Lieder mit Klavierbegleitung, vorgetragen von Fräulein Leisner. a) Dem Unendlichen von Franz Schubert. Wie erhebt sich das Herz, wenn es dich, Unendlicher, denkt! Wie sinkt es, wenn es auf sich herunterschaut? Elend schaut’s, wehklagend dann, und Nacht und Tod! Allein du rufst mich aus meiner Nacht, der im Elend, der im Tode hilft! Dann denk’ ich es ganz, daß du ewig mich schufst, Herrlicher! Den kein Preis, unten am Grab, oben am Thron, den dankend entflammt Kein Jubel genug besingt! Weht, Bäume des Lebens, ins Harfengetön, Rausche mit ihnen ins Harfengetön, kristall’ner Strom! Ihr lispelt und rauscht und, Harfen, ihr tönt nie es ganz: Gott ist es, den ihr preist! Welten, donnert im feierlichen Gang, Welten, donnert in der Posaunen Chor! Tönt all’ ihr Sonnen auf der Straße voll Glanz, In der Posaunen Chor! Ihr Welten, ihr donnert, du, der Posaunen Chor Hallest nie es ganz: Gott ist es, den ihr preist! Klopstock. b) Suleika von Franz Schubert. Ach, um deine feuchten Schwingen, West, wie sehr ich dich beneide: Denn du kannst ihm Kunde bringen, Was ich in der Trennung leide! Die Bewegung deiner Flügel Weckt im Busen stilles Sehnen, Blumen, Auen, Wald und Hügel Stehn bei deinem Hauch in Tränen. Doch dein mildes, sanftes Wehen Kühlt die wunden Augenlider; Ach, für Leid müßt’ ich vergehen, Hofft’ ich nicht zu sehn ihn wieder! Eile denn zu meinem Lieben, Spreche sanft zu seinem Herzen; Doch vermeid’ ihn zu betrüben Und verbirg’ ihm meine Schmerzen. Sag’ ihm, aber sag’s bescheiden: Seine Liebe sei mein Leben, Freudiges Gefühl von beiden Wird mir seine Nähe geben. Goethe. c) Sapphische Ode von Johannes Brahms. Rosen brach ich nachts mir am dunklen Hage; Süßer hauchten Duft sie, als je am Tage, Doch verstreuten reich die bewegten Äste Tau, der mich näßte. Auch der Küsse Duft mich wie nie berückte, Die ich nachts vom Strauch deiner Lippen pflückte; Doch auch dir, bewegt im Gemüt gleich jenen, Tauten die Tränen. H. Schmidt.