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Der sächsische Erzähler : 30.05.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192505309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19250530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19250530
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-05
- Tag 1925-05-30
-
Monat
1925-05
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 30.05.1925
- Autor
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Einen abgestreiften beiseite gelegt. Dann Brieftasche Fingers ein Fünfmarkschein Schwurgericht in Bautzen. (Nachdruck verboten.) Bautzen, 29. Mai. Ein Todesnrkeil. Wegen Raubmordes wurde gegen den am 1. Mai 1900 in Bautze n geborenen, zuletzt in Kleinwelka wohnhaft ge wesenen Werkzeugdreher Walter Alfred Müller verhan delt Er war beschuldigt, am 1. Januar 1925 den Arbeiter Gustav Finger aus Dresden ermordet und beraubt zu haben. Die Anklage vertrat in der heutigen Hauptverhand- lung Staatsanwalt Schuster, als Verteidiger fungierte Justizrat Dr. Herrmann, Bautzen. Als medizinischer Sach verständiger war Negierungsmedizinalrat Dr. med. Kätscher, Bautzen, erschienen. Unter den geladenen Zeugen befanden sich die Eltern Müllers. Müller ist mehrfach vorbestraft. Zuletzt hatte er vom Schöffengericht Dresden am 16. Mai 1922 wegen schweren Nückfalldiebstahls drei Jahre Zuchthaus erhalten, die er in Waldheim verbüßte. Dort befand sich auch als Strafgefange ner der im Jahre 1876 geborene Arbeiter Gustav Finger, mit dem Müller bekannt wurde. Finger war Anfang 1924 entlassen worden und wohnte mit seiner Familie in Dres- dcn-A-, Bönischplotz Nr. 12. Er führte mit einem gemiete ten Geschirr Aschefuhren aus. Finger hatte fortgesetzt Gna dengesuche für Müller eingereicht, sich dabei unter falschem Namen als dessen Onkel ausgegcben und erreicht, daß Mül ler am 19. Dezember 1921 vorzeitig mit vierjähriger Bewäh rungsfrist entlassen wurde. Müller hatte dann Aufenthalt bei seinen Eltern in Kleinwelka genommen. Auf Befragen des Vorsitzenden erklärte Müller heute, er müsse zugcben, daß er Finger beraubt und ihn erschossen habe, er habe aber nicht mit Ucberlegung gehandelt. lieber die Einzelheiten der Tat gab er folgende Schilderung: Am 22 Dezember 1924 habe er Finger in Dresden besucht. Dort habe ihn dieser verführen wollen, für ihn Automobile zu stehlen, er habe dies abgelehnt. Dann habe Finger ihm er zählt, daß er Aschefuhren mache, aber weder Pferd noch Wa- Dagcn von mehreren Leuten aufgebalten, es WM»» und Baula sank tot um. Der TL»Mt» wnetze da, HL mit Mesirn -u zerfleischt, daß sie ihr Leb« l«a «t- tst. Zweifellos wäre auch sie der Rache de« Mahaved- -um Opfer gefallen, wem, nicht englische Offi-vv^M der RSHe waren, ibr -u We -«komm« wär«. WWr i ihnen büßte dabei «inen Arm ein, der von etnmn gifteten Lolch aekrgffen wurde und amputiert werd« mchke. Wegen versuchter Entführung, Mord und versuchten Mord hatte sich nun eine ganze Anzahl von Angeklagten zu verant worten, die zum Teil in Diensten des Maharadscha von Endore gestanden und in dessen Auftrag gehandelt hatten. Da» Gericht verurteilte drei Angeklagte zum Tode und vier zu lebenslänglicher Deportation, zwei wurden frelgesprochen. Don den drei zum Tode verurteilten gehörte einer der berit tenen Polizei von Endore an, der zweite war