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Mittwoch, 23 August w. Jahrgang Der Sächstsch e Lrz äh ler Aischofswerdaer Hagekkutt. Aeltestes Blatt im Bezirk. Telcgr-Adresse: Amtsblatt. Nuwrner 195 Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmaniischaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen ^auptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda - und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Erscheint seit 1846. Fernsprecher Nr. 22. Wöchentliche Beilagen: Der Sächsische Landwirt und Illustriertes Sonntagsblatt. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be.! Bestellungen werden angenommen in der Geschäftsstelle Altmarkt 15, pyspreis ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bei Abholung ,on,ie be« den Zriiungsvolen in Stadl und Land, ebenso auch bei in der Geschäftsstelle monatlich 60 Pfg.. vierteljährlich 1 Mk ' 80 Pfg., bei Zustellung ins Haus monatlich 67 Pfg.. vierteljährlich Mk. L.—; am Postschaltrr abgedolt 1 Mk. 80 Pfg.; durch die Post frei ins Haus vierteljährlich 2 Mk. 22 Pfg., allen Postanstalt'n. — Nummer der Acitungsliste 6587. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. Anzeigenpreis: Die Sgcspaltcne Grundzeile (Zlm. Masse 25) oder deren Raum 20 Psa., öttüche Anzeigen !5 Pfg. Reklame teil (Zlm. Masse >7) 40 Pfg. die 3-espallene Zeile. Bei Wieder holungen Rabatt nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeigen die gespaltene Zeile 50 Psg. — Beilagen: Das Tausend Mk. 7.-. Erfüllungsort Bischofswerda. Die erfolgreiche bulgarische Offensive. Sofia, 21 August. (W. T. B.) Bericht des General- slqbs vom 20. August. Infolge der während der letzten Tage von den Truppen des Verbandes im Vardar-Tale un ternommenen militärischen Operationen, die sich auch öst lich der Struma nördlich vom Tachino-See ausdehnten, be gann unser linker Flügel am IS. August die allgemeine Offensive. Die im Struma-Tal vorrückenden Truppen besetzten die Stadt Demirhissar und warfen nach einem Kampfe, der sich in der Gegend der Stadt Serres abspielke, die Engländer undFranzosen auf das rechte Ufer der Struma zurück. Sie besetzten das linke Ufer des Flusses zwischen dem Buikowa- und Tachino-See. Die zwischen der Struma und der Blesta operierenden Abteilungen rück ten nach den ihnen erteilten Befehlen vor. Im Vardar-Tal greifen die englisch-französischen Truppen ohne Erfolg seit Itl Tagen uufere vorgeschobenen Stellungen südlich und süd westlich der Stadt Dojran an, wobei sie nur große Ver luste erleiden, die ihnen uafer lInfapterie- und Artillerie feuer zpifügt. Die Truppen de» rechten Flügel» fetzten nach ihrem Siege über die Serben bei Florina (Lerine) die Aus führung ihre» Planes mit vollem Erfolge für un» fort. Gestern besetzten wir die Stationen Vaniha und Ekschifu an der Eisenbahn Saloniki—Florina und stellten die Eisenbahn verbindung mit der Stadl Bitolia (Ulonastir) wieder her. Südllch des Vresba-See» besetzten wir die Dörfer Avezda, Sigtischka und Vresniha und unterbrachen auf diese weise endgültig die Verbindungen zwischen Gortscha und Florina, sowie zwischen Gortscha und Sostur-Sastoria. * Die „Neue Freie Presse" in Wien würdigt an leitender Stelle die Erfolge der bulgarischen Armee als wichtigste Er eignisse der letzten Tage. Sie beweisen, daß die Behauptung der Entente, daß sie die Führung der Kriegsereignisse an sich gerissen hätte und deren Entwicklung bestimmte, unrichtig sei. An anderer Stelle bespricht sie die Kundgebung des Mi nisterpräsidenten Radoslawow, die mit Recht betonte, daß die Verbündeten nicht als Feinde griechischen Boden betreten, und spricht die Überzeugung aus, daß die Griechen die von bulgarischer Seite festgestellten Gesichtspunkte vollauf wür digen, ja daß sie vielleicht im Stillen flehen werden, daß die Ententetruppen nicht mehr allzulange auf griechischem Boden bleiben. ' Die Verblüffunq der Feinde Rotterdam, 21. August. Die deutsch-bulgarische Offen sive in Mazedonien hat in Paris allgemeine Verblüffung verursacht. Die Mehrzahl der Blätter erklärt, man könne nicht recht daran glauben, daß der Feind wirklich «»gegrif fen hätte. „Gaulois" und „Echo de Paris" schreiben jedoch im Gegensatz zu den anderen Pariser Zeitungen, daß die Bulgaren und Deutschen die Armee des Generals Sarrail doch fest angepackt zu haben scheinen. Der Pariser „Temps" will in der Offensiv« der Deut schen und Bulgaren nur eine einfache Demonstration sehen, da