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«nuer 112 Dienstag, 16 Mai 1916. 70. Jahrgang. DkrSiHlWLrMer Mschofswesdaer Tageblatt Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen ^auptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit (846. Telegr.-Adresse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Köln, 14. Mai. Ein offenbar auf amtliche Auskunft be ruhendes Berliner Telegramm der „Kölnischen Zeitung" meldet: Es sind Vorbereitungen im Gange, deren Ziel die völlige Vereinheitlichung aller auf die Volksernährung be züglichen Maßnahmen ist. Diese Vereinheitlichung wäre im Kern so zu denken, daß die Handhabung der gesamten Maß- -nahmen an eine einzige Persönlichkeit übertragen wird, von deren zielbewußter Tatkraft man die rücksichtslos ftraff« Durchführung der ihr zu übertragenden umfassenden Aufgaben erwarten kann. Man wird' wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß die Entscheidung -darüber bereits in den nächsten Tagen erfolgen wird. Gin Eingreifen Bayerns Bon gut unterrichteter parlamentarischer Seite in Berlin uvird uns geschrieben: Die Veränderungen im Reichsamte des Innern stehen in diAktem Zusammenhangs mit dem Be suche des Grafen Hertling in Berlin, der im persön - tichen Auftrag des Königs von Bayern zur Besprechung über die unbedingt erforderliche Abstellung der Mißstände in derNahrungsmitteloersorgung inBerlin weilte. „Warum ist das nicht Längst geschehen? In einem anderen, ebenfalls aus Btrlin stammenden Telegramm der „Köln. Ztg." wird das bisher beliebte Zö gern der Regierung folgendermaßen zu entschuldigen ver sucht: Die nunmehr vorhandene Gewißheit, daß der längst ins Auge gefaßte Schritt einer völligen Zentralisierung aller die Versorgung mit Nahrungsmitteln betreffenden Maßnahmen durch Übertragung der Handhabung dieser sämtlichen Maß nahmen an eine Persönlichkeit, der damit ganz außerordent lich weitgehende Befugnisse zusallen, bevorsteht, läßt über dem erleichterten „Endlich" vielleicht die Entwicklungsge schichte dieses wichtigsten Schrittes, der bisher auf diesem Ge biete getan wurde, übersehen. Man ist geneigt, zu fragen: „Warum ist das nicht längst geschehen?" und vergißt darüber, daß es bis zu dieser voll kommenen Vereinigung der den Bundesstaaten zustehenden Befugnisse in einer Hand, also der Krönung eines Gebäudes, zu dem im Laufe der Kriegsentwicklung Stein um Stein her beigetragen wurde, galt, Widerstände und staatsrechtliche Be denken zu überwinden, die erst schwächer wurden» als es sich herausstellte, daß ein solch ungewöhnlicher Schritt im Inter esse der Durchführung der gemeinsamen großen Aufgaben unumgänglich nötig war, als sich der Segen des Überganges vom freien in den gebundenen Verkehr mit Nahrungsmitteln so zwingend herausstellte, daß alle Bedenken davon ver stummten. Damit soll durchaus nicht geleugnet werden, daß es fach lich besser wäre, man hätte diesen Schritt früher getan. Es soll nur darauf hingewiesen werden, daß solche Maßnahmen eine Entwicklungsgeschichte haben, deren einzelne Studien durchgemacht werden müssen. Blickt matt auf die Entwick lung zurück, so stellt sich der nunmehr erfolgende letzte Schritt als ein beklagenswert später dar, aber die rückschauend« Be trachtung wird weder den Erfahrungen gerecht, die zu machen, noch deü Schwierigkeiten, die zu überwinden waren. Man darf bestimmt annehmen, daß die Persönlichkeit, der diese geschichtlich unerhörte Aufgabe übertragen wird, auf der Höhe der Berwaltungskunst und der nötigen Eigen schaften des Charakters steht. Denn was in dieser Stellung geleistet wird, das hängt ganz von der Persönlichkeit ab. Daß die neue Maßregel mit dem Ausscheiden des Staatssekretärs zusammenfällt, ist, wie wiederholt sein möge, Zufall. Die Walffmeldung gibt die Gründe des Rücktritts Delbrücks mit -der Genauigkeit eines ärztlichen Gutachtens an. Berlin, 15. Mai. (Privattel.) Wie alle Blätter, be schäftigt sich auch der „Berliner Lokalanz." mit der als