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hM«« tz« Mnn« der Bestimmungen über den Seldentwer- tünDtaveglesH <Art. kV Kopitalverkehrssteuern). Er s»ht zu hoffen, daß die Ermäßigungen bei den Mtnlnertehrssteuern ihre Auswirkungen auch hinsichtlich der Warenpreise finden werden. -v'' ' — — Sächsischer Landtag. Dresden, 25. März. Im Landtag kam am Mittwoch die Aussprache zum Etüt zum Abschluß. Das -aus trat hierauf in die Beratung der zahlreichen Anfragen und An träge im Zusammenhänge mit der Tagesordnung ein. Da di« meisten Abgeordneten aus das Wort verzichteten, wur den nach einer kurze» belanglosen Aussprache die mit dem Etat zusammenhängenden Anträge an die Haushaltsaus- schlilse und ki, sowie zum Teil an den Rcchtsausschuß vcr wiesen. Nächste Sitzung Dienstag, den 31. März, nach mittags 1 Uhr. . Dresden, 25. März. Der Sonderausschuß des Sächsi schen Landtages für Bcamtcnfragen beschäftigte sich heute eingehend mit einer Eingabe der Berufsschullehrer wegen anderer Einstnsung in die Gehaltsklasscn 9 und 10. Die Ver handlung wurde jedoch abgebrochen und für einen späteren Termin angesetzt. Der Rcchtsausschuß versuchte, den Gesetzentwurf zur Abänderung der Gemeindeordnung dnrchzuberatcn. Von Imkssozialistischer und kommunistischer Seite wurde jedoch derartige Obstruktion getrieben, daß die Absicht zutage trat, die Verhandlungen über diesen Gegenstand zu verschleppen. Man kam lediglich zur Erledigung des 8 1' der nach der Dorlage angenommen wurde. Aus Sachsen. Dresden, 26. Mürz. Der Elbehasen bei Prossen, diä t unterhalb non Schandau, ist in Betrieb genommen worden. Er bietet 100 normalen Elbtälmeu von 600 Tonnen Lade fähigkeit Schutz. Der -äsen ist so lief gebaggert, das; selbst bei sehr niedrigem Wasserstand noch 2 Meter Tauchtiefe vor handen sind. In erster Linie ist die Anlage als Schutzeinrich tung gedacht, wenn bei plötzlichem Eisgang die uns der Elbe befindlichen Schisse in Sicherheit gebracht werden sollen. Das Decken ist fast 1000 Meter lang und rund 100 Meter breit. Königsbrück, 26. März. Ans dem Ellcrnhausc entflohen In einem Anfall geistiger Umnachtung hat sich nm Sonntag abend der 28jährige Sohn Willi des Tisch lermeisters Oswald Müller, nur mit Strümpfen, Hemd imd Hose bekleidet, aus der elterlichen Wohnung entfernt. Trotz eifrigen Suchens tonnte er bisher nach nichi aufgefun den werden. Der Verschwundene Hai dunkelbraunes Haar, schwarzen Schnurrbartanflug und ist etwa 1.65 Meter groß. - Plauen i. B., 26. März. Einer Gasvergiftung aus un glücklicher Verkettung tragischer Umstände ist hier ein 17jäh- rrgcr Schüler zum Opfer gefallen. Er war spät abends von einer Vereinsfestlichkeit nach Hause gekommen und hat beim Äuskleiden im Schlafzimmer, der früheren Wohnküche, un absichtlich den Gashahn gestreift, io daß Gas aussträmen könnte.. Frühmorgens wurde der junge Mensch toi im Bett ausgefunden. * t. B,. 26. Mstrz. SKSen l» ter Wohnung. Dem Besitzer eines Hauses an der JLgerstraße war es schon seit einigen Laßen ausgefallen, daß er ein« im Hause mltwohnend« Direktrice nicht mehr gesehen hatte. Schließlich rief er Polizei herbei, di« dann unter Hinzu ziehung eines Schlossers die Wohnung der Vermißten öffnen ließ. Dabei fand inan die 42 Jahre alte Angestellte tot im Zimmer aus. Sie hatte sich augenscheinlich in einem Anfall von Schwermut durch Gas vergiftet. Pie Direktrice war am 17. März zum letztenmal gesehen worden. Ursprünglich hatte man angenommen, daß sie in Auerbach weile, wohin sic sich des öfteren begeben hatte. Als aber Tag um Tag verging, befremdete ihr Ausbleiben