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5400 Mk. mit 3 Proz. (Preußin erst von 10,5000) und brbält diesen Satz unverändert bis in die allerhöchsten Stufen bei. Auch Sachsen sollte eine Progression nach oben einsühren, die höchsten Einkommen vertragen auch bei un» 4 Proz. Steuer. Wir wünschen daher 1) Steuer befreiung der Einkommen bi» 800 oder 900 Mk. 2) Er mäßigung der Steuer bei den mittleren Einkommen dahin daß sie erst von 10,000 Mk. an 3 Proz. beträgt, 3) Pro gresston der Steuer nach oben. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 23. Mai, — Zur Bewegung unter den Landwirthen. Die Grün dung de» „Bundes der Landwirthe" Hat eifrige Nachahmer gefunden. Zn Cöln haben sich die Landwirthe Rheinlands und Westfalens zu einem Bunde zusammen geschlossen, der sich mehr der ultramontanen Richtung anschließen wird. Desgleichen hat man in Württemberg einen „Würl- tembergischen Bauernbund" gegründet. Diele Vereinigung von Landwirthen wird sich mehr der liberal-konservativen Richtung anschließen. Run finden sich jedoch auch Bau ern, welche nicht gesonnen sind, sich von den hohen ade ligen Herren leiten zu lassen, sondern ihren sogenannten „eigenen Kops" haben und ihre Sache selbst in die Hand nehmen. Verdenken kann man dies den Leuten nicht denn bisher sind die Bauern politisch noch immer sehr auSgenutzet und bevormundet worden und allgemach däm mert in ihnen die Erkenntniß, daß sie selbst oder einer der Ihren sehr gut auch an der Leitung der Geschicke des Vaterland«» Theil nehmen könnten, ohne daß das Reich dadurch Schaden erleiden würde. In Niederbayern haben die Bauern begonnen sich von der bisherigen Führung zu rmanzipiren und auf eigene Füße zu stellen. An der in Schönburg Mitte April stattgehabten Bauernversammlung war kein Aristokrat und kein Geistlicher zugegen. Der Redner, Oekonom Bachmaier, schilderte die Lage der Bau ern und warf die Frage auf: Wie machen wir eS, daß wir zu bessern Zeiten^kommen? Die dortigen Bauern trauen weder den Ultramontanen, noch den Konservativen und Liberalen. Sie wollen eine eigene Voikspartei bilden welche dasür kämpfen soll, daß den Bauern nicht noch größere Lasten aus den Hals geladen werden. Die lan gen Verhandlungen im Reichs- und Landtag sind ihnen zu viel und man denkt mit einem „Ja!" oder „Nein!" weiter zu kommen, als mit den langen Debatten, wie sie jetzt üblich sind. Den Bauern dünkt es jetzt an der Zeit sich zu sammeln, um nicht noch tiefer zu sinken. Diese Bauernversammlung beschloß, wie die in Straubing vor hergegangene bei den ev. bald nölhig werdenden Reichs- tagSwahlen eigene Kandidaten auszustellen und für ganz Bayern einen Bauernbund zu gründen. Man will an Religion und in Treue zum Staat festhalten, aber sonst die Interessen der Bauernschaft energisch wahrnehmen. Ein Komitee hak sich gebildet, welches die Organisation für Bayern vorbereiten soll. Bei den nächsten Wahlen dürsten diese Vereinigungen auf dem stachen Lande vielfach eine ausschlaggebende Rolle spielen und dem Bauern ist es nicht zu verdenke» weun er jetzt ernstlich daran denkt, für seine Zukunft thatkrästig einzutreten. — Das „Berl. Tagcbl." erfährt, in der jüngsten Sitzung des Staatsministeriums sei die gesamte Lage erörtert worden. Der Reichskanzler habe geäußert, er sehe dem Ausfall der Wahlen nicht so pessimistisch entgegen, wie dies im allgemeinen der Fall sei. — Der Kaiser hat für den Bereich der preußischen Militärverwaltung befohlen, daß diejenigen Uebungen de» Beurlaubtenstande», welche in die Wahlzeit gefallen sein würden, nicht verschoben werden, sondern mit Rücksicht auf die Erntezeit ganz