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Im Donner sich der Himmel und ergoß Zahllose Scharen Cherubim, und Jephthas Stimme »Dies ist Dein Zeichen, Herr, [rief: Ich folge Dir und Deinem heil’gen Heer.« Dann stürzt er sich auf Ammons große Macht Und siegt in wildem Kampfe und verfolgt Den flücht’gen Feind bis in die tiefe Nacht, Und frohen Herzens wir Siegeslieder sangen. Chor. Cherub und Seraphim, Jehovas Heer, Sind Boten des Geschicks, Gewärtig seines Blicks; Sie stürmen rasch, in Lichtgestalt, Mit Blitzes Glutgewalt; Sie fahren sausend im Sturmwind daher. 2. Iphis schickt sich an, die heimkehrenden Sieger zu empfangen. Iphis. Wohlan, nun eilt, ihr Mädchen, und mit dem reichsten Schmuck Umkleidet mich wie eine Braut, daß meinen Vater Festlich ich empfange. — Und wenn ringsum die Siegesbanner wehen, (Arie.) Sendet sanft melod’schen Sang, Flötenspiel und Harfenklang Im Jubel Gott empor. Wie aus frohem Festeskreis Sich erhebt Jehovas Preis Im heil’gen Tempelchor. 3- Die Heimkehr der Sieger. Jephtha. (Arie.) Jehovas Arm mit starkem Streich Zerstreut’ den Feind und brach sein Reich. Er warf sie nieder, wie wenn aus den Höhn Die Stürm’ auf seinen Wink wut schnaubend wehrt. Chor. Im Glanze hoch, in Allmacht groß, Lenkt Er das All und wirft sein Los. Jehovas Arm mit starkem Streich Zerstreut’ den Feind und brach sein Reich. Iphis, Storg6 und ihr Gefolge empfangen die Heimkehren den mit Saitenspiel und Reigen. Sinfonie. Iphis. Heil, glorreicher Siegesheld; teurer Vater, Heil! Sieh, deine Tochter in der Jungfraun Schar Kommt, dich zu grüßen mit der Liebe Wort. (Arie.) Sei gegrüßt wie Tagespracht, Die verscheucht das Grau’n der Nacht! Wie der Lenz, auf dessen Spur Friede und Fülle krönt die Flur! Kein Taglicht bringt, Kein Frühling schlingt So reichen Segens Kranz, Wie Friede im frohen Siegestanz. Chor der Knaben. Heil sei dir, deß Heldentum Uns erhob zu Macht und Ruhm! Heil sei dir, den Gott gesandt Zum Erretter diesem Land. Du erschienst, die Kraft des Herrn Zu verkünden nah und fern. 4- Die Verzweiflung über die ungeahnte Erfüllung des Gelübdes. Jephtha. Grauen, Entsetzen. Gräßlich tönt dies Lied In mein betäubtes Ohr. — Zurück, mein Kind! Vernichtet ist dein Vater. Flieh hinweg Und laß mich in Verzweiflung sterben. (Iphis entfernt sich.) (Arie.) Öffne, du dunkles Grab den Schlund Und birg mich, Erde, im schwarzen Grund, Eh’ mir mein Vatername Fluch Und bittres Weh der Sieg mir trug! O teure Freunde und mein Weib! Hört mich Unseligen an Der von dem Gipfel stolzer Freude sank Nieder zum tiefsten Stand des Elends hin. -— Vernehmt: ich weihte das Erste, was ich sähe, Zum Opfer dem lebend’gen Gott: — die Tochter, O Grau’n! es war meine Tochter! — und sie fällt. Storgl. Erst falle du und alle Welt mit dir! Gab denn der Himmel dies einz’ge Pfand Der Liebe uns, dies teure Kind, dazu, Daß du sein Mörder seist? Nein, grausamer Mann! (Arie.) Würg’ andre Opfer hin! Mag Himmel, Land und Flut Zertrümmern und vergehn, Eh’ einer Tochter Blut (So rein, so schön, so gut!) Vergießt des Vaters Wut. Quartett. Zebul. O schon’ die Tochter! Storgl. Schon’ mein Kind! Hamor. O schon'! Jephtha. Verpfändet steht mein Eid vor Gottes Thron. Storgl. Steh ab vom grausen Eid, er bringt uns Fluch! Hamor. Nicht unsern Gott erfreut, Zebul. Was Molochs Dienst gebeut. Jephtha. Ich kann nicht mehr, unbeugsam steht ihr Todesspruch.