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vollständig verloren ging durch den Umland, daß da- Orchester zu weil von den Sitzplätze» entfernt und nach oben, von vorn und beiden Seiten vollständig offen ist, wodurch sich die Töne in alle Winde verlieren, und das Publikum keinen Genuß davon hat. Das Beste würde wohl sein, wenn es wieder an den alten Platz zu stehen käme. — Lößnitz, 21. Juni. Gestern Nachmittag in der b. Stunde brannte das am Schneeberger Platz gelegene Drechs- ler'jche Bäckerei-Grundstück bis auf oie Umfassungsmau ern nieder. Dank dem schnellen unv geschickten Eingrei fen der hiesigen Freiwilligen und der Pflichts-ucrwehr, s,, wie dem Hinzukommen einiger fremden Spritzen und bei der glücklicherweise vorherrschende» Windstille wurde eine bedrohliche Weiterverbreitung auf die dicht angrenzenden Häuserreihen verhindert. Die Enlstehungsursache des Feu er- ist noch unermitteit. — Am Dienstag früh ist in Pöhla der Blückner'sche Gasthof und in JahnSgrün ein Bauerngut niedergebrannt. Freitag und Sonnabend, den 23. und 24 Juni 18S3 werden wegen Reinigung der Gerichlslccalitäten des König lichen Amtsgericht Schneeberg nur dringliche Sachen expc- dirt. Freitag den 23. Juni 1893 Nachmittag 4 Uhr kommen im Leonhardt'schsn Gasthof in Aue mehrere Kleiderschränke, ein Sopha, ein Regulator, S5 Stück Fenster ohne Gla«, Bilder, Figuren und verschiedene Herrenkleidnngsstücke re. meistbietend gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. ihrer Kandidaten im ersten Wahlgange durchgebracht. Stichwahlen haben 201 stattzufinden. An denselben sind heteiligt: ö2 Konservative, 1V Freikonservative, 72 Natio nalliberale, 1v freisinnige Vereinigung, 38 freisinnige Lolttpartei, 1t) süddeutsche Volk-Partei, 80 Sozialdemo- kraten, 30 Ultramontane, 3 bayerischer Bauernbund, 10 Polen, 9 Welsen, 1 Elsässer. Da nicht bei allen Kan didaten dir Partei genau feststeht, so wird die offizielle Fraktion-tistr nun abzuwarten sein. In Berlin wollen die Antisemiten, die bei den Stichwahlen zwischen den Freisinnigen und Sozialisten den Ausschlag geben würden sich nicht an der Wahl beteiligen. Unter diesen Umstän den steht zu erwarten, daß von den noch streitigen 4 Ber liner Eitzen drei die Sozialdemokraten gewinnen. Politische Nachrichten. Lmtschlnnd. Berlin, den 21. Juni. Der diesmalige Reichstag wird reicher an interessanten Persönlichkeiten sein, al- der frühere. Da ist zunächst der bayrische Kraftmayer Sigl, der glänzend gesiegt hat. Daß ihm malitiöse Münchener am Morgen nach der siegreichen Schlacht als Ständchen den Marsch blasen ließen: „Du bist verrückt, mein Kind, du mußt nach Berlin", vermag ihm dir Siegesfreude nicht zu verderben. Er wird nach Berlin kommen und füchterliche Musterung unter den -j- fi Preußen halten. Zn daß allgemeine Interesse teilt sich Ahlwardt mit ihm, dessen schätzenswerte Kraft gleichzeitig zwei Kreise dem Reiche erhalten wissen wollten. Eine eigenartige Stellung wird Herbert Bismark einnehmen, der nicht mehr als Sohn des Reichskanzlers eine glatte Bahn vorfindet, sondern zeigen muß, was er aus eigener Kraft leistet. DaS „Berl. Tgbl." ist da- einzige freisinnige Blatt, dem der Zusammenbruch des Freisinns die Augen geöffnet hat. ES schreibt: „Der Liberalismus wird breiten Boden in der Nation und in der Vertretung derselben nur dann wiedergewin nen, wenn er sich von den Fraktionssesseln befreit und Fragen der Sicherung des Friedens nicht zum Gegenstand engherzigen Streite- macht." — Helgoland hat zum ersten Male für den Reichstag gewählt. Unter 400 Stimmen befanden sich 17 sozialde- kratische, die von eingewanderten Arbeitern abgegeben waren. — Während im letzten Reichstage zehn Elsässer saßen, sind diesmal nur 6 Protestler aus 15 Wahlkreisen gewähtl, fünf Abgeordnete sind sogar für die Militärvorlage. Die Wunde scheint demnach doch allmälig zu heilen. Die fran zösischen