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Lr. r—. ' ist es denn mit den vielen hundert Zentnern Räucherftolsch, die eingegrabett werden mußten, mit den ungezählten Zent nern Kartoffeln, die verfaulten, weil die Städte nicht ver stehen, wie man solche Dinge aufbewahrt? Es ist unglaub lich, was für Räubergeschichten auf dem Lande schon verbrei tet wurden über verdorbene Lebensmittel in den Städten, über die Butter, die nach England geliefert wurde und den Zucker, der nach Italien kam durch di« Schuld der städtischen Händler und ähnliche Dinge. Die psychologische Wirkung solcher Geschichten ist die,, daß der Bauer daraus den prakti- schen Schluß zu ziehen versucht ist: Wenn die Städte selbst so schlecht für sich sorgen, braucht auch der Bauer nicht über eifrig zu sein. Woher kommen diese Geschichten? Ein Teil davon mag von gewissenlosen Leuten ganz frei erfunden sein, ein Teil ist wahr, aber vom vielen Erzählen so ausgeschmückt und übertrieben worden, daß aus einer Mau« ein Nefant wurde. . Die Redner auf Bauernversammlungen und die bäuer lichen Zeitungen haben darum die patriotische Pflicht, mit Angriffen auf städtische Verwaltungen und staatliche Anord nungen in der jetzigen Zeit doppelt vorsichtig zu sein, selbst wenn sie von der Berechtigung ihrer Angriffe fest überzeugt find. Wenn ein Redner den Bauern in einer Reihe „pi kanter" Fälle vorführt, wie da und dort bei den staatlichen und städtischen Behörden dies und jenes gründlich verkehrt gemacht wurde, dann wird es wenig helfen, wenn am Schlüsse die Mahnung kommt, „trotzdem" patriotisch zu sein, und den Städten zu helfen. Denn den ersten Teil dieser Rede wird sich der Zuhörer leichter merken, als den zweiten, und er wird lieber davon erzählen und unwillkürlich auch noch etwas kräftigere Farbe auftragen. Und wenn unter dest Zuhörern solche sind, die bei der Bestandsaufnahme Vorräte verschwiegen haben, dann werden sie zu sich selbst sagen: „Jetzt bin ich erst recht froh, daß ich dieser Gesellschaft nicht alles verraten habe." Sollte schließlich der Verzicht da raus, solche „Fälle" den Bauern vorzutragen, vorübergehend einen kleinen Verlust an Popularität mit sich bringen, so würde das doch überreichlich ausgewogen durch den Nutzen, den das Vaterland davon hätte und in letzter Linie auch der Bauernstand selbst. Denn so, wie sich der Bauernstand jetzt bewahrt, so wird man ihn in den nächsten Jahrzehnten beurteilen und bewerten. Und wer nicht alles ausbietet, daß der Bauernstand sich bewähre, der ist kein wahrer Freund der Bauern. Also: Stadt und Land — Hand in Hand!, das sei die Parole und nicht: Faust gegen Faust! Pia sprang, auf Hans v. Rieds Arm gestützt, vom Pferde und flog aus Krau Dornemann zu. Sie faßt« die alte Frau an den Schultern und s<cht« übermütig: „Nicht zanken, Dornemännchen, dort steht mein Bräuti gam, der leidet es nicht, daß ich geschalte« werde." Frau Dornemann war «freut, ober gar nicht sonderlich erstaunt. Sie lachte nun über das ganze Seficht. „Das hab' ich -sch längst kommen sehen. Aber ich wünsche viel tausendmal Glück und Gegen!" Pta legte ihr die Hand auf den Mund. „Still — es ist noch tiefes Geheimnis, Dornemännchen, erst muß es doch Papa wissen. " Damit eilte sie ins Haus. Hans war schon an ihrer Seite. Und so traten sie, Hand in Hand, in des Grafen