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DerSWscheLrMler Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshaupt- Mannschaft, der Schulinlpektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, der Amtsgerichts, der Finanzamtes uns des Stadtrats zu Bischofswerda. dcrgebccrtt^. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksfchichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15' — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich Mar> G. m.b.H.in Bischofswerda. Fernspr. Nr. 22 Eeschei«unq«weise: ^eden Wcckia^ Iidcuüs vir ven iolgend. Tag. Bezugspreis 'ür die Zeil vom IS. Febr. bis 1. Mäu: Frei ins vtrrzehntägtg Mk. 1.10, beim Abholen m der Geschäftsstelle wöchentlich 50 Pfg. Einzelnummer t5 Piz. — Alle Postanstalten, lowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bc Teilungen entgegen. 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Jahrgang Tagesschau. * Im Untersuchungsausschuß des Preußischen Land tages über die Barmataffäre wurden schwere Verfehlungen der Alklederverwertungsstelle festgestellt. * Im Tschekaprozeß kam es am Dienstag zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen der Verteidigung und dem Vorsitzenden. Rechtsanwalt Dr. Samter wurde aus Anord nung des Vorsitzenden durch zwei Schupobeamte aus dem Saale geführt. * Der Führer der schwedischen Sozialdemokratie, Mini ster vranting, ein gefährlicher Deutschenfeind, ist gestorben. Der frühere Chefkonstrukteur der Zeppclinwerke, Dr. üarl Arnstein, ist von der amerikanischen Zeppelingesell schaft mit dem Bau eines neuen Rieseniuslschiffes beauftragt worden. Der neue Luftkreuzer soll regelmäßige Zwei tagesfahrten zwischen London und New Dort ausführen. Das Ieppelinluftschisf Los Angeles wird im Mai oder Juni eine Fahrt nach England unternehmen. Für den Flug ist Heliumgasfüllung vorgesehen. ' Nach Meldungen aus Paris wird die Zusammenkunft . Herriots mit Chamberlain am 7. März stattfinden. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen finden die Leier aus- führnches an anderer Stelle. Verlorenes Land. Von Dr. Gustav Renk er-Vern. (Nachdruck verdaten) Deutsches Leid im Süden — die Jtalienfahrer berichten davon, wenn sie vom Brenner etschab rollen, statt Franzen seste Fortezza, statt Bozen Bolzano auf den Bahtthofstafeln lesen und in der Stadt Walters von der Vogelweide die Fas- zisten spazieren sehen. Südtirol — jetzt darf es nur mehr Alte-Adige heißen — ist ein Boden, der jedem Deutschen heilig ist. Und es ist eine durchaus natürliche Sache, daß man Südtirol und immer wieder Südtirol meint, wenn man vom deutschen Leid im Süden spricht. Aber da ist noch ein Flecken Land, ein losgerissener Fetzen Fleisch aus deutschem Leibe. Losgerissen von einem Lande, das stiller und unbekannter ist als das große Frem denzentrum Tirol. Und hat doch auch seine Passionszeit ge habt, das Drauland Kärnten. Die große, kampfmüde Welt von 1919 hat davon nichts erfahren. Während der Tiroler Heldenkampf anno 1809 in jedem Schullesebuch verewigt ist. ist der Kärntner Bauernkrieg von 1919 vergessen. Damals ging es gegen die Jugoslawen. Die wollten nach dem Zu sammenbruch erbeuten, was irgend zu erbeuten war — wer in der Welt kümmerte sich auch um Kärnten! Herr Wilson mit seinen 14 Punkten am allerwenigsten. Jugoslawien beschloß billigen Feldzug, rückte mit Geschützen und Ma schinengewehren, mit etlichen Regimentern in das verarmte, ausgeblutete Land. Da standen die Bauern auf, eben aus dem großen Kriege heimgekehrt; Studenten, Lehrer, Be amte als ehemalige Reserveoffiziere wurden ihre Führer. Ein richtiger Volkskrieg war es, in dem die Jugoslawen zu rückgeworfen wurden, schließlich aber doch mit außerordent licher Uebermacht