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Au« der Oberlaufitz. Bfichoftnoerda, 22. April. —* v« vvittviVerfich« Bauerntheater hat sich rasch die Gunst dar hiesigen Bevölkerung erworben und zahlreiche Besucher nehmen jeden Lbend gern die Gelegenheit wahr, einige lustige Stunden bei den Oberbayern zu verleben Gestern abend wurde da» bekannte Volk,stück „Da, Lieserl vom Schliersee" gegeben. Die Regie ist darauf bedacht, da, diesen Bolksstücken anhaftende Rührselige nicht so stark her- vertreten zu lassen und gewährt dafür dem Humor eine brei tere Bail,. Die gestrige Vorstellung errang sich wieder star ken Beifall. Herr Direktor Riedel gab den selbstbewußten reichen Bauer mit Vollendung und Fräulein Marianne Wolf war ihm Mit ihrer stattlichen Erscheinung eine ge schickte Partnerin. Vie Lieohaberrollen werden von Cents und Egon Sternberger gegeben, die auch gestern wie- der als Lieserl und Sylvester ein prächtiges Zusammenspiel boten. Li« derbkomischen Stollen de» Klannetten-Muckel (Max Schmid) und der Roten Wab'n (Olga Riesch) tru gen zur Ergötzung des Publikums bei, das sich köstlich amü- sierte. Die Hausrapelle (Violine und Zither) wurde bei ihren musikalischen Einlagen in den Pausen mehrfach durch Hervorruf ausgezeichnet. Auf mehrfachen Wunsch hat die Direktion sich entschlossen, da« Gastspiel bi» einschließlich Freitag zu verlängern. —* Der Georgstag (28. April) In der ländlichen Be völkerung gilt der Georgstag vielfach al» der Tag, mit dem eigentlich das Frühjahr erst richtig beginnt. Mußte man bis dahin noch mit Rückschlägen in der Witterung rechnen, so sind diese Befürchtungen nach dem Georgstage nicht mehr so groß. Dieser Tag scheidet draußen auf dem Lande die ver gangene winterliche von der kommenden sommerlichen Zeit. In Gegenden, wo das Vieh aus die Weide getrieben wird, geschieht dies gewöhnlich am Georgstag zum ersten Male. Die Hirten putzen sich an diesem Tage mit frischem Grün aus, und auch das Lieh wird mit jungen Zweigen und Früh- lingsblumen geschmückt. Von diesem Tage an gilt es auch als unpassend, über Wiesen zu laufen. Viel mehr Bräuche sind mit dem Georgstag bei den slawischen Völkerschaften verbunden. Die russischen Bäuerinnen weihen an diesem Tage dem heiligen Georg eine Kerze, gewissermaßen als Fürbitte, daß er im nächsten Jahre das Vieh beschützen möge. Der Tau am Georgstage gilt bei den Slawen als be sonders heilkräftig. Ist am St. Georgstag Tau gefallen, so eilen Bauern und Bäuerinnen, Söhne, Töchter und Knechte hinaus, um sich im Tau zu wälzen. Auch wird der Tau von diesem Tage sorgfältig eingesammelt und zur Besprengung des Viehes benutzt. Auch noch andere Bräuche hangen mit dem Georgstag zusammen. —* Zum Mcislerkurfus der Sewerbekawmer findet Donnerstag, abends ^7 Uhr, in der neuen Schule, Zimmer 62, die nächste Unterrichtsstunde statt. Ungenügend begrün detes Fehlen Hot den Ausschluß vom Kursus zur Folge. — l^. Das katholisch« Kasino zu Bischofswerda und Umgegend hielt am Sonntag seine erste Monatsversamm lung im neuen Vereinsjahre ab. Auf der Tagesordnung stand unter anderem als wichtigster Punkt das Kirchweihfest. Der Vorstand Herr Wollmann eröffnete kurz nach 8 Uhr die Versammlung und begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder. Nach Verlesen der letzten Niederschrift über reichte der Vorstand mit ehrenden Worten dem zum Ehren vorsitzenden ernannten Herrn Thomas Eisen rauch die Ehrenurkunde. Dem nichtanwesenden zum Ehrenmitglied ernannten Herrn Josef Bönsch wird die Urkunde zugc- stellt. Der Vorstand erledigte sodann die einzelnen Punkte der Tagesordnung. Das Kirchweihfest