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Dresden, 22. April. Die Verhaftung des rumänischen Exkonsul» Konrad Walter Woehler, die in Dresden gegenwärtig großes Aufsehen erregt, obwohl sie bereits etwa drei Wochen zurückliegt, ist, wie wir hören, nicht auf die Angelegenheit der Preußischen Landespfandbriefanstalt zurückzuführen, in die Woehler verwickelt ist, sondern auf die Bestechung zweier Gerichtsbeamter, darunter eines Referendars Dr. H. Beide haben Woehler in einer gegen ihn anhängigen Strafsache unzulässige Mitteilungen ge macht. Woehler war vor längerer Zeit unter Geschäfisauf- slcht geraten, dabei hatte ihm der bekannte Textilindustrielle Generalkonsul Kaufmann insofern aus der Verlegenheit ge holten, als er eine Bürgschaft für die Zahlungen an die Gläubiger in Höhe von etwa 173 000 übernahm. Danach sollten die Gläubiger 30 Prozent Abfindung erhalten. Hin terher stellte sich heraus, daß Doehler mit einigen seiner Gläubiger Sonde rabmochungen getroffen hat. Daher ficht Kaufmann jetzt die Rechtsgültigkeit seiner Bürgschaft, für die er übrigens durch Rückbürgschaft gedeckt ist, an und die Gläubiger werden voraussichtlich überhaupt nichts mehr er halten, so daß der Konkurs Woehler unvermeidlich ist. Auch drängt die Preußische Landesbriefanstalt auf Abwicklung der Woehlerschen Verpflichtungen aus dem Kauf des Durcauhauses Woehler in Berlin. Dresden, 22. April. Die Klagen über schlechten Empfang de» Unlcrhallungsrundfunks sind vielfach auf Störungen falsche Vorstellungen ran den tatsächlichen Verhältnissen im deutschen Sprachgebiet der Tschechoslowakei macht. Das be« weist uns vor allem die Mitteilung, daß es sich nur um Reichenberger Eisenbahner handle. Gerade die Eisenbahner sind heute in den deutschen Sprachgebieten die willfährigsten und rücksichtslosesten Träger des Kampfes gegen alles Deutsche. Cs gibt im deutscher. ^chgebiete deutsche Eisen bahner fast überhaupt nicht mehr. Diese sind fast bis auf den letzten Mann in stocktschechische Gebiete versetzt worden, und an ihre Stelle sind Tschechen «kommen, die fast restlos in Sokolvereinen zusammengesaßt sind. Die Frage, was die Sokolvereine wollen, beantwortet klar und eindeutig die von der tschechoslowakischen Unter richtsverwaltung neuerdings in den Volksschulen einge- sührte „Geschichte des tschechoslowakischen Volkes/ indem u. a. gesagt wird: „Der Sokol will den Kampf gegen die Magyaren, Kampf gegen die Deutschen und Kampf für die — Wahrheit/ Wie diese Wahrheit aussteht, dafür einige Proben aus diesem Werke: „Im Jahre 1273 wurde in Deutschland der arme Graf Rudolf von Habsburg zum König gewählt, ein arglistiger, rücksichtsloser und gefühl loser Mensch." — Ueber den Ausbruch des Weltkrieges wird der Jugend erzählt: „Deutschland überfiel das kleine Bel gien, Oesterreich das kleine Serbien. Die Deutschen und die Oesterreicher brannten in den beiden Ländern, mordeten, und raubten und peinigten in unerhörter Weise die Bewoh ner beider Länder, ärger, als es vor Jahren 1500 Jahren dis wilden Hunnen taten." Das Buch erzählt, die siegestrun kenen Deutschen hatten verkündet, daß sie alle tschechischen Schulen, von den Volksschulen bis zur Universität nach dem Kriege aufheben werden, alle tschechischen Städte nur deutsch amtieren müssen: ja sogar der Antrag wurde begeistert an genommen, daß alle Tschechen nach Sibirien transportiert und das ganze tschechische Land den Deutschen gegeben würde Wenn dir Deutschen und Oesterreicher gesiegt hät ten, hätten die Hufs ihrer Roste das tschechische Völk zer- keten." durch Emvsangsapparate mit Räckkovpelung zurückzusühren Es wird daher nochmals darauf aufmevtsam gemocht, daß beim Etnstellen der Apparate mit Vorsicht zu verfahren