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»7 oder zu unterhalten. unterstützen hat jederzeit den Vorzug gehabt, Männer der Mitgliedern Namen: Dr. Crusius, Dr. Reu- von Nostitz, Praxis wie Wis- zählcn zu dürfen; Aus Sach en. , 7S Iahrc Lauder kuttüreat Der sächsische Landeskulturrat begeht in diesen Tagen die Feier seines 75jährigen Bestehens. Sein Ursprung reicht bis in das Lahr 1849 zurück, in dem die vorhandenen land wirtschaftlichen Vereine in fünf Kreisvereine zusammenge soßt worden waren. Mit Verordnung vom 20. Februar 1850 trat dann der Landeskulturrat ins Leben. Er sollte als das gemeinschaftliche Organ der landwirtschaftlichen Vereine sowie der für die Entwicklung der Bodenkultur und der damit in Verbindung stehenden Wissenschaften tätigen Kräfte dahin wirken, daß die Bodenkultur in ihren ver schiedenen Richtungen gefördert, durch Erfahrung, Lehre ».Wissenschaft fortgebildet werden, das hierin als nützlichEr- kannte allgemein verbreitet und überhaupt alles getan wird, was möglich ist, die Kultur zu erhöhen. Er setzt sich zusam men aus zehn Vertretern der landwirtschaftlichen Kreis vereine, dem Generalsekretär der landwirtschaftlichen Ver eine und drei Vertretern der landwirtschaftlichen Bildungs anstalten der Forstwissenschaft und der Naturwissenschaften. Als im Jahre 1868 der Handels- und Gewerbestand in den Handels- und Gewerbekammern eine gesetzliche Vertretung erhielt, wurde auch in Kreise» der Landwirtschaft der Wunsch laut, den Landeskulturrat entsprechend umzugestal ten. Auf Grund eines Antrages der Ständeversammlung des Landtages 1869/70 arbeitete die Regierung einen Ent wurf aus, der unter dem 9. April 1872 Gesetzeskraft erhielt. Neben dem Landeskulturrat standen die landwirtschaft lichen Kreisvereine, denen, im Prunde genommen, die gleiche Ausgabe gestellt war und die streng darüber machten, daß ihr Tätigkeitsgebiet keine Einbuße erlitt. Er blieb des halb zunächst weiter Sachverständigenorgan der Regierung. Jedenfalls mar Sachsen der erste Bundesstaat, dessen Land wirtschaft eine gesetzliche Berufsvertrctung erhielt. Ersten den neunziger Jahren folgte Preußen mit der Einrichtung von Landwirtschaftskammern. Es ging, indessen einen Schritt weiter und übertrug den Kammern auch die Förde rung der Technik der Landwirtschaft. Dies gab Veranlas sung, den Landestulturrat im Jahre 1906 umzugestalten und ihm die Befugnis zu erteilen, Einrichtungen und An stalten, deren Wirksamkeit sich auf das ganze Land erstreckt, ins Leben zn rufen, zu Der Landeskulturrat die hervorragendsten senschaft zu seinen wir nennen folgende ning, Stöckhardt, von Erdmannsdorf, Roscher-Leipzig, von Metzsch, von Trützschler, von Oel- schlägcl, Steiger, Nhlemann, Graf Könneritz, Dr. Häh- nle, der mit -18 Jahren wohl am längsten dem Landeskultur rat angehört hat, Opitz, Kirchner, Schubart, von Hübel, Dr. Mehnert, Dr. Andrä. Der Landeskulturrat ist dem Tode geweiht. Dem Landtag liegt gegenwärtig der Entwurf MGk es möglich, dir Honorarrechnungen zu b«. Wir auf di« Verhandlung«!! -urücktommend, er- ner, daß di« Uerzt« auch «ine Bezahlung nach Zehnten. Am 20. Februar d. Ä. fanden dndlungen vor dem Schiedsamt statt.» Die säen Bezirks sollten dort nachweisen, aus wel- h. Gründen sie eine Abänderung des bisherigen Bezah wampdüs wünschten. Die Vertreter der Kassen hätten n nur von vier Kassen Unterlagen zur Hand gehabt, otzdeyi aber nachgewiesen wurde, daß Bischofswerda im sgänaenen Jahre 41 Proz., Bautzen 31 Proz., Schirgis- „Ude 30 Proz. und Neukirch 45 Proz. ihrer Einnahmen nux für Aerztehonorare ausgegeben haben, wurde der An trag «egtn mangelnder Beweisführung abgelehnt, und da» Schiedsamt entschied, die Einzelbezahluna beizubehal