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Schicksalslied. Dichtung von Friedrich Hölderlin, für Chor und Orchester komponiert von J. Brahms. (Op. 54.) Ihr wandelt droben im Licht Auf weichem Boden, selige Genien! Glänzende Götterlüfte Rühren euch leicht, Wie die Finger der Künst lerin Heilige Saiten. Schicksallos, wie der schlafende Säugling, atmen die Himm- Keusch bewahrt [lischen; In bescheidner Knospe, Blühet ewig Ihnen der Geist, Und die seligen Augen Blicken in stiller, Ewiger Klarheit. Doch uns ist gegeben, Auf keiner Stätte zu ruhn; Es schwinden, es fallen Die leidenden Menschen Blindlings von einer Stunde zur andern, Wie Wasser von Klippe Zu Klippe geworfen, Jahrlang ins Ungewisse hinab. Elfenlied aus Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« für Frauenchor, Sopran-Solo und Orchester von Hugo Wolf. (Zum 1. Male.) Das Sopran-Solo gesungen von Frau Jane Osborn-Hannah. Bunte Schlangen, zweigezüngt, Igel, Molche fort von hier! Daß ihr euren Gift nicht bringt In der Königin Revier. Nachtigall, mit Melodei Sing in unser Eiapopei, Eiapopeia! Eiapopeia! Daß kein Spruch, kein Zauberfluch Der holden Herrin schädlich sei. Nun gute Nacht mit Eiapopei! Schwarze Käfer, uns umgebt Nicht mit Summen, macht euch fort! Spinnen, die ihr künstlich webt, Webt an einem andern Ort! Nachtigall, mit Melodei usw. Der Feuerreiter. Ballade von E. Mörike, für Chor und großes Orchester von Hugo Wolf. (Zum 1. Male.) Sehet ihr am Fensterlein Dort die rote Mütze wieder? Nicht geheuer muß es sein, Denn er geht schon auf und nieder. Seht! Seht! Und auf einmal welch Gewühle Bei der Brücke, nach dem Feld! Horch! Das Feuerglöcklein gellt: Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennt es in der Mühle! Schaut! da sprengt er wütend schier Durch das Tor, der Feuerreiter, Auf dem rippendürren Tier, Als auf einer Feuerleiter! Querfeldein! Durch Qualm und Schwüle Rennt er schon und ist am Ort! Drüben schallt es fort und fort: Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennt es in der Mühle! Der so oft den roten Hahn Meilenweit von fern gerochen, Mit des heil’gen Kreuzes Span Freventlich die Glut besprochen — Weh! dir grinst vom Dachgestühle Dort der Feind im Höllenschein. Gnade Gott der Seele dein! Hinterm Berg, Hinterm Berg Rast er in der Mühle! Keine Stunde hielt es an, Bis die Mühle borst in Trümmer; Doch den kecken Reitersmann Sah man von der Stunde nimmer. Volk und Wagen im Gewühle Kehren heim von all dem Graus, Auch das Glöcklein klinget aus: Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennt’s — Nach der Zeit ein Müller fand Ein Gerippe samt der Mützen Aufrecht an der Kellerwand Auf der beinern Mähre sitzen: Feuerreiter, wie so kühle Reitest du in deinem Grab! Husch! Da fällt’s in Asche ab. Ruhe wohl, Ruhe wohl Drunten in der Mühle!