Fliegeroffizler von Endore, der dritte als Beamter am Haushalt des Maha radscha tätig. Die Verteidiger deuteten an, daß die Ange klagten den Ueberfall nicht aus eigenem Antrieb unternom men hätten. Der Maharadscha selbst aber geht straffrei aus, denn England darf aus politischen Rücksichten nichts gegen ihn unternehmen. — Gesunden durch Radio. William W. Lioingston in Baltimore verschwand im Februar vorigen Jahres aus sei nem Heim. Vor einiger Zeit hörte seine Frau im Radio folgende Mitteilung: „Kennt jemand Mister William W. Livingstons und seiner zwei Kinder Adresse? Lioingston hält sich in einem Hospital in Pittsburg, Pensylvanien, auf, und leidet an Gedächtnisschwund. Er weiß weder den Namen seines Heimatortes, noch der Straße, in der er wohnte. Jeder Fingerzeig wird mit Freuden in Empfang genommen von Missing Persons Bureau in Pittsburg." — Frau Lioingston setzte sich sofort in Verbindung mit dem Bureau und ist jetzt wieder glücklich mit ihrem Gatten vereint. Vom Feuer eingeschlofsen. Eia Augenzeuge über den großen Waldbrand bei Hornskrug in Pommern. In unseren pommerschen Forsten find Waldbrände nichts Seltenes. Meine an Waldbrände gewohnten Nerven hatten indessen eine harte Probe zu bestehen, als ich mich in dem von einem verheerenden Waldfeuer eingeschlossenen Dorfe Hornskrug befand, einem kleinen Ort in der Nähe Stettins, mit freundlichen Bewohnern, die sich in der Haupt sache schlecht und recht durch Ackerbau und Viehzucht ernäh ren oder im nahen Stettin der Arbeit nachgehen. Mit den, Rade von Stettin kommend, befand ich mich gegen Mittag auf der Gollnower Chaussee, als ich plötzlich Brandgeruch wahrnahm. Heiß brütete die Sonne über dem unermeß lichen Waldgebiet. Die Wipfel der Bäume wurden durch ein laues Lüstlein leicht bewegt. Ich wendete den Kops und sah in Richtung Altdamm eine große dunkle Rauchwolke über dem Walde lagern. Sofort war ich mir darüber im klaren, daß hier ein ungeheure» Feuer wüten mußte, und ich eilte mit meinem Rad auf die nächste Ortschaft zu, um die Bewoh ner eventuell auf die Gefahr aufmerksam zu machen und einer Löschexpedition meine Dienste anzubieten, denn als ein zelner ist man einem Brande von diesem Umfange gegenüber völlig machtlos. Al» ich in Hornskrug eintras, standen die Menschen fast ohne Ausnahme in der Lorfstraße. Der brandige Geruch war immer stärker geworden, je mehr ick mich dem Dorf genähert hatte; bald zogen die Rauchschwaden, die sich träge und zäh von der leichten Brise treiben ließen, durch das Dorf. Di« Leute war« begreiflicherweise außerordentlich aufgeregt, denn sie wußten, daß der Wind die Richtung auf das Ddrf hatte, und die Baulichkeiten, die in der Hauptsache aus Hotz bestehen, teilweise auch noch mit Stroh gedeckt sind, waren unfähig, dem Feuer, wenn es kam, Widerstand zu leisten. Der lahmende Schrecken ließ die Männer zu keinem rechten Entschluß kommen. Man lief aufgeregt umber, mit Schaufeln und sonstigem Gerät, um d«m Feuer zu Leibe zu rücken. Bald jedoch mußte man jeden derartig« versuch aufgeben, denn der Rauch wurde derart zudringlich, daß es unmöglich war, aus den Augen zu sehen. Jeder begab sich in seine Behausung, denn man wollte in der Nähe der Sei nen sein in dieser Notstunde, die in sicherer Aussicht stand. Ein Zurück gab es für mich nicht mehr, denn der beißende Oualm