ausfallen. — Ein parlamentarischer Berichterstatter meldet, daß eine „außerordentliche Kundgebung" an da» deutsche Volk kurz vor dem Wahltermin in der Form eines Ausrufe» de» Kaisers in seiner Eigenschaft als Bundesfeldherr erfolgen solle. — Entweder mit oder gegen den Reichstag — die Militärvorlage wird aus jeden Fall durchgesetzt. Bereits sind eine große Anzahl preußischer Städte wegen Ausnahme von Garnisonen befragt worden. Die Städte liegen sämt lich an der russischen Grenze. — Fürst Bismarck ist trotz des Widerstrebens der Berliner Hofkreise vom Görlitzer Fest-Ausschuß doch zur DenkmalS- Enlhüllung eingeladen gewesen. Er habe jedoch abgelehnt. So erzählt Harden in der „Zukunft". — Es lag die Gefahr nahe, daß das Geschlecht Bismarcks mit den beiden Söhnen auSsterbe. Wilhelm Bismarck ist kinderlos und Herbert war 41 Jahre, ehe er sich zur Heirat entschloß. Freunde des Hauses teilen mit, baß jetzt begrün dete Hoffnung aus das Weiterblühen bestehe und rin freudiges Ereignis in Herberts Familie zu erwarten sei. — Die Ausfuhr deutscher Ware nach den Bereinigten Staaten hatte in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre einen höchst erfreulichen Aufschwung erfahren. Bon 155 Millionen Mark in 1885 ist sie gestiegen aus 417 Mill, in 1890. 1891 ist sie aber wieder auf 358 Mill, gefallen. Dagegen ist in diesem Jahre die Einfuhr aus Amerika auf 457 Mill, gestiegen. — Kaiser Franz Josef ist die mächtigste weltliche Stütze de« Katholizismus. Trotzdem schenkte er der protestantischen Diakonissen-Anstalt Kaiserswerth 1000 Mark zur Errichtung eines Spitals in Jerusalem. Richlaud. Aus Privatbriefen, die aus Petersburg in Berlin ein getroffen sind, geht hervor, daß dort in Kreisen, die dem Hofe nahe stehen, schon seit längerer Zeit die Vorgänge besprochen worden sind, die sich während der letzten Reise des Zaren nach dem Süden unweit Charkow abgespielt haben. Die erste Mitteilung hierüber besagte daß bei Charkow mehrere Tausend Bauern, um gegen gewisse ört liche Mißbräuche zu petitionieren, angesammelt, sich auf die Schienen niedergelegt und geweigert hätten, sich zu er heben bis der kaiserliche Zug anlangte, worauf es zu ei nem Kampf zwischen Soldaten und Bauern gekommen sei. Dabei seien eine Anzahl Soldaten getötet und 42 Bau ern teils vom kaiserlichen Zuge zermalmt, teils von den Soldaten erschossen worden. Diese Darstellung wurde darauf dahin berichtigt, daß sich zu der betr. Zeit keine Bauern in der Nähe der Schienen befunden hätten, daß aber die Schienen vorsätzlich aufgerissen gewesen seien und eine Entgleisung des kaiserlichen Zuges beabsichtigt war. Nach der Lesart, die man sich in der Petersburger Ge sellschaft zuflüsterte, noch bevor jene Mitteilungen veröf fentlicht waren, sind es allerdings nicht Bauern gewesen, die sich vor den Zug geworfen hatten, sondern aufstän dische Kosaken, die den Truppenkorden durchbrochen hatten und dem Kaiser ihre Notlage schildern wollten. Daraus ist es mit den Truppen zum Kampf gekommen, und es soll eine große Anzahl Kofaken erschossen und v»n dem Zuge überfahren worden sein. Der Zug wurde zum Stillstand gebracht, und der Kaiser, den der Vorgang tief erschüttert hat, soll den Wagen verlassen haben. ES ist den Kosaken gelungen, sich bei ihm Gehör zu verschaffen, und daraufhin wird in Petersburg die Spende von 100000 Rubeln zurückgrführt, die der Zar die'er Tage au» seiner Privatschatull« dem Donschen Kofakenhrer angewiesen hat. Aus dein Auerthal und Umgebung, «ktthetlungen von »otalem Interest« find »er Redaktion stet» wistkommen. Gegenwärtig grassirt in unserer Stadt wieder in hohem Maße