doch mehr und mehr. Falkensteln, 25. März. Ein bekehrter Dieb, der vor vier Jahren aus einer hiesigen Wohnung eine große Anzahl Schmucksachen und Geld entwendet hatte, hat dem Bestohle nen kürzlich in einem Postpaket seine Beute wieder zurück- geschickt. Gemeinsames Schöffengericht Bautzen. (Nachdruck verboten.) Bautzen, 14. März. Das Vertrauen des Sächsischen Bauernbundes getäuscht hatte der von ihm als Vertrauensmann gewählte frühere Wirlschastsführer und Landwirt Karl Traugott Michail aus Neu-Puschwitz, jetzt als Handelsmann in Görlitz tätig. Er hatte im Sommer 1924 von dem Mühlenbesitzer Schulze in Holscha 500 ,tt Einlagegelder und von den Untervertre tern Johann Schulze-Zescha und Freudenberg, Neudorf bei Neschwitz 129 bez. 29 , tt Beiträge vereinnahmt, aber nicht an die Hauptgeschäftsstelle des Bundes in Meißen abge führt, sondern für sich verbraucht. Deshalb war er wegen Unterschlagung angeklagt. Vom Bund werden noch weitere Vorwürfe betreffs seiner Amtsführung erhoben, z. B. daß er zu hohe Mitglicderbeiträge erhoben, nicht vor schriftsmäßig abgerechnet, sich der Wahrheit zuwider als Eigentümer der seiner Frau gehörigen Wirtschaft ausge geben habe usw., auf die sich aber die heutige Anklage nicht bezog. Durch Strafbefehl war ihm ein Monat Gefängnis znerkannt worden Michalk hatte Einspruch erhoben. Die Strafe wurde ihm auf 6 Wochen Gefängnis erhöht. — Fer ner hatte Michalk im November 1924 in Neu-Puschwitz, als seine elektrische Lichtleitung wegen Nichtbezahlung der Stromgebühreu gesperrt und der Zähler vom E.-W. Bautzen meggenommen worden war, von einem Hausierer die unter brochene Leitung notdürftig wieder Herstellen lassen und dann ohne Bezahlung Licht gebrannt, also widerrechtlich elektrische Arbeit der Leitung entzogen. Durch Strafbefehl Halle Michals hierfür 3 Wochen Gefängnis erhalten. Aus seinen Einst"uch wurde er heute zu 50 R.-Mark Geldstrafe oder 10 Tage Gefängnis verurteilt. Berliner Produktenbörse vom 25. März. Infolge der flauen amerikanischen Depeschen war auch hier die Markt lage für Weizen nach der gestrigen leichten Bewegung matt, da dem Angebot im Markte keine Kauflust gegenübersteht. Die Geschäftslage in diesem Artikel hielt auch die Bedarfs frage für greifbare Ware zurück. Weniger matt dagegen war Roggen. Das Inlandsangebvt ist aber weiter schwach. f»n, finden abernurschwer Befried iguNU. Ruß^^>, d« «V- gestern aus Holland Westernrpagen erworben hatte, kauft« gestern hier und in Hamvurg schwimmende Ware. La« bot dem hiesigen Roggenmarkt «ine leichte Stütz«. Gerste Wu vereinzelt in besten Sorten gefragt, sonst still. Hafer rMg. Die Exportsraae hat sich zurückgezogen. Roggenmehl gleich falls ruhig. Futtermittel bis auf die gefragte Roggen« kleie still. Berliner Produktenpreise. Preise für Getreide nnd Oelsaaten für 1000 Kilogramm, sonst für 100 Kilograrmn «b Station. Preise in Goldmark: Weizen, märkischer 246 bis 249, Mai 270 bis 268 bis 268,50, Juli 267 bis 266, schwächer. Roggen, märkischer 230 bis 284, April 237, Mai 241 bis 241.50 bis 241, Juli 236 bis 285,50, schwächer. Futtergerste 205 bis 224, ruhig. Soumiergerste 225 bis 246, ruhig. Wintergerste 205 bis 224, ruhig. Hafer, märkischer 188 bis 190, Mai 182 bis 182,50, Juli 183, matter. Mais (ohne Pro- venienza- gobe) Mai 180,50, Juli 173,- still. Weizenmehl 32.50 bis A5,S0, ruhig. Roggenmehl 31,25 bis 33,50, schwächer. Weizenkleie 14, stetig. Roggenkleie 14,40 bis 14,50, stetig. Raps 3S5 bis 400, stetig. Leinsaaten 390 bis 400, stetig. Viktoria-Erbsen 22 bis 29. Kleine Speiseerbsen 18 bis 20. Futtererbsen 18 bi-- 19. Peluschken 18 bis 19. Ackerbohnen 19 bis 20. Wick-'r 18,50 bis 20. Lu pinen, blaue 11 bis 12. Lupinen, gelbe 13,50 bis 15,50 Serradelle, neue 13 bis 15. Rapskuchen 15,30 bis 15,60 Leinkuchen 21,20 bis 21,70. Trikckenschnitzel 9,90 bis 10,10. Torfmelasse 9,10 bis 9,20. Kartoffelstöcken 18,90 bis 19,10 5. Klaffe 186. Sächsische Landerlottevie. Ziehung vom 24. März 1925. (Ohne Gewähr.) 