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vom Mittwoch, den 14. Januar 1925 80. Jahrgang Mi ¬ di. krattschen parket Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamt» zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Vertin und Deutschland »stlich, «o di» ««p»u l Rhein zu üttta serween, Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt itnd Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Bellagen: Sonntags - Untrrhaltungeblatt und LandwirtschaftNche BMag« Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 18. — Druck und Verlag da» Buchdruckerei Friedrich MayG.m.b.H. in Bischofswerda. Fernspr.Hr. 25 dieMaiq EvschelnunaamSls«: Jede« Werktag abend« für de« folgend. Tag. Bezngspvest tü, die Zett vom 5. Jan. bt» 18. Janu Frei tn, Haus vie« ' . . . - - - wüchenttti. «owi« unsere keinen unmittelbaren Anlaß, gegen Kolleg mißtrauisch zu sein, aber man hat auch keinen Grund, von ihm irgend etwas Gutes zu erwarten. Im Gegenteil deutet die bevorstehende Ernennung Kellogg zum amerikanischen Staatssekretär de« Auswärtigen darauf hin, daß Deutschland als politischer Faktor für Amerika keine Geltung erlangen soll. Amerika hat zwar den Dawesplan aufgestellt und die europäischen Regierungen durch seinen moralischen Druck dazu gezwun gen, ihn zu Recht und Gesetz zu machen, aber es scheint sich kaum darum kümmern zu wollen, was die europäischen Län der mit diesem Abkommen anfangen sollen. Wenn es jetzt seine Politik im englischen Sinne orientiert, so begibt es sich dabei lediglich in die Rolle des Vormundes, der Deutschland gute Ratschläge erteilen wird, im übrigen aber kaum irgend welche Versuche unternimmt, die ohnehin schon sehr schwie rige Lage des Deutschen Reiches zu erleichtern. Diese Ent wicklung kann als ein Beweis dafür angesehen werden, daß die deutsche Politik noch weit davon entfernt ist, ihren frühe ren Boden im Auslande wieder zurückzugewinnen. * Washington, 12. Januar. (Drahtb.) Der Senator Dorah erklärte im Senat: Die gegenwärtige Besserung der Lage der Bauern sei u. a. auch dem Dawcsplan zuzuschrek- ben. Dieser Plan könne aber nicht dauernden Wert haben, wenn nicht die genaue Gesamtsumme der Reparationen fest, gefetzt «erde. Ein großer Fehler de» vawesplane» sei. daß er die industrielle und finanzielle Politik eines großen Vol- ke» unter die Aufsicht fremder Mächte stelle. Vas könne nur solange Erfolg haben, wie andere Länder diesem Volk Geld liehen. Hughes. . (Ppn unfttem Berliner Vertreter.) Der für Anfang März angekündigte Rücktritt des Lei- ter» der amerikanischen Außenpolitik, de» Staatssekretär» Hughes, ist «ine neue Sensation, die den politischen Krei sen vollkommen überraschend kommt. Gerade in Berlin muß man den Rücktritt dieses Mannes bedauern, der für die Lage Deutschlands großes Verständnis gezeigt hatte und seit seinem gelegentlich der Londoner Konferenz unternom menen Besuche in Berlin bemüht war, mit Deutschland rege politische und diplomatische Beziehungen zu unterhalten. Im Hinblick aus die große Bedeutung, die man in Deutschland der weiteren Gestaltung der deutsch-amerikanischen Bezie hungen beigemessen hatte, war die Ernennung eines der besten deutschen Diplomaten, de» Staatssekretärs Freiherrn v. Maltzahn, zum deutschen Botschafter in Washington erfolgt. Wenn jetzt, wie gemeldet wird, der amerikanische Botschafter in London, Kellog, zum Nachfolger des Staatssekretärs