das Häuslein der Kärntner zu vernichten drohten. Da waren die stolzen Siegermächte endlich auf merksam geworden. Italien, das den Jugoslawen den fet ten Bissen nicht gönnte, legte Soldaten zwischen Kärntner und Jugoslawen, und der Kärntner Bauernkrieg war aus. Das vergossene deutsche Blut war nicht umsonst geflossen, denn die Kärntner retteten dadurch das Gebiet südlich der Drau, auf das die Jugoslawen Anspruch erhoben hatten. Das alles ist lange her und, wie gesagt, vergessen. Um irgendeinen Negerstaat in Afrika oder eine südamerikanische Räuberrepublik kümmert sich der wohledle Völkerbund ja bekanntlich mehr, als um das Schicksal eines kleinen deut schen Alpenlandes. Italien saß in der Maske des Friedens stifters in Kärnten und hatte gar keine Lust, wieder heraus zu gehen. Sogar die alte Paracelsusstadt Villach wollte es haben. Aber das ging doch nicht so recht: den Jugoslawen dos Landstehlen verbieten und dafür selbst einsacken. So beschied man sich: das deutsche Kanaltal, bislang zu Kärn ten gehörig, wurde eingesteckt. Die geographietüchtigen Her ren auf den Friedenskongressen hatten natürlich keine Ahnung, wo dieses Tal liegt, und die Kärntner Bauern — ach, wer hörte die, wenn sie Zetermordio schrien! So ginn deutsche Erde im Süden verloren, ohne daß ein Hahn nach ihr krähte. Weil es unbekanntes, stilles Land war, fernab dem großen Fremdenverkehr, mit keiner prunkvollen Hotel industrie gesegnet. Der Rivieraexpreß fährt diese Strecke, dann etliche D-Züge Wien—Rom. Und die Reisenden sehen plötzlich Wunder der Berge, von denen sie nie etwas wußten. Kalk, weißschimmernd, auswuchtend in zerborstenen Türmen und Zacken, zwischen Riesenwänden niederfurchend Helle Schnee rinnen, an Bergsockeln flimmerndes Geröll, darunter Wäl der von ruhiger, feierlicher Größe und Stille, Wälder, in die hie und da vor dem Kriege noch die Bären aus Krain herüberwechselten. Man sieht 'n das Reisehandbuch: die jüti schen Alpen, höchster Gipfel Triglav. Irgendeinem Litera turkundigen taucht es plötzlich auf: Triglav — der goldge hörnte Gemsbock — die Wunderrosen im Fels, das Epos von Baumbach. Aber der Triglav ist fern, ist östlicher Eck punkt dieser Berge, längst hinter der jugoslawischen Grenze. Wo er steht, ist wirklich nicht mehr deutsches Land, wir haben kein Recht an ihn. Hier aber, diese Felsberge mit ihren ungeheuren Bastionen, ihren zerrissenen Mauerkro nen, Burgen gleich über versonnenen, dunklen Waldtälern, diese Berge tragen deutsche Namen: Wischberg, Bramkofel, Seekopf, Fünfspitz. Und die Dörfer darunter: Wolfsbach, Raibl, Saifnitz, ihr aller Mittelpunkt die Stadt Tarvis. Heute ist das anders, die Italiener haben eine erstaunliche Erfindungsgabe in der Namensgebung bewiesen. Aus Wolfsbach wurde Valbruna, aus dem Wischberg der Jof Fuart, der Bramkofel heißt Montasio, Tarvis wurde als Tarvisio italienisiert. Einer Zeit kann ich mich entsinnen, da ich als Student durch diese selten besuchten Berge ging. Da lebten in Tarvis zwei ganze Italiener. Der eine war ein biederer Glaswarenhändler, der andere ein gewiß nicht minder ehrenhafter Gemüseverkäufer. Sonst weitab -auf im Kanaltal kein Malischer, es sei denn, daß Holzhänd ler, vom Volk Holzwürmer genannt, hie und da ein gutes Geschäft mit den gefällten Stämmen der Wälder zu machen suchten. Sonst lebten Kärntner da, deutsche Kärntner bis zur politischen Grenze, die gleichzeitig die Sprachgrenze war. Und eine ganz reizvolle Grenze war es, von einer Plötz lichkeit des Ueberganges, wie man ihn sonst kaum wo sand. Pontafel, der letzte Kärntner Ort, war urdeutsche in seiner Bevölkerung, in seinen wuchtigen, holzgezimmerten Bauern häusern mit den hängenden Nclkenstöcken auf d-m Lauben gängen. Dann