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2. Lieder von Franz Schubert (1797—1828): a) Der Jüngling an der Quelle. Leise rieselnder Quell, ihr wallenden, flüsternden Pappeln, Euer Schlummergeräusch wecket die Liebe nur auf. Linderung sucht’ ich bei euch und sie zu vergessen, die Spröde, Ach, und Blätter und Bach seufzen, Geliebte, dir nach! b) Der Wanderer. Ich komme vom Gebirge her, Es dampft das Tal, es braust das Meer. Ich wandle still, bin wenig froh, Und immer fragt der Seufzer: wo? Die Sonne dünkt mich hier so kalt, Die Blüte welk, das Leben alt, Und was sie reden, leerer Schall, Ich bin ein Fremdling überall. Wo bist du, mein geliebtes Land? Gesucht, geahnt und nie gekannt! Das Land, das Land so hoffnungsgrün, Das Land, wo meine Rosen blühn, Wo meine Freunde wandelnd gehn, Wo meine Toten auferstehn, Das Land, das meine Sprache spricht, O Land, wo bist du? Ich wandle still, bin wenig froh, Und immer fragt der Seufzer: wo ? Im Geisterhauch tönt’s mir zurück: Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück! Schmidt v. Lübeck. c) Abschied. Ade! du muntre, du fröhliche Stadt, ade! Schon scharret mein Rößlein mit lustigem Fuß, Jetzt nimm noch den letzten, den scheidenden Gruß, Du hast mich wohl niemals noch traurig gesehn, So kann es auch jetzt nicht beim Abschied geschehn, Ade! du muntre, du fröhliche Stadt, ade! Ade! ihr Bäume, ihr Gärten so grün, ade! Nun reit’ ich am silbernen Strome entlang, Weit schallend ertönet mein Abschiedsgesang, Nie habt ihr ein trauriges Lied gehört, So wird euch auch keines beim Scheiden beschert. Ade! ihr Bäume, ihr Gärten so grün, ade! Ade! ihr freundlichen Mägdlein dort, ade! Was schaut ihr aus blumenumduftetem Haus Mit schelmischen, lockepden Blicken heraus! Wie sonst, so grüß’ ich und schaue mich um, Doch nimmer wend’ ich mein Rößlein um Ade! ihr freundlichen Mägdlein dort, ade! Ade! Ihr Sterne verhüllet euch grau, ade! Des Fensterleins trübes, verschimmerndes Licht Ersetzt ihr unzähligen Sterne mir nicht. Darf ich hier nicht weilen, muß hier vorbei, Was hilft es, folgt ihr mir noch so treu? Ade! Ihr Sterne verhüllet euch grau, ade! Reil stab.