Hughes in Aussicht genommen ist, so bedeu tet dies für die deutsche Außenpolitik eine vollkommen überraschende Wendung, denn Kellog ist der ausgesprochene Exponent der englandfreundlichen Kreise in Amerika. Die Tragweite einer solchen Veränderung geht schon daraus her vor, daß England eine engere wirtschaftliche Anlehnung zwischen Deutschland und Amerika für absolut gefährlich hält und schon seit der Londoner Konferenz bemüht war, zu un- yunsten Deutschlands in Amerika zu agitieren. Damals ge lang es allerdings nicht, die günstigen Aussichten der Amerika-Anleihe an Deutschland zu zerstören, aber es ist immerhin bedenklich, wenn jetzt die amerikanische Außen politik unter die Regie eines Mannes kommen wird, der lediglich die englisch-amerikanische Annäherung im Auge hat und die ganze europäische Lage immer nur unter dem Ge sichtswinkel der englischen Politik betrachtet. Die Ergebnisse der soeben zum Abschluß gekommenen interalliierten Finanzkonferenz haben gezeigt, daß Amerika auch bei der Regelung der deutschen Reparationen eine aktive Rolle spielt, in dem es seine Ansprüche gegenüber Deutschland aufrecht erhält. In einiger Hinsicht ist es ja ganz gut für Deutschland, wenn sich die vereinigten Staaten bau- crnd für das Reparationsvroblem interessieren, aber auch hierbei zeigt sich, daß der Einfluß Amerika« in di« Repora- tionskommission nicht nur günstige, sondern auch ungünstige Rückwirkungen für Deutschland haben muß. Auf der inter alliierten Finanzkonferenz wurde von feiten der Alliierten de«i Amerikanern nahegelegt, sich am deutschen Eigentum in Amerika schadlos zu halten, um die amerikanischen An- spräche an Deutschland zu decken. Obwohl zwar bi» jetzt noch keine Entscheidung der amerikanischen Regierung vorliegt, so hat es doch den Anschein, als ob die amerikanische Negierung sehr viel Geneigtheit besäße, diesem alliierten Vorschlag Folge zu leisten. Dadurch würde Deutschland wieder einmal die Kosten der zwischen Amerika und den Alliierten erzielten Vereinbarung zu zahlen haben, denn das deutsch« Eigentum in Amerika macht ungeheuere Werte aus, die über den Lon doner Zahlungsplan hinaus von der deutschen Negierung in Rechnung gestellt werden müßten. Unter der Leitung Kellog» werden die vereinigten Staaten voraussichtlich sehr aktiv an den europäischen Fra gen teilnehmen und so einen starken Einfluß aus di« Gestal tung der Dinge ausüben. In Deutschland hat man zwar Dr. Luthers Bemühuugeu aussichtsreicher. Lin überparteiliches Sabine« mik Verlrauen»leuken der Fraktionen und Fachministera. Berlin, 12. Januar. (Drahtb.) Reichsfinanzminlster Dr. Luther hat seine informatorischen Verhandlungen mit den Fraktionen den ganzen lag über fortgesetzt. Er hat Vertreter des Zentrum», der Deutschnationalen, der Deut- schen Volkspartei, der Demokraten und der Bayrischen Volks- Partei empfangen. Den Kernpunkt aller Besprechungen stellte die Erörterung über die Bildung einer Regierung dar, in der ohne fraktionelle Bindung jede Fraktion mit st einem der Fraktion angehörende« Vertrauensmann vertreten sei, im übrigen aber die Besetzung durch Fachmiutster erfolgen soll, bei deren Auswahl durch den verantwortlichen Reichskanzler eine gewisse Rücksicht auf die politische Einstel lung genommen «erden soll. E, ist ferner über die Me thode verhandelt worden, durch die in der praktischen Ar beit eine engere Fühlungnahme zwischen der Regierung