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Almthal Heilung Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Jelle KlSfterlrin, Meder-« Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, Bernsbach, Beyerfeld und die umliegenden Ortschaften. Erscheint Mittwochs, Freitags u Sonntags. AbonnementspreiS incl. der 3 wertbvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. LS Pf. durch die Post 1 M. 25 Pf. Mit 3 issustrirten Aei-Mtern: Deutsches AamiNenvtatt, Hute Heister, Aeitspiegel. Verantwortlicher Redakteur: «mit Hegemrtster in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Ar», Marktstraße. Inserate die einspaltige Eorpuszeil« IS Pf«, die volle Seite 30, >/- S. 20, St.« Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und Landdriefträger nehmen Bestellungen an. No. 75. Mittwoch, den 28. Juni 1893. «-«UWWWWMWWWW 6. Jahrgang. Technische Staatslehranftalten in Chemnitz. Am 5. Oktober 1893 beginnt ein neuer Lehrkurs r« Bauabtheilung Königlichen Höhern Ge- werbschule, ». Königlichen Baugewerkenschule, .„Abtheilungen »„ Königlichen Werkmeister schule i«. mechanische Technik Elekttotcchnik, .„Königlichen Färberschule ... .„Königlichen Fachschule Seifensieder. Anmeldungen sind bis zum 15. September zu bewirken. Die Abtheilungen der Höhern Bewerbschule sür mechanische und chemische Technik, sowie sür Elektrotechnik eröffnen ihre neuen Lchrkurse nur zu Ostern. Besuche um nähere Auskunft über die einzelnen Abtheilungen, dir aber besonders anzugebcn sind, wolle man an die Direktion der Tech nische» StaatSlehranstalten in Chemnitz richten. RegierungsraH Professor Berndt. Alk KöniMk KaMmrkkWlk jn Muk» i. A. eröffnet am 3. Oktober einen neuen Lehrkurs. Anmeldungen sind bis zum 20. Sep tember zu bewirken. Prospeele mit den Aufnahmebedingungen durch die Direktion: Löwe. Bekanntmachung. Die Herstellung der Bauarbeiten zur Erweiterung des hiesigen Schiebhauses soll an den Mindestsordcrnden, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern vergeben werden. Baugewerken, welche sich an dieser Conkurrenz tetheiligen wollen, können Preis listen auf unserem Bauamt entnehmen. Diese Preislisten sind gehörig ausgesüllt, unterschrieben, verschlossen und mit der Aufschrift „Erweiterung des Schießhauses betr." versehen, bis zum 30. dss. Mon. abends 6 Uhr daselbst wieder einznreichen, später eingehende Preislisten bleiben unberücksichtigt. Aue, am 23. Juni 1893. Der Wcrtb der Stadt. vr. Kretzschmar. k. Bekanntmachung. Diejenigen hiesigen Armen, welche in diesem Jahre Leseholzkarten zu erlangen wünschen, werden aufgefordert, sich bis zum 5. Juli dieses Jahves in der Rathsexpedition zu melden. Aue, am 26. Juni 1893. Der WaLH der Stadt. vr. Kretzschmar. OeMtliche ÄMmMetkilfitzuilg j» Aue, Mittwoch, den 28. Juni 1893, Abends 6 Uhr. Dabei gefällt sich da» Wetter in Extremen. Einem uner hört heißen Sommer folgte rin bitterer Winter, diesem wieder heißes Welter. Sachsen ist verhältnismäßig noch gut bestellt. Aber auch hier wächst der Klee nur spärlich, und die Wiesen verdorren. Schlimm, sehr schlimm sieht «s vollends in wasserarmen,Gegenden Deutschlands aus. Schon vor Pfingsten begannen in Hessen und am Zur Futternoth. - Wir nähern uns den Zuständen des Jahres 1847. Seit dem Juni des Vorjahrs herrscht im allgemeinen trockeiheS Wetter. Landregen, die sich über ganz Deutsch- laHp erstrecken und tagelang anhalten, hat es seitdem fast, gar nicht gegeben, nur Schneefall und hier und da Strich» xegen Haden den Boden vor völliger Austrockung bewahrt. Rheine die Bauern hier und da das grüne Getreide abzu- sNachdruck verboten). Aeuiü'eLon. Die Erbschaft der Tante. Novelle von Max Ning. I. Auf dem Bahnhof-Perron einer bekannten großen Stadt stand eine Gesellschaft von mehreren den besseren Stän den angehörigen Personen: die verwittwete Stadträthin Sänger mit ihren beiden erwachsenen Töchtekn Sophie ünd Else und ihrem Sohn Ludwig, Referendar am Land» gkricht. Die frischen, prächtigen Rosensträuße in ihren Händen und die gespannten, aufgeregten Gemüther, daß die Fami lie mit dem nächsten Eisenbahnzug einen wichtigen oder ihnen sehr werthen Gast erwartete, welcher der Gegenstand ihrer sichtlichen Ungeduld und ihrer vertraulichen Unter haltung tdar. „Zch'^in nur neugierig," sagte Sophie, di« ältere der Schwestern, ein« int«r«ssantr, klug »»«sehende Blondine 'von Ungefähr dreiundzwanzig Zähren, „wie sich di« Tante bei