die Influenza, es giebt wenige Familien, die nicht davon betroffen sind. Diesmal zeigt sich das sogen, russische Fieber in etwa- schwerer Form, oft begleitet von Hal-ent- zündung, trockenem Husten, rheumatischen Anfällen, Brust schmerzen und größter Schwäche. Man tyut klug, in ernsten Fällen den Arzt zu Rathe zu nehmen. Wie aus dem amtlichen Theil unserer Zeitung hervorgeht, wird durch Befehl unserer Behörde das sogenannte Botscheck- spiel verboten, und muß man sich nur freuen, daß gegen die» ganz gewiß gefährliche Spiel streng vorgegangen wird. Sieht man doch schon die kleinsten Kinder ihr Botscheck springen lassen, wobei man sich noch wundern muß, wo oft mals ganze Haufen kleine Kinder drum herumstehcn, daß nicht jchon ost Unglückssälle vorgekommen sind. Denn wie ost kann nicht so ein spitzes Botscheckholz einem kleinen Kinde in die Augen springen, die Sehkraft vernichtend oder Unheil anrichtend. Erwachsene möchten deshalb Obacht haben und das Botscheckspiel den Kindern verbieten, wo sie es sehen, nur so ist dem gefährlichen Spiel ein Ende z» machen. Am vergangenen Psingstsonnabend ist einem Einwohner unseres Thales eine Spekulation leider zu Wasser geworden. Derselbe verschaffte sich vom Besitzer eines Birkenwäldchens ca. 100 Stück Maibäume nm den Preis von 8 Pf. das Stück. Der Betreffende hat nun den genialen Gedanken gehabt, diese Bäume nach einer großen Stadt zu schaffen, um dieselben, wie die Christbäume für 60 bis 1 Mk. das Stück zu verkaufen, um dabei ein gute» Geschäft zu machen. Wie gedacht, so gethan. Er bestellt ein Geschirr, es wird aufgeladen und Freitag Nachts 1 Uhr gehts über Stollberg nach Chemnitz. Schon in Stollberg konnte der Unternehmer sein Geschäft beginnen, er bekommt ein Angebot von 40 Pf. pro Baum, aber dasür kann er nicht losschlagen, in Chemnitz werden dieselben auf alle Fälle viel besser bezahlt. Unter wegs wird wohl auch des Oesteren eingekehrt, auf den Provit hin kann man sich schon etwas gönnen, denn der Gewinn kann ja nicht ausbleiben. Endlich ist die Stadt in Sicht, voll Erwartung ist die Brust geschwellt, aber wie schwindel gar bald der Mut und die Zuversicht, da unser Spekulant überall schon Wagen mit Birken vorfindet, und o Schreck, hört er denn recht, das Stück für baare 5 Pfg., das Herz will im stillstehen, aber der Leidenskelch ist noch nicht voll. Jetzt kommt auch noch Polizei und verlangt Ausweis über den rechtmäßigen Erwerb der Bäume. Da dieser nicht herbeizuschaffen ist, müssen beide, Fuhrmann wie Unternehmer mir der heiligen Hermandat aus die Wache, um dort ihre Personalien sestzustellen und als Garantie für ihre Aussagen 5 Mark zu deponieren. Beide sollen ihre Heimreise sehr entmutigt angetreten haben und kleinlaut zu Hause angekommen sein. Sic wa ren denn gründlich r eingefallen. Der Mann hätte aber auf alle Fälle ein gutes Geschäft gemacht, wenn derselbe im Auerthale, wo er keine weiteren Kosten hatte, das Stück für 15 bis 25 Pfg. verkauft hätte. Hier mußten leider viele Familien ohne den grünen duftenden Zimmerschmuck ihre Pfingsten verlebe», weil auch für hohen Preis kein Maibaum hier zu bekommen war. Der Mann hätte klug gethan, wenn er seine Bäume im Auerthale absetzte. — Aus Zwickau wird durch den Polizeibericht mitgetheilt: Am 1. Feiertage Nachm. begegnete ein vom Bahnhose kom- mendcr Fremder einem Arbeiter und verlangte von diesem Der Bruder, der froh ist, wenn ihm selbst Jemand etwas leiht, verspricht, ihr das Geld denselben Abend noch zu geben, macht sich sofort auf den Weg zu mir, ruft wich au- dem Laden heraus und spricht: „Schwager, thue mir den großen Gefallen, pumpe