betreffend gab er einen ausführlichen Bericht über die vorgeschrittenen Vor arbeiten des Gesamtvorstandes. Die Weihe der St. Benno- v'tiede, Deutschsond in der Frage ftiner vstgrenzen einseitig fest lesen zu wollen. Die wir hören, wird Reichskanzler Dr. Luther in der von ihm angekündigten Antwortnote auf einige dieser wich- tigen Moment eingehen, ohne jedoch aus der sich zur Zeit empfehlenden Zurückhaltung herauszutreten. Notwendiger scheint vor allen Dingen eine klare und unzweideutige Er klärung des neuen Außenminister» Briand über die Frage der Räumung des Ruhrgebiets. Die stillschweigende Ignorierung der Frage der nördlichen Rheinlandzone ist ebenfalls geeignet, den in Deutschland herrschenden Skepti zismus noch zu verstärken. Nach Auffassung der deutschen Regierungskreise weist die französische Regierungserklärung außerordentlich starke Lücken auf, die schwerlich auf dem Verhandlungswege ausgefüllt werden können, wenn nicht von vornherein eine klare und eindeutige Situation geschaf fen wird. Der A«fr»hr i« Bulgarien. Baüernflucht in die Berge. Loudon, 21. April. Wie aus Sofia gemeldet wird, gehen die militärischen Behörden sehr streng vor. Die Dauern fliehen in die Berge und holten sich versteckt. Sie werden dort von Agitatoren aufgesucht, die sie zu Banden formieren und ihnen vorschwindeln, daß ihr alter Führer Stambulisky nicht tot sei, sondern bald wieder auftauchen werde, um sich an die Spitze einer Regierung zu stellen. Sofia, 21. April. Regierungstruppen und Volksmiliz haben die kommunistische Bewegung in den Kreisen Schu- men und Warna vollständig niedergeschlagen. Ein großer Teil der Revolutionäre hat sich bedingungslos ergeben. Bei dem Dorfe Plissura versuchte eine bewaffnete Bande von Emigranten aus Jugoslawien die bulgarische Grenze zu überschreiten, sie wurden jedoch mit Maschinengewehren und Artillerie zersprengt. Die Regierung Zankoff ist jetzt Herr der Lage in ganz Bulgarien. Bis jetzt sind über 300 Gefan gene den Gefängnissen eingeliefert worden. Verhaftungen werden weiterhin in großer Zahl vorgenommen. Unter den Verhafteten befindet sich auch der Vorsitzende der kommuni stischen Exekutive, Major Kosta Jankoff. Hauptmann Krot- nesf, der die Höllenmaschine gebaut hat, verübte mit seiner Frau Selbstmord, um jeden Verrat zu verhindern. Die bei den Führer des linken Flügels der Bauernpartei, Petrini und Grantscharoff, wurden, als sie sich der Verhaftung durch Flucht entziehen wollten, erschossen. Heute nachmittag tritt die Sobranje zusammen, um die Erklärung des Kriegszustandes und die Tätigkeit der Kriegs gerichte zu sanktionieren. Von Regierungsseite verlautet daß für die Familien der bei dem Attentat Verunglückten «ine entsprechende Pension gezahlt werden soll. Den Kauf leuten, die von dem Attentat betroffen worden sind, soll ein Moratorium gewährt werden. Ein kommunistischer Studentenklub in Berlin ausgehobe«. Berlin, 21. April. Der Abteilung la des Berliner Poli zeipräsidiums ist am Sonnabend, wie erst jetzt bekannt wird, gelungen, im Westen Berlins 38 Mitglieder eines revolutio nären kommunistischen Klubs bulgarischer Studenten zu ver haften, die sich in einem Lokal zu einer Sitzung versammelt hatten. Es wird damit gerechnet, daß noch weitere Ange hörige der Vereinigung sich auf freiem Fuß befinden. In Berlin bestehen mehrere bekannte Vereinigungen bulgarischer Studenten, die an der Universität und an der Technischen Hochschule immatrikuliert sind. Diese Vereini gungen sind größtenteils unpolitisch und dienen der Pflege landsmannschaftlicher Beziehungen zwischen den jungen, in Berlin wohnenden