verhinderte dcn Aiiie'-thalt ous der Straße. Kinder und Frauen jommericn, wir Männer reisuchten zu trösten, so gut es eben ging angesichts der vor Augen stehenden Todesgefahr. Das Vieh brüllte aufgeregt in den Ställen. Trotzdem es erst 5 Uhr nachmittags war, schien es, als ob die Nacht hereingebrochen sei. Kohlschwarz war der Him mel, der den ganzen Tag über im klarsten Blau gestrahlt hatte. Gegen 6 Uhr kam das Furchtbarste. Das Knistern und Knacken, die symptomischen Anzeichen des Waldbran des, wurden bei uns so deutlich hörbar, daß sie die Nerven peitschten. Ein Funkenregen nach dem anderen übergoß die Häuser, glücklicherweise wurden die Funken durch die heiße Luft des hellodernden Brandes in die Höhe gerissen. Das Stampfen und Toben der stürzenden Äaldriesen erweckte den Eindruck, als ob die Häuser bereits Feuer gefangen hät ten und das Dorf veraichtet würde. Eine Rettung wäre in diesem Falle völlig ausgeschlossen gewesen, denn der Rauch, der nun sogar in die Häuser drang, mußte jeden ersticken, der sich auf die Straße wagte. Betend saß die Frau meines Gastfreundes bei den Kindern, wir Männer standen am Fen ster, das wir zum Schutz gegen den eindringenden Rauch mit Bettdecken verhängt hatten. Hin und wieder schoben wir vorsichtig einen Vorhang weg und sahen dem schaurigen Naturereignis zu, was sich da draußen abspielte. Das währte etwa 2 Stunden! Dann wurde es draußen Heller, da» Feuer hatte südwestlich des Ortes die Straße überschrit ten. Wir wagten uns wieder heraus und da nahten nach einiger Zeit dunkle Gestalten — die tapferen Bekiimpfer des verheerenden Elements, die wir als unsere Retter betrachten durften. Brave Stettiner Pioniere, Forstleute, Zivilisten, alle rauchgeschwärzt. Die Tränen, die ihnen der beißende Rauch aus den Augen zwang, hinterließen weiße Furchen in ihren Gesichtern. Gern hätten wir ihnen die Hand gedrückt, indessen eilten sie weiter; dem Brande nach, der sich, die Baumbestände hungrig verschlingend, dahinwälzte. Alle, die im Dorf die Gefahr mit erlebt hatten, waren mit ihren Nerven am Ende. Man sah weinende Männer und Frauen, die angstvoll dem Feuer nachsahen, das so furchtba - gedroht hatte. Noch immer zog« Rauchschwaden durch das Dorf. Spät abends fuhr ich nach Stettin zurück. Ich war der einzige, der sich in dieser Richtung bewegte, viele Hunderte von Fußgängern, Radfahrern usw., lauter Neugierige, eilten au, der Großstadt dem Schreckensvlatz zu. In Stettin erst erfuhr ich den ganzen Umfang der Katastro phe. Sie zählt zu den größten ihrer Art, die Deutschland in den letzten Jahren erlebt hat. Wertvolle Hotzbestände, dar unter viele Festmeter abgeholzte, Raupenfraßholz, eine Un menge Wild sind verloren gegangen. Mancher brave Helfer erlitt Brandwunden. j Me«» av» aL« Welt. — Wru-:g der WEfl Vch». T richt meldet aus BrevlauL Zur Feier de» 80. Geburt»- tage» von Frau Theres« Dahn, der Witwe von Fetze Dahn, wurde Frau Lahn zur Ehrenstnatvrtn der Untversitm Wreslou ernannt. Em ichWOkLA EOWEtMs düD MN ÜRtttnmch Bttttzychlesien» überzog, äscherte in ANoumltz Habelschwerdt fünf Besitzungen vollständig ein. Mobiliar konnte fast nichts gerettet werden. — Ein Mutter von acht Kinde« verbrannt. In Königs hain bei Liebau in Schlesien brach in der Gälischen Gastwirt schaft Feuer aus. Als Frau Gall noch etwa« aus dem bren nenden