und den Fraktionen fichergestellk werden kann. Da» Zentrum hak eine Fraktlonsberakung über die ueueu Grundlagen ab gehalten und unter Vorbehalt der Entscheidung nach Kennt nis der Gesamtgefialtuug de» Kabinett» dem plane eia- wütig zugefiimmk. Die Führer der Deutschen und der Banrischea Volkrpartei haben den plan grundsätzlich gutgehelßen. Die deutschnationale Fraktion hält im Laust de» Dien»tag eine Vorstands- und Fraktion»- fitzung ab. . Berlin, 13. Januar. (Drahtb.) Dem Reichskabtnett Luther würden folgende vertrau en »leute der in Frage kom menden Fraktionen an gehören: für «e Devtschuatianaleu Vallraf al» Mi- nister de» Inner», für die Bayr. Volkvpartei Vr. Emmiuger al» Justizminister, für da» Zentrum Lrauu» al» Arbeit»minister, and für dst Deutsche Valkaparkai vr. Al rese- mann al» Außenminister. Vst übrigen Ministerien würden durch Fachmänner be setzt «erde« und zwar würden von den bisherigen Minister» al» Fachmänner in» Amte bleib« vr. Geßler ast vsthrmlnifler und Graf Sanitz ast Er»ührun»n»iaisstr. Vie Frage, ob da, Kabine« Luther zustande ko nun« wird, hängt einmal ab von der Haltung der deutschnatiana- len Fraktion und dann von dem verbleib« Vr. ästßstr», in seinem Amte, der Übeste»» dar damoteatische» vorbei, der Vermittler» H « üd«ka«st nack»di Ströme, außer der Basti Nr. 11, Tagesschau. * Reichsftvanzmiulfler Vr. Luther will nun die Reich», reglerung au» Vertrauensleuten der Fraktionen und Fach- mlaistern zusommensetzen. Das Zentrum hat diesem Plane zug'estimmt. * Infolge der deutschen Ablehnung des von Frankreich oorgeschlagenea Handestprovisorlums hat der französisch« Handelsminister der deutschen Delegation neue Vorschläge unterbreitet. Zwischen Italien und Deutschland ist ein Provisorium auf der Grundlage gegenseitiger Meistbegünstigung abge schlossen worden. * Dienstag früh stieß der V-Zug Berlin—Köln auf einen im Bahnhof Herne stehenden Personenzug auf. Drei Wa gen des Perfonenzuges wurden vollständig zertrümmert. Bisher sind 21 Tote geborgen. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser aus. führnch« an anderer Stelle. Da* PlLache». Don Dr. Käthe vchirmacher. Weshalb wurde Deutschland der Danziger Hafen ge raubt, wenn er nicht deutschfeindlichen Plänen dienen soll^ Seit 1920 bemüht man sich, Danzig zum Lau» Hafen zu machen. Bisher ging die amerikanische Baun einsuhr für Polen über Bremen, den großen deu Baumwollhafen, und die Verfrachtung nach Lodz, dem telpunkt der polnischen Spinnerei, besorgten deutsche nen, zu Ausnahmetarifen. — Warum Deutschland die» Ge schäft lassen und gönnen? Die Baumwolle ist, wie Eisen, Kohle, Oel, eins der großen weltwirtschaftlichen Kampf- gebiete. Deutschland aber wiegt heute leimt in der Wag« der Weltwirtschaft. Die Rollen in dem Enteignungsfpstl waren also bald wirksam verteilt. Solche Raubzüge gegen den wirtschaftlich Schwächeren, von der Hauptstelle de« be treffenden Wirtschaftsgebietes aus gelenkt, sind heute dar Kern aller Politik, die sichtbare „Politik" ist verhüllende« Beiwerk, das von der Hauptsache ablenkt, diese PolM ift tatsächlich Wirtschaftspolitik und töt«t das Gefühl für natio nale Ehre bei den Vergewaltigten, was auch die Absicht ist. Das Danziger Baumwollspiel trug sich folgendertngßeir zu: Eine Gruppe skandinavischer Reeder unter Führung ver Bergenska Baltic Transports Ltd. in Danzig besucme st dst» sem Jahre Warschau und stellte fest, daß