und Pfeifen unbedingt zu vermeiden ist. Riesa, 22. April. Infolge fahrlässigen Umganges mit einer Schußwaffe durch den Sohn des hiesigen Gelvgießer- mcisters Richard Müller wurde der dort beschäftigte 18- jährige Kurt Müller erheblich verletzt. Das Geschoß drang dem junaen Mann in den Unterleib. Wurzen, 22. April Die Hündin al» hasenmuller. Das „W. Tagebl." teilt mit: Daß Hund und Hase gegenseitig Pflegemutter, Pflegesohn, und Pflegegeschwister werben kön nen, wird manchem wie eine Fabel erscheinen. Und doch ist dies gegenwärtig bei einem Gutsbesitzer in Böhlitz zu be obachten. Dort hat eine Rehpinscherhündin zwei Jungen das Leben geschenkt. Die als große Hasenhetzerin bekannte Hündin hatte aber damit nicht genug, sondern trug sich eines Tages noch einen junaen Hasen in ihr Wochenbett. Den jungen Pflegesohn liebkost sie ganz besonders, fast scheint es, als ob ihr der Pflegesohn lieber wäre, als ihre eigenen Kinder. Wolkenburg, 22. April Wik einer Feuerwehr von anno dunnemal» machten die Wolkenburger eine köstliche Erfahrung in Garbisdorf. Die Wolkenburger bemerk ten dieser Tage um Mitternacht einen riesigen Feuerschein in der Richtung des im Altenburgischen gelegenen Dorfes Äarbisdorf, der sie veranlaßte, hilfsbereit mit der Motor spritze der Bergerschen Fabrikfeuerwehr nach dem Brand platze zu eilen. Aber dort harrte ihrer eine Ueberraschung: Sie hatten kaum begonnen, die Schlauchleitung auszu legen, als ihnen mit todernster Miene der Polizeidiener ent- aegentrat und sie mit dem Hinweis, das Feuer ginge sie nichts an, aufforderte, von ihrem Vorhaben abzu lassen und heimzufahren. Tatsächlich mußten die Wolken burger ihre Schläuche wieder zusammenpacken und unver richteter Sache in ihre Schlafgemächer zurückkehren, weil es — nicht ihr Feuer war! Annaberg, 22. April Von einem fallenden Maste er schlagen wurde in Gelen au ein 3 ^jähriges Kind. Als Telegraphenarbeiter auf der Straße einen Mast umlegten, fiel dieser plötzlich quer über die Straße und traf einen von feinem Vater an der Hand geführten 3^jährigen Knaben fo furchtbar, daß das Kind auf der Stelle tot war. Auch der Vater wurde verletzt. Vad Elster, 22. April. Ein Opfer seines Veruss. Der Orthopäde und Chefarzt in dem von ihm ins Leben gerufe nen Sanatorium Dr. Köhler-G. m. b. H. Geh. Sanitätsrot Dr. Köhler ist ein Opfer seines Berufes geworden. Infolge langjähriger Tätigkeit im Röntgenlaboratorium mußte ihm jetzt die rechte Hand amputiert werden. Geh. Rat Köhler, der die Operation gut überstanden hat, behält die Leitung seines Sanatoriums. rsttuniSLdsiusrssIeß irt Sm voraus ru snIrSektsn. Wir weisen darauf hin, daß das Bezugsgeld bei sämt lichen Zeitungen im voraus zu bezahlen ist. Cs gibt immer noch einige Leser, die unseren Boten das Cinkassieren und unserer Geschäftsstelle die Abrechnung sehr erschweren, weil sie glauben, das Geld erst nach Ablauf der Bezugsfrist ent richten zu können. Wir ersuchen daher, das Bezugsgeld sofort beim Dor legen der Quittung zu entrichten. Neues aus aller Welt. — Da» Luftschiff „Los Aaoöles" hat mit einer Manu- schaft von SO Köpfen einschließlich der Veobachter und acht Sack Post seinen Flug nach den Bermudainseln angetreten. . — Achlundvierzig Mann mit einem Frachldompferun /ergeaangen. Nach drahtlosen Meldungen sind bei dem an der Küste von Schottland erfolgten Untergang eines inpui,»- schen Frachtdampfers 48 Mann um» Leben gekommen. — Von einem Hunde lotgedlssen. Da« sünfjohr-ae Töchterchen de» Lokomotivführer« Schuster in München rst beim Ballspielen in der Nähe eines Hundezwingers von einer ausgebrochenen Dodermanndogge zerfleischt worden. Das Tier biß dem Kinde die Halsschlagader durch, so daß es verblutete. — Da» Tode»urlell