150 000 13407. loOOo -4t: 55578. 3000 Nt: 4886 46086 47059 49919. 2000.lt: 106634 108179 113461. 1000 Nt: 17270 27003 61594 99036. 500 ,tt: 5303 7803 35564 36394 48192 52784 57241 62365 76293 79508 84342 88728 89072 94401 95681. Z00 .lt: 12473 17674 32922 34017 49632 51084 72843 82894 82908 94275 94370 100054 102274 104578 108301 108666 119273. Gewinne zu 200 Mark: 226 934 1269 036 369 350 2576 3606 4022 00« 5678 6948 7532 8843 046 9569 10226 066 11493 12050 61« 6Z4 13724 282 811 15956 408 577 117 16894 492 20250 214 22613 726 23086 24195 280 645 701 26477 28219 30840 684 31786 33311 021 253 34923 105 115 35690 38« 37211 388V 030 39198 369 871 42160 201 834 43524 804 44908 45261 107 47030 480 49070 802 021 715 575 273 50070 295 514SV 52946 53332 54000 55560 57384 58606 649 674 687 60841 61686 64655 65038 67055 818 l^^4 71074 841 73501 74819 186 76082 337 77142 390 285 7o6S5 79907 035 8050« 888 847 81611 82421 498 83411 229 85216 892 964 550 964, 86463 198 596 88347 89414 90448 92882 94315 95712 9693» 97575 98316 101112 022 102462 104364 105470 106544 677 998 107306 707 109551 682 599 110643 114011 696 118271 116609 753 117235 118082. Alwina Morsi. Eine Begebenheit aus den Alpen. <-)>cchdruck ocrboien) Geschildert von Frcnzols Schmidt, Vilshofen. ' Der Herbststurm braust über die Zacken der Felscn- gpatc und über die schneebedeckten Gipfel. Er schüttelt an den in einer Talschlucht gelegenen Hütten, sodaß diese in allen Fugen krachen und ächzen. Graue Wolken jagen am Firmament gen Oft, dann und wann rieselt feiner Regen nieder, den der Sturm vor sich herpcitscht. Die alte Alwina Morsi haust allein in der Einöde, zwei hundert Schritte emscrut von anderer Hausung. Wohl ist sic furchtlos und weiß sich in allem zu. Helsen, seitdem lhr Mauu drüben aus dem Gottesacker schläft und ihre einzige 20jährige Tochter Lise, der Not gehorchend, bei fremden Leuten Dienst verrichtet. Dennoch lastet aber auf ihr das stete Alleinsein, das sich besonders dann auf ihre Seele legt, mcmi Unwetter über die Berge rasen. Der Sturm heult und braust. Die Straße am Berg sattel ist unwegsam und der Pfad, der von steiler Höhe her ab ins Tal führt, glitschig gud gefahrvoll. Life hatte zu gesagt. ihre Mutter kommenden Sonntag zu besuchen. Die All- freut sich ans den Besuch ihres einzigen Kindes — und doch. — mochte das Mädel doch lieber scrnblcibcn droben über, den Bergen bei den fremden Leuten in warmer Stube und sicherer Hausung. Es ist spät nachmittags. Dämmerlicht breitet sich über das umwaldctc, felsige Tal. Der Stnrm rast noch immer über die Höhen, und die Regenschauer klatschen an die klei nen Fenster der Stube. Der alten Alwina ist diesmal furchtbar bang. Sie sitzt am Fenster und blickt hinaus in die Dämmerung. Könnte sie die Einsamkeit doch nur in ihren alten Tagen mit irgend einer Menschcnseele teilen! Psützlich fährt die Alte aus ihrem Sinnen empor. Was war dos für ein Poltern, das den Sturm und das Klatschen des Regens übertönte! Die Frau erhebt sich und eilt ins Freie. Der Sturm zerzaust ihr graues Haar, der Regen ichlägl in ihr Antlitz. Von droben hallt neuerlich Getöse. Steine und kleine Felsbrocken lösen sich und poltern