Vulgaren. Vor einigen Monaten hat sich jedoch ein Klub gebildet, dem in der Hauptsache junge kom munistische Studenten bulgarischer Herkunft angehören, in dem aber auch andere radikalen Anschauungen huldigende Ausländer verkehren Ls bestehl der Verdacht, daß dieser Llub, dessen Organisation noch Im Ausbau vnpifsta nmt, an den schrecklichen Ereignissen in Sofia mittelbar beteiligt ge wesen ist. Die verhafteten Studenten stn dim Berliner Poli zeipräsidium einem eingehenden Verhör unterzogen worden, und dos Ergebnis der bi« -um heutigen Tage vorliegenden Untersuchung ist im wesentlichen den maßgebenden deutschen Behörden, vor allem dem Auswärtigen Amt, mltaetetlt mor den. Wie wir weiter hören, schweben wegen der Verhaftun gen und wegen de» Material«, das dort beschlagnahmt wurde, bereits Verhandlungen zwischen dem deutschen Aus wärtigen Amt und der bulgarischen Gesandtschaft. Der bul garische Gesandte ist am Montag über den Stand der An gelegenheit informiert worden. An der Spitze der Vereini gung stand ein gewisser Czernef, sowie ein Dr. Brititiofs, der an der Berliner Universität im verflossenen Sommer den Doktortitel erworben hat, nachdem er an mehreren deut schen Universitäten Staatewissenschasten studiert hatte. Dr.' B. wollte ursprünglich bereits im letzten Herbst Deutschland verkästen, blieb ober kier, da er von Freunden au» seiner Heimat gewarnt worden war, nach Sofia zurückzukehren. An der erwähnten Besprechung hatten auch drei Chinesen teilgenommen, die ebenfalls verhaftet worden waren, auf VVWW^ „Heraus aus der Kirche!" In einer „Volksblock"-Bersammlung in Berlin wurden in der vergangenen Woch Flugblätter verteilt, die. von der Gemeinschaft proletarischer Freidenker verfaßt, zum Massenaustritt au derKirche aufforderten. Nach dem in der „V o r w ä r t s"-Druckerei hergestellten Flug blatt ist die erste Woche nach der Reichspräsi dentenwahl dazu ausersehen, eine großzügige Propa ganda zu veranstalten, die sich gegen die Kirche wendet. Ueber die Einstellung dieses Teiles der Wählerschaft eines „Volksblock"-Kandidaten gibt der Vers eines in der Flugschrift abgedruckten Gedichtes recht deutlichen Auf schluß: „heraus aus der Kirche, heraus, heraus! Befreit euch endlich von Pfaffengewalt. Wer nur hier auf Erden als Mensch leben will. Verzichtet recht gern auf des Himmels Idyll! Ein Himmelreich, das man durch hunger erzielt. Ein'n Golt, der da« Elend der Armen nicht suhlt, kann jeder entbehren, drum rufe ich aus: heraus aus der Kirche, heraus, heraus!" Und auf solch? Lent? stützt sich Marx, der gläu bige Katholik, der fromme Zentrumsmann! Welch ungeheuere Verwirrung herrscht also im Lager des Volksbloäs kann denn ein überzeugter Freidenker seine Stimme dem Zentrumsmann geben? Und was sagt der gläubige Katholik dazu, daß Herr Marx um die Stimmen der Un gläubigen wirbt? kann ein solcher zwiespältiger Reichspräsident zum Segen für Deutschland werden? Polen md Dänen Mlen Mm .... Die „Germania" entblödet sich nicht, einen Aufruf des Verbandes der Rationalen Minderheiten in Deutsch land, d. h. also der Polen und Dänen, zu verbreiten, in dem diese zur Förderung der Mahl von Marx auffordern. Diesen Aufruf gönnen wir Herrn Marx von Herzen. Mr MW »der Wien m Hindenburg! WWWWWWWM Vorstellung ihrer Gesandtschaft inzwischen aber aus freien Fuß gesetzt worden find. Es besteht der Verdacht, daß die vulgarisckM Kommunisten auch mit ihren deutschen Gesin nungsgenossen enge Verbindungen gehabt haben. Au» dem Turnleben. Hohwaldturngau D. T. Sonntag, den 19. April hielt der Gau seine erste Gauvorturnerstunde und zwar in Niederneukirchab. Die Einleitung bildete ein Wald lauf von 45 Mann in 5)4 Kilometer Länge. Schlechtes Ge lände hinderte den Lauf. Sieger wurden: 1. Martin Knoblauch, Wehrsdorf, 25,8. Sek., 2. Friedrich Baumgärtel, Wchrsdorf, 25,9 Sek., 3. P. Bartko, Obergurig, 25,31 Sek., 4. Ernst Gano, Königswartha, 25,40 Sek. Sieger der Aelte- ren wurde Max Richter, Großpostwitz, und der Jugendtur- ncr Fritz Höhne, Kirschau. Belobigt wurden Paul Wend schuh-Ringenhain, Karl Lehmann-Niederneukirch, Friede. Jurschick-Allg. T.