ten. Der Vertrag laufe nur bis 1. Oktober 1925. Er trag? aber den Wünschen der Krankenkassen in keiner' Beziehung Rechnung, sogar ihr rein formeller Wunsch, die Berechnung nach der sächsischen Gebührenordnung vorzunehmen, wurde avtzelehnt und die vreußische Gebührenordnung beibehalten, die von her sächsischen absolut keine wesentlichen Unter schiede aüfweise. Auch die Kilonietergebühr sei aus 1,30 ,tl pro Kilometer erhöht worden. Er persönlich sei aus Grund der Entscheidung des Schiedsamtes zu der Annahme geneigt, daß es doch noch zu eine,» Beitragserhöhung kommen könne. Die Kassenvertreter ständen auf dem Standpunkt der Bs zahlung nach Kopspalischale, die Krankenkassen seien keine Bersorgungsanstalt für. arbeitslose Aerzte. Der Vorstand sej der Meinung, daß der Bezirk Bautzen gegen diesen Schiedsspruch Einspruch erheben müsse. . ,1jeber die Verhandlungen, vor dein Schiedsamt äußerte sich hierauf Herr Rechtsanwalt Dr. Friedemann (Löbau), dyr als Vertreter der Kassen an ihnen teilgenommen Hal. Die Aerzteschaft sei vertreten gewesen durch die Herren Ge heimrat Böttger (Bautzen), Dr. Lobeck (Löbau), Dr. Schulze (Kamenz), die Krankenkassen durch seine Person und Herrn Heizer Lucke (Neugersdorf). Als Unparteiischer hätten fun giert die Herren Landgerichtsrat Erler und Landesgefäng nisdirektor Raschig. Diese beiden Herren hätten leider eine Kenntnis des Krankeilkassenrechts und -wesens im speziellen Sinne nicht gehabt. Im übrigen betonte Herr Dr. Friede mann, daß es für die Kassen von Wichtigkeit sei, stets Ma terial zu sammeln zu gelegentlicher Verwendung. Es wurde hierauf einstimmig beschlossen, gegen die Ent scheidung des Schiedsamtes des Oberversicherungsamtes Bautzen beii^l Reichsversicherungsamt Berufung einzulcgen. Der Punkt: Austausch freiwilliger Mitglieder wurde von der Tagesordnung abgesetzt Mid man beschäftigte sich mit internen Kassenangelegenhemu. Ein Vertreter der Heilmittelversorgungs-A.-G. deutscher Krankenkassen for derte zum ausschließlichen Bezug der Heilmittel von dieser Firma auf. Ein Antrag der O.-K. Seifhennersdorf an den Landesverband betr. Entscheidungen über die Ausstellung von Jnvaliden-Ouittungskarten fand Annahme. Gegen 1-5 Uhr. wurde schließlich die Versammlung geschlossen. «in«« Landwirtschaftskammer-eketz«, vor, der «och km loufendrn Jahr« Gesetzeskraft erhalt«» soft. M« Landwirtschaftskammer wird damit das Erbe des Landdo- kuturrates antreten. Unterbringung der ausscheidende« Wehr» machtsaugehörigeu iu der Laudu^trtschaft. Nach dem Stande vom 15. Oktober 1924 sind im Reiche 8 000 au» dA Wehrmacht ausgeschiedene Soldaten beschslf- tigungslos und müssen in möglichst kurzer Zeit unterge bracht werden. Die Landwirtschaft, die vielleicht noch mehr als die übrigen Wirtschaftsstände Interesse, an SicherheUs- schutz auch durch die Reichswehr hat, muß in erster Linie berufen sein, die ausscheidenden Soldaten als Mitarbeiter in ihre Betriebe aufzunehmen. Es dürfte dikse Aufnahme um so leichter sein, als die Soldaten wesentlich mehr Vor kenntnisse in das Zivilleben mitbringen, als die früheren Militäranwärter. Sie sind teilweise landwirtschaftlich aus gebildet, so daß sie unmittelbar im landwirtschaftlichen Be triebe tätig fein können. Andererseits verfügen sie über viel Fertigkeiten, die dem Landwirte unentbehrlich sind; zum Beispiel als Schlosser, Monteure, Kraftwagenführer usw. Ganz besonders sind sie auf Grund ihrer Erziehung und Ausbildung geeignet, Vertrauensposten, Aufseher posten und Richterposten einzunehmen. Ein angenehmes und vertrauensvolles Dienstverhältnis dürfte leicht zu er reichen sein, da die Soldaten an Treue, Äehormsam und Pflichterfüllung gewöhnt sind. Es ergeben sich also für Vie