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Bir gehen schweren Zeiten Entgegen, aber hoffentlich: Auf frohes und gesundes Wiedersehen heute übers Jahr." Balthasar fuhr die Herrschaften selbst. Gerade als der Wagen das Dorf verließ, schritt der Gemeindediener mit seiner großen Glocke durch dessen Gassen und verkündete mit hallender Stimme die Anordnung der allgemeinen Mobilisierung. Am nächsten Tage gab es schweren Abschied. Reserve und Landsturm bis zum zweiundvierzigsten Lebensjahre mußten zu den Waffen. Mit den anderen Burschen und Männern des Dorfes packte auch Balthasar Hochenegger, der bei den Kaiserjägern gedient batte, seinen Rucksack. „Leb wohl, Rosl! Schau gut auf unser Sach'. Du weißt in allem Bescheid. Auf baldiges Wiedersehen!" „Balthasar, komme mir gesund wieder; brauchst nicht Heim zudenken, ich werde alles in Ordnung halten und alles besorgen. Leider wird es nicht viel Arbeit geben." „Die besten Kunden für ein Wirtshaus rücken alle ein", lachte er. „Wir werden es später einholen, wenn wir wiederkommen." Bevor die Männer auszogen, traten sie mit den Angehörigen dort einen alten Bekannten bei derselben Kopstz'gnie, der er zugeteilt wurde, den Christian Neuner. Einen Augenblick (landen sich die zwei unschlüssig gegenüber; Balthasar Hochenegger wußte, warum der andere Haus und Hof verkauft hatte und aus der Heimat gegangen war; er hatte ja gegen Christian Neuner nie etwas gehabt, aber vielleicht hatte der andere seine Niederlage bei Rosl noch nicht vergessen und wollte nicht freundlich mit deren Mann verkehren. Schon aber trat Christian Neuner auf ihn zu und sprach mit ruhiger Stimme: „Grüß dich Gott, Balthasar. Bist du auch da? Wie geht es allweil, alles gesund zu Hause? Es wird diesmal ernst. Wir Tiroler wollen wieder einmal zeigen, auf wen sich der Kaiser verlassen kann." „Hast recht, Christian!" rief Balthasar Hochenegger, ergriff die dargebotene Hand und drückte sie kräftig. „Zur Abwechselung sollen jetzt die Serben oder die Russen Tirolerfäuste zu spüren kriegen. Dank der Nachfrage, zu Hause ist alles wohl. Wo hast denn du gesteckt? Nie mehr hat man von dir etwas gehört." Da antwortete Christian Neuner etwas verlegen: „Du weißt, Balthasar, ich wäre immer.gern Jäger geworden. Daheim ist Abendgebet in Feindesland (Ave Maria). in die Kirche ein, wo der alte Pfarrer ein Gebet sprach und die für Kaiser und Reich in den Krieg Ziehenden segnete. Tann wurden die Krieger bis zur Dorfgrenze begleitet. Die älteren Männer waren ernst gestimmt; fast alle gingen von Haus und Hof und Weib und Kind; trotzdem ging keiner unwillig, und alle waren voll Zuversicht. „Unser Kaiser," rief Balthasar Hochenegger, „darf sich auf die Tiroler verlassen. Wir wollen die Russen und die Serben Hanen, daß es ihnen vergeht, wieder einmal mit uns anzubinden." Die jungen und ledigen Burschen aber waren lustig und kreuz fidel ; sic hatten ihre Hüte mit Alpenblumen bekränzt und sangen und jauchzten, daß es von den Bergen widerhallte. Als man dann die Torfgrenze erreicht hatte, wo sich am Weg rande das Bild des Gekreuzigten erhob, da verstummten auch die Sänger und Jodler; es hieß, letzten Abschied zu nehmen. Tie Weiber, Kinder und Mädchen schluchzten, gemeinsam betete alles noch ein lautes Vaterunser, dann zogen die Krieger talaus. Bevor sie in ein kleines Gehölz eintraten, das sie den Blicken der Zurück bleibenden entzog, kehrten sich alle noch einmal um und schwenkten die Hüte. Tie Dorfbewohner aber wandten sich nun wieder heimwärts, und die älteren Männer suchten die Weiber zu trösten. Als Balthasar Hochenegger nach Brixen, in die alte Bischofs stadt am Eisack kam, wo sein Regiment sich sammelte, da tras er Von Prof. M. Barascudts. (Mit Text.) es mir nicht geglückt, wildern habe ich auch nicht wollen, also, denke ich mir, versuche ich es wo anders. Im Bayerischen habe ich bei einem Grafen eine schöne Stelle als Forstgehilfe bekommen und wäre nächstens zweiter Förster geworden. Jetzt muß ich halt bis nach dem Kriege warten. Was macht der Nötnagel." Franz Notnagel war der Mann, der den, Christian Neuner seinen Einödhof abgckauft hatte. „Ja mein," antwortete Balthasar, „vorigen Monat hat ihm der Storch das achte gebracht, da kannst du dir denken, daß es da oben ein bißchen schmal zugeht. Sonst ist er ein fleißiger Mann, rackert von früh bis spät, im Wirtshause sehe ich ihn nie." „Er wird auch einrücken haben müssen?" „Als Landstürmer nach Hall. Zum Glück haben sie zwei tüchtige Dirne», der älteste Bub ist zwölf Jahre alt und kann auch schon mithelsen. Zur Not werden sie es schon ermachen." So plauderten sie von der Heimat. Nahezu ängstlich aber vermied es Christian Neuner, von Rosl zu sprechen. Man hätte es dem urwüchsigen Bärenmenschen kaum zutrauen mögen, daß er noch nicht vergessen und das Bild der schmucken Müllerstochter aus deni Herzen hatte reißen können. Und Balthasar war nicht ! der Mann, sich als Sieger aufzuspielen . . . Im Heimatdörfchen der beider, war es inzwischen still ge worden. Alle wehrfähigen Männer hatten den, Rufe des Kaisers > gehorcht, und die Sommerfrischler waren eiligst heimgereist. Auch