nah« bevorstehend bezeichneten Entscheidung über die Einrichtung einer Reichsbehörde, der die wichtige Aufgabe der Lebens mittelverteilung über das ganze deutsche Reich übertragen werden soll. Die neue Behörde soll keineswegs mit diktatori scher Gewalt ausgestattet werden, sondern von den Be schlüssen des Bundesrats abhängig sein. An ihrer Spitze würden eine oder zwei einander nebengeordnete Persönlich keiten stehen, die mit unbeschränkten Befugnissen für die Durchführung der Beschlüsse des Bundesrates versehen sein sollen. Sollte die Leitung der Behörde doppelköpfig werdezn, so würde sie wohl einem General und einem Zivilbeamten zufallen. Eine an leitender Stelle stehende Persönlichkeit äußerte sich dahin, daß ohne Zuhilfenahme des Belagerungs zustandes eine durchgreifende Reform einfach nicht mög lich sei. In der „Kreuzztg." heißt es: man scheine sich also end lich an maßgebender Stelle zur Errichtung einer Lebensmit- teldiktatur entschlossen zu haben, in der Einsicht, daß eine solche straffe und energische Zentralisierung die Abstellung der vorhandenen Übelstände am sichersten erscheinen lasse. U-Boot-Erfolge im April Berlin, 14. Mai. (W. T. B. Amtlich.) I« Mona« April ISIS sind SS feindliche Handelsschiffe mit rund 225 000 Bruttoregiflerkoanen durch deutsche und österreichisch-unga rische Unterseeboote versenkt oder durch Minen verloren ge gangen. Der Lhef de» Admiralstabs der Marine. Der Tagesbericht vom Sonntag. Große» Hauptquartier, 14. Mai. (W. T. B. Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Ein Erkundungstrupp drang am Ploegsteerl-Wald (nördlich Armentieres) in die feindliche zweite Linie ein, sprengte einen Mineuschachk und kehrte mit zehn gefangenen Engländern zurück. Zn der Gegend von Givenchy-en-Gohelle fanden Minen sprengungen in der englischen Stellung und für uns er folgreiche Kämpfe um Graben und Trichter statt. Auf dem westlichen Maasufer wurde ein gegen die Höhe 304 unternommener französischer Handgranatenangriff ab gewiesen. Die gegenseitige Artillerietätigkelt auf beiden Maasufern war lebhaft. östlicher Kriegsschauplatz: Seine besonderen Ereignisse. Balkau - Kriegsschauplatz: Feindliche Flieger, die auf Mirovca und Doiran Bom ben abwarfen, wurden durch unser Abwehrfeuer vertrieben. Oberste Heeresleitung. Bericht des österreichisch-ungarischen Generalstabs. Wien, 14. Mai. (W. T. B.) AmMch wird verlautbart: Russischer »ud Südöstlicher Kriegsschauplatz: Nicht» von Bedeutung. Italienischer Kriegsschauplatz: Auf der Hochfläche von Doberdo wurde nacht» ein hef tiger Handgranatenangriff der Italiener westlich vo» San Martino nach hartnäckigem Kampf abgewiesen. Sonst war die Gesechtskätigkeit gering. Der Stellvertreter de» Lhef» des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschalleutnant. Die deutsch-amerikanische Entspannung. G Die Antwort des amerikanischen Präsidenten auf die Note der deutschen Regierung hat den allgemeinen Erwar tungen entsprochen. Wilson hat das seiner Forderung ge mäße deutsche Anerbieten, den U-Bootkrieg künftig den vor dem großen Kriege gültigen Grundsätzen des Völkerrechts entsprechend zu führen, angenommen und die deutsche Re gierung in seiner höchstmögenden Weise ermahnt, nun auch das gegebene Versprechen hübsch zu halten. Da das deutsche Ersuchen, nun auch England zur Beobachtung des Völker rechtes auzuhalten, keine Bedingung darstellte, an deren Er füllung das deutsche Versprechen geknüpft war, — dies wurde von der „Köln. Ztg." offiziös ausdrücklich betont, — so hat es der Präsident in richtiger Einschätzung der Lage für un nötig gehalten, darauf weiter einzugehen. Das, was er er reichen wollte, ist ja ohne dies über sein eigenes Erwarten hinaus erfüllt worden: Der deutsche U-Bootskrieg wird wäh rend der Dauer des großen Krieges nach den Regeln, die vor dem Ausbau dieser Waffe im Seekriege Geltung be saßen, geführt werden, und damit faktisch und praktisch er ledigt sein. Dadurch ist der Zustand wieder hergestellt, der