Landwirtschaft große Vorteile persönlicher Art, wie für dis Sicherheit des gesamten Wirtschaftsstandes aus der Erfül lung dieser vaterländischen Pflicht. Bedarf an derartigen Arbeitskräften wird vermittelt durch die 4. Division, Wehr kreiskommando IV, Dresden (Fernruf 25 861) oder den nächsten Truppenteil. Ausbau der staatlichen Krastwagenttnie«. Die Festigung der wirtschaftlichen Verhältnisse hat es ermöglicht, im Laufe des Jahres 1924 wieder eine größere Anzahl staatlicher Kraftwagenlinien zu eröffnen, so daß Mitte Dezember 1924 mit den zur Verfügung stehenden Kraftomnibussen 24 ständige Linienbetriebe wurden, Die staatliche Kraftwagenverwaltung verfügt über . 84 ältere Kraftomnibusse, die für den gegenwärtigen Betrieb der 23 staatlichen Kraftwogenlinien gerade ausreichen. Ein Teil der Wagen dient außer dem Linienbetrieb auch zur Ausführung von Sonderfahrten. Die Sonderfahrten mit Kraftomnibussen haben sich neben den Fahrten mit Aüs- sichtswagen recht zweckmäßig erwiesen und tragen dazu bei, das wirtschaftliche Ergebnis des staatlichen Kraftwagenbe triebes zu verbessern. Unter Berücksichtigung einer aus reichenden Reserve müssen für jede neue Linie 2 bis 3 Wa gen gerechnet werden. Mit den in Anlieferung begriffenen rund 50 Wagen, deren Beschaffungskosten am 1. Juli 1924 vom Landtag mit 1500 000 Mark bewilligt worden sind, Bolkohumor in der Apotheke. Me der Volksmund Arzneinamen überseht. (AlichSruck vcvbolcn) Der Apotheker, der vor seinen Schränken mit Mixturen und Pille» wirkt, erlebt in seiner scheinbar eintönigen Tätigkeit doch allerlei Heiteres. Kommt da ein Kunde und verlangt ernsten Gesichtes „Advokatcnbifse"; er meint ein Mundwasser (Kixtnra vuluerarü» «vick»). Oder „Schneider balsam," mit welchem Namen die Krätzesalbe (auch noch Schneiderkurasche, Schneiderliebe, Schustersalbe) benannt ist. Das grüne Brnstpulver ist auf „Postillon"- oder „Fia- kerpulvcr" getauft. Dem Volksmund sind die lateinischen Bezeichnungen zu schwer; er „bricht sich nicht gern die Zunge weg." Darum übersetzt er sich das, was ihm begegnet, auf seine Weise. Ge rade Heilmittel und Arzneizubereitungen haben Namen er halten, die> in ihrer Urwüchsigkeit oft trefflich charakteri sieren, dann aber auch recht ironisch und sarkastisch sein kön nen. Verschiedene Sprachforscher haben sich schon um das Thema bemüht, das recht ergiebige Ausbeute liefert. Der Hamburger Dr. H. v. Reiche, der diesen Boden fleißig be ackerte, weiß z B die vergnügliche Entstehungsgeschichte des Namens „Witzlebens Brustsaft" zu schildern. Di. v. Reiches Vater hatte eine Apotheke. Als um 1860 der Keuch Hüsten stark umging, da wurde in der väterlichen Apotheke oft nach einem handschriftlichen Zettel, der die Namen von sieben verschtedekrcn Säften enthielt, ein Hustensaft abge geben. Dieser Zettel gehörte einem Tapezierer Witzleben. Der Zettel ging voll Hand zu Hand, wurde ost abgeschrie- ben, >md der Saft wurde berühmt. Es kamen auch Leute, di- nur davon gehört hatten, und fragten nach dem Saft, den „Witzlcbeii zu holen pflege " Nach und nach hat sich tatsächlich daraus ein Keuchhustenmittcl entwickelt, das unter dem Namen „Witzlebens Brustsast" allgemein be kannt wurde. Daß hier und da ein findiger Apotheker aus - dem einfachen Tapezierer Witzleben einen Professor Dr. PZitzleben gemacht hat, zeigt wieder, wie es um die Ent stehung volkstümlicher Arzneimittelnameu bestellt ist. Bekannter ist schon die „Salbe des Oberlazarettgehilfen Neumann," die Merkurialsalbe; sie wurde berühmt durch das flotte Studentenlied, in dem es heißt „Heil dein Ober- läzarettgehilfen Neumann, der die graue Salbe erfand." Es gibt noch eine ganze Menge von volkstümlichen Be zeichnungen, die schon ausgezeichnet