über den Steinhang zu Tal. Alwina Morsi ist der Berge kundig. Es müssen mensch liche Füße sein, die Steine und Felsbrocken in Bewegung brachten, denn die Stelle über dem Steilhang ist sturmfrei, sie liegt eingebettet in Bergmulden, ist auch mit Bäumen und Gesträuch bewachsen. Das .Herz der Alten klopft und Hämmerl. Sie eilt in die Stube, entzündet die Sturmlaterne, wirst das gleichfalls immer bereit liegende feste Gcbirgsseil über die Schulter», nimmt den spitzen Bergstock zur Hand und verletzt die Stube. Wieder kollert Gestein zu Tal-, dann hort dis Alte einen dumpfen Fall. Daraufhin wird alles ruhig. Null'Ver Sturm tobt über die Höhen nnd der Regen prasselt gegen die Felsen. Di« Angst vor einem unbekannten Geschehnis treibt di- Alt«, wie einst in jüngeren Jahren, zur Höhe. Sie kletter: und klimmt, so gut sie die Füße tragen, aus dem stellen Psao cnrpor und hält an dem Felsvorsprung, über den der Weg am Abgrundsrand vorüber zum Grät des Berges führt. Einen einzigen Blick wirft sie abwärts zur gähnenden Ties-. Durch das Diister schimmert dem nachtgcwohnten Auge dc>- Allen etwas Weißes entgegen. Die Alte bückt sich nieder. um besser zu sehen. Dan» bindet sie die Laterne an das Ende des Seiles und läßt das Licht langsam hinab zur Tiefc. Ein Schrei gellt durch den Abend. Bor dem furcht baren Ton desselben schreckt selbst die Alte zurück, die ihn ansgestoßeu, da sic gesehen, daß mitten am Steilhang aus einer vorstehenden Felsenzacke ihr einziges Kind tot oder bc- wußllds hängt und jedweden Augenblickes Gefahr läuft, in die 'Abgründe der Schlucht zu stürzen. Die Alte reckt sich empor und schickt laute Hilferufe hin über zu der nächsten Siedlung, die seitwärts am Berghang liegt. Drüben war es schon nach dem ersten gellenden Schrei der Alten lebendig geworden. Stimmen werden laut und kleine Lichter zucken durch die Waldung. Alwina Morsi bleibt aber nicht untätig. Sie hat ihre sturmsichere Laterne wieder cmporgezogc», hängt dieselbe an einen Baumast, befestigt das lange Seil mit kunstgerechter Schleife an einer starken Fichte und läßt es langsam zur Tiefe. Der Nachbar mit seinen zwei Söhnen ist zur Stelle. Er fragt nicht, was sich zugetragen, denn er sieht es an dein verstörten Antlitz der Akten, die in den Abgrund starrt. Die Männer beschauen sich die Lage, sie schütteln die Köpfe. Unmögliches Wagen, hinab über die fast senkrecht emporragcnde Felswand zu klimmen. Alwina Morsi sieht das Zagen der sonst beherzten Män ner, die zur Seite stehen, mit den Achseln zucken und zu verstehen geben, daß alles verloren sei. Das Mutterherz krampft sich zusammen. Das einzige Kind hängt drunten auf spitzen Fclsenzacken. Jetzt braust der Sturm auch schon durch die sonst geschützte Schlucht. Ein Augenblick — und ein Menschenkind zerschmettert an den spitzen Felsen der Tiefe. Die Alte sieht Tod und Verderben vor sich. Sic tritt an den Rand des Abgrundes: ehe die Männer dies hindern können, läßt sie sich aus die Knie, hängt auch schon an dem starken Seil und gleitet zur Tiefe. Die drei Männer sind starr vor Entsetzen. Was will die Alte, da Männcrfäust- versageu! Sie stürzt mit dem Kind in den Tod. Nichts regt sich drunten am Schluchthang. Die Män ner seilen eine Laterne hinunter, beugen sich über den Ab grund nnd schauen zur Tiefe. Die alte Alwina hält sich am Seil und kniet mit einem Fuß auf der Felszackc neben dem Körper ihres .Kindes. Roch ticser läßt sie sich nieder. Dann nestelt sie mühevoll au dem Seil. Für die Männer droben werden Sekunden zu Stunden. Endlich gelingt es der Alten, das Ende des Seiles um den Leib