kam die Brücke, diesseits und jenseits die Zollwächterhäuslein, und drüben, am Westufer der Fella, der erste italienische Ort Pontebba. Da war man mit einem Schlage mitten im lustigen, farbenfrohen Theater des Sü dens. Steinhäuser mit Hohlziegeldächern, der spitze, allein stehende Campanile, buntes Leben auf den Gassen, enge Wege und Straßen, Menschen mit aufgeregtem Getue und in der düsterdunklen Tracht der venetischen Provinz. Man freute sich damals dieser Gegensätze und kein Mensch ahnte, wieviel Kilometer weit die Grenze einmal nach Osten ver schoben werden würde. Der Krieg kam, das Kanaltal wurde größtenteils evakuiert, viele Ortschaften zusammengeschossen. Zwischen Pontafel und Wolfsbach war totes Gebiet, in das sich nur vereinzeste Patrouillen vorwagten. Als der Frie den da war, hatten es die Italiener verhältnismäßig leicht, sie bauten als neue Herren auf, was der Krieg zerstört hatte, erwarben sich damit ein gewisses Recht auf Dankbarkeit von feiten der nun neugewonnenen Reichsitaliener. Und als der Faszio über Italien zu herrschen begann, ging man daran, das Gebiet planmäßig zu verwelschen. Hier mit Einzelhei ten zu beginnen, hieße in einer Menge bittertrauriger Ge schicke wühlen, in Geschicken von Menschen, die an ihrem Boden hingen, an ihrer alten Kärntnerart und Sprache, stumm u. verbissen sich gegen die Jtalienisierung wehrten u. — doch unterlagen. Sechs Jahre sind seit den unseligen Friedensschlüssen vergangen: Tarvis ist eine italienische Stadt geworden, mit außerordentlichem Geschick haben die neuen Herren schon heute die Sprachgrenze wirklich dort hin gedrängt, wo der Wille der Eroberer die politische Grenze gezeichnet hat. Was sich nicht fügte, mußte wandern — das Rezept war ungeheuer einfach, in Südtirol hundert fach erprobt. Und die Welt weiß nichts von diesem verlorenen Land im Süden Kärntens. Die wunderherrlichen Berge der juli- schen Alpen bekommen noch selteneren Besuch, denn die prächtigen Hütten des deutsch-österreichischen Alpenvereins hat der Krieg zerstört und, was der italienische Alpenklub aufgebaut hat, kann sich mit einem deutschen Bergsteiger heim nicht vergleichen. Die Welt hat wichtigere Sorgen und Fragen, als sich um die Handvoll Kärntner zu kümmern, die ihr Vaterland verloren haben. Aber soweit diese Welt deutsch ist, sollte sie doch nicht vergessen, daß dort unten >n der italienischen Provinz Äeneto-Giulia Blut von ihrem Blute lebt und sich nach zäher Bergbauernart in den ein samen Tälern und Dörfern gewiß noch Jahrhunderte hin durch erhalten wird. Die Erkrankung des Reichspräsidenten. Berlin, 24. Februar. Die plötzliche schwere Erkrankung des Reichspräsidenten Ebert hat naturgemäß in allen poli- tischen Zkreisen da« größte Aufsehen bervorgerufen. Der Reichspräsident, dessen Erkrankung erst in der elften Abend stunde des Montag sich als sehr ernst herausstellte, so daß er osort nach einem Sanatorium im Westen Berlins überge führt werden mußte, ist, wie bereits mitgeteilt, von dem berühmten Chirurgen Geheimrat Bier in der Nacht erfolg reich operiert worden. Er befand sich dann noch mehrere Stunden im Zustand des narkotischen Schlafes, so daß über sein Befinden in den ersten Morgenstunden noch keine neue Mitteilung ausgegeben werden konnte. Der Reichspräsi dent litt, wie der „Vorwärts" mitteilt, seit Jahren an einem Gallensteinleiden, das ihm in letzter Zeit besonders heftig zusetzte. Nach den Erklärungen der Arzte hätte sein Ge sundheitszustand schon längst eine Behandlung im Sanato- riuni erfordert. Er hat sich aber bisher nicht entschließen können, eine Kur anzutreten, die ihn für längere Zeit von seinem Amt ferngehalten hätte. Ob die gestrige plötzliche Blinddarmerkrankung