uns gefallen wird?" „Hoffentlich recht gut," erwiderte die Mutter lebhaft. „Natürlich müssen wir alles ausbieten, was in unseker Macht sieht, um ihr den Aufenthalt so angenehm nnd komfortabel al« möglich zu machen." „Ganz gewiß! Ich will mir auch di« größte Mühe ge ben, aber ich kann Dir nicht verschweigen, daß da« Zu sammenleben mit ihr auch sein Bedenken hat und unter Um ständet» für un« seh, störend «erden kann." ,U« de« Himmel« Willen," ries dir Stadträthin, sich ängstlich nach allen Seiten umsehend, al« fürchtete sie, be lauscht zu «erden. „Wie kannst Du nur so unvorsichtig sein und so laut reden I Wenn jemand Dich hörte! Zch halte es sür ein große» Glück, eine besondere Fügung des Himmel«, daß die Tante sich endlich entschlossen hat, in die Stadt zu ziehen und bet un- zu leben." „Hat denn der Onkel Bock," fragte die jüngere Tochter gespannt, „wirklich ihr ein so große« Vermögen hinter lassen ?" „Wie sie mir in ihrem letzten Briefe mittheilte, sind es mehr al« dreimalhunderttausend Thaler. Obgleich sie keine Kinder hat, ist sie seine Universalerbin und kann unum schränkt über Alle« verfügen. Seine Geschwister haben deshalb da« Testament angefochten, aber den Prozeß ver loren und müssen sich mit einigen unbedeutenden Legaten begnügen." Diese sür die Familie Sänger höchst wichtigen »nd in teressanten Mittheilungen wurden jetzt durch das Eisen bahnsignal unterbrochen das die Ankunft de« Zuge« anzeigte. Die Stadträthin und ihre Angehörigen rüsteten sich zu dem beabstchtigten Empfang und eilten, sich so auszustellen, daß die von ihnen sehnlich erwartete Tante ihren zum Theil mit Brillen und Lorgnetten bewaffneten Augen nicht so leicht entgehen konnte. Wie rin umsichtiger Feldherr musterte dir besorgte Mut ter ihre kleine Schaar; besonder« -ab sie ihrem etwa« leichtstnnigen Sohn die nöthigen Anweisungen «egen der Bestellung eine« Wagen» und die Besorgung de« voraus sichtlich sehr großen und umpfangreichen Gepäck». „Ich bitt« Dich, Ludwig," mahnt« sie diesen dringend» „sei nur recht aufmerksam und mache mir keine Deiner gewöhnlichen Dummheiten» damit die Tante keinen Grund zu Klagen findet. Der sei. Bock hat sie etwa« verwöhnt und sie ist sehr eigen. Sir kann keine vernachiässtgung mähen, um es dem Vieh zu füttern. Schon vor Wochen erfuhr man auch von zahlreichen Viehverkäufen aus Not, u. Besitzer dir sich zum Berkaus nicht gleich entschließen konnten, solls chon damals Vieh buchstäblich verhungert sein. Neuerding» hat sich die Not in den wasserarmen Landstrichen abermals verschärft, wie beispielsweise aui der schwäbischen Alb. Aus der Crailsheimer Gegend meldet man Verkäufe, bei denen für Kuh und Kalb zusammen nur 30 bi« 4« Mk. ertragen und würde Dir einen vergessenen Koster oder ei ne gebrückte Hutschachtel nicht so leicht verzeihen." „Gelber eine Schachtel," brummte er leise, indem er laut hinzusügte: „Du kannst ganz unbesorgt sein und Dich auf mich »erlassen. Zch werde nsich zum Kutscher setzen und da« theure Gepäck mit ArguSau'gen bewachen." „Du wirst auch gut thun, Deine Zigarre ausgeyen zu lassen. Die Tante ist gegen TabakSgcruch sehr empfindlich und selbst der Onkel durste in ihrer Gesellschaft ^icht rau chen." „DaS scheint ja recht angenehm zu werden," entgegnete der lustige Referendar, indem er seine zum Glück bi- auf einen kleinen Etumpel ausgebrannte Zigarre zwar gehorsam, aber unmuthig fortwarf. „Hast Du sonst keine Schmer zen, lieb« Mama?" „Zch möchte Dich nur noch ersuchen, «in freundlichere» Gesicht zu machen. Du siehst so finster unv verdrießlich au«, als ob Du Dich auf die Ankunft der Tante gat nicht freutest, was sie Dir übel nehmen kann." „Oh l" versetzte er, seinen Mund zu einem grinsenden Lächeln verzerrend. „Zch freue mich ganz unbändig und bin vergnügt wie ein lustiger Maikäfer. Ist,«» so richt oder muß ich n»ch stärker lachen?" „Thu' mir den einzigen Gefallen und verschon« mich mit Deinen Späßen. Die Sach« ist mir ernster unh wich tiger, al» Du Dir denkst. Vergiß nicht, daß unser Aller Glück, unsere Zukunft von dem Wohlwollen der Tante adhängtl" Zn diesem Augenblick ertönt« ein greller Pfiff und die Lokomotive rollte mit dem Zug brausend und zischend 'in die GlaShalle de« Bahnhof», «in« schwarze Dampswolke »»«stoßend. Die Stadträthin lies dicht neben dtm Teleise her und sucht« durch di« Lorgnette ihr« Schwester zu ent decken. Plötzlich stieß sie «inen lauten Freudenschrei au«