Zeitungen verheimlichen bis jetzt diesen Wahl- auSfall. Unter den Gewählten sind 103 Freunde der Militärvor- lagr, 111 Gegner derselben. Stichwahlen haben stattzu finden 183, daran beteiligt 193 Freunde der Militärvor- lage und 173 Gegner. Fallen die Stichwahlen für beide Teile gleich günstig aus, werden also von jeder Seite die Hälfte gewählt, so werden sich die Freunde ver Vorlage aus 200 vermehren, die Gegner werden 197 Mann stark wer den. Außerdem sind unter den Zentrum noch einige un entschiedene Leute, die schließlich auch Ja sagen werden. — Von den 15 Elsässer Abgeordneten werden sicher 7 Anhänger der Militärvvrlage fein. Unter den Gewählten befindet sich der Sohn des Statthalters Hohenlohe, der mit >«ner Aufstellung nicht einmal einverstanden gewesen war. — Deutschland hatte im Jahre 1870 nur 9 Eisenbahn linien, welche für den Aufmarsch an der Westgrcnze be nutzt «erden konnten. Im Jahre 1892 verfügte e» über 16 zweigeleistge von Osten und Westen laufende Linien und über 19 Eifenbahnübergänge über den Rhein. Für den Aufmarsch an der Ostgrenze stehen 11 Bahnlinien zur Verfügung, welche durch eine enisprechende Anzahl von Querlinien, parallel der ausgedehnten östlichen Grenze, ver bunden werden. Sämtliche wichtigeren Küstenpunkte der Ost- und Nordsee sind durch leistungsfähige Verbindungen mit dem Innern, sowie durch Küstenbahnen untereinander verbunden. In der Geschichte des Bürokratismus sind hier und da Sonderbarkeiten zu verzeichnen, aber der jüngste Vorfall übertrifft an Sonderbarkeit und Unglaublichkeit alles bis herige. In Oppeln giebt es noch eine obrigkeitliche Brod- taxe; Ueberschreitungen der von der Obrigkeit vorgeschric- benen Taxe sind strafbar. Die Polizeiverwaltung zu Op peln hat auf Grund dieser Verordnung gegen vier dortige Bäcker ein Strafmandat erlassen, weil st« dem Publikum Brode verkauft hatten, welche sogar 150—200 Gramm schwerer waren, als die Taxe cS vorgeschrieben hatte. Das Schöffengericht hat die Bäcker freigesprochen, die zweite Strafkammer des Landgerichts Oppeln sie nach § 148 Abs. 8 der Gewerbeordnung verurteilt, der Strafsenat des Ber liner Kammergerichts hat sie endgiltig freigesprochen, da nur solche Ueberschreitungen der Taxe strafbar seien, die für das Publikum nachteilig seien. Aus dem Auerthal und Umgebung. Rtttheilun-e« von totalem Jutereff« fiu» »er Redaktion stet» willkommen. Nächsten Sonnabend von früh 10 bis Abends 6 Uhr findet im 21. Wahlkreise, zu dem die Ortschaften des Kgl. Amtsgerichts Schwarzenberg gehören, die Stichwahl zwischen Hrn. Justizrath vr. Böhme in Annaberg und Hrn. Former Grenz in Chemnitz statt u. wird deshalb auf folgende Bestimmungen hingewiesen: 1., alle auf andere als die vorgenannten zwei Kandida ten fallenden Stimmen find nach § 30 Abs. 9 des Reglements ungültig, 2., die engere Wahl findet auf denselben Grundlagen u. nach denselben Vorschriften statt, wie die erstere. Insbesondere bleiben die Wahlbezirke, die Wahllocale und die Wahlvorsteher unverändert, 3., bei der engeren Wahl sind dieselben Wählerlisten anzuwenden, wie bei der ersten Wahlhandlung. Eine wiederholte Auslegung uno Berichtigung derselben findet nicht statt. Die Ermittlung des Ergebnisses dieser Wahl findet am 28. Juni 1893, Mittags 12 Uhr im Bahnhofsrestaurant zu Scheibenberg statt. Der Zutritt zu dein Lokale steht jedem Wähler offen. Zu wünschen ist, daß sich alle reichstreuen Elemente vereinigen, um Hrn. Justizrath l)r. Böhine ihre Stimmen zu geben, der allein ün Stande ist, weil er im Wahlkreis ansässig, die Wünsche seiner Wähler zu verstehen und zu vertreten. Hr. Lieberniann v. Sonnenberg, der Candidat der Antisemiten im 21. Wahlkreise, fordert seine Wähler auf, ihre Stimme dein genannten Hrn. vr. Böhme zu geben, da nur hierdurch es allein möglich sein wird, ei nen reichstreuen Abgeordneten unseres Kreises nach Ber lin zu schicken; und daß Hr. vr. Böhme