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Auerthal -Zeitung. Lokalblatt kür Aue, Auerhammer, ZclleKlöfterlein, Meder-«. Oberpsannenftiel, Lauter, Bockau, Bernsbach, Beyerfeld und die umliegenden Ortschaften. Erscheint «ittv-a», Freitag» u. «-««tag». AbonnementSpret» incl. der 3 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. 20 Pf. durch die Post 1 M. 2li Pf. Mt 3 issustrirten Aeibtättern: Deutsches Aamittenökatt, Hute Heister, Jeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: «Mil Hegemeister in klue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Al»«, Marktstraße. Inserate die einspaltige Corpuszeile 10 Pf«, die volle Seite 30, >/- S. 20, -/« St. i> Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und LandbriestrLger nehmen Bestellungen an. No. 72. 6. Jahrgang. Mittwoch, dm 21. Juni 1893. Erlaß, AushcbnngsgeschLst im Aushebungsbezirke Schwarzen berg betreffend. Wegen der am 24. Juni c. stattfindenden Stichwahl für den Reichstag im 21. Wahlkreise ist der für denselben Tag angesetzle AuShebungSlermin in Schwarzenberg aus den 15. Juli c. verlegt worden. Diejenigen Militärpflichtigen innerhalb des Aushebungsbezirkes Schwarzenberg, welche für den 24. Juni c. zur Aushebung vorgeladen sind, haben sich daher nicht an diesem Tage, sondern am IS. Juli 1«»S, Vormittags halb « Uhr im Bade Ottenstein in Schwarzenberg zur Musterung vor die Königliche Ober-Ersatz-Eommission persönlich zu stellen. Den betreffenden Militärpflichtigen wird noch besondere Vorladung durch d,e Orttbehvrden zugehen. Schwarzenberg, am 18. Juni 18S3. Der Civilvorsitz"nde der Ersatz-Commission im Aus hebungsbezirke Schwarzenberg. Frhr. v. Wirsing. Reichstagswahl im 19. Wahlkreise. Bei der heutigen Zusammenstellung der Ergebnisse der Bezirkswahlen zum Reichstage im 1». Wahlkreise hat sich ergeben, daß von 23 557 abgegebenen giltigen Stimmen 14 385 Stimmen auf Herrn Schuhmacher Julius Seifert in Zwickau, S048 Stimmen auf Herrn Amtshauptinann vr. Rumpelt in Glauchau, 10V Stimmen auf Herrn Professor I)r. Birchow in Berlin gefallen sind, während 15 Stimmen sich zersplittert haben. Hiernach ist Herr Schuhmacher Julius Seifert in Zwickau mit absoluter Stimmenmehrheit zum Abgeordneten gewählt worden. Schwarzenberg, den IS. Juni 18S3. Der Wahlcommissar für den 19. Wahlkreis. Frhr. v. Wirsing. Die Sparkaffe der Stadt Aue ist jeden Wochentag von 8—12 Uhr Vormittag» und 2—S Uhr Nachmittags geöffnet und verzinst die Einlagen mit 3>/, Prozent. Bestellungen auf die WU- AuerLHaC-IeiLrrng (No. 66S der Zeitungspreisliste) für das 3. Quartal 13S3 werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Lendbriefträgern jederzeit gern angenommen. Krpeditiou der „AuertHat-Aeitung," Lluall Politische Nachrichten. Deutichlaud. Berlin, den 19. Zuni. — Alle Stichwahlen haben am 24. Juni stattzufinden. — Die „Dailv News" bringen unter der Ueberschrtst: „Die britische und die deutsche Ausstellung in Chicago" eine vernichtende Kritik der britischen Abteilung und er klären, Deutschland stehe in allen Branchen an der Spitze der Ausstellung. Das Urteil aller Welt über Englands Rolle sei niedervrückenb, während dir Deutschen mit ge rechtem Stolze triumphierten. — ES droht ein Zollkrieg mit Spanien, denn die deutsche Regierung ist fest entschlossen, keiner weiteren Verlänge rung de- Ntvälls vivoncki zwischen Deutschland und Spa nien, der am 30. ds. Mts. abläuft, zuzustimmen. Ein neuer Handelsvertrag hat bis jetzt nicht sestgestellt werden können. — Es ist ungerecht, die Regierung für den schlechten Geschäftsgang verantwortlich zu machen. Die Geschäfte gehen auch außer Deutschland schlecht. So haben in der verflossenen Woche in England 102 Firmen, SO mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres, falliert. — Bei staatlichen Submissionen kommt es leider noch häufig vor, daß einzig und allein auf die Preisstellung geachtet wird. Daß die« kein richtiger Grundsatz ist, zeigt ei« Vergleich zwischen den Verhä tnissen eines der größten deutschen Eisenwerke und eines der entsprechenden leistungs fähigsten Werke Belgiens. Während das erstere im Ge schäftsjahr 1891/92 einen DurchschniitSlohn von 1148 Mk. 56 Pfg. auf den Kopf der Arbeiter zahlte, betrug der von der Gesellschaft John Cockerill in Seraing ge» zahlte Lohn nur 845 Mk. 40 Pfg., also rund 3S Pro zent weniger. Wenn man also bei staatlichen Submis sionen die deutschen Werke durchaus zu denselben Preis stellungen bewegen will, wie sie das Ausland vornimmt, so werden die deutschen Werke auch zu einer Herabsetzung der Arbeitslöhne gezwungen werden. Ein großer Unter schied macht sich auch in den Auswendungen für Wohl- sahrtSzwecke bemerkbar. Das belgische Werk, das gesetzlich nichts für die Arbeiter auszubringen hat, wendete an frei willigen