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DerSMscheLrMer Mschofsw erdcrer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten DA« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt« Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen de« Amtsgericht», de» Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda' Unabhängige Zeitung für alle Stände rn Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags «Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag d« Buchdmckerei Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. Femspr.Rr.LR rofch«innna»Weffei Jeden Werktag abend« für den folgend. Tag. Baz»»»»»«« für die Zeit «ine, halben Monat«: Frei ins Hau« halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der GeichSstsstellr wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer 15 Dsg. — Alle Pofianstalten, sowie unsere Zeitung«austr2ger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1821. 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Besonderes Interesse fand die Erklärung, daß Deutschland nicht in den Völkerbund eintreten werde, so lange Köln nicht geräumt sei. * Im Haushallsausschuß de« Reichstags gab Reichs- sinanzminister v. Schlieben Erklärungen über die ernste Finanzlage de« Reiche« ab. * Nach einer Meldung aus Washington ist die amerika- Nische Regierung an alle europäischen Schuldaerstaaken mit einer Mahnung zur baldigen Regelung herangetreten. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- führnche« an anderer Stelle. Die Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft. Von Richard Nordhausen. Durch die ausaebaute Helsferich-Idee der Binnenmark ist die deutsche Wirtschaft im letzten Augenblick vom Abgrund 'zurückgerissen, dar Reich vielleicht vor der kommunistischen ^Revolution behütet worden. Seitdem leben wir im Zustand Ide« Menschen, den ein Wunder vorm Hungertod gerettet hat, der sich immer wieder der zermalmenden Qualen jener schauernd erinnert und um so dankbarer sein Butterbrot von heut' genießt. Niemand macht sich dabet sonderliche Sorgen um die Zukunft. Eine vielleicht verschärfte Wiederkehr des Furchtbaren, wer möchte daran glauben? Soweit weist man "diese Vorstellung von sich, daß selbst drohende Wetterzeichen absichtlich übersehen und ganz unvermeidliche Zukunftsgesah- ren auf die leichte Schulter genommen werden. Und doch dürsten sich die Ehrlichen und Gewissenhaften keine Sekunde lang verhehlen: Schicksalsgunst hat uns zwar eine Atem pause vergönnt, aber über den Berg sind wir noch ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Die Gleichgültigkeit und Gelassenheit, womit der so übel geschundene Michel heraufziehenden wirtschaftlichen Katastro phen gegenübersteht, sind gewiß aus seinem Ruhebedürfnis erklärlich, erhöhen aber nur die Schwierigkeiten. Statt uns vom politischen Tageslärm betäuben zu lassen, täten wir besser, unsere volle Aufmerksamkeit dem wirtschaftlichen Problem zuzuwenden und, solange es noch Zeit ist, aus der Klemme herauszukommen. Da jedoch Industrie-Gesellschaf ten und Banken ihre Umstellung und Neubilanzierung been det haben und vielfach wieder Dividenden zahlen, da der Fiskus mit Steuerüberschllssen prunkt, wähnt die öffentliche Meinung alles in guter Ordnung. Die Freude über die Dawes-Anleihe, der wir ja immerhin spürbare Flüssigkeit des Geldmarktes verdanken, hat ein übriges getan und den rosenroten Hoffnungsschleier so verdichtet, daß sich nur wenige noch einen klaren Ausblick gewahrt haben. Allgemein wird vergessen, daß die Sanierung der Aktiengesellschaften auf Kosten der kleinen Sparer und Obligationäre erfolgt ist, die dadurch um ihr Letztes gebracht worden sind; daß die hohen Steuererträge den