gegen Gran» ausgehoben. Da Gericht in Hannover hat da« im Falle Wittig gegen Gra-s erkannte Todesurteil wegen Anstiftung zum Morde aufge hoben und eine nochmalige Verhandlung vor dem Schwur gericht angeordnet. Im Falle Hannappel, in dem Graus wegen Beihilfe zum Morde zu 12 Jahren Zuchthaus verur teilt wurde, wurde di« Wiederaufnahme des Verfahrens ab gelehnt. Eine Berufung gegen diese Ablehnung ist möglich. — Feuersbrunst im Vnlereugadin. Das große Judu- striewerk in Süs im Unterengadin wurde von einem Groß feuer heimgesucht, das innerhalb einer halben Stunde 44 Wohnhäuser uno 43 Stallungen vernichtete. Die aus dein ganzen Engadin mittels Extrazügen eintrefsenden Feuer wehren mußten sich darauf beschränken, den auf dem linken Ufer des Inns gelegenen Werkteil seinem Schiksal zu über lassen und nur den auf dem rechten Ufer gelegenen zu retten. Da die Häuser eng aneinander gebaut und mit Holzdächern versehen waren und die Stallungen sich an die Häuser an- schlossen, konnte das Feuer rasend schnell um sich greifen Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen, doch ist viel Vieh umgekommen, und von dem Mobiliar und vou den Vorräten konnte nichts gerettet werden. Die Brandursache konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Der Gebäude schaden wird allein auf 1,2 Millionen Franken geschätzt. Die Bevölkerung ist durch den Brand in große Not geraten. Oeffentliche Sammlungen werden eingeleitet. Im Jahre 1901 wurde das Werk schon einmal von einem Brande heim gesucht, der ein Drittel des Werkes einäscherte. — Lin gefälschtes Testament. Zwischen Wien und Kra- kau schwebt eine Testamentsfälschungsangeleaenheit. Im Jahre 1912 hatte der damalige polnisch-österreichische Abge ordnete Tyszowski letztwillig die Krakauer Akademie der Wis senschaften zur Universalerbin seiner reichen Liegenschaften in Galizien mit der Bedingung eingesetzt, daß sie dieses Geld für Krebsforschungen verwendet. Die Familie brachte im Laufe des Gerichtsverfahrens ein andere» Testament vor, das sich jetzt als gefälscht erwies. In Krakau wurde in der Sache der Chef einer Grvßhandelsfirma, Ingenieur Konopta, verhaftet und in Wien wurden zwei Verhaftungen sorge- nommen. — Der Admiral als Priester. Der französisch« Admi- ral Malcort, seinerzeit Kommandeur der wichtigen Flotten station von Biserta, wurde kürzlich zum katholischen Prie ster geweiht. Gleichzeitig mit ihm empfing die Weihe ein Kriegsbeschädigter, ehemaliger Offizier, der zuletzt in Nancy als Advokat tätig war. Der döbelten Zeremonie wohnten viele Offiziere der französischen Marine bei. Admiral Mast cort ist Eigentümer großer Ländereien in Tunis, die er der Kirche vermacht hat. vr. meä. Z4. NsnsMel Le Lo., 0. m. b. bl., öerlin 14. 0.43, stiscisrlsg« bei: Sanität«.vrog. lot». SMnalcker, klderMtr. 2; ückler-vrog, R. TNe»»el, v«knbok»tr. 1. diu« Drei sonderbare Käufe auf dem Schlachtfelde von Waterloo. Aus dem Französischen von Maria Nießen. (Nachdruck verboten) Die folgende Geschichte, die eine Pariser Zeitung ver öffentlicht, zeigt, daß sich oie Franzosen auch über ihre ehe- maligen Bundesgenossen, die Engländer, gern lustig machen. Ein Engländer kam eines Tages auf das Schlachtfeld von Waterloo und kehrte in ein einsam gelegenes Wirtshaus ein. „Guten Tag, Madame", redete er die Wirtssrau an. „Ihr Diener, mein Herr, was wünschen Sie?" „Ist das hier, wo die große Schlacht von Waterloo statt- gsflmden hat?" „Zu dienen, mein Herr, da- ist hier/ „O, sehr gut. Haben Sie gesehen die Schlacht, Madame?" „Ja, mein Herr." „Da werden Sie wohl Angst ausgestanden hoben. Haben Sie auch gesehen den General Gnaisenow?" (Gneisenaul) „O ja, er ist sogar hier in diesem Zimmer gewesen." „Was? Der große General