Pensionen und Unterstützungen im genannten Geschäftsjahre 23 Mk. 49 Pfg. für den Kops der Arbei- sNachdruck verboten). Aeuiü'eton. Das Schützenliesl. Eine wahre Geschichte, erzählt von Robert v. Hagen. (Fortsetzung.) Im Sommer des Jahres 1880 besuchte ich, der Erzäh ler dieser Schützenlieselgeschichte, einen beim Kaiserjäger- Regiment stehenden, in Bozen in Garnison befindlichen Verwandten und wurde von demselben zur Theilnahmean dem Bozener Schützenfeste, welches am nächsten Tage be gann aufgefordert rrsp. eingeladcn. Der Erzherzog Hein rich von Oesterreich nebst Gemahlin, dir Grafen von Me ran (Söhne des verstorbenen Erzherzog- Johann) und fast all« Honoratioren der Umgebung hatten ihr Erscheinen jugesagt nnd waren auch erschienen. Da plötzlich coneen- trirten sich aller Blicke nach einem Punkt — einer nach dem Schießplatz einherrollenden Equipage, in welcher «in Herr und eine Dame, die letztere in tiroler Nationaltracht, faßen. Der Wagen hielt, der Leibjäger sprang vom Bock herab, öffnete den Wagenschlag und die beiden Insassen entstiegen dem Gefährte. Sämmtliche Offizier«, welche sich um den schon zeitig erschienenen Herzog Heinrich gruppirt hatten, salutirten respektvoll und der letztere, ein jovialer, alldeliedter Prinz, thar rin übrige», indem er sogar einige Schritte nach vorwirt» machte und sowohl dem Herrn, wie auch der Dame di« Hand reichte. »Also, natürlich auch erschienen?" sagt« der Erzherzog ttchilnd, „allrrdin-» etwa« spät," „Ja, kaiserliche Hoheit," sägte di« hübsche, imponirend schöne und stattliche Dame, „es muh halt alles seine Rang ordnung haben." „Wie soll ich das verstehen, Gräfin?" fragte der Erz herzog erstaunt. «Za, wissen'« denn nit, kaiserliche Hoheit, daß mich die guten Brixner beim letzten Schießen zur Schützenkönigin gemacht haben? Na, und so mein' ich halt, daß eS ganz in der Ordnung ist, wenn die Prinzen und Prinzessinnen früher am Platz sind als die Königin." „Ah .allerdings, allerdings," sagte der Erzherzog lächelnd, „ich gratulir« noch nachträglich zu der Rangerhöhung." „Sie bleibt doch immer dieselbe" — flüsterte mir mein Vetter zu. „Wer ist denn diese» reizende Naturkind?" fragte ich ihn. „Oh, Pardon, Du kennst sie nicht? Na e- ist unsere famose Gchützengräfin, die Gräfin St. Fallier auf Tschurt- schenthal, da- frühere sogenannte Schützenltefel. Wenn es Dir Spaß macht und sich die allgemeine Admiration gelegt haben wird, will ich Gelegenheit nehmen, Dich ihr vorzustellen. Aber auf ein» mach« ich Dich aufmerksam: willst Du sie in eine länger« Unt«rhaltung verwickeln, so rede um GotteSwillen nicht allzu hochdeutsch mit ihr." „Ich will mir'» merken." „Die Gräfin," so fuhr er fort, indeß ich die herrlich« Erscheinung nicht genug bewundern konnte, „ist der Abgott aller Gebirgsleute; st« ist unermüdlich im Wohlthun und »psert Unsummen zu «ohlthätigen Zwecken. Da» Schl-ß Lschurtschenthal bei Struldach ist ein Meisterwerk von Architektur, und di« Schätze di« e» birgt, erinnern an di« Märchen au» Taustnd und «ine Nacht". „Der Herr, welcher neben ihr steht, ist ihr Gatte?" „Za, der Graf St. Fallier, rin geborener Franzos«, aber mit Leib und Seele naturalisirter Tiroler. Wenn ich nicht irre, gehört er sogar dem österreichischen ReichSrath an. Doch eS würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, wollte ich Dir die gar wundersame Geschichte vom Schü- tzenliesel hier erzählen. Ein andermal." — Die Gelegenheit, der Gräfin St. Falljex vorgestelll zu werden, ergab sich recht' bald, und da ich durch einen wohl glücklichen Schuß mich bei ihr in hohen Respekt zu setzen verstanden hatte, so folgte denn auch am folgenden Tage eine liebenswürdige Einladung nach dem Feenschloß Tschurt- schenthal, welcher ich mit ganz besonderem Vergnügen ent sprach. In möglichst diskreter Weise lenkte ich gelegentlich eine» zweiten Besuche» da« Gespräch auf den Sturzgvgel, und da hatte ich denn auch di« Stelle getroffen, nach welcher ich zielte. „Ja," sagte sie, „wenn Sie halt nur nit a Schriftstel ler wären, so würd' ich Ihnen die ganze G'fchicht erzäh len, aus welche Art und Weis' ich die Gräfin St. Fallier g'worden bin; aber dir Schriftsteller »i« plaudern halt alle» grißtentheil» aus» wa» sie hören, uud noch dazu gedruckt, schwarz auf weiß." „Frau Gräfin, ohne Ihr« Genehmigung — »erde ich «» nicht wagen " „Na also, wenn Sie'S interesfirt, so horchen'» halt zu. Nikola, Du hast doch nix dagegen?" wandte st« sich an ihren Gatten. „Nein, meine Theure," sagte der Graf, „ich srlbst hör« gar zu gern au» Deinem Mund m«i» LebenSglück er zählen." Und nachdem si« un» noch dir köstlichen silbernen Pokale mit noch köstlicherem Rebensajt gefüllt hatte, erzählte st« mit unendlich melodischer Stimm« ihre Geschichte — di« Geschieht« vom Schützenliesel.