schon im vorigen Herbst nach dem „Lusitania"-Falle geschaf fen worden war, aber durch die deutsche Regierungserklärung über den Krieg gegen bewaffnete Handelsschiffe vom Fe bruar d. I. geändert werden sollte. Über die Beilegung der deutsch-amerikanischen Zwistig keiten wegen des Tauchbootkrieges herrscht zweifellos insofern allgemeine Zufriedenheit, als dadurch dem endlosen, unfrucht baren Hin und Her des deutsch-amerikanischen Notenwechsels mit seinen für ein Nationalbewußtsein schier unerträglichen Begleiterscheinungen ein Ende gemacht worden ist. Und da die deutsche Regierung zu der Überzeugung gelangte, daß der Tauchbootkrieg, auch wenn er, wie bisher, nur in be schränktem Umfange durchgesührt würde, zu unerwünschten Verwicklungen mit der Union führen müsse, und die Entschei dung in diesem Sinne endgültig gefallen ist, so bleibt nichts anderes übrig, als unter Zurückstellung nationaler Wünsche und Hoffnungen sich zu bescheiden. Dies geschieht vielfach gewiß nur schweren Herzens. Ein Teil des Freisinns, der sich mit den Anschauungen der bekannten Berliner „Kaiser- Hof-Stammtische" identifiziert, sowie die Sozialdemokratie atmet allerdings erleichtert auf, und gar der „Vorwärts" vermag seinen Triumpf darüber, daß die Entscheidung der deutschen Regierung völlig den programmatischen Forde rungen der Liebknecht-Minderheit entspreche, nicht im Busen bewahren. Auch die Offiziösen aller Schattierungen sind natürlich über das Ergebnis entzückt, da nunmehr doch eine gewisse Sicherheit darüber besteht, daß mit England, dem geliebten Sohn Absalom, künftig fein glimpflich verfahren werden wird. Der „Tag", der auch zu dieser Kategorie gehört, be nutzte die Gelegenheit, um sich seines latenten Hasses gegen die Regierung, den er aus opportunistischen Rücksichten ge wöhnlich sorgsam zu bemänteln pflegt, zu entledigen, und dem verflossenen Staatssekretär des Reichsmarineamtes den bekannten Eselsfußtritt zu versetzen. Dies ist noch jedem Staatsmann^ der von seinem Amte scheiden mußte, von dem Regierungsorgane in der Zimmerstraße widerfahren, und das wird Herrn von Tirpitz nicht weiter aufregen. In dessen wird er auch sachlich mit einigen Anwürfen bedacht, auf die eine'Antwort erforderlich erscheint. Es wird ihm und anderen im „Tag" vorgeworfen, es sei ein schwerer Feh- ler gewesen, zu Beginn des Jahres 1915 den U-Bootshan- delskrieg mit großen Worten anzukünden und der jungen Waffe Erfolge vorzuschreiben, die sie nicht erringen konnte." Das heißt denn doch die Dinge geradezu auf den Kopf stel len. Denn daß der U-Bootkrieg nicht die erwarteten Erfolge zu verzeichnen hatte, war lediglich eine Folge der Einschrän kungen, denen er aus politischen Gründen unterworfen wurde. Diesem Umstan: ist u. a. mch Wediggen zum Opfer gefallen. Wie sachlich und klar übrigens der frühere Reichs- marinechef die Chancen des Unterseebootskrieges in Vergon- Wöchentttche Beilagen: Der Sächsische Landwirt und Illustriertes Sonntagsblatt. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be- »preis ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bei Abholung der Geschäftsstelle monatlich SO Pfg., vierteljährlich 1 Mk. SO Pfg., bei Zustellung ins Haus monatlich 67 Pfg., vierteljährlich Mk. 2.—; am Poftschalter abgeholt 1 Mk. 80 Pfg.; durch die Post frei ins Haus vierteljährlich 2 Mk. 22 Pfg., Bestellungen werden angenommen in der Geschäftsstelle Altmarkt IS, sowie bet den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Nummer der Zeitungsliste SS87. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Grundzeile (Zlm. Moste 23) oder deren Raum 18 Pfg., örtliche Anzeigen 12 Pfg. Reklame teil (Zlm. Masse 17) 40 Pfg- die Sgespaltene Zeile. Bei Wieder holungen Rabatt nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeige« die gespaltene Zeile 40 Pfg. — Beilagen: Das Tausend Mk. 7.—. Erfüllungsort Bischofswerda. Reichsbehördliche Lebensmittelverteilungsstelle. Rücksichtslose straffe Durchführung