der rechte Mann, oer auch für die Interessen des Volkes eintrilt, hat er in seinem Wahlprogramm deutlich bekundet. Der Gewerbeverein zu Aue hielt am Dienstag sein dies jähriges Stiftungsfest, verbunden mit Sommerfest, bestehend aus Garten-Concert und Ball, im Bürgergarten ab. Das Fest verlief in äußerst solenner Weise, nur ist zu be klagen, daß das schöne Concert den meisten Theilnehmern Vermischtes. Der menschliche Geist hat in diesem Jahrhundert vie les nachgeholt, was in vergangenen Jahrhunderten ver säumt wurde. Wir sehen heute, wie sich über mächtige Ströme riesenhafte Bahnbrücken wölben, wie die Bergrie- sen der Alpenwelt durchbohrt, Erdteile durch Kanäle ge schieden sind; sehen wie natürliche Gasquellen, wie Was serläufe zu Belriebszwecken verwendet werden. Und sehen wie die Elektrotechnik die Wunder alter Zaubermärchen verwirklichte, sogar übertraf! Durch den Telegraph, das Telephon ist tatsächlich die Entfernung aufgehoben; ein jeder scheint heute dem andern »ähergerückc. Der Phono graph wurde zum Photographen der menschlichen Stimme. Die elektrische Beleuchtung wirkte wieder anregend aus den Erfindungssinn der ÄaStechnikec; elektrisches Glüh licht contra Auer'S GaSglühlicht, das ist der Kampf, der neuerdings in der Beleuchtungstechnik entbrannte. Der Blitz und die fliegende Kugel wurden durch die vollkomm- neten Methoden der Momentausnahme der Photographie zugänglich; sogar mit »em Photographiere» in natürlichen Farven wurden neuerdings schöne Erfolge er rungen. In den Großstädten entstanden Centralen für die elektrischen Kraftübertragungen, die besonders der Be leuchtung dienen. Der berühmte Versuch zwischen Lausten und Frankfurt a. M. dec zeigte daß sich die Kraft auf ca. 180 Kilometer Eurferuung übertragen läßt, eröffnet einen mächtigen Ausblick in die Zukunft. Mit Hülfe des ManneSmann'schen Verfahrens wurde das großartige Problem gelöst einen massiven Metalldlock durch zusam- mendrückenbe Bearbeitung von außen wirkender Walzen ohne Hülfe eines innen arbeitende» Dornwerkzeuzs in einem einzigen Durchgänge zu einer Röhre zu gestalten. DaS so wertvolle uuo bis vor kurzem überaus teuere Alu minium wurde durch neue Verfahren aus der Thonerde die in so enormen Mengen zur Verfügung stehl zu billi gem Preis gewonnen. Und seitdem die Chemiker an die Verwertung des früher ganz wertlosen SlcinkohlenteerS gingen der bei der Leuchtgasfabrikativn stet- in bedeuten den Mengen entsteht, seitdem reihte sich auch hier Entde ckung an Entdeckung. Nie hätte man ahnen können daß baß „Se. Königliche Hohheit der Kronprinz, mein gnädi- ger Herr, „mit besonderer Befriedigung von der Grün dung eines „MilitairvercinS zu Aue" Kenntniß genom men hat und das für „alle Militairvereine übernommene Protektorat auch auf diesen jungen Verein auSzudehnen geruhen will." Graf Vitzthum Adjudant Er. Kgl. Hoheit des Kronprinzen. ' Nm 12. August 1871 berührte Se. Majestät der hoch- selige König Johann auf einer Rundreise durch das Erz gebirge unsere Stabt, bei welcher Gelegenheit des Militair- verein in Parade aufgestellt war. Am 8. November 1871 geschah die feierliche Einholung der aus dem Kriege heimkehrenden Kameraden, ein schö ne» Fest, dessen erhebende Feier eine unvergeßliche Erinne rung bildet. Am 9. Junt 1872 erhielt die aus freiwilligen Gaben der Mitglieder befchaffte VereinSsahne ihre feierliche Weihe durch einen tzestaklus aus dem Marktplätze, wobei Herr Pastor Gunther die Weiherede hielt. Ein Fesizug durch die Gemeinden des AuerthaleS mit Berührung der Frie- denSenht, Concert und Ball beschlossen den festlichen Tag. Am 1. Juli 1874 Ernennung des Herrn Vicebürger- meister Baumeister Bochmann zum Ehrenmilgliede. Am 4. Juli reifte S. Majestät König Albert zum ersten Male durch unsere Stadt, wobei der Verein in Parade betheiligt war, und vom Vorsteher Kam. Golft. Wellner ein kunstvoll gearbeiteter silberner