Rechten ontev- brochen. Der sozialdemokratische Vorstoß kann aber in der Hauptsache als abgeschlagen betrachtet werden, da Stalttd» sekretäc Zweigen, der den erkrankten Innenminister Schleie vertrat, nach eingehender Darlegung der staatsrechtllchm und kirchlichen Gesichtspunkte zu dem Schluß kam, daß da» Konkordat keinen Widerspruch mit der Reichsverfafsung urck auch keine Einschränkung der Lehrfreiheit enthalte. Zuckdr gleichen Stellungnahme kamen auch die Vertreter ttkr Deutschnatinnalen, des Zentrums und der Deutschen Volks partei. Der deutschnationale Redner kennzeichnete die Ten denz des sozialdemokratischen Vorgehens in dieser Frage dahin, daß dadurch ein politisches Zusammengehen des Zen trums mit den Deutschnationalen verhindert werden stckke. Lebhafte Zustimmung fanden seine Ausführungen, als er mit warmen Worten für eine Verständigung der beiden Konfessionen auf dem Bgden der Gleichberechtigung ettttritt. Das Zentrum ließ eine formulierte Erklärung ab geben, die das Konkordat begrüßt und alle dagegen erhobe nen Angriffe als unmotiviert zurückweist. Der volkspartel- liche Abg. kahl erkannte ebenfalls die verfassungsrechtliche Zulässigkeit des Konkordats an, erklärte aber, daß er aki bayerischer Abgeordneter gegen dessen Abschluß gestimmt haben würde. Abg. Schücking betonte, daß die das Konkor dat ablehnende Haltung der Demokrat« n keines wegs als katholikenfeindlich oder Kirchenfeindlichkeit aus gelegt werden dürfe. Dann gaben zwei Redner, die sich für das Konkordat einsetzten, Abg. Bredl (Wirtsch. Dg.) urck Abg. Pfleger (Bayr. Vp ), eine Meinungsäußerung daPn, daß der Reichstag das Konkordat hätte genehmigen müssen, und damit war die Jnterpellationsdebattr erledigt. Nächste Sitzung Donnerstag. h'-'-- Die Festsetzung der Vermögenssteuer. Jährlich 8 vom Tausend. — Seine Vermögenszuwachssteuer bl» SO. Dezember 1928. Berlin. 18. Juni. Zu Beginn der gestrigen Sitzung des Steuerausschusses des Reichstages wurde beschlossen, dke Frage der Besteuerung der öffentlichen Betriebe einem Un terausschuß zu überweisen. Aus einer Erklärung des Aba. Dr. Beusch (Ztr.) war zu entnehmen, daß das Zentrum die Besteuerung aller derjenigen Betriebe ablehnt, die im Rah men der eigentichen kommunalen Politik, vor allem einer nachdrücklichen kommunalen Sozialpolitik arbeiten. Eine Besteuerung kommunaler Betriebe könne höchstens in den Fällen in Frage kommen, in denen die Gemeinden jenen Rahmen überschreiten. Der Ausschuß wandte sich sodann dem Vermvgens- steuertarife zu. ? Hierbei begründete Abg. Dr. Brüning Wr.) seinen Antrag auf Erhöhung der Sätze über 286 006 Mark. Die Einführung der progressiven Sätze für diefe Vermögen könne angesichts der augenblicklichen schwierigen wirtschaft lichen Lage nicht mehr auf Bedenken stoßen, weil ihre Ein führung erst in zwei Jahren erfolgt. Die Forderung auf Be rücksichtigung der nichi gezahlten Notopserteil« durch noch höhere progressiv« Satze sei nicht zu rechtfertigen. Sin« weitere Heraufsetzung der Freigrenze für kleine Vermög«» sei bedenklich, weil sie «inen starken Ausnahmefall bedeutet. Angenommen wurde alsdann «in Zentrumsantrag, wonach dem diesbezüglichen Paragraphen der Regierungs vorlage dle folgende Fassung gegeben «erden soll. . Die Vermögenssteuer beträgt jährlich fünf vom Tausend des abgerundeten Vermögens. Die Vermögenssteuer er mäßigt sich. wenn das abgerundete Vermögen 16 000 Reich»-