Hause holen wollte, wurde sie von herabstürzenden Balken getroffen und verbrannte. Sie hinterläßt acht Kinder. — Von einem Starkstrommast erschlagen. Ein eigen- artiger Unfall ereignete sich am Mittwoch in Lichtenberg bei Merlin. Hier stürzte beim Montieren ein Mast der elektri schen Starkstromleitung um und traf die vorübergehende S2jährige Frau Anna Kosowski und ihr Kind. Die Mutter ,war sofort tot, während das Kind mit leichten Verletzungen davonkam. — Unversehrt nach einem Sprung au» 26 Meter höhe. Die junge Anna Ruzzier hat sich von dem 28 Meter hohen 'Glockenturm des Domes von Pirano heruntergestürzt. Die iherbeieilenden Menschen fürchteten einen total zerschmetter ten Leichnam zu finden. Aber wunderbarerweise trafen sie das Mädchen bei voller Besinnung und mit nur leichten Ver wundungen, von denen sie sich innerhalb weniger Tage er- Holen konnte. Sie leugnet die Absicht zum Selbstmorde, sondern versichert, bei Besichtigung des Panoramas ausge- . glitten und gefallen zu sein. — Amerikanische Auskäufe europäischer Kunstschähe. Die Hauptwerke der großen europäischen Meister wandern immer mehr m die Sammlungen reicher Amerikaner. So .hat Mr. I. Widener, ein Multimillionär aus Philadelphia, das berühmte Gemälde Tizians „Venus und Adonis", dessen Wert auf 20V 000 engl. Pfund geschätzt wird, angekauft. Es Dämmt aus der Sammlung des Lord Spencer in London, oer auch andere wertvolle Gemälde im Werte von 300 000 Pfund nach Amerika verkaufte. Außerdem hat Widener die „Tänzerin" von Renoir für einen fabelhaften Preis sich ge sichert. Er erklärte, sein Ehrgeiz sei, die schönste Gemälde galerie der Welt zu besitzen, um sie dann später einem ameri kanischen Museum anzubieten. — Das Börsengeschäft vom Luftschiff aus. Bei einer Fahrt des Luftschiffes „Los Angelos" über dem Hudson gab einer der Fahrgäste des Luftschiffes durch Funkspruch einen Kaufauftrag auf 500 Aktien. Der Auftrag gelangte an die New Parker Börse und wurde dort ausgeführt. — Maharadscha und Tänzerin. Der Liebes- und Eifer suchtsroman eines indischen Maharadscha bildete den Hinter grund eines Mordprozesses, der das Gericht in Bombay mehrere Wochen lang beschäftigt und jetzt mit der Verurtei lung von drei Angeklagten zum Tode und von vier anderen zu lebenslänglicher Deportation geendet hat. Folgendes^'lt die romantische Vorgeschichte des Prozesses: Als zwölfjähri ges Kind kam Muntaz Begum als Tanzmädchen an den Hof des Maharadschas von Endore. Nach einem Jahr entließ sie der Maharadscha aus Aerger darüber, daß sie aufgefordert worden war, vor anderen zu tanzen, holte sie aber, von Eifersucht geplagt, bald wieder zurück, und nun blieb sie neun oder zehn Jahre hindurch seine Geliebte. Er hielt sie jedoch als Gefangene, nahm sie auf seine Reisen mit, einmal auch nach England. Dort wurde ihr eine Tochter geboren, die der Maharadscha aber bald nach der Geburt ermorden ließ, da er von ihr kein Kind haben wollte. Schließlich gelang es Muntaz, aus der Gefangenschaft zu fliehen, und sie wurde dann die Geliebte des reichen indischen Kaufmanns Abdul Kadir Baula. Aber der Maharadscha verfolgte sie und schickte ihr Späher nach, so daß sie sich ihres Lebens nicht sicher fühlte. Am 12. Januar d. I. kam es zur Katastrophe. Baula fuhr mit der Tänzerin durch Bombay. Plötzlich wurde ihr ß« ßB» «nd daß er sich