sie nicht die nötigen Streitkräfte zu einem großen Unter nehmen hätten. „Politiken" in Kopenhagen meldet aus Paris: Der Balkankrieg ist jetzt in vollem Gange. In allen Balkan - staaten von Rumänien bis Griechenland, namentlich aber in den beteiligten, werden die letzten Nachrichten die größte Er regung Hervorrufen. Die Halbinsel erzittert unter dem Un wetter, das nun seine Blitze aussendet. Das Serbenheer, das in den Bergen von Gewgheli steht, träumt von seinem ver lorenen Lande, das es zurückerobern soll. Bon allen Bal kanbergen richten sich die Blicke nach der Saloniki-Front; in Angst und Spannung erwartet man Nachrichten. Bern, 21. August. (W. T. B.) Zu dem großen bulga rischen Vorstoß drahtet der Spezialberichterstatter vom „Sec- colo" aus Saloniki, es sei.rätselhaft, wie dieser ermöglicht werden konnte, da die Griechen die Grenze mit mindestens 10000 Monn bewacht hätten, die ganze Gegend sehr gut be-^ festigt gewesen sei und gerade in jenem Abschnitt die mo derne, die Ebene Kavallas beherrschende Festung Pnagrr »ege. i Die Schlacht an der Somme im Monat Juli Erster Teil. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns geschrieben: I. Als nach dem ersten stürmischen Anprall der deutschen Heere unsere Front im Westen aus strategischen Gründen an die Aisne zurückverlegt war, entstand in den Herbstrr.onaten 1914 jene Linie, die, bei Noyon in den bekannten scharfen Winkel umbiegend, sich bis zum Meere erstreckt. Indem sie sich von Punkt zu Punkt verknorpelte, ging der Bewegungs krieg allmählich in die Form des Stellungskrieges über. Beide Gegner „bauten ihre Stellung aus", verwandelten sie in ein genau den örtlichen Verhältnissen angepaßtcs, kunst volles; nach der Tiefe gegliedertes System von Schützengrä ben mit vorgelegten Drahthindernissen, nach rückwärts mit den erforderlichen Verbindungs- und Annäherunzsgräben. Der Abschnitt, welchen unsere Gegner für ihre rieuen und gewaltigen Anstrengungen auserwählt hatten, ist in der Luft linie etwa 40 Kilometer breit; er erstreckt sich in der Picar die zwischen den-Dörfern Gommi court, westnordroestlich von Bapaume, und Vermandovillers, südwestlich von Päronne. Die beiden genannten Städte bildeten das Angriffsziel. Das Gelände ist eine teilweise leicht, teilweise kräftig ge wellte Ebene, fruchtbar und gut angebaut, mit vielen wohl habenden Dörfern und wenigen kleinen Waldparzellen durch setzt. Zwei Wasserläufe bilden starke Einschnitte. Zunächst der Sommefluß. Er läuft in kanalisiertem Zustande durch eine versumpfte Niederung von Süden her bis an die Stadt Pöronne heran, dann mit starken Windungen in hauptsäch lich westlicher Richtung. Zwischen den Dörfern Curlu und Eclusier unterbrechen seine Windungen mit den von ihnen umschlossenen Sumpfwiesen auf eine Breite von 4 Kilometer senkrecht das beiderseitige Grabensystem, an dessen Stelle hier nur Drahthindernisse vorhanden waren. Einen ähnlichen, allerdings nicht ganz so bedeutungs vollen Einschnitt bildet der Ancre-Bach, welcher von Nord osten nach Südwesten durch die Stadt Albert hindurch der Somme zuströmt, die er hinter der feindlichen Front westlich Cordte erreicht. Seine Niederung durchschneidet zwischen den Dörfern Thiepval und Hamel die hier etwas nach Süd westen zurückgebogenen beiderseitigen Ausgangsstellungen. So gliedert sich das Gebiet der Somme-Schlacht in drei Abschnitte: den Nvrdabschnitt von Gommöcourt bis Hamel, den mittleren Abschnitt von Thiepval bis Curlu und den Südabschnitt vom Südrand von Frise bis Vermandovillers, der alten Hauptstadt der Viromanduer. Die Dörfer und Waldstücke des Schlachtfeldes wurden zu Stütz- und Brenn punkten des gewaltigen Ringens. Die feindliche Stellung war 11s> Jahre lang ganz von Franzosen besetzt gewesen, bis die Engländer einen Teil übernahmen. Der Punkt, an welchem sich die englische und die französische Front berührten, liegt auf einer Stelle, wel che man etwa findet, wenn man eine gerade Linie vom Nordrande von Combles nach dem Südrande von Carnoy Zieht. Il- Der Angriff auf eine derartige befestigte Feldstellung be darf erheblicher Vorbereitungen. Anzeichen wurden von unseren Truppen schonetwa Mitte Mai beobachtet. Bon Ende Mai an wurde erhöhte Erkundungs tätigkeit angeordnet, der gegenüber der Feind sehr wachsam war. Verschiedene Patrouillenunternehmungen mißglückten daher. Bei anderen, erfolgreichen Aufklärungsversuchen wurden Gefangene eingebracht, wobei man feststellen konnte, daß