Buche nau Zimmer. Der blickte betroffen in die beiden jungen glückseligen Ge sichter. Hans faßte Pias Schulter und schob sie vor den Va ter hin. „Da bringe ich dir meine Braut, lieber Vater," sagte er bewogt. Gras Buchenau erhob sich schnell. Und dann flog ein Lächeln über das sonst so ernste Gesicht. Mit gutgespieltem Unglauben sah er in Pias Augen. „Ei — ist es dir diesmal ernst? Ich würde an deiner Stelle nicht so sicher sein, mein lieber Hans. Am Ende läuft dir dies böse Mädel noch einmal davon." Pia umfaßte seinen Hals und legte ihre blühende Wange an die seine. „Nein, Papa — lieber, lieber Papa, diesmal bin ich Za wirklich und richtig seine Braut, urw nie, nie mehr werden wir uns trennen. Ich habe ihn ja so lieb Papa — so lieb. Ein einziges Mal in meinem Leben hab' ich dich belogen — weil ich nicht anders konnte — ich hab ihn immer liebge habt." - Er zog sie an sich und hob ihr Köpfchen empor. „Meine kleine Pia! Wie hast du dich denn nun zu ihm zurückgefunden?" fragte er sanft. - Pia wandte sich nach Hans um. Er blickte sie zärtlich an. Da flog sie in seine Arme. „Sage du Papa alles, Hans! Ich will inzwischen mein Reitklekd ablegen. Gleich bin ich wieder da." Sie küßte ihn rasch und huschte aus dem Zimmer. Die beiden Minner sahen ihr nach. Dann erzählte Hans v. Ried dem Vater alles, was ge schehen war. Dieser lauschte mit unruhigem Herzen. Als Hans zu Ende war, seufzte er tief auf. , „Gottlob, daß sich alles so gefügt hat. Kam dir dieser glückliche Zufall nicht zu Hilfe, der dir den Brief entgegen wehte, dann wäre wohl auch meines Kindes Glück gescheitert an der Schlechtigkeit dieser Frau. Daß sie Pia, die ihr nie etwas zu Leide tat, diese Briefe schickte, kennzeichnet zur Ge nüge die Niedrigkeit ihrer Denkungsart. Hans nahm die kleine Ledertasche mit den Briefen aus seiner Brusttasche und trat damit an den Kamin, in dem «in Helles Feuer brannte. Schnell warf er sie hinein in die auf lodernde Glut. Die Flammen schlugen darüber zusammen. „Ich habe sie gereizt an jenem Tage in Baden-Baden, habe ihr vielleicht meine Verachtung zu deutlich gezeigt Ich (Schluß folgt) k noch la Bekast vukeuakuis ->U5 ZMea. Dresden, 20. Dezember. Gestochen ist der Kanonikus des Domstiftes St. Petri, Dikariatsrats Mons, Ferdinand Fischer, Superior und Pfarrer der katholischen Hofkirche in Dresden,' päpstlicher Geheimer Kämmerer. Dresden, 20. Dezember. Tödlich vervuglückt ist in einem Geschäft der Großen Meißner Straße der 18jährige Markt helfer und frühere Fleischerlehrling Kurt Hans Garten aus Stetzsch, der beim gebrauch eines Fahrstuhl» trotz schär fer Verwarnung die Tür nicht geschlossen hatte und, am Rande stehend, mit seinem Körper zwischen die Wandung und, den Fahrstuhl geraten war. Vitqa, 20. Dezember. Vorsicht beim Einsteigev. Der 18jährige Handelsschüler Kurt OehMe aus Schandau ge riet auf dem hiesigen Bahnhof im Gedränge beim Einstel- gen in den Äbendzug plöWch zwischen Trittbrett und Bahn- stejgrampe, und eiU Rad -es noch nicht ganz zum Stechen Sab» .'tnehkere» Ltter»tNr. Fahrten der „Möwe", »«richt eine» T«ilnehme«. Sy- eben im Verlag von Georg Westerman», Maua- chweig, erschienen untk durch alle Buchhandlung«» si» be- ziehen. siwtt W Äst Ärl» — Fürst Henckel von Donnersmarck f. Fürst Henckel von Donnersmarck ist am Dienstag nachmittag im Alter von 