-V. Bautzen, Karl Schulze-Ringenhain und Rudolf Opitz-Seidau 1882, von den Aelteren Paul Schmidt- Obergurig, und von den Jüngeren Hermann Schneider- Kirschau, Paul Rößler-Niederneukirch und Erich Mieth- Kirschau. Dem Lauf folgte Geräteturnen in 6 Riegen von 30 Mann am Hochreck, Stützreck, Hochbarren, Pferd, Ringen und Stützbarren, Dolksturnen von 21 Mann mit Speerwurf, Hochsprung und Diskuswurf, und ein Uebungsturnen von 36 Kinderturnleitern mit Freiübungen und Spielen. Dem Turnen vorangegangen waren allgemeine Freiübungen. Da« Turnen am Hochreck diente zugleich zur Ausbildung und Prüfung von Kampfrichtern. Der Lurnarbeit folgten zwei Versammlungen. Die Kinderturnwarte bestimmten als Tag des Kinderturnfestes den 24. Mai, als Ort Großdubrau. Als Stoff sind vorgesehen Massenfreiübungen, Spiele und Scherzwettkämpfe, dazu Sondervorführungen ohne Geräte, möglichst Volkstänze. In der Sitzung der Gauvorturner schaft wurde der Lauf und das Turnen besprochen, die Siegerkränze überreicht und die Urkunden vom Gauturn fest ausgehandigt. Besprochen wurde der vom 14. bis 16. August stattfindendc Her mannslauf. Beim Gau kommt in Betracht Lauf 8 von der Schneekoppe her, und Lauf 8a von der Lausche her, ersterer mit 20 Kilom., letzterer mit 12 Kilom. Laufstrecke im Gau. Rund 200 Turner werden dazu gebraucht. Auch Turnerinnen können sich be teiligen. Lauf 8 übernimmt Btw. Petrick-Bautzen und Laus 8a Gauoberturnwart Olbricht, der auch die Oberleitung hat. Gauschwimm- und Iugendwart Schulmeister ist nach Chemnitz versetzt; einen Nachfolger als Schwimmwart wird die Schwimmerschaft wählen und zum Gaujugendwart - wurde Heydemann-Kleinwelka gewählt. Mit der nun hin ter uns liegenden Gauvorturnerstunde ist ein erklecklich Maß Arbeit geleistet worden, möge sic nun ausklingen in den Vereinen -um Wohle der deutschen Turnsachel D. Jur Erprobung der Ginheit»stenographie. In einer Eingabe an das Reichsministerium des In nern, so ist in den „Leipz. N. Nachr." zu lesen, die von 165 Oberstudiendirektoren und Studiendirektoren unterzeichnet ist, wird auf die Bedenken hingewiesen, zu denen die Ein- fübrung einer unvollkommenen Einheitskurz schrift Anlaß gibt. Der allgemeine Nutzen werde bei Ein führung einer unvollkommenen Schristung gering sein, viel leicht geringer als bei der jetzigen Vielheit der Schriftungen. Es müsse deshalb von vornherein die beste Grundform ein geführt werden. Diese könne ohne allzugroße Schwierig keiten gesunden werden, wenn die verschiedenen Schriftun gen, und zwar nicht die am wenigsten verbreiteten, sondern auch die neueren Schriftungen in vergleichenden Lehrgängen erprobt würden. In den vergleichen den Lehrgängen werde sich einwandfrei erweisen, welche Schristung am leichtesten zu erlernen sei, den größten Hun dertsatz der Lernenden am schnellsten zu der im Leben er forderlichen Geschwindigkeit führe und in dieser Geschwin digkeit am deutlichsten zu schreiben und am sichersten wie derzulesen sei. Bei Einführung der am besten sich bewähren den Schristung werde nicht nur die Nutzwirkung der Kurz schrift sehr hoch sein, sondern auch wirkliche Einheit geschaf fen, weil