der polnisch« Han dels- Und Eisenbahnminister „ihren Plänen großes Interesse entgegenbringe". Diese Pläne bezweckten die Entthron»«* Bremens als Einfuhrhafen der Baumwolle für Posta, Est- fuhr der Ware über Danzig, Verfrachtung von dort nach Lodz über die Deutschland geraubten westpreußisch-posen- schen Bahnen. Schwächung deutscher Wirtschaft, Stärkung polnischer. Man bediente sich dabei der polnischen Kaufleute in Danzig und „neutraler , nordischer Reeder unter «wrwe» gischer Führung, mit englischen Namen. Da» Geschäft war natürlich nur zu machen, wenn die Einsuhr Über Danzig nach Lodz nicht teurer, ja, womöglich billiger war, Äs Vie Einfuhr über Bremen — Deutschland, Lodz. La» ließ süß machen: die Baumwolle, die in den südlichen Vereinigten Staaten wächst, die in der Hand eines großmächtigen Baum» wollrings liegt, brauchte nur im Einverständnis nm oder auf Anregung von den Baumwollgewaltigen so billig nach Dan zig verfrachtet zu werden, daß die Bremer Konkurrenz ge schlagen ward. Das ließ sich auch machen. Die drei nach stehenden skandinavischen Reedereien, mit englischen Nam« und amerikanischen Baumwollverbindungen: Norway Mexico Gulf Line (Kristiania) Swedish Amerika Gulf Line (Gotenburg), Transatlantic Steampfhib Line (Gotenburg) beschlossen, „die Seefracht Golf-Danzig nicht teurer zu no tieren als Golf—Bremen*. Das war der erste Schlag gegen „die deutsche Konkurrenz". Der polnische Eisenbahnminister ahmte daraus dar Beispiel seines Kollegen nach (der aber keine Konkurrenz abgewürgt, sondern dst natürliche Loge Deutschlanhs zum allgemeinen Vorteil benutzt hatst) und be willigte, „unter Doraussetzung größerer Transporst über Danzig", eine Verbilligung der Dahnsra, daß oie Gesamttransporttosten über dst Golf! Galoeston, Houston) Danzig—Lodz um et . g«r find, al» dst Kosten über Bremen. — Bremen karst also nicht mehr mit. Seit Anfang 1924 haben die drei Reede reien, dst über 700000 Tonnen Schiffsraum besitzen, d« Monastverkehr Golf—Danzig argnisiert, Bremen hat da» polnisch« Daumwollgeschäft verloren. Len Weitertransport nach Lodz beforst die führende Bergenska Baltst Transport. Run setzt ost Behandlung von Baumwolle gewiss« Kenntnisse und Erfahrungen voraus. Dst bestrast man fick durch Berufung „erstklassiger Bremer Fächlest»" »ach Danzig. Der deutsche Kaufmann st Danzig aber steht vor der Zrage, ob er beiseite steh« oder mimm soll. Jedenfalls wird Danzig durch solche Bindung« «st deutscht «md verpolt, um» auch die Absicht ist. Deutschland» Handel und Volk»vermäg»n wird geschädigt und der Pole« gefördert. — Der Raub de» DauKaer Hast»» dstnt ganz wettreichenden Plänen, dst niemals Deutschland nifts«, pn- >ern es tödlich treff« sollen. — Rein erdkundlich sc er Land, bat Europa- wie Weltwirtschaft, nicht zu zu sein. Zweck de» Weltkrieg« war « da, Ünmi «ende möglich zu mach«, V« natürlich« Lirtschafstmacht al» st berauben. Der Plan r den instrnationalisst wir ja schon 1848 ei „ „ _ PostschechsKont»: Amt Dresden Nr. 1821. Gemeinde« Anzetaenprest (in Goldmark): Di, speest stst die Zeit vom 8. Jan. bst 18. Jan.: Frei tn» verband »gtrokafse Bischöfe«»««« Kant» Nr. 64. Grundschristzrlle 20 Pfa., örtliche An terzehrnMig Mk. 1.10, beim Abholen tn der Geschäftsstelle Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher dreist Aeklamezeist (im Tertteils 50 T Ach SY Dsg. 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