Gnaisenow ist hier gewesen? Und was hat hier getan der große General Gnaisenow?" „Was er hier getan hat? Er hat — ich weiß es beinahe nicht mehr — ah, jetzt erinnere ich mich, er hat einen Rap port geschrieben." „Wo hat er geschrieben den Rapport?" „Auf diesem Tisch, mein Herr". Dabei zeigte die Wirts- frou auf einen in der Ecke stehenden alten Tisch. „Wie, auf diesem Tisch?" „Ja, hier auf diesem Tisch." „Was, auf diesem Tisch hat geschrieben der große Gene- ral Gnaisenow einen Rapport? „Ja, mein Herr/ „Dar tostet der Tisch, Madame?" „Was der Tisch kostet? Ich denke doch nicht, daß Sie den Tisch kaufen wollen?" „Gewiß, Madame, ich will kaufen diesen Tisch, ganz ge wiß." „Aber mein Herr, ich kann ihn nicht verkaufen, ich habe den Tisch selber nötig." „Madame, Sie mstfsen verkaufen den Tisch, ich will haben ihn. Was kostet der Tisch?" „Nun ja, wenn Sie durchaus wollen. Fünfhundert Franken." „O köstlich, sehr billig der Preis. Hier, Madame, füni- hundert Franken. Der Tisch ist mein. Bringen Sie ihn an meine Kutsche." Er gab der Wirtin eine Banknote von 500 Franken und der alte gewöhnliche Tisch aus Tannenholz wurde auf seinen Wagen geladen. „Und der große General Blücher. — Kennen Sie auch den großen General Blücher, Madame?" „O, der Bärenbeißer, ja, der steht noch vor meinen Augen, wie er sich hier aufgehalten hat." „Und was hier getan der große General Blücher?" „Was er hier getan bat? Ich muß mich einmal besinnen. O, jetzt erinnere ich mich, er stand vor diesem Fenster und sah nach draußen." „Was? durch dieses Fenster, Madame?" „Ja, mein Herr." „Sehr gut. Was kostet das Fenster, Madame?" „Aber mein Herr, ich kann doch da« Fenster nicht ver kaufen." „Madame, Eie müssen und Sie sollen mir verkaufen das Fenster. Ich sage, Sie müssen und Sie sollen." „Nun, wenn es denn nicht ander« sein kann; gegen müssen ist nicht» zu wollen." „Wieviel EM fordern Sie für da« Fenster." ' „1000 Franken, keinen Centime weniger." „Hier Madame, sind 1000 Franken, da« Fenster ist mein und nun lasten Sie es in meine Kutsche bringen. Nachdem dies geschehen, spann sich da« Gespräch weiter - „Und den Herzog von Wellington, unseren großen Lord. Kennen Sie auch diesen, Madame?" „Nein, daß ich nicht wüßte, mein Herr." „Was, Sie kennen nicht den Herzog von Wellington, den Feldmarschall der Engländer." „O, nun verstehe ich. Vilainton, kenn« ich auch sehr gut." „Ist der Herzog ebenfalls hier gewesen?" „O ja, mein Herr!" „Und was hier getan der Herzog?" „Das kann »ch Ihnen nicht so sagen, mein Herr.' „Und warum können Sie mir das nicht sagen?" „Man sagt so etwas nicht gerne." „Ei was! Hie sollen und Sie müssen es mir sogen." „Nun, wenn Sie es denn durchaus wissen wollen — der Lord war krank, er hatte Leibschmerzen." „Sehr gut! Und was hat der Lord getan bei seinen Leibschmerzen?" „Was er getan hat?" „Nun, er ist einige Male an einen verschwiegenen Ort gegangen." „Sehr gut! Und wo ist der Ort? Ich will sofort schen den Ort. „Wie, mein Herr, Sie ?" „Bringen Sie mich zu dem Ort, Madame." „Ja, wenn Sie es durchaus wünschen." Er wurde zu der für ihn so merkwürdigen Stelle ge führt und dort machte er feinem Herzen wiederholt mit einem „Sehr gut sehr gut l" Luft. Endlich frug er im ernstesten Tone: „Wie teuer ist der »rill, Madame?' Die schlaue Wirtin heuchelte zunächst Abgeneigthsit, die se« wertvolle Stück zu verkaufen, doch gab sie schließlich nach und forderte 3000 Franken. Ganz entzückt über den Kauf zählte der Engländer di« Summe in Banknoten auf und ließ den Brill m seinen Wagen bringen. Dann fuhr er mit den vermeintlich billig erstandenen „Historischen Schätzen" davon, die fernerhin eine besondere Zierde und Merkwürdig, bett Mae» Landaus«« in Sltengland bildeten.