Becher an S. Majestät überreicht wurde al« et» Erzeugniß der fleißigen Industrie unsere« Thales. Am 6. Jan. 187k constituirte sich unter Leitung des Kam. Edm. Becher der Sängerchor de- Verein» der durch seine heileren und frischen Gesänge dem Verein in der Folgezeit manche vergnügte Slund« verschaffte. Am >8. Juni 1875 Gründung der Frauensterbekaffe, die zum Zwecke hat, durch einen geringen Monatsbeitrag den Hinterlassenen die Mittel zu beschaffen, die Verstorbe nen anständig oegraben lassen zu können. (Diese von Kam. Flemming verwaltete Kasse die sich gegenwärtig in denkbar günstigster Vermögenslage befindet, sei allen Mit gliedern, soweit sie noch nicht beigetreten, aus da» Wärmste empfohlen.) Ani 30. Jan. 1876 wurde Herr Or. mcä. MatthesiuS zum Ehrenmitgliede des Vereins ernannt. Am 29. April 1877 wurde der Beschluß gefaßt ein Krieger-Denkmal zur Zierde unserer Stadt zu errichten, zur Erinnerung an die glorreichen Siege der brutschen Waffen 1866, 1870—71 und an die gefallenen Kameraden. (Dieser Gedanke dcr schon durch den damaligen Herrn Bürgermeister Schiefer, wie auch durch Herrn Hüttenmeister Edelmann (fitzt Diretwr des Kgt. Blfbwk. Ooer-Schtema) lebvasle Unterstützung fand, k»m jetzt, nach 16 Jahren geiegenttich des 25jährige» Jubelfestes, zur schönsten Ver wirklichung.) Am 18. Juni 1878 fand die silberne Hochzeit unfercs aUvctcbltcii KöuigopaaieS In Dressen statt, wozu der Ver ein ein huldvollst ausgenommen«« Geschenk, ein von Kam. Golft. Wellner gestisteles, geschmackvoll ausgesührte- neu silbernes Kaffeebrelt, seinem hohen Protektor verehrte. Am 1. Juli 1880 zählte der Verein 294 Mitglieder. Der 6. Jun brachte für den Verein wie für das ganze Auerthal den mit Jubel aufgenommenen Besuch Se. Ma- fistät König Albert, der auf einer Rundreise durch da- Gebirge einige Zeit hier verweilte. Der Verein betheiligt« sich beim Empfang aus rem Bahnhof durch Ehrenwache, nahm alsdann beim Schulgebäude Aufstellung und stellt« später die aus älteren Kameraden bestehende Ehrenwache im Erzgev. Hof, woselbst S«. Majestät Quartier genom men hatte. Unter Leitung de- damaligen V ce-Borsteher« Kam. Mäntler fand Abends ein großer Fackelzug statt. Am 22. August 1880 fand in Aue das erste Bezirks fest der Militairvereine der AmlShauptmaunschaft Schwar zenberg statt. Am Tortensonntage 1881 wurde der neubeschaffte Lei- chenornat für die vom Verein zu bewirkenden Beerdigun gen in feierlichem AktuS durch Herrn Pastor Günther auf dem Friedhof« geweiht. Am 12. März 1882 trat derselbe zum ersten Male in Thätigkeit und zwar anläßlich der Bestattung des Kame raden Julius Löjfler, der im französifchem Kriege verwun det worben war, und mit allen militärischen Ehren zur letzten Ruhe gebracht wurde. Am 2. Sept. 1883 wurde das Sedansest im ganzen Auerthale in würdiger und seienicher Weise gestiert. Vor mittag- fand unter Betheiligung aller Vereine und Cor- porationcn ein Festakt»« auf dem Marktplätze statt, wobei nach Aosingung de« Ehvrates: „Nun danket Alle Gott" Herr Bürgermeister Schiefer eine von warmen Patriotis mus durchglühte, markige Ansprache hielt und besonder- auch an eine werkthätige Förderung des Kriegerdenkmal- zur Erinnerung an die gefallenen Krieger au- dem Auer thale mahnte. Nachmittag- alsdann ein großer Festzug vom Marktplatz aus über Auerhammer, Zelle und Nieoer- pfannenstiel nach der Frieden-eiche unter großer Betheilt- gung der kaiserlichen, königlichen und städtischen Behörden, der GemelndevorstLnde, aller Vereine uub Corpor»tionen des AuerthaleS. De» Glanzpunkt de« Zuges bildete der von 4 Pferden gezogene Triumphwagen oer „Saxonia", umgeben von den allegorischen Gestalten des Lehr-, Nähr und Wehrstandes, der Kunst und Industrie. An der Frie- denSe'che, von einer mit frischem Grün geschmückten Kan zel herab hielt Herr Pastor Günther die Äedächtnißrede, welcher er den 33. Psalm zu Grunde gelegt hatte.