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überhaupt den Dienst und wendet sich einer bürgerlichen" Beschäftigung zu. In den Häfen findet man diese „Gene, rite" al- Kofferträger und sie erzählen stolz den weisen den von ihren Heldenthaten, um ein möglichst hohe» Trinkgeld einzuheimsen. Sehnlich, wenn auch etwa« bester liegen die militä rischen Verhältnisse in den centralamrrikanischen Republi ken Guatemala, Gan Salvator und Honduras, in einzel nen der kleinen Republiken stehen Offizier und Mann schaften schon auf einer höheren Stufe. Zur Armee- Verjüngung. Der alte Kaiser Wilhelm besaß unter seinen vielen gu ten Eigenschaften in hervorragender Weise da« Gefühl der Dankbarkeit für alle Mithelfer an seinem großen Werke: Er konnte sich nur sehr schwer entschließen, einem alten General, welcher suhlte, daß er nicht mehr diensttauglich wäre den erbetenen Abschied zu bewilligen. Oft schlug er die Bedenken der Petitionierenden damit nieder, daß er denselben sagte : „Ich bin noch älter als Sie und muß doch meine Pflicht thun", ein Grund, welcher jedem deut- sehen General au« Verehrung und Höflichkeit für den gro ßen Kaiser verbot, dagegen zu sprechen. So kam e«, daß der junge Kaiser ein sehr altes Of fizierkorps vorsand, zu alt besonders in den Generalen und Offizieren bis zum Regimentskommandeur. Dazu hatten sich die Verhältnisse noch gewaltig zu Ungunsten der alten Herren seit 1870/71 geändert. Abgesehen da von, daß im Zukunftskriege von den Truppensührern der fechtenden Truppen, der größeren Ausdehnung des Ge fechts- und Schlachtfeldes und des rauchlosen Pulvers we gen größere persönliche Beweglichkeit und größere Reit fähigkeit verlangt« werden muß, so bringt der Krieg mit zwei Fronten noch andere Verhältnisse zum Ausdruck. In dem kultivierten Frankreich fanden die deutschen höhe ren alten Führer überall bequeme Quartiere mit guten Betten und allen möglichen Bequemlichkeiten, in denen die guten alten Herren sich von den Strapazen des Tages erholen konnten. Bei einem Kriege mit Rußland fällt das fort, und infolgedessen werden im nächsten Kriege auch die Generale dort nicht sicher aus Nachquartiere rech nen können, und darunter leidet bei alten Herren erfah- rungSmäß die so notwendige geistige Frische, mit ihr die deutsche Energie der Kriegführung. Da« und ähnliches ist kein Vorwurf, sondern eine na türliche Folge des Alters; eine Thatsache mit der der Kai ser um so mehr rechnen mußte, als das Altwerden der Generale mittelbar daS Altwerden der Regiments- und Bataillons-Kommandeure bewirken mußte, denn die Verab schiedung eines Generals und die Ersetzung desselben schafft, weil die Uebcrgangenen gewohnbeitsgemäß den Ab schied nehmen, verhältnismäßig viel mehr Avancement nach unten hin. Seit 8 Jahren sehen wir in der deutschen Armee in viel schnellerem Tempo diese Verjüngung eintreten, bis sie in diesem Frühjahr geradezu großartige Umfänge erreicht . hat. Derselbe Vorgang erregte Anfang der 60er Jahre unter dem ersten Wilhelm gewaltig die öffentliche Mei- nnng. Der Vorwurf blieb damals aus Manteuffel, dem damaligen Chef des Militärkabinetts, sitzen, obgleich dieser — daS wird heute selbst von seinen politischen Gegnern anerkannt — sich der Aufgabe mit Geschick, Umsicht und seltener Unparteilichkeit entledigte. Die Angriffe auf Man teuffel führten damals zu dem Duell Manteufsel-Twesten. Auch heute unter dem neuen Kurse wird auf hiese Ver jüngung weidlich geschimpft: von den Laien, weil der Pen- sionSsonds in den Jahren 1875—1892 von 49 aus 68 Millionen' gestiegen ist, von den Offizieren, weil es den Ehrgeizigen noch nicht schnell genug, den Betroffenen viel zu schnell gegangen ist. Bei so vielen Verabschiedungen konnten Fehler nicht vermieden werden; die Betroffenen schlagen Lärm, wenn auch nicht laut, weil sie es nicht dürfen, so doch durch heimliches Unterminieren der öffentlichen und der militä rischen Meinung. Aber Widerstand ist das Schicksal al le» Neuen und auch des Besten. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 26. Mai. — Mehr als zwei Wochen sind seit der ReichStagSauf- lösung bereits vergangen, zahlreiche Kandidaten sind aus gestellt, viele Wahlversammlungen sind abgehalten und in Flugblättern und Broschüren sind die Hunderttausend« der Wähler auf die Bedeutung des iS. Juni aufmerksam ge macht worden. Aber wer erwartet hat, es würde dem Reichstagsabschlusse eine große fortreißende Bewegung un ter den Wählerscharen folgen, der sieht sich bis heute ent täuscht, und wenn man ruhig und vorurteilslos die Stim mung in der Bevölkerung beobachtet, so kommt man auch wohl zu der Annahme, daß die Wochen nach Pfingsten ebensowenig einen Wahlsturm in de» Wortes buchstäbli cher Bedeutung bringen werden, wie die Wochen vor Pfingsten ihn gebracht haben. Unter den Wählern der meisten Wahlkreise herrscht eine geradezu idyllische Stille und die Versammlungen und Debatten einzelner Vereine können das Bild in keiner Weise ins Gegenteil verkehren Die deutschen Wähler haben sich ganz zweifellos geändert, die Begeisterung für eine rege politische Wahlagitation ist recht schwach geworden, und mit der Aufregung, welche 1887 wegen des SeptennatSstreitcs herrschte ist die heutige Stimmung absolut nicht zu vergleichen. Die Erörterun gen über Reichstagsauflösung, Militärvorlage und Neu wahlen werden mit äußerster Ruhe gesührt und sehr spaß haft ist es zu lesen, was ein Pariser Journalist, der zur Erforschung der Stimmung nach den Rheinlanden gereist ist, seinem Blatte schreibt. Er hatte eine fieberhafte Agi tation und Erregung erwartet, und findet alle» so ruhig und still, wie sonst, obgleich doch die Bewohner der deut schen Grenzlande bei der Militärvorlage noch ganz an ders interessiert sind, wie diejenigen der inner-deutschen Gebiete. — Auch in Berlin ist von einem „Toben" des Wahl kampfes vorläufig wenig zu spüren." Die Bewegung, welche durch die Bevölkerung geht, kommt in dem ge räuschvollen Treiben der Millionenstadt nicht zur Gel tung. Auch der kühle nüchterne Charakter des Berliners trägt zur Dämpfung bei. Nur die fettgedruckten leuchten den Plakate an den Litfaßsäulen und der Inhalt der Zei tungen erinnern an das Nahen des großen Tages, wo ver Bürger im Bewußtsein, die Geschicke des VatersandeS mit zustimmen, an die Ur«e tritt. — Die Deckungsfrage, d. h. auf welche Weise die Mit tet für Durchführung der Militärvorlage aufgebracht wer den sollen, nimmt in den Zeitungen neben der Wahlbe wegung einen großen Raum ein. Finanzministec Miquel, welcher die Pfingstfeicrtage in Franksurt a./M. verlebte, entging auch an diesen wenigen der Muster gewidmeten Tagen, dem Spürsinn der Reporter nicht und der „Gene ral Anzeiger" bringt einen längeren Bericht über ein Jn- terviv welches einer der Redakteure mit Herrn Miquel ge habt. Nach diesem Gespräch zu urtheilen, ist die Ausbrin gung der Mehrausgaben für die ev. bewilligte Militär- Vorlage durch aus nicht schwierig, auch sei es vollkommen unrichtig, daß eine Mehrbelastung von 50—60 Mill, die wirthschastlichen Kräfte des deutschen Volkes übersteigen. Auch sei es für ein friedliebendes Volk von höchster Wich tigkeit, eine starke Armee zu besitzen, denn diese bilde ein verstärktes Bollwerk gegen den Feind, sei eine Garantie des Friedens und eine neue Gewähr des Sieges in einem VertheidigungSkriege. Miquel gedenkt ein großes Finanz- project zur Durchführung zu bringen, woraus dem Staate eine große Einnahmequelle erwächst und man vermuthet dahinter wohl nicht mit Unrecht die Einführung des Brantweinmonopoles, wie es Fürst BiSmark seiner Zeit schon dem deutschen Volke bescheinen wollte. Ob der neue Reichstag sich für ein solches erklären würde, sei dahinge stellt, anzunehmen ist es jedoch nicht. Die