ausgesogenen Handel und Wandel lähmen; daß schließlich der auf 650 Millionen ziüammen- geschrumpfte Amerikapump wenig mehr als eine Kampfer- spritze bedeutet. Als wirkliche Hilfsquellen für unsere Wirt schaft sind weder er noch die. Summ» anzusprechen, die da» Reich aus den Steuergeldern herzuleihen vermag. Entstam men diese Steuergelder doch der deutschen Wirtschaft, der sie mit Hochdruck entzogen werden und deren Blutarmut sich auf diese Weise dauernd steigert. Dieselbe Industrie mußte sa eine Belastung von 5 Goldmilliarden auf sich nehmen, um dafür das Dawes-Trinkgeld zu erlangen. Unser Heil kann mm und nimmer in solchen Transaktionen liegen. Höchstens macht sich Amerika dadurch gesund. Mit Hilfe des Dawes-Plans, der möglicherweise in sehr absehbarer Zeit, entsprechend gewandelt, auch auf das tief verschuldete Frankreich ausgedehnt werden -wird, entledigt sich Nordamerika eines Teils seines Goldüberflusses. Sich vom goldenen Alp zu befreien, haben die Vereinigten Staa ten allen Anlaß, drückt er doch verhängnisvoll auf den inne ren Markt, besten Kaufkraft er gewaltig herabsetzt. Gold in Dankkellern ist kein werbendes Kapital, verschlingt vielmehr gewaltige Zinsen. Allzu viel davon belastet, wie Wallstreet ein bißchen spät erkannt hat, verhängnisvoll den Wirtschafts organismus. Zum Glück für Onkel Sam schreit Europa nach dem gelben Metall und erlöst Ihn dadurch von den üblen Nachwehen einer immerhin sehr wagehalsig gewesenen Spekulation. Frankreich mit seinen 125 Goldmilliarden Schulden, von denen es sich nur durch Verpfändung wichtiger Sachwerte an Amerika wird befreien können, England mit seiner Rückkehr zur wesentlich goldgestützten Währung. Deutschland im Dawes-Netz — für die Vereinigten Staaten stellt das alles belangreiche Triumphe dar. König Midas, der im Golde zu ersticken drohte, kann sich wieder freier be wegen. Wir aber sollten uns darüber klar werden, daß eine fortgesetzte Borgwirtschaft, fortgesetztes Einströmen fremden, nicht immer werbend angelegten Goldes in Deutschland, wo für wir unsere" letzten realen Güter zu opfern und immer drückendere Zinsen, zu zahlen haben, unbedingt abgestoppt werden muß. Der Inflation des Goldes zugunsten Ameri kas entgegenzuwirken ist ein dringendes Gebot, wenn wir nicht immer hilfloser versklaven wollen. Ein deutscher Frontwechsel kann nicht lange mehr ver mieden werden. Unsere Handelsbilanz ist durchaus passiv, unsere Einfuhr viel zu hoch. Wir haben sie im vergangenen Jahre mit allerlei Vermögenresten bezahlt, die in Zukunft nicht mehr da sind; hinfort werden wir gezwungen sein, Käufe aus wirklichen Einnahmen zu begleichen. Unbedingt sparsame, ja geizige Wirtschaft ist vonnöten. Zunächst muh alle Einfuhr, die nicht lebensotwendia ist, besonders die Ein fuhr von fertigen Fabrikaten und Luxusdingen, unterblei ben. Einer starken Einschränkung des Verbrauchs hat an gestrengter, erhöhter Arbeitsfleiß gegenüberzustehen. Man erwäge, wie sehr sich die Wirtschaftslage in der Welt zu un seren Ungunsten verschlechtert hat. Ueberall, wo uns die Siegerstaaten nicht skrupellos die Kundschaft abgejagt und unsere alten Verbindungen zerstört haben, sind heimatliche Industrien entstanden und drängen die deutsche Ware voin Markt zurück. Ganz einfach deshalb, weil wir heute wesent lich teurer produzieren, als vorm Kriege. In vielen Fällen um 50 und mehr Prozent. Damit ist natürlich keine ver lorene Stellung wieder zu gewinnen, damit gehen sogar die uns noch erhaltenen Positionen verloren. Uns bleibt, wollen wir wieder festen Fuß fasten, nichts übrig, als mehr Güter denn bisher und zu billigerem Preise herzustellen. Auf anderem Wege werden wir den Wettbewerb der Frem den nicht bestehen