durch die vergleichende, praktische Erprobung aller Schristungen die Stenographen und die Oeffentlichkeit von der Ueberlegenheit der sich am besten bewährenden Schrif- tung überzeugt würden. E« wird in der Eingabe vorgs- schlagen, für die Festsetzung der Richtlinien zur Durchfüh rung der vergleichenden Lehrgänge einen Ausschuß aus je einein Mitglied der verschiedenen Kurzschriftschulen und ebensovielen nicht stenographiekundigen Schulmännern ein zuberufen, und die vergleichenden Lehrgänge alsbald anzu ordnen. Der Achtstundentag im Himmel. Ueber die jetzigen Zustände im Himmel gibt uns Ludwig Finkh in seinem Büchlein „Sonne, Mond und Sterne" (Falken-Berlag, Dres den-Leipzig) genauere Auskunft. In wie erschreckendem Maße auch die Engel von den marxistischen Ideen angesteckt sind, -eigen uns die Erlebnisse des Schlchmachers Christoph aus Upfingen im Württembergischen, dle hier mit feinem Humor geschildert sind. Nicht Petrus begrüßt ihn wie es in der guten alten Zeit üblich war, sondern „ein Mannsbild, noch jung und kräftig, den Schlaf in den Augen, in abgerisse ¬ nen Kleidern, die beiden Schwingen unsauber und zerflot- tert". Der ganz sozialdemokratisch eingestellte Himmels pförtner begrüß! das arme Schuhmacherlein mit den ge nossenschaftliche!, Worten: „Komm nur herein, wir nehmen s nicht mehr so genau. Seit wir den Achtstundentag haben, braucht sich keiner mehr anzustrengen. Die Arbeit wird immer weniger. Es geht auch so, und niemand tut einen Streich mehr, der nicht nötig ist. Wir fragen nicht mehr nach der Moral!" Christoph hielt es unter dem Engelrat nicht lange aus. Den lieben Gott hatten sie auch abgesetzt. Was hielt ihn da noch im Himmel? Er ging also zum Teufel. Der saß auf einem roten Stuhl und triumphierte. Hier war ein Schreien, Sieden, Schmoren, Braten und ein Gestank nach verbranntem Haar und Fleisch. Truppweise wurden die Seelen vorgeführt, nach Rassen und Völkerschaf ten, unter Sträuben Franzosen, Engländer, Amerikaner; die Deutschen liefen alle von selber in die Hölle; denn sie glaub ten sich ohne weiteres schuldig und wollten nur büßen und braten. Christophs Herz schlug. Er sah, daß der Teufel Ueberstunden machte und nicht fertig wurde. Da fuhr der Schuhmacher wieder aus der Hölle und schlug sich in die Der „Druck" eine« Peitschenhiebes. Die Kraft des Windes mißt man nach dem Druck, den er austtbt, eine Be lastung mißt man gleichfalls nach dem Druck. Warum soll man nicht auch «inen Peitschenhieb nach dem Druck, den er auf die getroffene Stelle des Körpers ausübt, messen? Der Pariser Tierschutzverein hat derartige Versuche angestellt und ist dabei zu folgendem Ergebnis gekommen: Ein Peit schenhieb, der nur mit mittlerer Kraft geführt wird, ent spricht dem Druck von 70 Pfund, unter der Voraussetzung, daß ein runder Riemen angewandt wird. Wird ein vier kantiger Riemen angewandt, so erhöht sich der Druck bedeu tend; er beträgt alsdann 100 Pfund. Den stärksten Druck übt ein dreikantiger Riemen aus, nämlich 140 Pfund. Zum Vergleich wurde der Druck, den ein Schlag mit dem Lineal auf die Handfläche ansübt, gemessen. Dieser „Druck" be trug nur 8 Pfund. Der Pariser Tierschutzverein ziedt darau« die Folgerung, daß Peitschenhiebe eine grausame Tierquälerei seien. Gewiß, daß Peitschenhiebe schmerzhaft sind, steht fest. Nur darf man dabei nicht vergessen, die Schmerzempfindlichkeit der davon betroffenen Stelle mit m Rechnung zu ziehen. Und es ist gar kem Zweifel, daß Vie menschliche Haut ungleich jchmerzempsindlicher ist als die stark behaarte und harte Pferdehaut, so daß lich ohne wei tere» keine vergleiche ziehen lasten.