der Gegner seine Grabenbesatzungen zusammenschob und verstärkte. Unsere Flieger erkannten hinter der feind lichen Front erhöhte Tätigkeit, eine Menge neuer Feldbah nen und Unterkunftsanlagen. Das alles gestattete aber noch keinen sicheren Schluß auf Stärke und Umfang des bevor stehenden Angriffs. Denn der Feind entfaltete zugleich auch auf der übrigen Front eine lebhafte Tätigkeit, um seine Ab sichten zu verschleiern. Volle Klarheit kann erst der tatsäch lich einsetzende Angriff liefern. Das erste bestimmte Anzeichen der feindlichen Absichten war das Einsetzen einer starken Artillerievorbe reitung, welche vom 22. Juni ab sich zu immer grö ßerer Heftigkeit steigerte. Es wurde nun erkennbar, daß der Feind auf schmalem Raum sehr viele Geschütze, da runter auch schwere Schiffsgeschütze, angehäuft hatte. Der taktische Zweck einer solchen Beschießung ist, die ausgebauten Stellungen, insbesondere die deckenden Unterstände und Stützpunkte, sowie die vorgelagerten Drahthindernisse, end lich auch die Ruhestellungen hinter der Front und die An näherungswege so vollständig wie möglich zu zerstören und die Widerstandskraft der Verteidiger gründlich zu erschüttern. Dieses Wirkungsfeuer wurde dadurch unterstützt, daß der Feind auch vielfach Gasgranaten verwandte und in den Pausen seines Sperrfeuers bei geeigneter Luftströmung Gas über unsere Stellung hinstreichen ließ. Den Verteidi gern, deren Nerven durch das vieltägige Trommelfeuer ohne hin einer starken Belastungsprobe ausgesetzt waren, brachte das den weiteren Nachteil, daß sie während des erschöpfen den Wartens auf den Angriff auch noch beständig die Gasmaske tragen mußten. Vom 25. bis 30. Juni stei gerte sich die Beschießung zu einem ununterbrochenen Trommelfeuer. Es richtete sich gegen die ersten und zweiten Stellungen und die Artilleriestellungen, sowie gegen die Sommebrücken. Nach diesem siebentägigen Trommel feuer hatten die Gräben der gesamten Angriffsfront stark ge litten. III. Am 1. Juli morgens 5 Uhr schwoll auf der ganzen Front von Gommücourt bis Vermandovillers, am meisten aber un mittelbar nördlich und südlich der Somme das Trommel feuer zu unerhörter Heftigkeit an. Verderbendrohend wälz ten sich Gaswolken ihm nach. Von 9 Ubr an ward es deutlich, daß der Sturm unmittelbar beoorstand: Das Feuer prasselte hauptsächlich auf die vorderen Gräben. Um 10 Uhr 30 Minuten verlegte der Feind es auf unsere zweite Stel lung, und gleich darauf erfolgte auf der ganzen Linie der allgemeine Sturm. In einem Teil der berannlen Stellungen fielen dein Feind Gefangene anheim; zerschossene Maschinengewehre und eingebaute Geschütze älterer Art wurden seine leichte Beute — diese selbstverständlich im letzten Augenblick von den Verteidigern gesprengt. Das Feuer der französi schen Artillerie wurde durch Flieger gelenkt, welche aus ge ringer Höhe Bomben auf unsere Schützengräben warfen. Un sere Divisionen auf dem rechten Flügel des Südabschnittes hatten am Abend des ersten Schlachttages einen starken Aus fall an Artillerie. Trotzdem bedeutete für die Angreifer der erste Kampf tag eine Enttäuschung. Aus allen Gefangenen-Aussagen geht hervor, daß Engländer wie Franzosen des festen Glau bens gewesen waren, der siebentägige Eisenhagel müsse die Widerstandskraft der Verteidigung bis auf den letzten Rest zertrümmert haben. Sie waren auf einen „Spaziergang" gefaßt gewesen und fanden trotzigen, hartnäckigen Wider stand, mußten sehen, wie der vernichtet geglaubte Feind schwere blutige Verluste in ihre Reihen riß. Unsterblich wird der Ruhm der Männer bleiben, die nach solcher Tage Höllen graus noch unverzagt den, Feind die Stirn geboten, seine Pläne gleich im Beginn zerschlagen haben In der Dank barkeit des Volkes lebe» die ihrem Posten bis zum Tode Getreuen fort, denen der einstürzende Graben das Ehren grab geworden ist. An diesem ersten Tage des großen Angriffs haben die deutschen Truppen den nördlichen At^ 'mitt bis zur großen Straße Albert—Bapaume in seinem ganzen Umfange ge halten. Südlich der Straßr gelang es den Engländern, an vielen Stellen in unsere vordersten Gräben einzudringen, während die Franzosen gar bis zu den äußersten Rändern der Dörfer Hardi'court und Curlu vorstießen und wäbrend der folgenden Nacht letzteres Dorf ganz in ihren Besitz brachten. In dem Abschnitt südlich der Somme fielen den Franzosen unsere vordersten Stellungen in der ganzen Breite des Abschnittes zwischen Somme und der Römer-