können. Als notwendige Folge ergibt sich freilich, was einigermaßen hart in unseren Ohren klingen wird, daß wir uns an eine längere Arbeitszeit zu gewöhnen haben, falls uns daran liegt, einigermaßen die jetzige Le- benöführung zu bewahren, oder daß wir uns mit geringeren Löhnen begnügen müssen. Auch vas Unternehmertum tut gut, von üppigem Verdienst abzusehen und sehr bescheidene Gewinne zu kalkulieren. Nur so läßt sich eine ins Gewicht fallende Erhöhung unser Ausfuhr erzielen, nyr^so besteht wenigstens eine Möglichkeit, jene Unsummen hereinzubrin gen, di« wir im Laufe der nächsten Jahre den Feinden als Tribut überweisen sollen. Jährlich 2 Kl Milliarden Gold- mark, wie man sich vielleicht erinnern wird. Arbeitsamkeit, Entbehrungskraft und Sparsamkeit, da» find die drei Grund mauern beim Wiederaufbau der deutschen' Wirtschaft. Auf keinem anderen Wege können wir wirklich Mües Eigen kapital erzeugen, und, es sei wiederholt, von der Beschaffung dieses Cigenkapitalr allein hängt di« Gesundung unserer Wirtschaft ab. Borg im Ausland« ist ein Vampir, »usam- mengekratztes Sparäeld dagegen neue» Blut. Aus diesem Gesichtspunkte, aus keinem anderen, werden unsere Berufe nen die Frage de« Achtstundentages prüfen, die Gewerk schaftsführer sich über die Zweckbaftiakeit neuer Lohnbe- weguNgen klar werden müssen. Uebriaen« glauben sie ja schon<.selbst nicht mehr daran, durch bloße Lohnerhöhungen dar Los der Arbeiterschaft verbessern zu können. Rede allge meine Lohnerhöhung, die sich nicht auf «ine sehr aktive Han delsbilanz stützt, folgt unmittelbar die Teuerung, wenn diese Teuerung ihr nicht gar, durch den bloßen Strätlärm ange regt, vorausgeht. In den schauerlichen HexenMg von ISA sehnt sich niemand zurück. V ' Von dem Kerngedanken der Rentenmark, die auf der Kraft der deutschen Landwirtschaft und Industrie nicht auf irgendwelchen in Banktellern versteckten Goldbärren ruht, von diesem Gedanken dürften wir un» nicht abtreiben lasten. Die Wahrung eines Lande» hänat im letzten.Grund aus schließlich von dem regen Fleiß, der Tüchtigkeit und dem Svarsinn seiner Einwohner ab, von dem Kredit, den es in folge dieser nationalen Lugenden draußen genießt. Nur in den Spuren der Helfferich-Jdee kommen wir der wünschens werten Emanzipierung vom intern. Leihkapital um einen Schritt näher. Was ein genialer Wirtschaftler zur Rettung aus augenblicklicher zermalmender Not ersann, behält seine Kraft und Bedeutung auch später, in minder wild bewegten Tagen. Der nahenden, vielleicht unmittelbar bevorstehenden Schwierigkeiten vermögen wir nur Herr zu werden, wenn wir im Sinne Helfferichs so wenig Hilfe wie möglich vom Ausland« und seinen Bankhäusern erwarten: wenn wir lieber hungern und darben und dadurch zu etlichem Eigen kapital kommen, als daß wir in leichtfertiger Gedankenlosig keit so lanae vom fremden Gut zehren, bis uns die Gläubiger endgültig die Schlinge uni den Hals legen. Dr. Streseorarm über die arrtzerrpolMsche La-e. Berlin, 18. Mai. Der Reichstag verhandelte heute nach einer Trauerkundgebung für die Opfer des Dorstfelder Gru benunglücks in 2. Beratung über den Haushalt des Aus wärtigen Amtes, des Reichekanzlers und des Reichspräsiden ten. Nach dem Bericht des Ausschußberichterstatters ergriff Reichsauhenminister Dr. Slresemann das Wort zu einer großen politischen Rede, in der er zu nächst auf den Etat des Auswärtigen Amtes einging. Der deutsche Auslandsdienst bleibe gegenwärtig noch weit hin ter dem Dienst aus der Zeit vor dem Kriege zurück. Mit Be friedigung könne man aber feststellen, wie deutsche Tüchtig keit und deutscher Fleiß Schritt für Schrift den im Ausland» verlorenen Boden wieder zurückgewinnen. Mit innigsterTeit nähme