mir dreißig Mark." „Ich habe selbst kein Gelb," erwiderte ich. „Ach, ich brauche es nur für einige Tage," entgegnet er. Darauf überlege ich mir die Sache, daß ich mit meinem Anschaffungen ganz gut noch einige Tage warten kann und erkläre ihm also: „Komm morgen früh zu Deinem Vater, dort wirst Du das Geld bekommen." Am folgenden Tage gehe ich zu Krummacher und mit mir zugleich tritt Valeska ein. Gleich darauf langt der Sohn an. Ich ziehe nun den Alten bet Seite und frage ihn: ob ich dreißig Mark bekommen könnte. „Natürlich," erwiderte er mir, und ruft seiner Tochter zu: „Valeska, giebt mir mal die dreißig Mark." Da höre ich, wie Valeska heimlich ihrem Bruder zuflüstert: „Wo sind dir dreißig Mark?" Und der Bruder wendet sich an mich: „Hast Du die dreißig Mark nicht mitgel. rächt?" Vorsitzender: „Aber die Mißhandlungen! Kommen Sie doch endlich zur Sache." Zeuge: "Das ist ja eben die ganze Sache, wie die Mißhandlungen gekommen sind. Wie ich sehe, daß die ganze Familie nicht einmal lumpige zehn Thaler austreiden kann, ist mir über die Pfandbriefe des. Schwiegervater» «in Licht aufgegangen, ich erklärte ihm, daß ich ohne Frifeurtaden nicht heirathen kann, und ver langte meinen Verlobungsring zurück. Darauf fielen alle Drei über mich her — und hier ist mein Doktor- Attest. Au- der Beweisaufnahme erhellt, daß die Familie Krum macher den Zeugen arg zugerichtet hat. ValeSka wird zu dreißig Mark Geldstrafe verurtheilt, ihr Bruder und ihr Pater zu je drei Tagen Gesängniß. Da» Schöffengericht entnahm aus dem sofortigen Bruch der Verlobung da» Vorhandensein mildernder Umstände. Das Maifest. Pfingsterzählung von Wilhelm Grothe. „Und die Retterin in der Noth!" fiel Oswald rasch ein: „Eugenie, Mühmchen, ich bin entzückt. — Daß Du früher gekommen, wir wären nicht stecken geblieben, und Du hättest —" „Nicht Helsen können", unterbrach sie ihn: „Aber letzt laßt uns daran gehen, daß das Fest gut verläuft, ist das doch die Aufgabe des fröhlichen Gutgesell." In der That zeigte Eugenie, daß sie Meisterin im Ar rangement sei, so daß Oswald entzückt ihr Treiben beob achtete. „Mädchen, wo hast Du das gelernt?" rief er au». „Das lernt sich nicht, daß muß angeboren sein. Jeder Mensch hat seine Gaben, und man kann von Allen nicht Gleiches verlangen. Nur ein gutes Herz sollte Jeder be sitzen." „Richtig, Cousinchen. O, was bist Du klug! Ich glaube, Du bist das vollkommenste Wesen auf der Welt." „Vetter, da« darf ich nicht hören j so etwa- sagt man nur seiner Braut." „Allerdings meiner Braut. „Schlägst Du ein?" Sie lächelte, dann legte sie ihr« Hand in di« seine. Pfingsten tjt'S, das Fest der Freud« Pfingsten, da der Tröster nahte. Drum seht Ihr den Zug der Laune Und de» frohen UebermutheS. Will auch Alle- nicht recht klappen, Meinten wir'- doch gut und redlich. Andern JahrS wird's bester werden, Und es holpern nicht die Verse, Stecken bleibt dann nicht der Müller. Und die Königin der Maien. Selbst nicht Oswald wird verfange» Sich im Bau der Perioden. Und nun nehmt es mir nicht übel Daß das Wort ich hab' ergriffen, Bin ich doch der necksche Elfe, Robin Gutgesell mit Namen. Chemnitzer Marktpreise» vom 20. Mai 1893. Pro 50 Kilo. Weizen russische Sorten, „ poln., weiß», bunt, „ sächs., gelb u. weiß, Roggen preußischer „ sächsischer „ russischer Braugerste Futtergerste Hafer, sächsischer „ preußischer Koch-Erbsen Mahl- u. Futter-Erbsen Heu Stroh Kartoffeln Butter pro 1 Kilo Nk. 8,90 bis Mk. S,I5 - » » - 8,50 „ „ 8,70 „ 7,70 7,40 „ „ 7,90 7,50 „ , S,- 6,25 „ „ 6,75 8,— „ „ 7,80 , v o , 8,- „ „ 8,90 7,25 „ „ 7,50 4,10 „ „ 5,50 2,60 „ „ 8,2« 2,20 „ „ 2,75 2,20 „ „ 2,- v