mit dem anderen alten Leiden ir gendwelchen Zusammenhang hat, ist noch nicht festgestellt. Mit der plötzlichen Erkrankung des Reichspräsidenten ist zum ersten Mal der Fall eingetreten, den der Artikel 51 der Reichsverfassung vorsieht. Dieser Artikel besagt: „Der Reichspräsident wird im Falle seiner Verhinderung durch den Reichskanzler vertreten. Dauert die Verhinderung län gere Zeit, so ist die Vertretung durch ein Reichsgesetz zu re geln." Auf Grund dieses Artikels ist, wie bereits amtlich gemeldet, die Vertretung des Reichspräsidenten dem Reichs kanzler Dr. Luther übertragen worden. Ob eine ander weitige Regelung notwendig wird, hängt vom Verlauf der Krankheit des Reichspräsidenten ab. Nach den neuesten Krankheitsberichten ist das Befin den des Reichspräsidenten befriedigend. Berlin, 25. Februar. (Drahtb.) Aus Anlaß der Er krankung des Reichspräsidenten haben die fremden Diplo maten teils durch persönliche Besuche, teils durch ihre Ver treter ihre Teilnahme zum Ausdruck gebracht. Ferner haben der Reichskanzler, die Reichsminister, der preußische Ministerpräsident, der bayerische, der württembergifche, der badische, der hessische, der sächsische Gesandte, zahlreiche Par lamentarier und andere politische Persönlichkeiten ihre An teilnahme bezeigt. Marx gegen die DeutschnattonaLen. Berlin, 25. Februar. (Don unserem Berliner Vertre ter.) Der frühere Reichskanzler Dr. Marx hat auf der Ta gung des Prooinzial-Äusschusses des westfälischen Zen trums eine Aufsehen erregende Rede gehalten, die den poli- tischen Kreisen sehr viel Stofs zu lebhaften Erörterungen ge geben hat. Er wandte sich besonders scharf gegen die Deutsch nationalen, von denen er behauptete, daß ihre Teilnahme an der Regierung eine schwere Belastung für die deutsche Außenpolitik darstelle. Marr gab auch zu, daß seit langer Zeit zwischen ihm und dem Außenminister Dr. Stresemann weitgehende Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Frage der Erweiterung der Regierung nach rechts bestan den haben. Für die gegenwärtige parlamentarische Lage sowohl im Reiche als auch in Preußen ist diese Stellungnahme des Zentrumsführers Marx von wesentlicher Bedeutung. Wenn man den Versicherungen einiger einflußreicher Zentrums führer Glauben schenken kann, oerfolat da« Zentrum durch seine Haltung in Preußen ein« besondere hochpolitische Ab sicht, die es in absehbarer Zeit durchführen zu können glaubt. Das Reichskabinett Sucher wird nämlich nach An sicht der Zentrumspolitiker in dem Augenblick zu Fall kom men, wo die Rechtsparteien im Reiche den Versuch machen werden, ihr innenpolitisches Programm aus die Regierungs politik zu übertragen. Dieser Moment werde zwar vor läufig noch nicht eintreten, aber man könne mit Sicherheit voraussehen, daß es zu einem ernsten innenpolitischen Kon flikt innerhalb der Regierung kommen müsse, zunull dar Reichsminister des Innern, Schiele, schon jetzt auf d«n besten Wege sei, sich in Gegensatz zu den anderen Parteien zu bringen. Das Zentrum hat sich daher darauf eingestlllt, Marx im Reiche wieder ans Ruder zu bringen» sobald die Situation hierzu reif ist. Um aber aus jeden Fall freie Kmck in der Reichspolitik zu behalten, will das Zentrum in Br»- ßen unter keinen Umständen die Rechtsparteien zur Regie rung kommen lassen, die dann in der Lage wäre, auch auf die Reichspolittk einen entscheidenden »ruck auszuwen. Die «xfn»ertmkg. Berlin. 24. Februar. Die Regierung hat über die wertungsgcsetzentwürfe, deren endgültige FornullieruW vor dem Abschlüsse steht, bereite vor einiger Zelt die«» wendigen Besprechungen mit Partelvertretern begann». Diese haben durch die Vertagung de» Reichstages eine an- terbrechung erfahren. Sie werden jedoch Anfang «WM»