verfolge das deutsche Volk das Schicksal der vi^e» Millionen Volksgenossey in den abgetrennten Gebieten. Der Minister ging dann zur außenpolitisches Lage über, und zwar zunächst zur Annahme des Dawes planes, an dessen Durchführung Deutschland arbeit« unt auch in Zukunft arbeiten werde. Der Minister verwahrt sich gegen die Auffassung, als wenn die Räumung der Rnhv und des Sanktionsgebieles zum festgesetzten Termin de« ist August irgendwie gefährdet werden könne. Die Grundlach der Reparationspolitik trage den Namen des vizepräfiden ken der vereinigten Staaken, zu denen Deutschland« Vezi» Hungen in feder Hinsicht befriedigend sind. Auch da» Den hältnis zu den Staaten Süd- und Mittelamerikas sei gut. Die Lage im fernen Osten habe durch die kürzlich 'abge schlossenen Verträge zwischen Rußland, China und Japan erhöhtes Interesse gewonnen. Für Deutschlands Beziehun gen zum Osten müsse immer Rußland den maßgebenden Faktor bilden, nachdem jetzt alle Reibungsmöglichkeiten be seitigt seien. Die Aufgabe der deutschen Politik werde es sein, seine Interessen nach Westen und Osten auszugleichen. Gegenüber Oe st erreich müsse alles getan werden, um die Beziehungen so eng wie möglich zu gestalten. Bedauerlicher weise hätten die Verhandlungen über die Aufhebung de» Disumzwanges zu keinem Erfolge geführt. Für die weitere Entwicklung des Verhältnisses zu Italien werde hoffent lich der Geist der Verständigung vorbildlich sein. Nach einem Ueberbllck über die Beziehungen Deutschland« zu d»n übrigen europäischen Mächten gab der Minister eine zu- sammenfassende Darstellung über die Neuregelung der Handelsbeziehungen. Die Zolltarifnooelle, die dem Reichsrat in den nächsten Tagen zugehe, müsse sobald wie möglich verabschiedet «er den. Der Minister erörterte sodann die bereit« abgeschlosse nen Handelsverträge mit Amerika, England, Belgien und Griechenland, denen der Grundsatz der gegenseitigen Meist begünstigung zu Grunde Nege. Ein besonder« schwieriaer Punkt sei der heißumstrittene Vertrag mit Spanten, für dessen baldige Annahme der Minister eintrat. Sein« Ab lehnung würde Deutschland» Kredit auch in den anderen Ländern stark erschüttern. Besonder» schwierig, fuhr der Minister fort, liegen die Verhältnisse mit Frankreich. Die Reichsregierung ist bemüht, die Schwierigkeiten nach Möglichkeit zu bestitigen und hofft, daß sich eine dauernde Regelung auf der Grundlage der Meistbegünstigung bald ermöglichen läßt. Deutschland hat die von vielen für un durchführbar gehaltene Abrüstung bewältigt. Di« heute noch offenen Fragen können lediglich die Bedeutung von Restpunkten haben, die bei loyaler Verständigungsbereit schaft ein nennenswertes Hindern!» nicht fein können. Dir Nachrichten über geheime deutsche Kriegsvorbereitungen sind lächerliche Erfindungen. Aber ein ZrrsiM wäre es, wenn man glaubte, durch die Verquickung der Ab rüstung mit der Aufhebung der Besetzung »n« feder Forde rung gegenüber gefügig zu machen. Was ein Jahrtausend der, deutschen Seele am Rhein einaaprägt hat, kann durch keinen Druck ausgelöscht werden. Die einseitige Abrüstung Deutschland« darf nicht der Endzweck sein, sondern soll nur eine Vorleistung für die allgemeine Abrüstung sein. Tn dieser Richtung ist aber bisher so gut wie nicht« geschehen. Da« Bestehen ein« Sicherheltaproblem« al« Schutz gegen deutsche Angriffe kann Deutschland unmög lich anerkennen. Eine Lösung dieser Frag« ohne Deutschland wäre eine Lösung gegen Deutschland, die dem europäischen Frieden nicht dienen könnte. Eine der wichtigsten Aufgaben ft es, dem labilen Zustand unserer Westgrenzen ein Ende zu machen. Daher konnte sich die Reichsregierung der «fittven Mitarbeit an der Äsung der Sicherheitsrat« nickt