gern ein eiaene» Fuhrwerk anschaf- fim wafle. Cr hab« dann später Finger von Kleinwelka au» ßEchedch«, ein Bauer in Malst- habe zwei Pferde für 1000 Mar-M-verkaufen. Finger solle am nächsten Sonntag des- ^-E-^Wautzen kommen. Er habe sich zu feinem persön- ch in Baust« eine Selbstladepistole mit Patronen Natron« hab« er die Spitz« der ftnn-Lum-Gefchosse hergestellt, echt habe, habe er erst noch am ; kel, dem Landwirt Gna « k in Pommrttz, ein« schweren Einbruchsdiebstahl verübt. Am 2S. Dezember habe er Finger wieder in Dresden besucht. Er h«e ihm mttgeteilt, er solle auf die Pferde eine Anzahlung von SOS Mark leisten, er wolle ihm SOS Mark dmu geben, AO Mark solle er selbst mitbringen. Finger habe sich bereiterklärt, am 1. Jan. 1928 nach Bautzen zum Pferdekaus zu kommen und 200 Mark mitzubringen. In Bautzen habe er Finger sagen wollen, daß au» dem Pferdehandel nicht» geworden sei und ihn dann um SV Mark anborgen wollen. (Der ganze angebliche Pferdekauf war von Müller glatt erfunden worden.) Er habe bei Finger über nachtet und fei am SO- Dezember hetmgefahren. Inzwischen habe seine Mutter ihm seinen Bruder Walther nachgeschickt, um sich nach seinem verbleib zu erkundigen. Dalcher sei in Dresden erst bei Finger gewesen, dann bei seiner Braut über Nacht geblieben und mit Finger am Neujahrstag nach Bautzen gekommen. Er selbst sei mit dem'Rade dorthin ge fahren und habe beide 10.50 Uhr im Bahnhof getroffen. Dann habe er Finger eingeladen, bei seinen Elte« in Klein welka zu Mittag zu essen. Eie seien durch Seidau gegangen bis zu der am Ende de» Orte» liegend« „Billa Dora". Von dort aus sei sein Bruder Walther auf seinem Rade voraus gefahren, um den Besuch Fingers anzumelden. Am alten Chausseehaus hätten sie einen Feldweg etngeschlagen. Vor her habe er Finger erzählt, die Pferd« seien nicht mehr ver käuflich. Finger sei darüber sehr ungehalten gewesen, er habe ihm auch seine Bitte um ein Darlehn von 60 Mark abgeschlagen. Nun habe er Finger durch Vorhalt seiner Straftaten zur Hergabe der 60 Mark zu bewegen versucht. Er habe die Absicht gehabt, wenn es nicht anders gehe, Fin ger das Geld zu rauben. Deshalb sei er mit ihm den Feld weg gegangen. Er habe ihn über die Straße Lubachau— Kleinwelka weg am Bahndamm weiter geführt. Den Ort Cölln habe er ihm von weitem als „Kleinwelka" bezeichnet. An der auf Flur Cölln gelegenen Straßenbrücke über die Bahn bei der dort befindlichen alten Kiesgrube habe er sich gesetzt und Unwohlsein vorgeschützt. Finger habe ihm eine Bemme gegeben, beide hätten gegessen. Dann habe er Fin ger um eine Zigarette gebeten, damit dieser seinen Mantel öffnen und dadurch Gelegenheit bieten sollte, ihm die Brief tasche zu entreißen. Finger habe erwidert: „Du bist doch Nichtraucher", und habe wahrscheinlich etwas geahnt. Er habe nochmals von Finger Geld verlangt und als dieser ab gelehnt habe, gedroht: „gib mir das Geld, oder ich melde dich der Staatsanwaltschaft". Finger habe gerufen: „Du Schuft", und habe ihn zurückgestoßen. Da habe er mechanisch nach der Pistole, die er ständig bei sich getragen habe, gegrif fen, habe die Waffe entsichert und nach Finger geschossen. Wie der 2. Schuß losgegangen sei, wisse er nicht. Finger sei so fort zusammengebrochen. Er selbst fei ein Stück weggelaufen, dann zurückgekehrt, um dem Toten die Brieftasche