86 Jahren in seinem Berlitter Heim am Pariser Platz infolge einer schweren Erkältung gestorben. Fürst Donnersmarck entstammt einem Mestschen Adelsgeschlecht, dessen Aufstieg und Reichtum am Anfang des 17. Jahrhunderts durch Laza rus Henckel, Handelsmann, tzoflieferaten und Kammerdiener des Kaisers Rudolf n., begründet wurde. Am 10. August 1830 zu Breslau geboren, erbte er 1864 von feinem S2jähri> gen Vater das schlesische Fideikommiß Tarnowitz-Neudeck und die freie Stand esherrschast Beuchen einen Besitz, mit dem die Würde de» Erb-Vberlandmundschmken im Herzogtum Schlesien verbunden ist und zu dem «»»gedehnte Bergwerke gehören. Infolge feiner ersten Heirat mit Madame Blanche ihn ins hiesige Krankenhaus. Leider war die erlittene Quet< schung so stark, daß der Fuß abgenommen werden muhte. Oberwiesenthal, 20. Dezember, Verirrt und erfrörest, Ein Leipziger Rechtsanwalt Sch. und sein Freund-G. aus Schwarzenberg wanderten am Sonnabend gegen Wend bei starkem Nebel und Schneesturm die Straße von Tellerhäuser nach dem Neuen Hause. Unterwegs überholte die beiden ein Geschirr, dessen Führer sie zum Mitfahren einlud. Der Schwarzenberger Herr nahm das Angebot an, während sein Wandergenosse ablehnte. Aus dem Neuen Hause erwartete nun G. den Freund. Als dieser nicht kam, nahm er an, daß er nach dem Fichtelberg gegangen sei und telephonierte dort- hin. Da er auch hier nicht eingetroffen war, machte man sich auf die Suche, an der sich die Gäste und das Personal oüm Neuen Haus und Fichtelberg, ejne Abteilung des hies. Ml- litärgrenzschutzkorps, Forstbeamte usw. beteiligten. Die ganze Nacht wurde die Gegend durchstreift, aber alles vergchlich. Am Sonntag früh S Uhr wurde Sch in der Nähe der Prin zenstraße, die nach dem Fichtelberg führt, in kurzer Entfer nung vom Nnterkunftshaus erfroren augesstndem Chemnitz, 20. Dezember. Beim Auflegen eine» Treib riemen» stürme am Montag in einer hiesigen Fabrik der sil Jahre alte Schmelzer Wilhelm Kinder mann etwa drei Meter hoch von einer Leiter ab, und zwar so unglücklich daß er einen Bruch der Wirbelsäule erlitt, an deffen Folgen er starb. Er hinterläßt seine Frau uyd sieben Kinder. Ans de« Gerichtssaal. * Strafkammer in Vauhen. Als mit Handschlag ver- pflichtete Postaushelfer waren der Arbeiter Gustav Franz Wiltgrupp und der Dreher Richard Walter Helas, beide 17 Jahre alt und in Bischofswerda wohnhaft, bei dem dortigen Postgmt in Stellung gewesen. Wiltgrupp hatte 80 Feldpostpakete und für 7,90 -4l Wertmarken, Helas 2 Feldpostpakete unterschlagen. Wiltgrupp erhielt 6 Monate 4 Tage, Helas 3 Wochen Gefängnis. vsüttem ur>s!s-ns°> GalemÄleEum preß-Korr.": Fürst Ferdinand Rad-4«HW der polnischen Reichstagsfraktion, tstr nWW «' ^ in russischer Sefangeichhast geschnmchtekOtt, ist emgetroffen und wird stzh von danach-Lmttschl begeben. Er wurde «Mßsicheines ,Besuch« Sohn, der nMcher StaatswgehörigerM M« men und in Rußland eingeschloffen. SeltlL.Fo olgte auf Veranlassung des Präsident« Mlsp Mlb bei det russischen Regierung vorstellMsich — Zn der Vadewaaaeertruakaa. Msttrv am in Berlin eine Krtegerpfrap ustchWWW die allein mit ihrem neM Jahre alten nung war, schicht« das Kind zu Bett, ,u nehmen. Hestern vormittag fand mmr dh wann« siegend tot quf; ste hatte * machtsaNfall erlittest Und sp wiß seltene?Kall von Kr sie wird aus Lied (Obei nunmehr 18 Söhne des verst Lerch einberufen worden. Sieden yon 8» Tod fürs Vaterland gefunden, drei, smd W geraten. ... /. V gekommenen Zuges' ging ihm über den sinken güß. Santa- — riter leisteten -em Verunglückten die erste Hilfe und brachten «lätter berichten , .. . - - . . - - . ,— - Paso sprengten die Trupp« nobe einen Expreßzug in die Reisende wurden getötet. - 7 - Für lo öoO Vlark SeidenDoM habest Ms tohlen, die die Seidenwaren-Sroßfirma Jakob Berlin heimsuchten. Sie H eten die RSmne mit einem Nachschlüssel und schlo ordnungsgemäß, nachdem si?M doppeltvreite Stücke — in emÄt', Mit diesem Korbe wurden die beiden Männer wirt gesehen, der aber keinen verdacht schöpfte. alte KohkenhLMottn Auguste Kü'hner inestnmt ihrem Kohleugeschäst befinRichen SWurst^stn HaMiMaurrw- praße 3 zu Berlin lot aufgefunden. AÄschkmstrdist st« erschlagen und beraubtworden. Wie in Um'hlin«^ dem Sm den befindlichen Zimmer oärhandenenSchubfticher Ware» aufgezogen und durchwühlt. Allem Anschesir stüh ist zwi schen dem Mörder und sejnem Opfer eist Kampf «folgt, bet dem die überfallene schließlich unt«lag, wannst der Tätstr sie erdrosselte und ihr eine klqffende Schädelwünde bei brachte. -- > > --- Vie Verhaftungen wegen der GeAst Vestpreuheu nehmen kein Ende. Laßt «i au« Danzig ist am Montag der Kaufmann in Marienburg »«haftet Mordest der — Jahren die Unternehmungen der lmtdtvtrtfchtiftüchisti Groß handelsbank in Danzig kettete. Auch der Besitz« W i e h- ler aus dem Marienburger Werd«, der MM»jWmak M der Angelegenhett verhaftet, ader wttder aus freien Fuß gesetzt worden war, ist abermals verhaftet worden. — Zwölf KähaemikApftk» bchhl-M-hast. Vie Preis- Prüfungsstelle in »erlist die kürzlich RichiptDe , aufgestätt hat, schreitet nunmehr im verein mtt^detst ernährstntzsamt energisch siegen die Preis' Die Äpselkähne auf der Spree wu?den.«in«r Vision unterzogen. Da sich herauepÄlte, daß -ie )bst al» böhmisches Übst zum Durchs"" ' . Mark das Pfund verkaufttm, würden die Ladungen zwölf Spreekähnen beschlagnahmt und die Häntüdk zur Ost- eige gebracht. Die Preisprüfungsstelle wM ihre Revision«» auch auf die Markthallen und Kleinhändler ausdehn«». de Paioa, geborenen Lachmann aus Mopkau, D feiertsten Frauen von Paris wässtend M D reiche» gewesen war, verbrachtr dor damaüge Henckel «in« Leih» pp» Sa-rev WMs «ist Boden. Seine genaue Kchustnsp pW «DH W Frankreich, veranlaße Bismarck, ihn während -um Präfekten von Metz zu etmeimD^Hn Schlesien, im Winter im BlÜch«rfch«n Pabst führte der Fürst von Ponnersmarck diiste, st « am 18 Januar iWl — «tnD sststMHDW Vermögen entsprechenden glänzfstden HvDchast Kais« häufig als seinen Gast MU K zweiter Ehe mit ein« Russin, KachMiEvch, ' erst« Ehe geschiedenen GemahÜn chHMWU sters und nachmalig«, Botschafter» 'in HMM wlew) vermählt. Au» dieser Ehe PGMst M sen, von denen Graf Guido ttvsetzt -WmWU Fideikommißherrschasten mit dem «MiW W Hause übernimmt. — Major Monchh d« bekannte tstlMW ter de» „Berliner Lageblatte»", hat seine Am an diesem Blatte nied«gelegt. Er wE Wne fche Tätigkeit in Deutschland an einem chMrest d« aufnehmen, während fein« Mitarbeit reich-Ungarns und de» Auslandes sich stschk si Man kann wohl vermuten, daß der AuMm rach» mit der bekannten Haltung de» Bsime« ist ftagen -usammetchängt. > >v'7> Mchr«. Dunar«! Lest dj.