Zentrums-Fraktion hat ihnen Wahlausrus erlassen und der Riß, der sich ein Zentrumsthurm letzter Zeit ge zeigt, schien sorgfältig verkittet. Aber nur oberflächlich. Am Mittwoch fand in München eine Versammlung von Vertrauensmännern der westphälischcn Zentrumspartei statt, wo es zum offenen Bruch kam. Freiherr v. Schor« lemer-Alst wollte den Bauernstand durch 4 Berussland- wirthe vertreten haben, auch sollte jeder Zentrums abge ordnete daS Recht der freien Entschließung in der Mili- tärvorlage erhalten. Beide Anträge wurden abgelehnt und Schorlemer verließ mir 60 Vertrauensmänner die Si tzung um neue eigene Candidaten auszustellen. — ES wurde behauptet die Regierung habe Bier- und Branntweinsteuer fallen taffen. Das ist, wie der „ReichS- anz." mitteilt, nicht wahr. Nichtig sei aber, „daß an die- scn Steuern von den verbündeten Regierungen nicht starr sestgehalten wird, vielmehr die Bereitwilligkeit besteht, auch andere Möglichkeiten zur Beschaffung dec erforderlichen Mittel zu eröitern, sofern iolebe von der Mehrheit deS Reichstages vorgezogen würden. Bis jetzt mangelt es aber, auch abgesehen von ter Ungewißheit üver die Mehr- heitsbildung im nächsten Reichstage an ein germaßen ver läßlichen Anzeichen dafür, daß andere Steuerpläne größe res Entgegenkommen finden würden. Es ist die Pflicht der Reichsfinanzverwaltung, jede ihr gegebene Anregung zu prüfen; bis jetzt aber haben nur diejenigen Pläne, welche auf eine wirksamere Besteuerung des LuxuS abzielen mit einiger Aussicht auf Erfolg näher in Betracht gezogen werden können. — Eine trotzige Sprache führt der Wahlaufruf des Zentrums. Er erklärt den Widerspruch gegen die Mili- tirvorlage und gegen den Antrag Hueue zum Feldruf im Kampfe. Das Zentrum betrachte auch in Zukunft die Re solutionen Win'othorst als Richtschnur. — In Hannover tagen die Deutsch-Sozialen. Be deutsam ist folgender Beschluß: „Der Parteitag hält an der Erklärung, daß Ahlwardt nicht Mitg'ied der deutsch sozialen Partei sei, fest und lehnt jede Verantwortung für die politische Wirksamleit des Herrn Ahlwardt ab." — Am schärfsten sprach Hr. v. Liebermann gegen Rektor Ahlwardt, am mildesten Prof. Dr. Förster. — Dem „Berl. Tagebl." liegen Nachrichten vor, daß Emin Pascha nicht am Jturi ermordet, sondern nach dem Kongo abmarjchiert ist. — Am schnellsten auf deutschen Eisenbahnen ist in die sen Tagen zwischen Berlin unv Schneidemüht gefahren worden. Ein Sonderzug legte die 349 icm betragende Entfernung in 4 Stunden zurück, durcheilte in der Stunde also 87 tun. Der Zug sollte die höchste zulässige Fahr geschwindigkeit feststellen. — Vom Saatenstand berichtet man auS Bayern: „Re gen ist ein allgemein dringendes Bedürfnis. Eine aus giebige gute Ernte ist zwar auch bei eiutretendem länge rem Regen kaum mehr zu erwarten, indessen würde ein solcher doch einer Mißernte vorbengen, die andernfalls be fürchtet wird. Besonders Wiesen und Kleefelder leiden unter der anhaltenden Trockenheit ungeheuer." — Besser steht es in Oestreich, wo in der letzten Woche ausgiebi ger Regen nictergegangen ist und den Saatenstand ge bessert hat. — Im w stlichen Preußen ist der Futter mangel so hoch gestiegen daß vielfach die junge Roggen saat abgemäht und dem hungernden Vieh vorgeworfe» wird. — Ein Bericht aus dem Elsaß teilt mit: „Die unge wöhnliche, nun schon seit nahe dni Monaten anhaltende Trockenheit dauert noch immer fort. Die Futlernot ist, da auch daS Gras der Wiesen verdorrt, sehr groß, und die Forstverwaltung hat deshalb vielen Ortschaften schon die Erlaubnis erteilt, gegen geringe Vergütung Gras aus dem Walde zu holen. In den französischen Grenzgebie ten soll die Not noch größer sein, ebenso im Badischen. Man erfährt, daß auch badischen Ortschaften, die am dies seitigen Rheinufer Waldungen besitzen, mehrere hundert Köpfe starke Viehherden mittels Flöße über den Rhein in den Walddistritt „Grün" geschifft worden sind, wo man für sie eine förmlich: Alpenwirtschaft eingerichtet und not dürftige Stallungen für die Nacht errichtet hat. Die Melker müssen täglich einigemale die Mitch in Kähnen über den Rhein befördern. Viele Bauern sind bereits ge nötigt, ihren Viehstand zu verringern; das Fleisch wird daher billig, Mitch und Butter aber teuer werden." Kirchennachrichten fiir Klösterlein-Zeüe. Am Trinitatisfeste vorm. l/,9 Beichte. 