ihres Kindes zn legen und einen Knoten zu schür zen. Wieder braust ein Stürmstoß durch die Schlucht, der Regen prasselt zu Tal. Dann löst sich die Zacke, die der Alten und ihrem Kinde einzige Stütze war, aus der Fels wand und stürzt polternd zu Tal. Alwina Morsi und ihre Tochter hängen frei in der Lust und pendeln über dem furcht baren Abgrund. Die Alte kann sich kaum noch am Seil sest- holten, das ihre Hände bis ans die Knochen durchschneidcc Mit vereinten Kräften ziehen die drei Männer das Seil zur Höhe, — ganz langsym und vorsichtig, damit die Fels zocken nicht den Hanf durchschneiden. Kräftige Hände fasset' zuletzt die alte Alwina und ihre Tochter, heben die beiden über den Rand des Abgrundes und betten sie aus dem nas sen Moos des Felsoorsprungcs. Sie sind gerettet. Nach kurzer Zeit, da sich die Männer um das Kind dec Alten bemühen, schlägt Lise die Augen aus und erwacht aus der Bewußtlosigkeit zum Leben. Wie Trunken« steigen Alwina und ihre Tochter, gestützt von den Männern, zu Tal. Es ist Nacht geworden, da sie in die klein« Stube de.« Häuschens treten und erschöpft auf das alte Kanapee sinken, über dem ein Holzkreuz in.das Dämmer des MnMes schanft Der Sturm heult und tobt um di« Mtte, der Regen klatscht schaurig an die Fenster. Die drei MÄmer fitzen mn den Tisch nnd schweigen. Die Tochter der Alte» unterbricht die Stille: „Ich wollte ' dich überraschen, Mutter." Die blutigen, geschwollenen Hände der Allen erfaßen die Rechte ihres einzigen Kindes. „Bist gut, Lise, — bist gut. — — Der Tod hält' — uns bcid' — — überrascht." Dann schließen sich di« Augen der alten Alwina Morst, die der Uebcransirengung nicht gewachsen war, für immex, Lise ahnt es nicht. Sie glaubt, daß die Mutter eingeschlase* sei, und schließt eine Tote in ihre Arme. ) Zeitgemäße Betrachtungen. Frühlingsbeginn. Trägt auch der März ein weiß Gewand, — es wird nicht hängen bleiben, — der Frühling rückt ja doch ins Lynd — den Winter zu vertreiben. — Cs keimt und sprießt in Wald und Flur — in neuer Lebensregung, — so bringt dec Frühling die Natur — aufs neue in Bewegung. Ein neues Regiment beginnt, — bald spüren wu: den Segen, — da muß sich auch das Menschenkind — in neue) Tatkrast regen. — Schon wird in Garten, Flur und Feld — die Arbeit ausgenommen, — es wird gesät, es wird „be stellt", — der Frühling ist gekommen! lind sriert es auch noch über Nacht, — und kann man noch nicht sagen: — Die linden Lüfte sind erwacht! — cs zählt nur noch nach Tagen, -- Und Frühling ist's wohin man blickt, — der Winter muß sich neigen, — er wird in den April geschickt — nnd seine Stürme schweigen, — Doch andere Stürme bringt uns noch die letzte Märzen- wache, — trotz Frühlingsanfang gibt cs doch — noch eine Sturm-Epoche. — Der Sturm, der nicht dem Frieden frommt, — bringt allerorts Erregung, — zu anderer Be wegung kommt — nnn auch die Wahlbewcginig. — Im dcntscl)en Reich wird neu besetzt — die Präsidenten- stelle, — ein Mann, verehrt und hochgeschätzt, — lut not cnft alle Fälle. — Jedoch die deutsche Einigkeit ward wieder zum Versager, — sieben Kandidaten steh'» bereit — aus de«- Parteien Lager. — . Es gehl zu einer micht'gen Wahl, — drum dari wohl keiner fehlen, — Der Wähler sott zum erstenmal — den Lei ter selbst erwählen. — Drum soll, da du ein Wähler bist, - das eine dich erheben: — Des Deutschen Reiches Würde ist — in deine Hand gegeben! — Darum verlier' die Ruhe nicht — auch in der Wahl- Erregung. — Dann zieh mit schnftcussrohem Sinn — am alten Strange weiter, — aus daß der Frühling ein Gewinn — und Segen bringt! E r n st H e i t e r.