sind oder die noch irgendwo im Verborgenen ihr Dasein fristen. Jeder Sprach forscher wird dankbar sein, wenn ihm neuer Stoff zugc- tragen wird. Zum Sammeln und zum Weitergeben ur wüchsigen Sprachgutes sollen diese Zeilen anregen Der Apotheker selber findet seine Berufsbezeichnung wieder in dem „Apothekenbock" (soll heißen Opodeldok) und in dem -, Proviferchen" (Räucherkerze.) „Ausgang und Ein gang" sagt man für Bleisalbc, „Brandschwade" für Lippen- pomonadc, „Du ahnst cs nicht" für Salmiakgeist, »Einge macht«:: IUngsernschmiere" für weiße Quecksilbersalbe, „Liebe laus nach mir" für Vanilletinktur und „Abendblatt" für Obladen. „Teufclsdreck" heißt .15-0 kooticka, „umge wandt« Saturn" nennt man Bleisalbe; mehr sckzon in das Gebiet des Alkoholisten geht das „klare Gotteowort," mit dtm man «Inen krätigen Doppelkorn zu bezeichnen pflegt. Ein Abführtee heißt „Pauli an die Korinther." Und so gibt es noch Tausende von seltsamen Bezeichnungen, aus dem Balke gewachsen, das gern redet, „wie ihm ' der Schnabel gewachsen" ist — Bezeichnungen, deren Ursprung nicht immer klar ist, die aber wert sind, erforscht und erbalten zu werden. Allerlei. Beispiele von außerordentlicher menschlicher Leibes stärke. In der Mitte des 16. Jahrhunderts lebte in der Mart Brandenburg ein gewisser Joachim von Schapelow. Dieser kämpfte einmal, auf Befehl des Kurfürsten Johann Georg, mit einem anderen starken Manne, warf diesen nie der, hielt ihm die Hände und wollte ihn zum Fenster hin- auswerfeu, was jedoch nicht gestattet wurde. — Der Kur fürst erlaubte ihm einmal, soviel Wein aus seinem Keller zu nehmen, als er mit einem Mal heraustragen könnte. Scha- pelow nahm ein volles Faß unter den rechten und eins un ter den linken Arm. Dann faßte er mit vier Fingern einer jeden Hand eins beim Spundloch, und so ging er mit vier Fässern eilig davon., Der Kurfürst rief ihm nach: „Schape low! Schapelow! Diesmal mag's geschehen, wir werden dich aber wohl nicht wieder in unseren Weinkeller schicken." — Ein anderer Mann mit Namen Heinrich von Kottwitz mar so stark, daß er mit der rechten Hand einen Mühlstein in der Mitte fassen und bis an den Kopf in die Hohe heben konnte. — Der römische Kaiser Maximin war von der außerordentlichen Höhe von 8 Fuß und einer ebenso be wundernswürdigen Stärke. Er konnte einen beladenen Wagen bewegen, mit einem Faustschlag einem Pferde die Zähne oder ein Bein zerschlagen. Er riß junge Lämmer auseinander, und als er einmal mit einem galoppierenden Pferd um die Wette gelaufen war, warf er noch fiebert Soldaten nacheinander im Ringen zu Boden. — Barsabas, Major in französischen Diensten anfangs des vorigen Jahrhunderts, besaß eine solche Stärke, daß er, wenn er zu Pferde saß, durch Festanschlicßcn dem Pferde die Rippen zerbrach. Ein Gaskanonier hatte ihn einmal beleidigt, er nahm seine Hand, drückte sie so fest zusammen, daß alle Kno chen zerguetscht wurden und er nicht mehr den Degen führen konnte. Eine silherne Schale drückte Barsabas mit Leich tigkeit zusammen. Mitteleuropäische Zeit und „Weltzeit". Die Astrono mie ist mit der Einführung einer „Weltzeit" an Stelle der mitteleuropäischen Zeit vorangegangen. Immer mehr zeig ten sich in den letzten Jahren bei der Ausbreitung der wissen schaftlichen Tätigkeit über die ganze Erde hin die Unzuläng lichkeiten der mitteleuropäischen Zeit, die bekanntlich im Jahre 1893 cingeführt wurde und die nach dem Meridian 15 Grad östlicher Länge von Greenwich rechnet. Die Welt zeit beruht auf dem Meridian von Greenwich selber. Sie bleibt infolgedessen um eine Stunde hinter der mitteleuro päischen Zeit zurück. Wenn es nach mitteleuropäischer Zeit 10 Uhr ist, ist es nach der Weltzeit erst 9 Uhr. Außerdem