wegzu nehmen Das sei mittags gegen iH1 Uhr gewesen. Die Leiche habe er dann nach einem Graben geschleift und unter Ginster versteckt. Dann sei er über Lubachau, Teichnitz und Seidau nach Bautzen gegangen und mit der Bahn nach Kleinwelka gefahren. Am Bahnhof Kleinwelka habe er sei nen Bruder Walther getroffen und ihm erzählt, Finger sei umgekehrt und nach Dresden zurückgefahren. Finger habe ihm Geld geborgt. Mit seinem Bruder sei er zum Kaufmann Schneider gegangen, habe für sich einen Mantel gekauft und mit dem in der geraubten Brieftasche gefundenen 100 Bit lionenschein bezahlt. Hierauf habe er zu Hause gelesen, ge gessen und sei schlafen gegqngen. In der Nacht sei er aufac- standen, habe einen Handwagen und einen Spaten mitge nommen und sich zum Tatort begeben. Bei dem Versuch, die Leiche wegzuschaffen, sei die Deichsel des Wagens ge brochen, deshalb habe er den Leichnam abseits geschleift und eingegraben. Vorher habe er dem Toten die Taschen ge leert und Schlüssel, Feuerzeug, Zigaretten, Handschuhe und die Taschenuhr an sich genommen. " Schuh und den Hut Fingers habe er sei er nach Hause gegangen. In der seien nur ein Hundertbillionenschein, und ein Fünfkronenschein gewesen. Die Beweisaufnahme ergab, daß Müller dem Finger gegenüber sowohl brieflich als mündlich bei seinem Besuche davon gesprochen habe, daß in einem Orte bei Bautzen zwei Pferde für 1000 Mark zu haben seien. Es sollten 500 Mark Anzahlung geleistet, der Rest in Wochenraten von 20 Ma-k Anzahlung angeboten, 200 Mark sollte Finger selbst persön lich mitbringen. In dem Priese Müllers an Finger war am Schlüsse vermerkt, der Brief solle sofort vernichtet werden. Finger hatte seinen Angehörigen gegenüber die Absicht ge äußert, am 1. Januar schon abends 7 Uhr von Bautzen zu rückzukommen. Es wurde weiter festgestellt, daß der Fabrik arbeiter Heinrich aus Kleinwelka eine Woche nach dem Ver schwinden Fingers in größerer Entfernung von der alten Kiesgrube in einem Wäldchen am sogenannten Mördcrteich den Hu< und «inen Schuh Fingers gefunden hatte. Dies rechtfertigte die Vermutung, daß Müller diese Gegenstände absichtlich dorthin geworfen hatte um die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Tatort abzulenken. Weiter ergab sich, daß ani 4. Januar Max Finger an Walther Müller einen Bries geschrieben und nach dem Verbleiben seines Vaters gefragt hatte, weil dieser mit ihm zusammen nach Bautzen gefahren war. Walther Müller hatte diesen Brief seinem Prüder Alfred gezeigt und dieser batte seinen Bruder Walther nach Diktat antworten lasten, Finger sei nicht nach Kleinwelka ge kommen, sondern am 1. Januar nach Görlitz durchgefahren, um dort die Tochter seiner Wirtschafterin zu besuchen. Die Söbne Fingers hatten sich mit dieser Auskunft nicht beruhigt, sondern Anzeige bei der Kriminalpolizei erstattet. Alfred Müller hatte dem ihn vernehmenden Polizeibeamten gegen über lange und hartnäckig geleugnet. Auch sein Bruder Walther hatte anfangs in Abrede gestellt, daß Finger in Bautzen ausgestiegen und, mit ihm und seinem Bruder nach Kleinwelka zu gegangen war. Der Oberkriminalkommissar Geipel aus Dresden hatte am IS. Januar Alfred Müller ver nommen und ihn zum Geständnis gebracht. Vorher aber hatte Müller einem ander« Beamten gegenüber den ««r.
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