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b) Hymnus von Richard Strauss. Daß du mein Auge wecktest zu diesem goldenen Lichte; Daß mich dein Äther umfließt; Daß ich zu deinem Äther hinauf einen Menschenblick richte, Der ihn edler genießt; Daß du einen unsterblichen Geist, der dich, Göttliche, denket, Und in die schlagende Brust, Gütige, mir des Schmerzes wohltätige Warnung geschenket Und die belohnende Lust; Daß du des Geistes Gedanken, des Herzens Gefühle zu tönen Mir ein Saitenspiel gabst, Kränze des Ruhms und das buhlende Glück deinen stolzeren Söhnen, Mir ein Saitenspiel gabst; Daß dem trunkenen Sinn, von hoher Begeistrung beflügelt, Schöner das Leben sich malt, Schöner in der Dichtung Kristall die Wahrheit sich spiegelt, Heller die dämmernde strahlt; Große Göttin, dafür soll, bis die Parzen mich fordern, Dieses Herzens Gefühl, Zarter Kindlichkeit voll, in dankbarem Strahle dir lodern, Soll aus dem goldenen Spiel Unerschöpflich dein Preis, erhabne Bildnerin, fließen, Soll dieser denkende Geist An dein mütterlich Herz mit reiner Umarmung sich schließen, Bis der Tod sie zerreißt. Schiller. Ouvertüre zu Byrons »Manfred« (Op. 115) von Robert Schumann. Sechs Lieder mit Klavierbegleitung von Johannes Brahms, vorgetragen von Frau Hoß mann-Onegin. a) Ein Wanderer. Hier, wo sich die Straßen scheiden, Wo nun geh’n die Wege hin? Meiner ist der Weg der Leiden, Deß ich immer sicher bin! Wand rer, die des Weges gehen, Fragen freundlich: »Wo hinaus?« Keiner wird mich doch verstehen, Sag’ ich ihm, wo ich zu Haus! Reiche Erde, arme Erde, Hast du keinen Raum für mich? Wo ich einst begraben werde, An der Stelle lieb’ ich dich! b) Singt mein Schatz wie ein Fink, Sing’ ich Nachtigallensang; Ist mein Liebster ein Luchs, O, so bin ich eine Schlang’. O, ihr Jungfrau’n im Land, Von dem Berg und über See! Überlaßt mir den Schönsten, Sonst tut ihr mir weh! Christian Reinhold Köstlin. Salome. Er soll sich unterwerfen Zum Ruhm uns und Preis! Und er soll sich nicht rühren, Nicht laut und nicht leis! O, ihr teuren Gespielen! Überlaßt mir den teuren Mann! Er soll sehn, wie Liebe Ein feurig Schwert werden kann! Keller.