9 Uhr Haupt gottesdienst mit heil. Abendmal. Abends 8 Uhr Jünglings- Verein. Ganz seid, bedruckte konlnrä» Mk. 1.8i bi« 7.2» p. Ai.- (ca. 4ö0 verseh. DiSposit.) -. s,„i« schw«„», weiß« Aus dem Auerthal und Umgebung. Mttthitlun-e« von »oralem Jut«r«ff« sm» der Nrdaktion stet» willkommen. Die Tyroler Sängergesellschast Sliegler, welcheam Diens tag und Mittwoch Hierselbst tm Bürgergarteu concertiren wird, gehört zu den besten ihres Genres wie aus folgender Reeenston des Leipziger Tageblatts hervorgeht: (Musik.) Die G esa n gS c on c e r t e der Innsbrucker Nationalsängergesellschaft „Stiegler" im Parterre-Saale de» Krhstall-Palastes erfreuen sich allabendlich zahlreichen Besuch« und regen Beifalls. Die eigenartige, von Knust sinn zeugende Vortragsweise des mlt gutem Stimmmateri al ausgerüsteten gemischten Chors erhebt dieses Ensemble weit über da« Niveau der gewöhnlichen Tirvlersänger. Bor Allem ist der Sopran des Frl. Stiegler, die in frühe ren Jahren mit Rainer sen. England und Amerika be- reist hat, von hellleuchtendem Woblklang. Ebenso sind der Baß und der Tenor vortrefflich geschulte Sänger, wihrend die Zithervorträge des Herrn Reinert uns einen Virtuosen aus diesem Gebiet drknmentiren. Außer dem speeifischen Nationolgesang bringt das reichhaltige Pro gramm al» angenehm« Zugabe auch Wiener GesangSwal Kirchen-Uachrichten von Aue. Fest der heil. Dreieinigkeit. Früh Vr9 Uhr: Beichte. Borm. 9 Uhr: Hauptgottesdienst mit Feier des heil. Abend mahles. Predigt über Joh. 3.1—15. Kaiser. Nacht,». l/j.2 Uhr: Gottesdienst. Text: Apg. 2,38—39. HilfSgeistl. Oertel. Abends 8 Uhr Jünglingsverein. Programm zur Warkt-Karade der Auer Stadtüapesse Sonntag, den 28. Mai 1893, Vormittags 11 >/, Uhr. 1. Parademarsch des 89. Regiments. 2. Concert-Ouverture v. Schneider. 3. Behüt dich Gott. Trompeter v. Säckingen. 4. Herzblätter. Walzer v. Hofmann. 5. Mit Kraft u id Mu h. Marsch v. A. Zien. stoß, den ich von meinem Nachbar, einem kleinen mageren Männchen mit einem mächtigen Schnurrbart, empfing. (Fortsetzung folgt.) zer und Quodlibets aus neueren Operetten und Chöre von, den beliebten VvlkScomponisten Koschat, Brixner und Peu-s schel. Alle diese launigen Vorträge versetzen das Publi kum in heitere Stimmung und kann daher der Besuch der Stiegler-Concerte als eine gute Abendunlerhaltung aufs Beste empfohlen werden. Wegen Reinigung der Dienstlokalitäten kann bei der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft Schwar zenberg F re i ta g und So n n ab end den 2. und 3. Juni 1893 nur in dringlichen Sachen expedirt werden. DaS Königliche Amtsgericht Schneeberg macht bekannt: Auf Antrag der Erben des Blaufarbenarbeiters Hein rich Emil Löffler in Zelle soll das zutn Nachlasse gehörige Haus und Garten-Grundstück Nr. 56 des BrandkatasterS, Nr. 35u de« Flurbuchs, ein getragen aus Fol. 50 des Grundbuchs für Zelle, Montag, den 5. Juni 1893, Nachmittags 4 Uhr im Gasthof« zum Mnldenthal in Zelle öffentlich meistbie» tend versteigert werden. Di« Versteigerungsbedingungen liegt dortselbst und an Amtsslelle zur Einsichtnahme bereit. Neben dem hierorts bestehenden Zilherverein hat sich in der Neustadt ein zweiter Zitherklub unter dem Namen „Edel ¬ weiß" gegründet, welcher Mittwoch» Abend in Friedrichs Restaurant sein. Uebungen abhält und können Zitherspieler j beiderlei Geschlecht« ihr, Anmeldung daselbst bewirken. Stzlüvn-fstdM 8. «snnsdskü (k. u. ».