hat die Weltzcit auch mit dem 12stündig«n Tag Schluß gemacht und den 24stündigen cingeführt, wie er ja in mehreren Län dern, z. B. auch in Polen, bereits besieht. Der neue astro nomische Tag zählt 24 Siunden durch, und zwar von Mit ternacht bis Mitternacht. Die ersten Hotels. Die Hotels sind sehr viel jüngeren Datums, als man gemeinhin glaubt. Zwar gab es schon im Mittelalter Gasthäuser, aber diese waren sehr selten, und sie waren auf keinen Logierbesuch eingerichtet. Wer an einem fremden Ort übernachten wolle, mußte die private Gast freundschaft in Anspruch nehmen Das war auch zu Be ginn der Neuzeit noch so. Nur für Wanderburschen und Fahrende waren seit dem 15. Jahrhundert die sogenannten Herberge» da: wer einigermaßen menschenwürdig logieren wollte, mußte sich Privatquartier verschossen. Oder wenn der Gast ein vornehmer Mann war, dann wurde er ain Torweg non einem Stadtbediensteten emviangen und nach dem Rathaus geleitet, wo er die Gastfreundschaft des Magi? strats genoß und auf dem Rathaus nächtigte, das für solche Zwecke Zimmer enthielt. Das erste Hotel im moderne» Sinne entstand erst zu Anfang des 17. Jahrhunderts, und zwar in Paris. Berlin hatte im 17. Jahrhundert drei Gast höfe: das Gasthaus zum goldenen Hirschen, welches das vor nehmste war, die „Altruppiner Herberge", die von minder«, vornehmen Gästen aufgesucht würde, und die „Weiße Taube", die, was Vörnehmheir betrifft, in der Mitte zwi schen de» beiden genannten stand. Erst als der Postkutschen verkehr allgemeiner wurde, wurden die Hotels zahlreicher. Die gelehrigen Mäuse. Einen Versuch, der veranschau lichen kann, welche Bedeutung auch dem geistigen Erbe zu kommt, das die Kinder von ihren Elter» übernehme», Hot . der russische Gelehrte und Physiologe Pawlow gemacht. Er reichte einer Reihe von weißen Mäusen immer auf ein bc? stimmtes Glockenzeichen hin Nahrung. Zunächst erfolgte die Absonderung des Magensaftes, die durch eine Fistel kontrol liert werden kann, natürlich immer erst auf die Nahrungs aufnahme selbst hin. Nach 300 Versuchen jedoch war der Zusammenhang zwischen dem Glockenzeichen und der Nah rungsaufnahme bei den Tieren so fest, daß die Absonderung des Magensaftes auch schon auf das bloße Glockenzeichen hin erfolgte. Der Forscher züchtete von diesen Mäusen nun eine zweite Generation. Bei dieser setzte die Absonderung des Saftes auf das bloße Glockenzeichen.hin schon noch 100 Ver suchen ein. Bei einer dritten Generatian sogar schon nach 30, bei der vierten nach 10 und bei der fünften nach 5 llcbrm- gen. Dieser Vorgang beweist deutlich, daß, wie man ja auch oft zu beobachten Gelegenheit hat, die erworbenen gei stigen Fähigkeiten der Eltern sich auf ihre Kinder vererben Kinder geistig hochstehender Elter» bringen also normaler weise schon von Geburt an ein Plus an geistigen Fähig keiten in das Leben mit. Sprüche von Johann Fischart. Zu seinem 380. Geburtstag im Jnhre 1925. Johann Fischart, der Dichter des „Glückhaften Schiffes", der bedeutendste Satiriker und Pub lizist des 16. Jahrhunderts, wurde um 1545 zu Mainz geboren. Mancher ist mit allen Winden so vertraut wie der Hahn aus dem Kirchturm. * Wer's versteht, wird immer mit frischem Aase angel» Ist Einer gut, so sind alle gut, sprach jener, als er junge Wölfe kaufte. * Wer das Einbrockcn zahlt, dem schenkt man die Milch * Der Einsiedel kümmert sich nicht um die Mäuse, da er weder Brot noch Käse hat. Die Andere zwingen, wollen selbst ungezwimgcn sein. Wer viel Schlüssel trägt, der hat viel Kaste» auszu schließen. * Der Teufel wirft kein Ei nach einem Spatzen. Die Kapaunen werde» noch keine Hahnen mehr, drum soll man ihnen dos Krähen mit dem Bratspieß vertreiben. Den Bauern riecht der Mist für Bisam