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Mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeich neter Krankenträger. (Mit Text.) brück; dann kamen sie von Salzburg, Linz, Wien, Preß burg und Buda pest. Es verstrich einige Zeit, dann kam ein Gruß aus Lemberg und die Worte:,,Wer hätte gedacht, daß ich je mals in meinem Leben nach Gali zien käme; viel leicht geht's noch weiter, über die Grenze in dasReich des Zaren." Nun aber folg ten Wochen, in de nen der alte Land briefträger immer mehr mit Fragen bestürmt und im mer häufiger ver neinend den Kopf s chütteln mußte. Nur die Soldaten, die, als zum Felddienst untauglich, einem leichten Dienste im Hinterlande zuge wiesenworden, oderdie noch in den Garniso nen verblieben waren, schrieben; von denen im Felde kam keine Zeile mehr. Zugleich liefen aber die Nachrichten von den ersten großen Schlachten in Russisch-Polen und den ersten großen öster reichischen Siegen der Armeen Tankl und Aufsenberg ein. Unter diesen hatten auch die Tiroler gekämpft, von den Russen die Blumentcufel geheißen, nach dem Edelweiße so benannt, das das ganze Korps an Kragen und Kappe trug. > Tie Ltratze von Verdun nach Kort Baux. Im Hintergrund links das von den deutschen Truppen eroberte I-ort Paur. Nach einer Aufnahme der photographischen .Lektion der fran zösischen Hecresleiiung aus „^'Illustration". die Gemeinde draußen am Wcgkreuzc Abschied genommen hatte, die Heimat nie mehr sehen würden, lief ihr ei» Schauer über den Rücken, und sie murmelte ein heißes Gebet. Gegen Mitte August kam eine Karte von Balthasar mit wenigen, aber um so inhaltsschwereren Worten. „Liebe Rosl! Morgen geht es an die Front. Wahr scheinlich gegen die Russen. Lebe wohl!" . . . In der nun folgenden Zeit brachte die Post der Löwen wirtin regelmäßig Ansichtskarten von ihrem Manne, mit Grüßen von seiner Fahrt ins Feld. Die erste kam iwn Jnns- Schießübungen deutscher Truppen in Ostende. die Touristen waren plötzlich verschwunden, und so erlebte das Alpendörfchen einen Sommer, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die begehrteste Person war jetzt der Landbriefträger. Schier aus allen Häusern tönte ihm Tag für Tag die Frage entgegen: „Nichts für uns?" Da und dort reichte er schmunzelnd eine Karte oder einen Brief in die Häuser, machte dabei eine scherzhafte Bemerkung, wenn die Empfängerin ein schmuckes Dirndl war, so daß es über und über errötete, oder er schüttelte bedauernd den Kopf. „Heute leider nichts." Auch Rosl bekam von ihrem Manne jeden zweiten Tag eine Karte oder gar einen Brief. Er hatte ihr für die Zeit seiner Ab wesenheit noch allerlei Ratschläge zu geben, die ihm erst so nach und nach einfielen, da er sie bei der überhasteten Abreise vergessen hatte. Einmal schrieb er, er Hütte, da seine Ehe bis heute kinder los geblieben sei, beim Notar in Brixen sein Testament gemacht. Es gehe bald ins Feld, da müßte man alles bedenken. Er hoffe zwar, gesund wie der hcimzukommen, aber sicher sei sicher. Falle er, so solle alles ihr gehören. Seit sie in den „Goldenen Lö wen" eingezogen sei, habe das Geschäft einen großen Aufschwung genommen, also sei es nicht mehr als billig, daß es ihr nach seinem Tode zufalle, um so mehr, als er keine nahen, nächsten Ver wandten schädigen müsse. Als Rosl diesen Brief bekam, da weinte sie bitter lich. Erst in diesem Augen blicke kam ihr so recht zum Bewußtsein, welchen Stra pazen und Gefahren ihr Mann entgegenging. Bis heute hatte sie nicht so recht daran gedacht. Man hatte eben noch keinen Krieg er lebt und wußte nicht, was er für Folgen brachte. Wenn Rosl aber jetzt daran dachte, daß viele von den blühen den, starken Männern und Burschen, von denen jüngst